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Ersatzteile für den Menschen - Referat



Ersatzteile für den Menschen

Die moderne Medizin hat schon viele Kranke ins Leben zurückgeholt, die früher ihren schweren Krankheiten und Verletzungen erlagen. Durch Transplantation von Organen kann Leben gerettet, verlängert und verbessert werden. Viele Menschen haben seit der Geburt aber auch nach einem Unfall nicht voll-funktionelle Organe, dass heißt sie sind von Geräten oder medizinischen Therapien abhängig. Die lebensnotwendige Abhängigkeit von Apparaturen bedeutet für die Betroffenen und ihre Familien eine große Belastung. Eine berufliche Tätigkeit ist zwar meistens möglich, aber im Vergleich zu einem Gesunden stark eingeschränkt. Eine Behandlung erfordert die ständige Einhaltung von Regeln. Spontane Aktivitäten sind daher kaum möglich. Außerdem können weitere gesundheitliche Probleme auftreten. Um nun das Leben eines solchen Menschen zu erleichtern kommt oft als letzter Ausweg nur noch eine Organtransplantation in Frage.
Trotz des großen Fortschritten in der Medizin ist es nur möglich bestimmte Organe zu transplantieren. Diese wären:



- Herzen
- Lungen
- Lebern
- Nieren
- Bauchspeicheldrüsen
- Darm


Bei der Allotransplantation, einer Transplantation zwischen Individuen eines Spezies, gibt es zwei verschiedene Arten:



a) Lebendspende:
Es gibt nur zwei Organe die ein Lebender spenden kann, das sind die Niere und die Leber.
Niere: Diese Art der Organspende bringt viele Vorteile: nur ausdrücklich gesunde Nieren von gesunden Spendern werden akzeptiert und die Organtransportzeiten entfallen ebenfalls.

Leber: Lebertransplantationen von Lebendspendern sind Dank der Teiltransplantationschirurgie möglich, bei der nur ein Teil des Organs vom Spender entnommen wird. Diese Art von Transplantation ist äußert kompliziert, riskant und oft der letztmögliche Ausweg. Diesen Weg geht man vor allem bei Kindern, die an schweren Lebererkrankungen leiden.

Erklärt sich nun ein Mensch zur Lebendspende bereit, so wird mit einer Blutuntersuchung grundsätzlich die Möglichkeit einer Organübertragung zwischen Spender und Empfänger geklärt. Alle Kosten für eine Lebendspende, auch die der Voruntersuchungen, trägt dabei die Krankenkasse des Empfängers. Ist die Transplantation möglich, folgen weitere ausführliche Untersuchungen des Spenders, um eine Gefährdung des Spenders auszuschließen.
Gemeinsam kann dann ein geeigneter Termin für die Operation gefunden werden. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes ist abhängig von der Technik der Organentnahme.

b) Organentnahme bei Toten
Bestimmte Organe sind für den Menschen lebensnotwenig und können deshalb nicht lebend gespendet werden.

Die Organe eines Toten dürfen ausschließlich Menschen entnommen werden, die in eine Organspende eingewilligt haben. Es ist jedoch auch möglich, die Organe zu entnehmen, wenn die Angehörigen einwilligen, es sei denn der Tote hat ausdrücklich beteuert, dass er seine Organe nicht spenden will.

Voraussetzungen für beide Varianten ist aber dennoch das Einsetzten des Hirntodes. Die modere Medizin bietet zwar schon viele Möglichkeiten einen Menschen das Leben zu verlängern. Trotz aller Bemühungen können die Ärzte auch heute nicht immer verhindern, dass die Gehirntätigkeit versagt. In diesen Fällen kann an eine Organentnahme gedacht werden. Dafür muss der Kreislauf aufrecht erhalten werden, denn für eine Transplantation müssen die Organe wie die Niere, Herz, Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse durchblutet sein. Die Entnahme von Gewebeteilen wie Haut, Gehörknöchelchen und Augenhornhaut kann dagegen auch nach dem Herzstillstand erfolgen.
Vor jeder Organentnahme müssen zwei Ärzte (Neurologe und Intensivmediziner), die nichts mit der beabsichtigten Transplantation zu tun haben, den Hirntot diagnostizieren und dokumentieren. Der Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen bedeutet den Verlust des Bewusstsein und der Kontrolle über die Körperfunktionen. Als Nachweis für den Eintritt des Hirntodes gelten folgende medizinische Kriterien:


- Tiefe Bewusstlosigkeit
- Ausbleiben selbstständiger Atmung
- Keine Pupillenreaktion auf Lichtreize
- Fehlen jeglicher Hirnstammreflexe (z.B. Schmerzreaktionen)
- Verlöschen der Hirnstromkurve (Null-Linie)


Von jährlich 900.000 Verstorbenen kommen nach medizinischen Kriterien und Alter nur etwa 5.000 für Organspenden in Frage. Liegt eine Erlaubnis zur Organentnahme vor (entweder vom Spender selbst, oder von seinen Angehörigen), werden die vorgesehenen Organe von einem Ärzteteam entnommen und bis zur Transplantation konserviert. Einem Spender können mehrere Organe herausoperiert werden.
Gleichzeitig werden vom Verstorbenen Blut- und Gewebeproben entnommen und auf Blutgruppe und gewebetypische Merkmale untersucht. Die erhobenen medizinischen Daten werden an eine Transplantationsdatenzentrale weitergeleitet. Dort werden per Computer die Organempfänger übermittelt, bei denen auf Grund ihrer Blutgruppe und Gewebemerkmale die größten Aussichten auf eine erfolgreiche Transplantation bestehen.
Sobald der mögliche Organempfänger bekannt ist, wird das konservierte Spendeorgan schnellstmöglich in der nächstgelegene Transplantationszentrum gebracht. Gleichzeitig wird der Empfänger benachrichtigt. Vor der Transplantation wird sein aktueller Gesundheitszustand überprüft.
Nach geglückter Transplantation erhält der Empfänger Immunsuppressiva, die die Abstoßungsreaktionen unterdrücken sollen.


Der Hirntod
Der Hirntod stellt ethisch gesehen, das Zentrum der Probleme dar. Und er zeigt, wie die Medizintechnik begonnen hat, in kulturelle Traditionen einzugreifen.
Anhänger und Gegner des Hirntodkonzeptes stimmen darin überein, dass ein zweifelsfrei diagnostizierter Ausfall aller messbaren Hirnfunktionen einen Punkt im Prozess des Sterbens markiert, von dem ab es nach medizinischer Erkenntnis keine Rückkehr ins Leben mehr gibt. Diese Diagnose hat für die meisten der Streitenden deshalb noch eine andere Bedeutung: Nach dieser Diagnose kann die künstliche Beatmung eines Menschen beendet werden, um ihn seinem Sterben zu überlassen.
Doch es ist zu beobachten, wie sich mit der Ausweitung der Transplantationsmedizin die Tendenz durchgesetzt hat, den Ausfall aller messbaren Hirnfunktionen als das Ende des menschlichen Lebens anzusehen. Alle noch vorhandenen Vitalfunktionen werden dementsprechend nicht mehr als Lebenszeichen, sondern nur noch als postmortale Reflexe bewertet.
Der große Unterschied zwischen denen, die um den ,,Hirntod" streiten, lässt sich so auf den Punkt bringen:
Die einen sehen im ,,Hirntod" ein sicheres Todeszeichen, das berechtige, den Totenschein auszustellen und davon zu spreche, dass die benötigten Organe Toten entnommen werden - auch wenn deren Kreislauf künstlich am Leben erhalten wird.
Die anderen sprechen erst dann vom Tod des Menschen, wenn das Gehirn als einzelnes Organ abgestorben ist. Menschliches Leben beginne, ohne dass das Gehirn bereits ausgebildet ist, und deshalb sei es unbegründet, den Untergang des Gehirns mit dem Tod des Menschen und seiner Person gleichzusetzen. Das irreversible Koma sei kein Todeskriterium, sondern ein Kriterium dafür, dass das Sterben eines Menschen nur noch hinausgezögert, aber nicht mehr abgewendet werden könne.
Auch die Kirche mischt beim Streit um den Hirntod kräftig mit.
Die Gleichsetzung menschlichen Personseins mit dem messbaren Funktionieren von Gehirnaktivitäten folgt einem Menschenbild, das von technischen Tegelkreismodellen geprägt wird und die Person des Menschen auf das Gehirn als Steuerungs- und Integrationsaggregat im Leib reduziert. Dadurch werden Gehirn und Körper des Menschen definitorisch voneinander getrennt und qualitativ voneinander unterschieden. Der Glaube hält demgegenüber an der leibseelischen Ganzheit des Menschen fest. Denn der Mensch hat nicht einen Leib und eine Seele und innerhalb des Leibes Organe, die sich vom Menschsein als nicht dazugehörig abtrennen ließen. Sondern der Mensch ist die komplementäre Ganzheit aus Leib und Seele samt allen Gliedern und Organen. Im Verständnis des Glaubens hat der Mensch sein Leben von Gott, der das Leben selbst ist. Redet der Glaube von der Seele des Menschen, so redet er davon, dass der Mensch personales Gegenüber zu Gott ist. Seele ist nicht an einem einzelnen Organ festzumachen.
Auch die theologische Ethik kann nicht beweisen, dass ,,hirntote" Menschen noch etwas empfinden, Sie sieht aber keinen zwingenden Grund dafür, die an ,,Hirntoten" beobachtbaren Lebenszeichen nicht als solche ernstzunehmen. Das Leben, das durch künstliche Beatmung erhalten wird, ist das eine Leben, das jeder als Gabe Gottes hat. Die Frage, wie lange es künstlich erhalten werden soll oder darf, berührt die Würde des Menschen. Es gibt auf sie keine einfachen Antworten.
Eine christliche Ethik kann aber in diesem Zusammenhang nicht übersehen, dass Organtransplantation dazu dienen kann, Leben zu retten oder die dauerhafte Abhängigkeit von gravierenden medizinischen Eingriffen zu überwinden. Der ethische Konflikt, um den es geht, ist daher der Konflikt zwischen dem Interesse, das Leben eines anderen zu erhalten, und dem Interesse, die Würde Sterbender zu wahren. In diesem Konflikt kann es ein Zeichen der Liebe zum Mitmenschen sein, das Organentnahme zugunsten eines anderen zuzustimmen. Aber ein Zeichen der Liebe bleibt eine solche Zustimmung nur, wenn sie freiwillig gegeben wird. Jede Form des Zwangs würde ihr den Charakter der Tat der Liebe gerade nehmen.

Organmangel
Obwohl die Transplantationsmedizin heute zur Routine geworden ist und die Lebenserwartung nach einer erfolgreichen Transplantation hoch ist, wird der herrschende Mangel an menschlichen Spenderorganen vielen zum Verhängnis.
Aufgrund des chronischen Organmangels wachsen die Wartelisten für Spendeorgane stetig um 10-15% pro Jahr an, währenddem die Zahl der Spender und Spenderinnen stagniert oder gar abnimmt. Verschiedene Faktoren zeigen sich für die gravierende Organknappheit verantwortlich: Unter anderem reduzierten verstärkte Sicherheitsmassnahmen im Straßenverkehr, wie Sicherheitsgurte und Airbags in Fahrzeugen und das Helmobligatorium für Motorradfahrer und -fahrerinnen, die Zahl der Verkehrsopfer und damit die Zahl an möglichen Organspendern. Zusätzlich hat auch die kontroverse Debatte zum Thema Hirntod zu einem allgemeinen Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Organentnahme geführt.

Organverteilung
Der Bedarf an Spenderorganen ist sehr viel größer als die Anzahl der Transplantationen. Die Entscheidung, wer auf eine Warteliste kommt, ist vor allem vom Gesamtzustand des kranken abhängig. Ein Kriterium ist, ob die Transplantation einem Patienten noch nützt oder ob sie eher eine Verlängerung des Leidensprozesses bedeutet. Ob ein Wartender dann tatsächlich den erlösenden Anruf erhält, ist im wesentlichen davon abhängig, ob sich ein Organ findet, das möglichst gut zu ihm passt, so dass die Abstoßungsreaktion in Grenzen gehalten werden kann.
Bestimmte Strukturen auf der Zelloberfläche der transplantierten Organe sind bei Spender und Empfänger verschieden. Wie gegen Mikroorganismen, die der Körper als fremd erkennt, wird auch gegen diese Strukturen, sogenannte Transplantationsantigene, eine Immunantwort eingeleitet. Folge ist, dass der Transplantat nicht anwächst, sonder abstirbt. Außer zweieiigen Zwillingen gibt es keine zwei Individuen, die einen identischen Satz von Tranplantationsantigenen besitzen.
Gespendete Organe sollen denjenigen Patienten transplantiert werden, die sie am dringendsten benötigen und bei denen die Erfolgsaussichten am größten sind. Daher werden die Daten der potentiellen Empfänger länderübergreifend gespeichert. So betreibt Eurotransplant in der niederländischen Stadt Leiden eine zentrale Datensammelstelle für die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich und Deutschland. Lebend-Spenden, die nur bei den paarigen Nieren möglich sind, unterliegen in Deutschland strengen Auflagen. So müssen Spender und Empfänger nahe verwandt sein.

Organspende
Wenn bei einem Patienten auf der Intensivstation nun der Hirntod diagnostiziert worden ist, meldet dies ein Arzt dem zuständigen Transplantationszentrum. Alle Krankenhäuser sind einem solchem Zentrum zugeordnet.
Es wird unter anderem geprüft, wie gesund die Organe des Hirntoten sind. Außerdem erfolgen Blutgruppenbestimmungen, eine HLA-Gewebetypisierung sowie eine Virusdiagnostik. Nicht in Frage für eine Organentnahme kommen zum Beispiel Patienten mit einer HIV-Infektion, mit Sepsis oder Intoxikationen.
Eignet sich der Patient als Organspender, erfolgt die Anmeldung bei Eurotransplant in Leiden in den Niederlanden. Alle Organe, die in diesen Ländern transplantiert werden, werden heute über Eurotransplant verteilt.
Die Organe werden nach verschiedenen Kriterien verteilt. Berücksichtigt werden die Gewebeverträglichkeit zwischen Spender und Empfänger, die Wartezeit des Empfängers, die Entfernung zwischen dem Spender- und dem Empfängerzentrum sowie eine nationale Import-Export-Bilanz.
Die Entfernung zwischen dem Spender- und dem Empfängerzentrum sollte außerdem nicht zu groß sein, um die Ischämiezeit des Spenderorgans möglichst unter 20 Stunden zu halten.
Bei Patienten, die dringend ein Organ benötigen, etwa solchen mit akutem Leberversagen, wird dies bereits bei der Anmeldung des Organempfängers bei Eurotransplant vermerkt. Der Empfänger hat dann die höchste Priorität bei der Verteilung von Organen. Die schnellste Transplantation bei einem Patienten ist bereits vier Stunden nach der Anmeldunge bei Eurotransplant erfolgt.

Die Probleme
Abstoßungsreaktion und Infektionsgefahr
Die Organverpflanzung von Mensch zu Mensch ist etwas grundsätzlich anderes als der Austausch von Ersatzteilen bei Maschinen. Das größte medizinische Problem stellt nach wie vor jene Gefahr dar, die von der natürlichen körpereigenen Abwehr gegen die eingepflanzten fremden Organe ausgeht. Gegen diese Immunabwehr geht die Medizin mit Medikamenten und manchmal auch mit psychotherapeutischen Mitteln an. Deshalb bleiben Menschen nach einer Organeinpflanzung Dauerpatienten und sind oft vielen Einschränkungen unterworfen, weil sie durch die unterdrückte Immunabwehr sehr viel anfälliger für Infektionskrankheiten geworden sind. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch können eingepflanzte Organe Krankheiten übertragen.
Eine völlige Gesundung ist mit einer Transplantation nur da zu erreichen, wo mit ihr (wie bei der Augenhornhaut) keine Immunabwehrprobleme vorhanden sind.
Ursache der Unverträglichkeit fremder Gewebe und damit Auslöser einer Abstoßungsreaktion sind Antigene: die sogenannten Transplantations-, Gewebeunverträglichkeit- oder Histoinkompatibilitätsantigene (MIAC-Moleküle).

Woran wird fremdes Gewebe als solches erkannt?
Die Versuche von Mitchison verweisen auf genetische Unterschiede zwischen Empfänger und Spender. Eine Gruppe von Genen ist besonders wichtig, weil deren Produkte, wenn sie bei Spender und Empfänger verschieden sind, besonders starke Abstoß8ngsreaktionen hervorrufen. Man bezeichnet diese Gengruppe als Hauptgewebeverträglichkeitskomplex. Normalerweise gebraucht man die Abkürzung MHC (englisch: major histocompatiblility complex). Die MHC-Proteine, die von diesen Genen codiert sind, spielen eine wichtige Rolle bei der Immunantwort. Beim Menschen werden die MHC-Proteine auch HLA (=human lymphocyte antigen) genannt. Sie kommen auf allen kernhaltigen Zellen vor und binden kurz nach ihrer Synthese in den Zellen irgendwelche Proteinfragmente, die immer im Zellinneren anfallen, transportieren sie nach außen und zeigen sie dort vorbeischwimmenden T-Zellen. Wenn die ,,erkennen", dass es sich um körperfremde Peptide handelt, leiten sie eine Immunantwort ein.
Bei den MHC-Proteinen, die die körperfremden Stoffe präsentieren, handelt es sich natürlich um körpereigene Proteine, die der gesunde Organismus selbstverständlich toleriert. Kommt er aber mit MHC-Proteinen von anderen Menschen in Kontakt, wird eine heftige Immunreaktion ausgelöst. Die Proteine heißen deshalb auch Gewebeunvertäglichkeitsantigene oder Transplantationsantigene. Die einzelnen Gene der Gengruppe variieren so stark von Mensch zu Mensch, dass praktisch keine zwei Menschen die identischen Proteine besitzen. Eine Ausnahme sind eineiige Zwillinge. Daher treten bei jeder Transplantation Abstoßungsreaktionen auf. Je weniger sich mit MHC-Genprodukte aber unterscheiden, ums so weniger heftig ist die Abstoßung, und um so überlebensfähiger ist das Transplantat.
Die medizinische Unterdrückung der Immunabwehrreaktion ist daher unmöglich.
Sind nun alle Fragen geklärt kommt es zur Organspende.
Ablauf einer Organspende:



1) Auf der Intensivstation:
Die Behandlung schwerer Hirnschäden gehört zum Alltag in den Krankenhäusern. Doch nicht immer sind die intensiven Bemühungen der Ärzte, das Leben dieser Patient zu retten, erfolgreich. Trotz aller Anstrengungen Leben zu retten, tritt der Tod ein.
2) Feststellung des Todes:
Beim Hirntoten ist die Gehirnfunktion vollständig und irreversibel erloschen. Der Hirntod ist ein sicheres Todeszeichen, auch wenn Kreislauf und Atmung des Verstorbenen noch künstlich aufrecht erhalten werden. Der Hirntod muss durch zwei erfahrene Ärzte festgestellt und dokumentiert werden, die unabhängig vom Transplantationsteam sind.
3) Einwilligung der Angehörigen:
Liegt keine eigene positive Erklärung zur Organspende vor, werden die nächsten Angehörigen darum gebeten, stellvertretend für den Verstorbenen zu entscheiden. Wird eine schriftliche Einwilligung des Verstorbenen gefunden, werden die Angehörigen darüber informiert.
4) Organisation der Organspende:
Die Organisationszentrale der Deutschen Stiftung Organtransplantation im nächstgelegenen Transplantationszentum wird von der Intensivstation informiert. Sie ist Ansprechpartner in allen Fragen der Organspende, veranlasst medizinische Tests vor einer Organentnahme, informiert Eurotransplant und organisiert die Organentnahme.
5) Explantation der Organe:
Die Organentnahme erfolgt durch ein erfahrenes Ärzteteam. Bis zur Verpflanzung werden die Organe konserviert. Nach der Explantation wird der Leichnam würdevoll versorgt.
6) Typisierung der Gewebe:
Dem Toten werden Blut- und Gewebeproben entnommen, um gewebetypische Merkmale festzustellen, die für die Übereinstimmung von Spender und Empfänger von Bedeutung sind. Dies spielt vor allem für die Nierentransplantation eine Rolle. Die Ergebnisse werden umgehend an Eurotransplant weitergegeben.
7) Eurotransplant ist zuständig für die Organvermittlung. Es führt die Organempfänger in Deutschland, Österreich, den Benelux-Staaten und Slovenien auf einer gemeinsamen Warteliste. Bei Eurotransplant ermittelt der Computer nach festgelegten Kriterien die Empfänger.
8) Transplantation:
Die Empfänger werden umgehend benachrichtigt und für vorbereitende Untersuchungen in die Klinik gebeten. Falls keine medizinischen Vorbehalte bestehen, werden die Spenderorgane transplantiert. Nach einem geglückten Eingriff nehmen die Organe ihre Tätigkeit auf.


Nierentransplantation
Nierentransplantationen sind realativ einfache chirurgische Eingriffe mit guten Überlebensrate. Bis zu 90 Prozent der transplantierten Nieren arbeiten nach einem Jahr einwandfrei. Die häufigste Indikation für eine Nierentransplanation ist die Nierenerkrankung im Endstadium, gefolgt von Nierenentzündung, diabetischer Nierenschädigung oder Blasen-Nieren-Versagen. Patienten im Endstadium einer Nierenerkrankung werden meist mit Hämo- oder Bauchfelldialyse behandelt. Die Lebenserwartung bei Dialysepatienten ist jedoch deutlich niedriger als normal und die Lebensqualität ist sehr beeinträchtigt. In den meisten Fällen wird eine Transplantation als Behandlungsmethode bevorzugt. Wenn eine transplantierte Niere abgestoßen wird, kann der Patient zur Dialyse zurückkehren und möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite Niere erhalten.
Maximale Konservierungszeit: 36 bis 48 Stunden. Die meisten Nierenspenden kommen von Patienten, die auf der Intensivstation künstlich beatmet werden und bei denen bereits der Hirntod festgestellt worden ist. Es ist jedoch möglich, Transplantate von Verstorbenen zu verwenden, wenn diese innerhalb einer Stunde nach Herzstillstand entnommen werden.
Erfolgsrate: Die Aussichten für einen Patienten, ein Jahr zu überleben, liegt bei 90 Prozent; Transplantatüberlebensrate über ein Jahr ist 80 Prozent.

Herztransplantation
Ebenso wie die Nierentransplantation stellt eine Herz-Transplantation eine relativ unkomplizierten Operation dar. Dieser chirurgische Eingriff wird normalerweise in Betracht
gezogen, wenn die Herzleistung in Folge einer Erkrankung der Herzkranzgefäße oder Kardiomyopathie (Schwellung der Herzwand) nahezu völlig versagt. Im Gegensatz zu einer Nierentransplantation, für die als Ausweichmöglichkeit die Dialyse besteht, gibt es zur Herztransplantation keine verfügbare Alternative. Die Überlebensrate im Anschluss an eine Herztransplantation ist hoch. Die Lebensqualität nach einem derartigen Eingriff wird grundsätzlich als gut bezeichnet.
Maximale Konservierungszeit: 4 Stunden
Erfolgsrate: Die durchschnittliche Überlebensrate liegt bei annähernd 75 Prozent nach fünf Jahren.

