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Erörterung: „Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön" - Otto von Bismarck - Referat



„Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika, liegt in Europa. Hier liegt Russland. Und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte. Das ist meine Karte von Afrika.“ - Otto von Bismarck

Mit der Gründung des Deutschen Reiches am 18.01.1871 wurde Otto Eduard Leopold von Bismarck zum ersten Reichskanzler. Für Bismarck war es sehr wichtig, das Reich in das internationale Bündnissystem einzubinden und es somit zu festigen.
Etwa zu selben Zeit der Reichsgründung, Anfang der 1880er Jahre, nahm ein weiteres wichtiges Ereignis der Geschichte seinen Lauf: Der Kolonialismus, welcher später zum Imperialismus wurde. Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam es zu großen Fortschritten in Forschung und Entwicklung. Auch in der Seefahrt gab es dadurch neue Möglichkeiten und so konnten die Europäer leichter und sicherer die Welt erkunden. Interessant für sie war dabei der Kontinent Afrika, da zum einen Rohstoffe gebraucht wurden, zum anderen mehr Platz benötigt wurde, da die Bevölkerungszahl wuchs. Beim Erkunden des Kontinents kam es schließlich erstmals zum Handel. Darin sahen die Menschen eine Chance und es kam zu ersten Niederlassungen von kleineren Unternehmen. Folglich siedelten sich zunehmend mehr Europäer an diesen an und es entstanden Kolonien. Während beispielsweise Frankreich oder Großbritannien, was derzeit ohnehin eine große Seemacht darstellte, viele Kolonien hatten, gab es im deutschen Reich nur einzelne Kaufleute, welche sich um Kolonien in Afrika bemühten. Bismarck lehnte die Kolonien in den ersten Jahren noch strikt ab und wollte vorerst sein Reich innenpolitisch stabilisieren. Zudem wollte er mit dieser Zurückhaltung verhindern, dass sich die anderen Mächte von ihm provoziert fühlen.
Im Dezember 1888 *1 wurde Bismarck von Eugen Wolf, einem Afrikaforscher, gebeten, Truppen zu entsenden, um einen Vermissten in Afrika aufzuspüren, doch der Reichskanzler lehnte seine Bitte mit den Worten „Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika, liegt in Europa. Hier liegt Russland. Und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte. Das ist meine Karte von Afrika.“ ab. Aus geographischer Sicht sind diese Worte falsch und ergeben keinen Sinn, doch Bismarck spricht aus seiner eigenen und politischer Perspektive:
Er wollte eine Konfrontation mit den anderen Mächten Europas vermeiden. Doch diese wäre unausweichlich gewesen, wenn Bismarck auch Teile Afrikas gefordert hätte. Also verzichtete er vorerst auf afrikanisches Land, um Bündnisse, welche gegen das Deutsche Reich gerichtet sind, zu verhindern. Mit den Worten „Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika, liegt in Europa.“ lenkt er den Blick gezielt von Afrika weg, auf Europa. Denn dort sind die gleichen Mächte zu finden, wie derzeit in Afrika auch. Dabei geht er explizit auf Frankreich und Russland ein („Hier liegt Russland. Und hier liegt Frankreich[...]“), welche östlich beziehungsweise
westlich an das Deutsche Reich angrenzen. Ebenso hebt er, indem er sagt „und wir sind in der Mitte.“, hervor, wie zentral das Reich zwischen den beiden anderen genannten Ländern liegt. Bewusst spielt der damit auf einen Zwei-Fronten-Krieg an, welcher im schlimmsten Fall eintreten kann. Es ist klar zu erkennen, wie fortschrittlich und realistisch Bismarck an dieser Stelle, bezogen auf den späteren Verlauf der Geschichte, denkt. Auch mit Russland hatte das Deutsche Reich dank Bismarck ein Bündnis, was ein weiteres Bündnis zwischen Frankreich und Russland verhindern sollte.
Das Zitat endet mit dem Satz „Das ist meine Karte von Afrika.“, wodurch deutlich wird, dass sich Bismarck bewusst ist, dass er höchstwahrscheinlich anders über die Thematik denkt, als andere Vertreter der Zeit. Bismarck hat seinen Fokus erst einmal auf das Wesentliche gerichtet und das war die Sicherung des Friedens in Europa.
Obwohl Bismarck diesen Standpunkt lange halten konnte, vollzog er gegen Ende seiner Regierungszeit eine Politik, welche den Besitz von Kolonien zuließ. Gerade innenpolitisch war dies sehr wichtig für ihn, da die Bevölkerung zunehmend mehr Interesse an afrikanischem Land hatte. Zudem sah er langfristig eine gute wirtschaftliche Chance für das deutsche Reich. Das widerspricht dem, was Bismarck 1888 zu Eugen Wolf gesagt hat, doch es zeigt auch, dass Bismarck nicht immer nur in eine Richtung gedacht hat.
Ich denke Bismarck hat bezüglich der Kolonien in Afrika richtig gehandelt. Die Sicherung des Friedens in Europa war damals wichtiger, als Land auf einem anderen Kontinent, auf welchen stattdessen Kriege stattfinden würden, zu besitzen.

*1 www.zeit.de; Jenseits von Europa; Meldung vom 01.09.2014; http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/04/kolonialismus-deutsche-kolonien-bismarck/seite-2



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