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Die Stachelschweine von Schopenahuer - Referat



Interpretation zu drei bekannten Fabeln

Im Folgenden widmen wir uns drei Fabeln, die jedem einmal in seiner Schullaufbahn begegnen werden.
Es handelt sich um Schopenhauers 'Stachelschweine', Kafkas 'Kleine Fabel' und Kazantzakis 'Die Blinden'.
Alle drei Fabeln behandeln das Prinzip der menschlichen Wahrnehmung und die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Menschen, die ihre jeweilige Wahrnehmung zu einer Sache unterliegt.
Außerdem wird das Thema der Auswirkung der Wahrnehmung ansatzweise in Angriff genommen,
was sich als interessanter entpuppt, als es den Anschein hat, je länger man darüber nachdenkt.



Zu Schopenhauers Fabeln von den Stachelschweinen

In Artur Schopenhauers Fabel 'Die Stachelschweine' geht es zunächst um Stachelschweine, die die Nähe der anderen suchen um ihr Überleben zu sichern, aber ihrer Stacheln wegen, die sie stechen, nie ganz zueinander gelangen und in gewissem Abstand zueinander bleiben müssen.
Jedoch im übertragenen Sinn behandelt die Fabel die Thematik des Menschen und seiner Beziehung zu seinesgleichen. Die Gesellschaft von Stachelschweinen lässt sich auf die Gesellschaft der Menschen übertragen, die, ähnlich den Stachelschweinen an einem Wintertag, sich in Sehnsucht nach Gesellschaft und dem Wunsch, inneren Erfrierungen (bei den Stachelschweinen geht es um das physische, beim Menschen um das psychische Überleben) vorzubeugen, zusammenfinden.
Wie die Stachelschweine ihre Stacheln gegenseitig als unangenehm empfinden, wenn die Tiere sich zu nahe kommen, so empfinden auch die Menschen es als unangenehm zu nahe beieinander zu verweilen und sie suchen sich, den Tieren gleich, einen gewissen Abstand zueinander, um so vernünftig leben zu können.
Die Stacheln, die in der Fabel die anderen Artgenossen stechen, stellen bei den Menschen deren Eigenschaften und Eigenarten dar, zumeist die negativen an denen die Menschen sich, den Stacheln gleich, gegenseitig stechen. So geschieht es nicht einfach nur aus dem Aspekt einer bloßen Ablehnung heraus, sondern auch aus Gründen des Selbstschutzes, dass die Menschen sich gegenseitig auf Distanz halten.
Hier sind die Stacheln der Stachelschweine unter anderem auch als deren Verteidigungswaffe gegen Feinde zu betrachten, die einem Pfeil ähnlich abgeschossen werden und so sind die schlechten Eigenarten am Menschen in gewisser Weise ebenfalls als Verteidigung zu sehen. Die metaphorischen Stacheln sind unter anderem auch Schutz und Verteidigung, die gelegentlich eingesetzt werden, um einen gewissen Abstand zu seinen Artgenossen zu wahren.
Da nun die Wahrnehmung eines jeden Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist, so nehmen die Menschen die 'Stacheln' der anderen oft nicht als Schutz oder ähnliches wahr, sondern einfach als Ablehnung und negative Eigenschaft und so kann man von einer Wechselwirkung der Menschen zueinander sprechen, da sie immer nur so reagieren, wie ihr Wesen es ihnen auf bestimmte Reize hin gebietet, es gibt keine Aktion ohne Reaktion.
Da der Mensch von Natur aus nicht geschaffen ist, jeden seiner Artgenossen zu mögen und er einen Freiraum braucht um sich entfalten zu können, ist dieser Schutz- und Verteidigungswall seine natürliche Schutzvorrichtung, um durch diese Distanz zueinander ein möglichst angenehmes Miteinander zu gewähren.



Zu Kafkas kleiner Fabel

Thematisch geht es in der kleinen Fabel um die positiven und die negativen Seiten der Freiheit, der Grenzensetzung zur Orientierung des Menschen und seiner Wahrnehmung zu der Grenzensetzung und der Freiheit.
Der Mensch, hier dargestellt von der Maus, besitzt soviel Freiheit, dass diese ihm schier Angst bereitet und er das Gefühl in sich trägt, orientierungslos durch die große, breite Welt zu gehen. So läuft er los, getrieben von jener Angst, um Orientierung zu finden und sieht irgendwann in der Ferne endlich Mauern, die die Grenzen und somit eine Orientierungshilfe für ihn darstellen und ihm Halt im Leben versprechen. Er läuft weiter, glücklich endlich einen Orientierungspunkt gefunden zu haben, den Blick geradeaus gerichtet, bis die Mauern, sprich: Grenzen, wie von selbst auf ihn zueilen, als hätten sie ein Eigenleben entwickelt. Die auf die Maus zueilenden Mauern stehen synonym für die Grenzen, innerhalb derer sich der Mensch bewegt und in die er sich dermaßen weit hineinbewegt hat, dass es ihm scheint, als würden die Grenzen wie von selbst nicht nur auf ihn zurasen, sondern, da sie eine Orientierung bieten, dass eben jene Orientierung ihm sein eigenständiges Handeln in gewissem Maße abnimmt, worüber er zunächst froh ist, da es ihm vieles erleichtert.
Da in unserer Welt so viele Dinge sind, so viele Reize und 'Szenen' denen wir uns zuordnen können, kann das schnell in einer Reizüberflutung enden und um dieses zu umgehen...und um unsere Angst vor der vielfältigen Masse an Möglichkeiten, die uns mit diesen 'Szenen' im Leben geboten werden, fertig zu werden...ordnen wir uns irgendwann wie von selbst einer bestimmen Richtung zu, die unser Leben bestimmt und da suchen wir unsere Grenzen und Orientierung, die uns unseren Halt bietet.
Aber immer enger und enger werden werden diese Grenzen, Mauern, bis der Mensch schließlich im letzten Zimmer, übertragen: einer festgefahrenen Situation, ankommt und nicht mehr weiter weiß. Nun bekommt er durch diese Enge ebenfalls Angst und die Falle, in die die Maus im letzten Zimmer läuft, kann man mit einer sich selbst ausgestellten Unmündigkeit gleichsetzen, die am Ende der Mauern, unserer Orientierung steht, aus der man nicht ausbricht oder wenigstens die Richtung ändert. Die Katze, die den Vorschlag der Richtungsänderung macht, kann man frei interpretiert als das eigene Gewissen, eine eigene Erkenntnis deuten, jedoch kommt diese Einsicht zu spät und man steckt bereits festgefahren in der sich selbst gestellten Situation, wie auch immer diese geartet sein mag. So ist die Alternative der Richtungsänderung keine wirkliche Alternative, sondern nur eine Scheinalternative, denn die Maus stirbt so oder so, egal was sie macht. Das ist keine sehr positive Einstellung zum Leben, denn es kann daraus gedeutet werden, dass der Mensch immer versagt, ganz egal was er auch versucht, welche Alternative der Mensch auch immer wahrnimmt.
Hier wird aufgezeigt, dass man bei der Grenzensetzung und der Suche nach Orientierung ein gewisses Maß an Flexibilität bei der Orientierungssuche und den Wahrnehmungen, die diese Suche und die späteren Ansichten beeinflussen, bewahren sollte, um nicht in genannter Unmündigkeit zu enden.




Über die Fabel mit den Blinden von Kazantzakis

Kazantzakis behandelt in seiner Fabel nicht etwa nur das Thema von blinden Menschen, die einmal erfahren
wollen, wie man sich Elefanten vorstellen kann, sondern geht es vielmehr im übertragenden Sinn um Menschen mit deren Engstirnigkeit, keine anderen Meinungen anzuhören. Desweiteren geht es in der Fabel darum, das die Menschen von einer bestimmten Thematik oder Sache kein Wissen besitzen, obwohl sie vielleicht bereits einmal den Namen des unbekannten Themas gehört haben und wissen, dass es da 'etwas' gibt.
Es geht hier um die unterschiedlichen Herangehensweisen und Blickwinkel, mit denen man etwas neues kennenlernt und die durch diese Faktoren bestimmten unterschiedlichen Wahrnehmungen mehrerer Menschen zu ein und demselben Thema.
Wie in dem Text die Blinden durch die unterschiedlichen Berührungen an den unterschiedlichen Körperstellen der Elefanten jeder von ihnen eine andere Vorstellung von den Tieren bekommt, so haben die Menschen, die durchaus sehen können, eine unterschiedliche Wahrnehmung zu den verschiedenen Thematiken und Sachen, da sie mit unterschiedlichen Aspekten etwas kennenelernen. Jeder der Blinden, die bei den Elefanten waren, kennt nur ein kleines Stück des ganzen Elefanten, nur einen kleinen Teil, da sie die Tiere in ihrer Gesamtheit nicht erfassen konnten. Der Blinde, der unten stand, konnte nicht erfassen wie groß der Elefant ist, der Blinde, der auf ihm reiten durfte, konnte seinen Körper nicht erfassen sondern nur das Gefühl oben auf zu sitzen, der Blinde, der den Rüssel gestreichelt hat, konnte ebenfalls die gesamte Größe und Gewaltigkeit des Tieres nicht erfassen. Jeder kennt nur einen Ausschnitt, ein Teilstück und so kommt es zu Streitereien, wie ein Elefant denn nun aussähe und anstatt ihr Wissen zusammen zu bringen und ein vollständigeres Bild zu erhalten, bleibt jedem nur das Wissen um ein Teilstück, was dennoch von jedem als Wahrheit angesehen wird.
So sagt uns die Fabel von den Blinden, dass es auf die Rangehensweise und die Zusammenarbeit ankommt, zu welcher Wahrnehmung man gelangt und bietet so etwas wie eine Art 'symposische' Erklärung (Symposium= Erörterung/ Erarbeitung/Studie zu einem bestimmten Thema, die fächerübergreifend stattfindet, also in verschiedenen Fachrichtungen erarbeitet und dann zusammen diskutiert wird) die ebenfalls in der Philosophie, der Soziologie und der Psychologie angesiedelt ist, für die vielen unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen zu einem und demselben Thema.



Resumee zu den drei Fabeln

Man kann zwischen den drei Fabeln eine Gemeinsamkeit finden, eine Thematik, die von allen dreien behandelt wird und sich bei genauerer Betrachtung wie ein roter Faden durch die drei Texte zieht.

Fangen wir bei den Stachelschweinen an.
Ausgehend von der These, dass die Stacheln für die Eigenschaften der Menschen stehen, können wir feststellen, dass unsere Eigenschaften nicht nur durch unsere Wahrnehmung beeinflusst und geformt wurden bis sie schließlich in einer bestimmten Konstellation an uns haften, sondern dass
die anderen Menschen unsere Eigenschaften, jene Stacheln, wegen ihrer eigenen Erfahrungen jeweils anders wahrnehmen, genauso wie wir selbst die Eigenschaften anderer unterschiedlich zu anderen wahrnehmen. Hier geht es in gewisser Weise um die Art der Wahrnehmung der anderen, uns umgebenden Menschen, die unser Zusammenleben in einer beständigen Wechselbeziehung zueinander beeinflusst und uns nicht immer zusammenführt, sondern oft auf gewissem Abstand zueinander hält.

In der kleinen Fabel von Kafka geht es um eine Form der Wahrnehmung der Welt, deren Freiheit und den Grenzen, die wir zur Orientierung suchen.
Wenn in der Interpretation der Fabel von einer Unmündigkeit gesprochen wird, in die wir uns selbst stellen, kann man es umdeuten in eine Art Schubladendenken, das wir irgendwann haben und uns selbst ein Bein mit diesem Denken stellen, wobei dieses Schubladendenken ebenfalls eine Wahrnehmungsform ist. Wir schaffen es in dieser Interpretation nicht, über diese Grenzen hinaus zu sehen, trotz dem Rat der 'Katze', die Richtung zu ändern und landen eben in der uns selbst gestellten Falle und werden „gefressen“, so wie die Maus. In dieser Interpretation bezieht sich unser gefressen werden auf ein Scheitern, dem wir ausgesetzt sind. Wir scheitern an uns selbst, beziehungsweise an den Grenzen, die wir uns gesetzt haben.

In der Fabel von den Blinden geht es, wunderbar bildlich anhand der Elefanten dargestellt, um die unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung und das jeder Mensch wegen der sich von Mensch zu Mensch unterscheidenden Betrachtungsweisen, zu einem andern Ergebnis gelangt. Am Ende der Fabel diskutieren die Einzelnen, dass die Elefanten doch anders seien, als der Vorredner erzählt habe, da jeder ein anderes Merkmal der Elefanten berührt hat.
So streiten die Menschen, die die Blinden repräsentieren, auch um dieselben Thematiken, da sie andere Ansichten darüber besitzen und jeder seine eigene Wahrnehmung für die richtige hält, ohne seine eigene Sichtweise vielleicht mit denen der anderen zu ergänzen und zu erweitern.

Ausgehend von den hier unterschiedlich aufgeführten Gedanken, die letztlich die unterschiedliche Wahrnehmung als Ergebnis tragen und das in jeder Fabel die Menschen die Dinge nicht nur anders wahrnehmen, sondern sie dadurch als Konsequenz separat zu den Artgenossen stehen, kann man als Lösung vorschlagen, den eigenen Horizont dahingehend zu öffnen, ihn von den Wahrnehmungen, Synonym: Ansichten, anderer erweitern zu lassen und alle Wahrnehmungen zusammen zu bringen, auf diese Weise zu interagieren, zu kommunizieren und als positive Konsequenz näher zueinander zu finden und nicht nur in einem stumpfen Nebeneinander her leben, sondern uns vielleicht noch ein wenig näher kommen können, wenn wir es zulassen.
Dieses zu schaffen, obliegt jedoch dem einzelnen und seiner Bereitwilligkeit, andere Meinungen zu akzeptieren, selbst.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Lillian_



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