Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Die zunehmende Problematik der „Hatespeech“ - Referat



Der Mensch hasst gerne. Immer schon. Durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht sich der Hass und seine Folgen. Unreflektiert und gnadenlos lässt man sich zerfressen und steigert sich in Feindbilder. Und vom Gefühl des Hasses ist es nur ein Katzensprung bis zur aktiv ausgeübten Gewalt. Und so sollte es der heutigen Gesellschaft zu denken geben, dass eine neue Welle des Hasses über uns prasselt. Durch das neue Medium Internet haben viele Menschen eine Möglichkeit gefunden, unter vermeidlicher Anonymität, ihren Hass auszuleben. Ganz ohne ihr Gesicht zu verlieren - praktisch. Dieser Ansturm ist jedem online aktiven Bürger bereits aufgefallen, wenn er nicht selbst Opfer oder gar Täter ist. Plattformen wie Facebook bieten einen riesigen Spielplatz für jeden Hassenden, und durch Kommentarfunktionen ist der Ausdruck dieses Hasses nur ein Klick entfernt. Nachdenken braucht man dabei nicht, es bleibt ja ungesühnt - praktisch.

Das Problem sieht auch Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Sie ruft zum „Kulturkampf der Gegenwart“ auf, da sie den Hass als Bedrohung für die Kultur der Zukunft sieht. Durch das Internet wird der Hass unserer Mitmenschen sichtbar. Eine Massenkonfrontation mit Vorurteilen prescht dem Surfer ins Gesicht. Und diese Welle des Hasses steigt stetig. Dies sei nicht zu unterschätzen, denn die Hass-Sprache ebnet den Weg zur Gewalt und Vernichtung. Und kein anderes Ziel verfolgt dieser. Das bedroht die Freiheit, analog und digital, und genau deshalb ist es wichtig dem nun entgegenzuwirken.

Doch nicht nur den kulturellen Tod strebt der online Hass an. Bereits im Jugendalter klagen mehr und mehr Teenager über Mobbing im Internet. Erst ist es nur ein witzig-gemeinter Spruch, dann organisierte Diskrimminierung mit heftigen Folgen. Jugendliche, die meist sowieso schon am Rand der Klassengemeinschaft stehen, können nun radikal über das Internet angegriffen werden. Erst wird sich über Äußerlichkeiten lustig gemacht, dann Phantasiegeschichten ausgeschmückt, um das wahllose Ziel in den emotionalen Aus-Zustand zu treiben - nur zum Spaß. Die Folgen sind Depressionen oder im schlimmsten Fall der Suizid. Die Autoritäten sind hilflos.

Aber wie sollen Autoritäten auch etwas dagegen unternehmen, wenn es sie sind, die den gleichen Unfug treiben? PEGIDA und Konsorten schüren den Hass vom Internet bis auf die Straße. Und dieser ist schon lange nicht mehr gewaltfrei. Die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte haben sich im Jahr 2014 verdreifacht. „Gewalt gegen Flüchtlinge werden wir nicht dulden.“ sagt Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, und wird gleich von PEGIDA Front-Feudel Lutz Bachmann mit Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels verglichen. Na vielen Dank. Die Demokratischen Vertreter, geradezu gelähmt von dieser bodenlosen Frechheit, machen erstmal nichts. „PEGIDA keinen Raum für Provokation geben“ ist die Devise. Geduldet wird hier wohl gerne, auch wenn es wehtun müsste. Und so richtig aus der Paralyse kommt die Regierung nicht. Hinz und Kunz hetzen fleißig weiter, hat ja keine Folgen. Dass es hier aber um eine durchaus ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie geht, wird nur ungern behandelt. Die Duldung scheint schier grenzenlos.

Diese neuen Zeiten sind verzwickt. Man lebt immer schneller, muss mehr leisten, die Informationen rieseln wie ein Bombenhagel auf die Kleinhirne von uns Konsumenten ein. Und außerdem kennt man seine Nachbarn nicht mehr. Früher kannte man die doch. Aber man weiß: die tragen Bart und hören Balkan. Über Musik könne man ja noch streiten, aber diese Bärte. Das sind bestimmt Terroristen. Es fällt mir zugegeben schwer diese Angst nachzuvollziehen. Meine Nachbarn tragen
senfgelbe Hemden, ein Unding wie ich finde. Dennoch hab ich sie gern, grüße sie gern und leihe mir noch viel lieber einen Dosenöffner für meine Maggie Ravioli. Und dennoch scheint die Angst vor Bärten, die Angst vorm Unbekannten und die Angst vor Neuem zu reichen, um tausende Menschen auf die Straßen zu treiben, um sich einer offensichtlich fremdenfeindlichen Bewegung anzuschließen. „Wir sind keine Nazis, aber…“ Aber ihr lauft mit welchen mit, unterstützt diese in ihrem Hass und auch in ihrer Gewalt. Sorgen zu haben, und diese zu äußern, ist ein feines Recht, von dem wir alle viel mehr Gebrauch machen sollten. Mit Nazis mitzulaufen und diese im Anfall von Rassismus, noch geglaubt gerechtfertigt, zu wählen ist jedoch eine Bekennung zur Ablehnung der multikulturellen Gesellschaft und somit eine Ablehnung unserer Gesellschaft und Kultur. Wer sich diesem Hass annimmt, ist genauso Täter wie diejenigen, die diesen Hass ausüben. Und wenn dieser Hass zum Ziel hat Menschen zu gefährden, dann gehört dieser Hass als Gefährdung der Gesellschaft benannt und beseitigt.

Menschen können nicht auf die Straße gehen und versuchen die Gesellschaft durch ihren unreflektierten Hass zu boykottieren, wenn sie auch nur ein Fünkchen Restverstand besitzen. Und angenommen dieser Restverstand würde in Form eines verkümmerten Hirns auf der 1 ihrer Laptop Tastatur mit Capslock an liegen, und unter irgendwelche Regierungsposts bei Facebook trommeln, so soll das doch bitte Konsequenzen haben. Denn sonst, und das hat Frau Kahane gut erkannt, überrollt uns dieser Hass.

Wer hasst, der verpasst. Hass schränkt ein. Die eigenen Möglichkeiten werden kompensiert und in eine verbitternde Wurst gepresst, die kurz vorm platzen ist, und eine zerplatzte Wurst kann keiner essen. Freundlich und offen sollten wir alle an unsere Umwelt gehen - und mit allen Sinnen begreifen, und auch von uns begreifen lassen. Und was gibt es schöneres als bunte und friedliche Vielfalt. Durch die gesunde angeborene Neugierde eines Menschen, und seinem freien Willen, ist es jedem ermöglicht sich seiner Mündigkeit zu bedienen, und sich nicht vom Hass einsaugen zu lassen. Weder in der Öffentlichkeit, noch im Netz. Ein kritisches Hinterfragen durch Eigeninitiative nimmt dem Hass den Nährboden, die Aufklärung reißt die Wurzel raus. Denn Hass ist ein Eigenprodukt und nicht die Schuld der anderen.




Kommentare zum Referat Die zunehmende Problematik der „Hatespeech“: