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Epoche der Romanik - Referat



Die Romantik – universal und individuell – (um 1795-1830)

Etwa im Jahre 1800 erblühte, erst schüchtern dann wie eine Welle der Phantasie, die aufrührerische Bewegung der Romantiker in der Universitätsstadt Jena. Die Rationalität der Aufklärung hatte in Deutschland keine lebbare Wirklichkeit vorgegeben. Rebellische Gedanken fanden in den wenig hitzigen Gemütern der Deutschen kein Nachahmungsverlangen. Die Angst vor gewaltsamer Radikalisierung, der Verbannung ins Exil und die Enttäuschung gegenüber den Franzosen angesichts ihrer idealverleugnenden Annexionspolitik nach 1793 nährten die Entwicklung einer Gegenbewegung, welche in die absolute Contraideologie der Rationalität stürmte. Die Phantasie sollte alle irdischen Gegensätze vereinen, um in dieser Einheit eine neue universale Realität zu schaffen. Die Wiedervereinigung mit der Natur, das Überwinden der Grenzen zwischen zwei Menschen durch den Akt der Liebe, das Verschmelzen mit der Welt wurden zu den höchsten Zielen zu denen der Subjektivismus des schaffende Ichs den Romantiker führen sollte. Gerade diese egozentrische Dichtung machte eine unerhörte Vielfalt an lyrischen Formen möglich, die der formalen Starre der Klassik entsagte und in geistigen Fußstapfen der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang trat. Das Ego, seinem Ziele der Vereinigung zum Trotze, war allein durch seine Definition in seiner Subjektivität alleinstehend und suchte daher eine über seine empirische Wirklichkeit hinausgehende Lösung für seine Sehnsucht – Gott. „Die Romantik war von Beginn an eine religiöse Bewegung“, meinte der Professor für Literaturwissenschaften Fritz Martini (1909-1991). Der Hang der Romantiker für das Geschichtliche, das Mythische, das Religiöse entsprang der Liebe zur Suche nach der Unendlichkeit. Mit ihren zahllosen Möglichkeiten, ihrer gänzlichen Offenheit wurde die Unendlichkeit zum zentralen Thema vieler romantischer Werke. „Romantisieren heißt, dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein zu geben.“ (Novalis) Die Liebesgedichte der Romantik wurden nicht nur zu Überbringern der idyllischen Idee der Auflösung aller Gegensätze zu einer universalen zeitlosen Harmonie, sondern auch zu Vermittlern des Unterbewussten und Untergründigen. Erotische - beziehungsweise sinnliche - Leidenschaft wurde transzendiert („Auch das Sinnliche wurde ins Geistig-Romantische gehoben“ Z. Fritz Martini, Deutsche Literaturgeschichte, Alfred Kröner Verlag, 1991). Ihr volkstümlicher, kosmopolitischer und religiöser Charakter trug zu einem Identifizierungsakt des Volkes mit dem Prinzip der Romantik bei, der bis in einem romantischen Nationalgefühl, bis hin zur vaterlandsliebenden Auflehnung gegen den imperialen Druck Napoleon Bonapartes gipfelte.

Merken

- Frühromantik (1795-1805), im Zeichen der Französischen Revolution
- Hochromantik (1806-1815), im Zeichen der Befreiungskriege
- Die Spätromantik (1815-1830), im Zeichen der Restauration

Kennzeichen der Epoche

- Hochschätzung von Gefühlen, von Kunstpoesie und Kunst
- Ästhetische Prinzipien sind Subjektivität und Universalität
- Romantiker vertreten die absolute künstlerische Autonomie (Freiheit bei Form und Inhalt), auch das Unheimliche und die innere Natur des Menschen (Triebe, Unbewusstes) oder überspitzte Gefühle (Wahnsinn, Schwärmerei)
- Der Literaturbegriff wird ausgeweitert auf die Volkspoesie (Volkslieder, Märchen, Sagen)
- Die romantische Poesie wird als progressiv verstanden: Sie entwickelt sich immer weiter und kann nicht zu einem Ende gebracht werden, da das Ziel eine universale, verschmolzene Realität ist
- Religiöse Neigung
- Suche nach der Unendlichkeit (Hang zu Mythen/Sagen)
- Romantische Motive sind vor allem Reisen, Vergänglichkeit, Einsamkeit,
Schwermut.

Ziele

- die Kunst soll in das Leben eindringen und die Gesellschaft poetisieren, sie soll alle Lebensbereiche durchdringen
- Gattungen der Literatur und der Kunst sollen zusammengefügt werden (progressive Universalpoesie)
- Überwindung aller Gegensätze – aus Einheit soll neue universelle Realität entstehen

Bevorzugte Textarten

Märchen: Die Hochschätzung des Märchens wird im Sturm und Drang vorbereitet. Die Märchensammlung der Brüder Grimm und von Bechstein sowie die Märchendichtung (Kunstmärchen) der Romantiker treffen auf großes Interesse.

Roman/ Erzählungen/ Novelle: Im Sinne der progressiven Universalpoesie Schlegels sind in den Prosagattungen verschiedene Formen von Poesie vermischt; so gilt Lyrik weniger als autonome Gattung, sondern vielmehr als Bestandteil des Romans. Typisch ist auch die Austauschbarkeit und Verknüpfung der einzelnen Künste (Poesie, Malerei, Musik). In den Romanen und Erzählungen wird immer wieder gesungen und musiziert.

Wichtige Autoren und Werke

Ludwig TIEK (1773-1853) - Der blonde Eckbert, Des Lebens Überfluss
NOVALIS (Friedrich von Hardenberg) (1772-1801) - Heinrich von Ofterdingen
Clemens BRENTANO (1778-1842)
und Achim VON ARNIM (1781-1831) – des Knaben Wunderhorn
Karoline VON GÜNDERODE (1780-1806) – Gedichte und Phantasien
Bettina VON ARNIM (1785-1859) – Die Günderode
Joseph VON EICHENDORFF (1788-1857) – Aus dem Leben eines Taugenichts, Gedichte
E.T.A. HOFFMANN (1776-1822) – Die Elixiere des Teufels, Der Sandmann, Kater Murr

Beispiele:

Der Schiffer Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Du schönste Wunderblume süßer Frauen! Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Ein Meer bist du, wo Flut und Himmel laden, Sind Schlüssel aller Kreaturen, (…)
Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden Und man in Märchen und Gedichten
Der Wünsche blühende Segel voll Vertrauen. Erkennt die ewigen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
So schiffend nun auf Stillerblühten Auen das ganze verkehrte Wesen fort.
In Lockennacht, wo Blicke zauberisch laden,
Des Munds korallen in weißem Glanze baden, ´ Novalis (1802)
Wen füllt` mit süßem Schauer nicht solch
Schauen!

Viel Hab ich von Sirenen sagen höre,
Stimmen, die aus dem Abgrund lockend
schallen
Und Schiff und Schiffer ziehen zum kühlen Tode.

Ich muss dem Zauber ewige Treue schwöre,
Und Ruder, Segel las ich gerne fallen,
Denn schönres Leben blüht aus solchem Tode.

Joseph von Eichendorff (1808)




Dieses Referat wurde eingesandt vom User: sexyback



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