Lungentransplantation
Für Menschen mit einer schwerwiegenden Lungenerkrankung ist die Lungentransplantation eine lebensrettende Maßname. Ein einzelner oder beide Lungenflügel können transplantiert werden.

Transplantation der Bauchspeicheldrüse
Für Diabetiker, die auf Insulin angewiesen sind, bietet eine Transplantation der Bauchspeicheldrüse die Chance einer dauerhaft wirksamen Behandlung: Eine gesunde Bauchspeicheldrüse ersetzt die kranke - dies ermöglicht eine normale Kontrolle des Glukose-Stoffwechsels. Eine erfolgreiche Transplantation der Bauchspeicheldrüse kann dauerhaft eine sehr gute Kontrolle der Stoffwechselergebnisse gewährleisten. Forschungsergebnisse zeigen, dass auch Folgeerscheinungen der Diabetes, wie z.B. Neuropathien, dadurch gelindert werden können. Der Nachteil einer Transplantation der Bauchspeicheldrüse besteht darin, dass jeder Transplantationspatient lebenslang Immunsuppressiva zu sich nehmen muss - mit den einhergehenden Nachteilen und Risiken.
Maximale Konservierungszeit: 12 Stunden
Erfolgsrate: die Überlebensrate nach einem Jahr liegt bei 68 - 78 Prozent

Transplantation des Dünndarms
Weltweit wurden bisher etwa 300 Dünndarmtransplantationen vorgenommen. Die Forschung macht langsame Fortschritte. Bei der Hälfte der Transplantationen handelt es sich ausschließlich um den Dünndarm; bei der anderen Hälfte um eine Kombination aus Dünndarm und Leber.
Bisher wurden neun Dünndarmtransplantationen mit Lebendspenden bei miteinander verwandten Patienten vorgenommen; zwei davon bei eineiigen Zwillingen. Bei ihnen wurden keine Medikamente zur Herabsetzung der körpereigenen Abwehr (Immunsupressiva) benötigt.

Mehrfach-Organtransplantationen
In mehreren aufsehenerregenden Fällen haben Patienten eine Mehrfach-Organspende erhalten. Stephen Hyatt aus Großbritannien erhielt 1993 beispielsweise eine Transplantation von sechs Organen (Magen, Zwölffingerdarm, Dünndarm, Leber, Bauchspeicheldrüse und Niere); bis zum heutigen Zeitpunkt hat es bei keinem Organ Anzeichen einer Abstoßungsreaktion gegeben.

Schlussbetrachtung
Organtransplantation ist eine Möglichkeit, für oder gegen die sich jede und jeder frei entscheiden können soll. So wenig es ein Recht auf die Organe anderer Menschen gibt, so klar gibt es ein Recht aller Menschen darauf, leiblich unbehelligt von den Interessen anderer sterben und begraben werden zu können. Ebenso gibt es ein Recht darauf, im Sterben bis in den Tod hinein begleitet zu werden bzw. Sterbende zu begleiten. Es ist ein Dienst an der Menschenwürde, die Entscheidung der Betroffenen bzw. ihrer Angehörigen für die Organtransplantation genauso zu respektieren wie die Entscheidung dagegen.
Alle Beteiligten stehen vor schwierigen Entscheidungen - je nachdem, ob es um eine Organentnahme oder um eine Organeinpflanzung geht. Im Blick auf eine Organentnahme geht es um den Konflikt zwischen dem Interesse, die Würde Sterbender zu wahren, und dem Interesse, das Leben eines anderen Menschen erhalten zu wollen. Im Blick auf eine Organeinpflanzung geht es um den Konflikt zwischen dem Interesse, das Leben mit Hilfe fremder Organe verlängern zu wollen, und der Bereitschaft, das Sterben jetzt anzunehmen. Beide Konflikte lassen sich nicht auflösen; sie stellen vielmehr vor Entscheidungen, die je nach dem eigenen Verständnis von Krankheit und Tod getroffen werden müssen.

Xenotransplantation
Organtransplantationen gehören heute zum medizinischen Alltag. Während der letzten zwei Jahrzehnte sind die Überlebensraten von Transplantationspatienten für das erste Jahr nach der Operation sukzessive gestiegen. Wirkungsvolle Immunsuppressiva beeinflussen das Immunsystem des Transplantierten soweit, dass das Transplantat nicht abgestossen wird und der Patient oder die Patientin wieder ein fast normales Leben führen kann. Leider besteht weltweit ein chronischer Mangel an Spenderorgangen, so dass nur einem Teil der Patienten mit Organversagen im Enstadium das dringend benötigte Transplantat eingepflanzt werden kann. Die medizinische Forschung setzt deshalbt grosse Hoffnung in der Xenotransplantation, die Transplantation tierischer Organe.
Die Verwendung von tierischen Organen im menschlichen Körper wirft sowohl medizinische als auch ethische und gesellschaftliche Fragen auf. Im folgenden sollen Materialien für eine öffentliche Diskussion über die Xenotransplantation erarbeitet.
Die Xenotransplantation könnte die Organknappheit beheben.
Heute wird im Bereich Xenotransplantation intensive geforscht. Inzwischen zur Routine geworden ist die Verpflanzung von Schweineherzklappen in Menschenherzen und die Isolierung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen. Zudem werden hybride Gefässprothesen von Schafen hergestellt, die dann beispielsweise bei Dialysen Verwendung finden. Diese Gewebe sind inaktiviert, sie haben ausschließlich Gerüstfunktion und rufen daher keine Immunantwort hervor. Hyperakute Abstoßungsreaktionen treten deshalb nicht auf.
Vor rund zwei Jahren wurden dem aidskranken Jeff Getty Knochenmarkszellen eines Pavians injiziert. Paviane sind resistent gegenüber dem HI-Virus und es bestand daher die Hoffnung, die Pavianzellen würden dem menschlichen Körper im Kampf gegen das Virus unterstützen. Obwohl die Immunzellen schnell abgestoßen und zerstört wurden, geht es dem Patienten heute aus unbekannten Gründen besser.

Das Schwein als Organspender
Die klinischen Versuche der achtziger und neunziger Jahre haben das öffentliche Interesse an der Xenotransplantation geweckt und zu einer weltweiten ethischen Debatte geführt. Besonders kritisiert wurde die Verwendung von Primaten. Da Primaten dem Menschen phylogenetisch sehr ähnlich sind, ist die von einem Transplantat hervorgerufene Abstoßungsreaktion leichter zu unterdrücken als etwa bei einem Schweinetransplantat. Doch gerade aufgrund dieser großen Menschähnlichkeit sind Affen aus ethischen Gründen als Spendetiere inakzeptabel. Viele Primaten sind zudem vom Aussterben bedroht und können in Gefangenschaft nur schlecht gezüchtet werden. hinzu kommt, dass die Gefahr einer Krankheitsübertragung sehr groß ist, da die Erreger, die mit einem Organ verpflanzt werden, im Menschen ähnliche Bedingungen vorfinden, wie in ihrem ursprünglichen Wirt.
Bei der Suche nach einem geeigneten, phylogenetisch weiter vom Menschen entfernten Spendertier, stieß man schließlich auf das Schwein. Schweine sind und Menschen in mancher Hinsicht sehr ähnlich: sie sind Allesfresser, und sie gleichen uns bezüglich Anatomie, Physiologie, Organgröße und Gewicht. Besonders die in den letzten 20 Jahren gezüchteten sogenannten Miniatur-Schweine werden nur etwa 100 bis 150 Kilogramm schwer, im Gegensatz zu den bis zu 500 Kilogramm wiegenden Hausschweinen. Sie sind zudem leicht zu züchten, haben häufig und viele Nachkommen und sind im allgemeinen sehr gesund. Auch ethische Bedenken sind zu relativieren, denn schließlich werden Schweine schon seit jeher zu Nahrungszwecken gezüchtet. Viele Forscher und Forscherinnen favorisieren daher das Schwein als Spendertier für eine zukünftige Routineanwendung der Interspezies- Transplantation.
Bleibt das Problem der hyperakuten Abstoßung. Um damit fertig zu werden, versuchen Forscher verschiedener Biotechnologie-Firmen gentechnisch veränderte Schweine zu ziehen, deren Zelloberflächen-Antigene so verändert sind, dass sie vom menschlichen Immunsystem nicht mehr als fremd angesehen und daher nicht abgestoßen werden. Mehrere Firmen melden bereits erste Erfolge mit gentechnisch veränderten Schweineorganen, die Affen eingesetzt wurden.
Bis zu einer klinischen Anwendung am Menschen ist jedoch noch ein weiter Weg. Die Abläufe im menschlichen Körper sind hochkomplex, und zu viele Faktoren sind noch ungeklärt. Im Augenblick bedeutet die Übertragung eines Schweineorgans für den Patienten noch den Tod.

Organspender als potentielle Krankheitsüberträger
Pathogene in Spendertieren
Mögliche Spenderspezies, seien es nun Primaten oder Schweine, beherbergen unter Umständen nicht nur Viren sondern auch andere Erreger, wie Bakterien endogene Parasiten und Pilze, die bei einer Organtransplantation in den Menschen mitverpflanzt würden.
Im Prinzip sind alle tierischen Erreger für den Patienten gefährlich. Bakterien, Parasiten und Pilze können jedoch leichter erkannt, behandelt und ausgeschlossen werden. Mögliche Spendertieren müssen auf Pathogene hin untersucht und behandelt werden, was relativ problemlos mittels Breitbandantibiotika möglich ist. Man warnt allerdings eindringlich vor der Verwendung von Breitbandantibiotika. Dadurch würden innerhalb kürzester Zeit neue antibiotikatresistente Varianten eines bestimmten Organismus gezüchtet, die sich sehr schnell weiter verbreiten. Antibiotika dürfen nach seiner Erfahrung nur sehr dosierten und spezifisch eingesetzt werden.
Die Erkennung und Behandlung eines Bakterien-, Pilz- oder Parasitenbefalls ist äußerst heikel, bereitet jedoch insgesamt andere Schwierigkeiten als eine Vireninfektion. Ganz allgemein werden in der Xenotransplantation die Viren als das Hauptproblem betrachtet.

Gefahr durch Viren
Viren sind schwierig nachzuweisen und können medizinisch schlecht bekämpft werden. Um eine Übertragung von Viren bei einer Xenotransplantation zu verhindern, müsste das Spendertier auf mögliche Erreger hin überprüft werden. Virusinfektionen können mittels Nachweis von Viruskomponenten oder Antikörper gegen das Virus eruiert werden. Mit diesen Methoden ist es zwar möglich, ein Spendertier nach bekannten Viren und größeren Virengruppen hin zu überprüfen, völlig unbekannte Viren können jedoch nicht detektiert werden. Weil aber auch Viren durchaus nicht in jedem Fall ein Krankheitsbild auslösen, sondern unter Unständen latent vorhanden sind, ist es unmöglich, alle Erreger in einem Spendertier bei einer Routineuntersuchung zu identifizieren.
Gewisse Viren können ihre Oberfläche fast beliebig verändern und mit anderen Viren oder Virusteilchen rekombinieren. Daher besteht nicht nur die Gefahr, dass ein bekanntes tierisches Virus in die menschliche Population getragen wird, sondern in einem Organempfänger könnte unter gewissen Umständen ein komplett neuer Erreger entstehen.
Neben der Abstoßung und der Übertragung von Virusinfektionen stellen sich außerdem noch ethische Fragen.
Für die Gegner ist es ethisch nicht vertretbar, dass ,,Menschenaffen" oder andere transgene Tiere als Organfabrik oder Ersatzteillager zu benutzen.

Einpflanzung künstlicher Lebenshilfen
Weltweit warten hunderttausende Menschen auf ein neues Organ. Zwar ist die Zahl der Spendermeldungen gestiegen, aber das Angebot hinkt dem Bedarf weit hinterher.
Um den Engpaß zu überwinden, setzen Mediziner seit einigen Jahren auf die Möglichkeit, künstliche Organe zu erzeugen. Dies hätte gleich mehrere Vorteile: Wartelisten für Patienten würden entfallen. Die Transplantation könnte zu einem günstigen Termin ohne Zeitdruck erfolgen. Außerdem träten keine Probleme mit Abstoßreaktionen auf, da die Organe aus körpereigenen Gewebe der Betroffenen gezüchtet würden. Auch unangenehme Nebenwirkungen durch Medikamente, die sonst gegen Unverträglichkeiten eingesetzt werden müsse, könnten reduziert werden.
Noch ist die Schaffung eines kompletten künstlichen Organs zwar Zukunftsmusik, aber die Züchtung von Gewebestücken ist schon heute möglich. Dabei nützen Forscher das natürliche Verhalten der Zellen aus, sich auch außerhalb des Organismus zu vermehren und zusammenhängende Verbände zu bilden.
In einer einfachen Zuchtschale würden die Zellen nur in flach ausgebreiteten, relativ dünnen Schichten wachsen. Erst wenn man ihnen eine Orientierungshilfe in Form eines dreidimensionalen Netzwerkes anbietet, ordnen sie sich entsprechen dieser Vorgabe räumlich an. Geeignet für die Konstruktion solcher Gerüste ist das Biomaterial Polyglycol. Daraus lassen sich vielfältige dreidimensionale Formen gestalten. Zellen, die mit diesen räumlichen Gebilden in Kontakt gebracht werden, wandern auf dem Netzwerk entlang und in dieses hinein. Sie besiedeln und überwachsen das Gebilde entsprechend der vorgegebenen Form.
Der Kunststoff dient den Zellen jedoch nur für die begrenzte Zeit als Orientierungshilfe und als Stützgerüst. Haben die Zellen sich vermehrt und verteilt, stützen sich sich als dichter Verband gegenseitig ab. Das Polyglycol ist dann nicht mehr notwenig und kann nach und nach abgebaut werden - vergleichbar resorbierbaren chirurgischen Fäden.
Wird das gezüchtete Transplantat eingepflanzt, sorgt der Organismus selbständig für den Anschluss an das Blutsystem. In das Stück sprossen vom Körper her Blutgefäße ein. Und mit dem Wachstum des übertragenen Gewebes vermehrt sich nicht nur das Kapillarnetz, sondern es bilden sich auch Arterien und Venen, deren Größe vom Volumen des Stücks abhängt. Manchmal könnten bereits Blutgefäße vorgebildet sein, die nach der Transplantation Anschluss an das körpereigene Kapillarnetz gewinnen.
Ethische Probleme, die bei der Gewebeentnahme und der nachfolgenden Transplantation hinderlich sein könnten, gibt es nicht. Die Schwierigkeiten sind nicht größer als bei einer Bluttransfusion. Schließlich ist die Entnahme des Gewebes in den meisten Fällen ein noch geringfügiger Eingriff als das Abzapfen des Lebenssaftes.
Besonders weit sind die Forscher bei der Entwicklung von künstlichen Herzen.

DeBakey-Kunstherztransplantation
Der Einsatz eines künstlichen Herzens kann die Rettung bei lebensbedrohlichen Herzerkrankungen oder Herzversagen sein. Die erste erfolgreiche Transplantation datiert auf den 3. Dezember 1967. Der südafrikanische Professor Christiaan Barnard konnte damals das Leben eines Patienten um 18 Tage, das eines zweiten um 2,5 Jahre verlängern. In den folgenden Jahren wurden verschiedene Blutpumpen konstruiert, getestet und eingesetzt. Mittlerweile gilt die Herztransplantation als etabliertes Therapieverfahren. Seit November 1998 kann Patienten mit einer neuartigen Entwicklung geholfen werden. Das von dem US-Prof. Michael DeBakey gemeinsam mit der NASA entwickelte Kunstherz ist mit drei mal sieben Zentimetern extrem klein und arbeitet zudem geräuschlos. Mit etwa 100 Gramm erreicht es zudem nur rund ein Zehntel des Gewichts herkömmlicher Systeme. Angetrieben wird die Pumpe von einer Flügelrotorschraube, die mit 10.000 bis 12.000 Umdrehungen pro Minute fünf bis sechs Liter Blut aus dem linken Ventrikel (Herzkammer) in die Aorta (Herz-Hauptschlagader) pumpt. Somit erzeugt sie einen kontinuierlichen Blutfluss. Die Pumpe ist als Überbrückung bis zur Herztransplantation, als Entlastung sich erholender Herzen bei bestimmten Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankungen) und als langfristige Lösung bei chronischem Herzversagen anwendbar. Die Batterien halten acht Stunden und müssen nicht - wie bisher - alle vier Stunden aufgeladen werden. Dadurch ist der Paten unabhängiger.
Aber nicht nur Organe werden künstlich hergestellt, auch andere lebenswichtige Gewebe können dank dem heutigen Stand schon künstlich hergestellt werden.

Bypassoperationen
Eine Bypassoperation wird notwendig, wenn ein Blutgefäß, dass das Herz umgibt durch Ablagerungen derart verengt oder verschlossen ist, dass der Blutdurchfluss kritisch reduziert ist. Während der Operation werden Venen aus den Beinen oder körpereigenen Schlagadern präpariert. Diese Bypassgefäße werden auf das Herz aufgenäht und bilden so eine Umleitung vorbei an der verengten Stelle. Die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels ist auf diese Weise wieder hergestellt.

Herzklappenoperationen
Das Herz besitzt vier Herzklappen, die wie Ventile den Blutfluss ins Herz und aus dem Herzen regeln. Erkrankungen dieser Herzklappen, die operiert werden müssen, sind z.B. verengte und/oder undichte Klappen.
Defekte Herzklappen können durch Prothesen ersetzt werden. Man unterscheidet grundsätzlich mechanische und biologische Herzklappenprothesen, und die Verpflanzung der eigenen Lungenschlagaderklappe in die Position der defekten Aortenklappe. Die mechanischen Herzklappenprothesen zeichneten sich beispielsweise durch eine besondere Langlebigkeit aus, machen für den Patienten allerdings die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente erforderlich.
Die biologischen Herzklappenprothesen haben den Vorteil, keine gerinnungshemmenden Medikamente zu verlangen, aber die verkalken früher. Vollkommen biologische Klappen heißen je nach Herkunft Homograft (vom Menschen) oder Xenograft (von Rindern oder Schweinen). Sie haben die besten Flusseigenschaften, sind aber nicht dauerhafter als biologische Klappen und technisch aufwendiger einzupflanzen. Ihre Verwendung beschränkt sich bei uns auf besonders ausgewählte Patientengruppen. Der Ersatz einer Herzklappe wird notwendig, wenn angeborene oder erworbene Defekte die Funktion der Herzklappen erheblich einschränken. Erkrankungen können sein: Infektionen, Verkalkungen, angeborene Gewebsveränderungen.

Operationen an den großen Arterien
Die Verkalkungen innerhalb des menschlichen Körpers betreffen nicht nur das herz, sondern auch die großen Gefäße und die Halsschlagadern. Treten sie in der Körperschlagader auf, so werden umfangreiche operative Eingriffe nötig mit teilweise umfangreichen Gefäßprothesen (Aortendissektion). Verengt Halsschlagadern werden zusammen mit Bypassoperationen erweitert, um die notwendige Versorgung des Gehirns sicherzustellen (Carotisstenose).

Schrittmacherimplantation
Herzrhythmusstörungen können angeboren sein oder prä- bzw. postoperativ auftreten. Es gibt extrem langsame und schnelle Herzschlagfolgen (AV-Block und Braykardien). Wenn eine medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringt, garantieren heute elektrische Herzschrittmacher über einen sehr langen Zeitraum hinweg einen normalen Herzrhythmus. Bei therapieresistenten, schnellen Herzschlagfolgen kann ein Defibrillator-Schrittmacher helfen. In besonderen Fällen wird die sogenannte Thythmuschirurgie notwendig.

Leiden für die Schönheit?
Hunderte Menschen unterziehen sich jährlich einer Schönheitsoperation.
Brust vergrößern
Die weiblich Brust besteht aus Drüsengewebe, den Milchgängen und Fettgewebe. Eine kleine Brust bietet viele Vorteile - keine Gewichtsbelastung, problemloses Bewegen beim Sport -, dennoch möchten sich manche Frauchen ihre Brust vergrößern lassen. Dazu wird meistens ein Kunststoff-Kissen, das mit einem Gel oder einer Flüssigkeit gefüllt ist, durch einen kleinen Einschnitt in der Hautfalte unterhalb der Brust zwischen den Brustmuskel und Rippen in eine Art ,,Tasche" geschoben. Damit es nach dem Eingriff nicht zu inneren Blutungen kommt, werden alle verletzten Blutgefäße elektrisch verschweißt. Eventuell dennoch nachlaufendes Blut wird für 2 bis 3 Tage mit einer Vakuumpumpe abgesaugt. In der Regel werden Form, Größe und Festigkeit der Brust durch den Eingriff verbessert; eine sichere Voraussage ist aber nicht möglich. Obwohl das ,,Füll-Kissen" aus gewebefreundlichem Material besteht, kann es manchmal zu Abstoßungsreaktionen kommen. Auch andere Komplikationen sind nicht auszuschließen: Das Kissen kann z.B. reißen und sein Inhalt in das umgebebne Gewebe auslaufen, oder es bildet sich rund um das Kissen durch innere Narbenbildung eine harte Bindegewebskapsel.
Kosten: 10.000.- bis 12.000.- DM

Haare verpflanzen
Eine Glatze lässt sich wieder ,,aufforsten" - wenn noch Haare hinten am Kopf vorhanden sind. Aus dem hinteren Haarkranz werden runde Hautstückchen mit einem Durchmesser von 3 bis 4 mm entnommen und vorn an den unbehaarten Stellen neu eingepflanzt. Dazu stanzt der Chirurg entsprechend viele ,,Bohrlöcher" in die Kopfhaut, in die die Haarbüschel wie Setzlinge eingesetzt und mit einem Eiweißkleber angeklebt werden. Nach 3 bis 4 Tagen sind die übertragenen Hautstücke weitgehend mit ihrer Umgebung verbunden. Damit die Haare wieder richtig anwachsen, müssen feine Blutgefäße, die für die Ernährung der Hautstücke und Haarwurzeln sorgen, neu gebildet werden. Dies geschieht nicht immer. Selbst wenn alle Haarinseln ,,angegangen" sind, ergibt die neugeschaffene Behaarung kein einheitliches Bild, sondern wirkt wie ein Feld mit kreisförmigen Stoppeln. Wenn aber mehrere oder fast alle Hautstückchen abgestorben sind, dann sind die entstehenden Narben auffälliger als die glatte haarlose Kopfhaut vorher. Um dichtes Kopfhaar zu erhalten, müssen weitere Operationssitzungen erfolgen. Manchmal zieht sich eine derartige Behandlung über 1 bis 2 Jahre hin.





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