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Franz Kafka - Die Verwandlung - Referat



Franz Kafka
Die Verwandlung






Die Fabel „Die Verwandlung“ von Franz Kafka zählt wohl unumstritten zu den bekanntesten Werken der Weltliteratur.

Das Buch handelt von dem pflichtbewussten Handelsreisenden Gregor Samsa, der für das Wohlergehen seiner Familie, bestehend aus seinen Eltern und seiner Schwester Grete, sorgt. Das Zusammenleben und der Familienfriede werden jedoch gestört, als Gregor sich eines Morgens „in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“ findet.

Umso befremdlicher die Geschichte ist, desto „normaler“ ist die Art und Weise, wir Kafka an sein Werk herangeht und es verfasst hat.
Es finden sich natürlich viele expressionistische Merkmale, wie zum Beispiel die reell geschilderte „Wirklichkeit“. Auch typisch für diese Stilepoche ist die Lust des Autors an einer etwas makaberen Ausdrucksweise, die sich vor allem bei den Beschreibungen des Käfers befinden.
Weiters liest sich das Werk teilweise als eine Anleitung zu einem Stummfilm, die zur Entstehung des Werks 1915 gerade aktuell wurden. Als Beispiel sei hier die Szene mit em Prokuristen angeführt, als er den verwandelten Gregor sieht. Doch auch übertriebene Gestikulationen der Handelnden, wie man sie auch in Charlie Chaplin Filmen findet, werden dargestellt („Auch hatte das Dienstmädchen -... – kniefällig die Mutter gebeten, sie sofort zu entlassen, und als sie sich eine Viertelstunde danach verabschiedete, dankte sie für die Entlassung unter Tränen,...“).
Der Leser findet im Werk auch einen Stilbruch, den die gesamte Geschichte wird bis zum Tode Gregors aus dessen Sicht geschildert, danach stellt es sich jedoch heraus, dass es noch einen allwissenden Erzähler gibt, der die Handlung zu einem Ende bringt.

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als ältestes Kind des Kaufmanns Hermann Kafka und seiner Ehefrau Julie in Prag geboren. Eigentlich führte er zeitlebens eine eher ereignislose Existenz; Erst nach seinem Tod veröffentlichte sein bester Freund Max Brod entgegen seinem letzten Willen einige seiner Werke und verhalf ihm damit zu Weltruhm. Darunter befand sich unter anderen auch „Der Brief an den Vater“, aus dem das schwierige Verhältnis zwischen Kafka und seinem Elter hervorgeht.
Auch in „Die Verwandlung“ greift Kafka diesen Umstand auf lässt Gregor Samsa auf große Ablehnung seitens seinen Vater stoßen, die schlussendlich soweit reicht, dass das Familienoberhaupt den Käfer mit einem Apfel tödlich trifft.



Doch wie kommt es so weit?
Gregor Samsa ist Junggeselle und führt ein mühseliges und ereignisloses Leben im Kreise einer kleinbürgerlichen Familie. Eines Morgens wacht er auf und bemerkt, dass er sich in einen Käfer verwandelt hat. Seine Eltern, die schon vom Prokuristen über Gregors Verspätung informiert wurden, erkundigen sich sogleich nach ihm. Außer ein paar Tierlauten ist er jedoch nicht im Stande etwas von sich zu geben. Mit großer Mühe schafft er es dann die von innen versperrte Tür zu öffnen und wird sogleich mit den von Entsetzen verzogenen Gesichtern seiner Familie und seines Arbeitgebers konfrontiert.
Der Vater ergreift sogleich die Initiative und treibt Gregor in sein Zimmer zurück und weigert sich sich noch in irgendeiner Weise mit ihm auseinander zusetzen. Auch die Familie sieht sich jetzt mit einer neuen Situation konfrontiert, denn der einzige Geldverdiener ist arbeitsunfähig geworden. Und obwohl der Verwandelte starke Zweifel hatte, dass seine Familie diese Situation meistern kann, schafft sie es mit viel Mühe. Dies hat zur Folge, dass Grete, die sich anfangs noch um den neuen Gregor gesorgt hat, sich immer weniger um ihn kümmert und ihre Aufgabe mit immer größerem Widerwillen erfüllt. Schließlich wird das Zimmer des Ungeziefers nur mehr als Rumpelkammer benutzt, Gregor also einem Stück Müll gleichgesetzt.
In einer privaten Besprechung wird dann beschlossen „Es“, den Käfer, loszuwerden und der Vater setzt diesen Beschluss in die Tat um.

Die unglaubliche Wirkung von „Die Verwandlung“ erzielt Franz Kafka durch die Konfrontation des Außergewöhnlichen mit dem ganz normalen Leben.
Schon der erste Satz irritiert den Leser durch den krassen Kontrast zwischen der Aussage und der Banalität der Erzählweise. Diese Irritation verstärkt der Autor noch, indem er bewusst darauf verzichtet noch weiter auf die Ungeheuerlichkeit einzugehen. Es handelt sich um eine Tatsache, die nicht mehr weiter hinterfragt wird, der Leser jedoch wartet während des gesamten Handlungsverlaufes auf eine Erklärung. Dies erhöht natürlich die Aufmerksamkeit beim Lesen, doch eine Auflösung findet der Konsument trotzdem nicht.
Auch Gregor findet keine Erklärung für seine Verwandlung und obwohl er mit seiner neuen Situation umgeht, als wäre sie das Normalste der Welt, hält er sie für einen Zustand von kurzer Dauer („Er war gespannt, wie sich seine heutigen Vorstellungen allmählich auflösen würden“).
Dass seine Veränderung jedoch keineswegs nur ein Traum ist, bestätigt zum einen die Aussage: „Es war kein Traum“, zum anderen verhält sich Gregor tatsächlich bis ins letzte Detail wie ein Käfer, der es noch nicht gewohnt ist, ein Käfer zu sein. Auch die Reaktionen der Familie und des Prokuristen, sowie das zweite Aufwachen, bekräftigen die Richtigkeit des Erzählten.
Doch kann die Verwandlung des Menschen in die Tiergestalt nicht auch als ein Wesensverlust angesehen werden? Das lässt der Text selbst nicht zu, denn auch wenn sich sie Familie ob des merkwürdigen Geschehnisses entsetzt zeigt, so sieht sie Gregor immer noch als Sohn beziehungsweise Bruder an. Erst im späteren Verlauf der Erzählung verblasst diese Vorstellung, am klarsten geht dies
natürlich hervor, als die Schwester den Vater auffordert, „Es“ zu töten (Grete: „Du musst bloß den Gedanken loswerden, dass es Gregor ist. Dass wir es so lange geglaubt haben, das ist ja unser eigentliches Unglück.“). Auch der Verwandelte selbst leidet nicht unter einem Identitätsverlust, denn es bleibt ihm sein menschliches Bewusstsein. Angesichts diesen Umstandes lässt sich schließen, dass bei Kafka eine Trennung zwischen Mensch und Tier nicht mehr besteht.
Nun da Gregor ein Käfer ist, drehen sich sein Gedanken jedoch nicht darum, wie er sich aus seinem Käfer-Dasein wieder befreien kann, er verhält sich eigentlich weitgehend passiv („Und ein Weilchen lang lag er ruhig mit schwachem Atem als erwarte er vielleicht von der völligen Stille die Wiederkehr der wirklichen und selbstverständlichen Verhältnisse“). Der Handelsreisende sorgt sich vielmehr darum, wie er seine Verspätung wiedergutmachen kann. Somit denkt, redet und fühlt er nicht anders als vorher, was für den Leser natürlich unverständlich ist.
Doch wie sah sein vorheriges Leben eigentlich aus?
Eine Antwort auf diese Frage gibt die Mutter in Gegenwart des Prokuristen: „Wie würde den Gregor sonst seinen Zug versäumen! Der Junge hat nichts im Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, dass er abends niemals ausgeht; jetzt war er doch acht Tage in der Stadt, aber jeden Abend war er zu Hause. Da sitzt er bei uns am Tisch und liest still die Zeitung oder studiert Fahrpläne. Es ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt.“
Der Text selbst verrät nichts über Gregors früheres Leben, außer, dass sein Beruf eine große Stellung in seinem Leben eingenommen hat. Dies wird allerdings keineswegs durch eine große Pflichtauffassung begründet, sondern eher durch einen inneren Widerstand gegen diese Arbeit. Er führt sie nur aus, um seine Familie zu ernähren („Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhielte, ich hätte längst gekündigt, ich wäre vor meinen Chef hingetreten und hätte ihm meine Meinung vom Grund des Herzens aus gesagt.“).
Kafka ist nicht der Erste, der sich mit der Verwandlung in Tiere befasst. Schon in der griechischen Mythologie, wo Zeus allerlei Tiergestalten annahm, ob in Goethes „Faust“ oder bei E.T.A. Hoffmann ging es um Metamorphosen, die jedoch immer mit dem Übernatürlichen in Zusammenhang gebracht wurden.
Bei Kafka fehlt dieser Aspekt gänzlich. Doch gerade dadurch und durch den direkten Einstieg gelingt ihm dieser beeinruckende Kontrast zwischen dem Alltagsleben und dem Außergewöhnlichen besonders gut. Und darin liegt Kafkas Intention: Das Normale kann nur durch mit Hilfe etwas Anormalen distinguiert und dargestellt werden.
Dabei ist die Lust des Autors am Grotesken und an der schonungslosen Darstellung von Gestank und Ekel („... er lag schief in der Türöffnung, seine Flanke war ganz wundgerieben, an der weißen Tür blieben hässliche Flecken,...“) unübersehbar.

Schwer tut sich der Leser, wenn er versucht den Roman in einen biographischen Zusammenhang einzubinden. Natürlich ist die Familienkonstellation bei den Kafkas und den Samsas sehr ähnlich und auch der Literat selbst fand sich immer wieder im Clinch mit seinem Vater, doch es ist nur schwerlich vorstellbar, dass Kafka seine eigene Geschichte erzählt. Selbsterlebtes fließt bis zu einem gewissen Teil in das Werk eines jeden Schriftstellers.

An Aktualität kann „Die Verwandlung“ nicht verlieren, da es sich um ein zeitloses Buch handelt, dass kein bestimmtes Vorwissen zu einer Kulturepoche erfordert.
Doch wird dem Leser durchaus eine Botschaft ermittelt, indem Gregor Samsa erst nach seiner Verwandlung die Sinnlosigkeit seines früheren Lebens einsieht. Die Verwandlung war also nicht nur eine Körperliche. Und vielleicht sollten auch wir uns öfter mal fragen, für was oder wen wir uns unser ganzes Leben abplagen, wenn es doch manchmal auch ohne uns geht. Wir sehen uns jedoch leider immer im Mittelpunkt aller Dinge, ohne uns kann doch eigentlich gar nichts funktionieren, oder?
Das kann es jedoch sehr wohl und die Einsicht dessen, ist der erste Schritt zu einer Verbesserung unserer Lebensqualität. Wenn wir einmal aufhören würden, uns immer nur Sorgen zu machen und Angst zu haben, vor Dingen die unabwendbar sind, könnten wir die dadurch gewonnene Energie verwenden, um tatsächliche Probleme zu meistern. Und die sind ohnehin mit einer positiven Lebenseinstellung meist viel kleiner als wir dachten.
Summa summarum ist Kafkas Werk damit vielleicht nicht nur eine fantastische, aber reelle Erzählung, sondern auch ein Wink, dass wir unser Leben ein bisschen verwandeln.




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