Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Die neuen Leiden des jungen W - Referat



Die neuen Leiden des jungen W. / Ulrich Plenzdorf

Der Schriftsteller und Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf war einer der profiliertesten und trotz seiner gesellschaftskritischen Anklänge meistgespielten Dramatiker der DDR.1934 wird Ulrich Plenzdorf als Sohn einer Arbeiterfamilie in Berlin-Kreuzberg geboren. Seine Eltern sind aktive Mitglieder in der KPD und werden wiederholt von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet. Plenzdorf studiert Philosophie in Leipzig, bricht aber nach drei Semestern wieder ab. Er arbeitet eine Weile als Bühnenarbeiter bei der DEFA und ist für ein Jahr Soldat in der Nationalen Volksarmee. Später studiert er an der DDR-Filmhochschule in Babelsberg und engagiert sich danach als Szenerist und Dramaturg bei der DEFA. Plenzdorf erhielt zahlreiche Auszeichnungen - zum Beispiel den Kunstpreis der FDGB oder den Ingeborg Bachmann Preis – für seine Werke.
Inhaltsangabe „Die neuen Leiden des jungen W.“:
Edgar Wibeau, von seinem Vater, der nach dem Tod seines Sohnes nun nach Informationen über dessen Leben bei ihm nahestehenden Personen sucht, verlassen als er fünf war, wächst bei seiner Mutter als Musterschüler und Vorzeigeknabe auf. Er bricht seinem Ausbilder bei einem Streit den Zeh. Er und sein Freund Willi beschließen daraufhin nach Berlin zu gehen und Edgar versucht sich an der Kunsthochschule zu bewerben. Nachdem er dort abgelehnt wird, bleibt Edgar im Gegensatz zu Willi in Berlin und findet in der abbruchreifen Laube die Willis Eltern gehört Unterschlupf. Er lernt Charlie, die Kindergärtnerin kennen die mit ihrer Kindergruppe oft auf dem Nachbargrundstück von Edgars Laube spielt und verliebt sich in sie. Charlie hegt offensichtlich ebenfalls große Sympathien für Edgar, lässt sich aber nicht wirklich auf ihn ein, unter anderem auch deshalb, weil sie verlobt ist. Sie ist stärker mit dem bürgerlichen Leben verbunden als Edgar, mag ihn aber gerade wegen seiner unkonventionellen Art. Edgar findet im Klohäuschen der Laube eine Reclamausgabe von Goethes "Die Leiden des jungen Werther" und liest sie nach anfänglichem Zögern und vor allem deshalb, weil es in der Laube sonst kein einziges Buch gibt und er das Lesen liebt, mit wachsendem Interesse durch. Obwohl er am Anfang gar nicht von Werther begeistert ist, kommt Edgar darauf dass einige Textstellen absolut treffend auf seine Momentane Situation passen und so kommt er auf die Idee sie in solchen Fällen auf Tonband aufzunehmen und seinem Freund Willi zu schicken. Nach einer gewissen Zeit kehrt Charlies Verlobter vom Wehrdienst zurück, die beiden heiraten und ziehen in einen anderen Stadtteil. Der Kontakt zwischen ihr und Edgar bricht zunächst ab. Um neue soziale Kontakte zu knüpfen und sich ein wenig Geld zu verdienen beginnt er bei einer Malerkolonne zu arbeiten, die mit der Entwicklung eines nebellosen Farbspritzgerätes beschäftigt ist. Aufgrund ständiger Provokationen des Vorarbeiters Addi wird er jedoch gefeuert und beschließt, sein eigenes Farbspritzgerät zu entwickeln. Obwohl er auf Zarembas (ältester Mitarbeiter der Kolonne und Edgar äußerst sympathisch) Wirken hin wieder in die Kolonne zurückgeholt wird, arbeitet Edgar weiter an dem Gerät. Eines Tages hängt ein Brief von Charlie an der Laubentüre und so kommt es dass die beiden wieder in Kontakt treten. Als es zwischen Charlie und ihrem Mann kriselt, kommt es dazu dass sie und Edgar miteinander schlafen. Sie ist danach aber sehr aufgelöst und beeilt sich zurück zu ihrem Mann zu kommen. Edgar ist zutiefst enttäuscht und beginnt Werthers Motive für Selbstmord zu verstehen. Dennoch schließt er für sich selbst Suizid kategorisch aus. Statt dessen konzentriert er sich auf die Entwicklung seiner Farbspritzmaschine, von der er sich große Erfolge erhofft und mit der er sich vor allem beweisen will. Beim ersten Test erliegt er jedoch einem 380V Stromschlag. Bei der Farbexplosion wird die Laube verwüstet und seine Bilder werden unbrauchbar. Er wird am nächsten Tag von seinen Arbeitskollegen gefunden, die ihn suchen kommen, da er bereits zwei Tage unentschuldigt fehlt.
Die Geschichte ist in Montagetechnik verschiedener Erzählstile aufgebaut. Nachdem er den Leser am Anfang aus verschiedenen Zeitungsauszügen wissen lässt, dass ein Edgar Wibeau an einem Unfall gestorben ist, wechselt Plenzdorf zwischen Dialogen, die von verschiedenen Personen über
Edgar geführt werden und aus denen man (natürlich aus dem jeweiligen Blickwinkel desjenigen, der gerade spricht) erfahren soll, was mit Edgar geschah und der Erzählfigur Edgar, die diese Dialoge immer wieder unterbricht um zu kommentieren und einen Teil der Geschichte (nämlich der seines Lebens) selbst rückblickend zu erzählen. Als „roter Faden“ durch das Buch führt Edgars Vater der, nachdem er von dem Tod seines Sohnes erfahren hat, mit Edgars Mutter in Kontakt tritt und versucht, etwas über sein Kind herauszufinden, das er seit dessen fünften Lebensjahr nicht mehr gesehen hat.
Edgar ist ein typischer Freigeist der rebellisch aber nicht als Rebell versucht, in der gleichgeschalteten, klar strukturierten Welt der DDR seinen Platz und vor allem sich Selbst zu finden und zu entfalten. Dieses Vorhaben wird ihm von seiner Mutter nicht gerade erleichtert die ihn in ihre Ideale zwängt und stolz ist auf ihren Sohn, der nur äußerst widerwillig und nur um seine Ruhe zu haben ihren „Musterknaben“ gibt. Edgar ist ein äußerst intelligenter und hoch kreativer Junge der sich nicht mit der dörflichen Enge und Eingeschränktheit Mittenbergs zufrieden geben will. Da es ihm unmöglich ist, sich in dieser Umgebung und vor allem mit dieser Mutter, Selbst zu finden, beschließt er dann nach Berlin zu gehen und es dort zu versuchen. Er hat einen guten Draht zu sich und schafft es in jeder Situation herauszufinden wie es ihm in eben dieser geht und was für ihn das Beste wäre und danach handelt er dann auch. Dieses in sich hineinhorchen nennt er „sich analysieren“. Er versucht die Leute denen er begegnet herauszufordern, dies tut er indem er aus Goethes Werther rezitiert. Und obwohl er immer treffende Textstellen findet, die sein gegenüber dann auch maßlos verwirren, ist es ihm nicht wirklich ernst damit, es ist mehr ein Spiel. Was nicht heißen soll, dass er die Texte und ihre Aktualität nicht versteht.
Ich finde, dass Plenzdorfs Buch eine doppelte Aktualität vermittelt. Es wird die Gültigkeit von Goethes Werk ( das aus unserer Sicht aus einer langen Vergangenheit auf eine nicht so lange Vergangenheit – DDR – bezogen wird) für die Generation Edgars deutlich und die Gültigkeit Edgars Geschichte auf für unsere Generation. Denn so wie es für Edgar (Vertretend für die Jugendlichen) in der DDR, wo alles kollektiv gleichgeschaltet und geregelt ist, schwer ist sich selbst und seinen Platz im System zu finden, ist es für Jugendliche heute, in dieser offenen grenzenlosen Gesellschaft, in der es von Verwirrungen und Ablenkungen nur so wimmelt, wieder genauso schwer sich Selbst zu finden. Das mag vielleicht daran liegen, dass es einfach prinzipiell schwer ist sich Selbst zu finden und zu verwirklichen, vielleicht liegt es aber auch daran, dass es bis jetzt noch kein System gab in dem es einfach ist sich Selbst zu verwirklichen.




Kommentare zum Referat Die neuen Leiden des jungen W: