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Die Sitzordnung als Ausdruck von Rangstreitigkeiten auf spätmittelalterlichen Konzilien - Referat




Die Sitzordnung als Ausdruck von Rangstreitigkeiten auf spätmittelalterlichen Konzilien


I. Begriffserklärungen
II. Konzil von Konstanz
III. Konzil von Basel
IV. Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung
V. Das Basler Konzil (1431-1449): Teilnehmer, Sitzordnung, Rangstreit


I. Begriffserklärungen:

Konzil: lat. Beratschlagung; Versammlung meist in kirchlichen Angelegenheiten;
Konziliarismus: Zeitraum in welchem die Entscheidungen des Konzils über denen des Papstes steht (1414 – 1512)
Päpstliches Primat: Päpstliche Entscheidungen stehen über denen der Konzilien
Abendländisches Schisma: Zeitraum der Spaltung der römisch-katholischen Kirche (1378 – 1417)


II. Das Konzil von Konstanz (1414 – 1418)

Gründe für das Konzil:
*causa unionis (Kircheneinheit/Aufhebung des Abendländischen Schisma)
*causa reformationis (Kirchenreform)
*causa fidei (Kirchliche Verkündigung/Sakramentenlehre)
causa unionis: Absetzung der drei Päpste (Johannes XXIII., Gregor XII., Benedikt XIII.)
Neuwahl eines „Einheitspapstes“ (Martin V.)
 Ende des Abendländischen Schisma
Causa fidei: Verurteilung der Lehren von John Wycliff, Jan Hus, Hieronymus von Prag.
 Verbrennung von Jan Hus und Hieronymus
 Verbrennung der Gebeine von John Wycliff
causa reformationis: Einigung auf den Konziliarismus
Wichtigste Schrift: Haec sancta

III. Das Konzil von Basel-Ferrara-Florenz (1431 - 1449)

Gründe für das Konzil:
*Stärkung der päpstlichen Macht
*Einigung der Ostkirchen und der röm.-kath. Kirche
*Reformgedanken
Stärkung der päpstlichen Macht:
Papst Martin V. setzt Tagesordnung auf, welche von den Kardinälen umgestellt wird
 Stärkung des Konziliarismus
Auflösung durch Eugen IV. (1431)
Einberufung durch Eugen IV. (1433)
Anerkennung des Konziliarismus (theoretisch, findet aber nach dem Konzil keine Beachtung mehr)
Einigung der Kirchen:
Röm.-Kath. Kirche bietet den Ostkirchen die Einigung unter päpstlicher Führung an.
Die Ostkirchen stimmen dem zu, da sie auf militärische Unterstützung gegen die Moslems hoffen.
 Unterstützung bleibt aus => Endgültige Trennung in Ost- und Westkirche (1453)
Reformgedanken scheitern erneut.
 Ein Baustein für die Reformation entsteht



IV. Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung

Das mittelalterliche Verständnis von Symbolik:
1) Im Unterschied zu heute war das Symbol nicht nur eine der Veranschaulichung dienende Hilfskonstruktion, sondern realer Inhalt.
2) Die symbolische Handlung war die faktische Realisation eines Rechtes oder Sachverhaltes.

Der „Sitz“ und das „Sitzen“
1) „Sitzen ist in der Vergangenheit nicht ein Privileg der Bequemlichkeit, sondern der Hoheit. Sitzen ist daher Rechtsritual – ein Ausdruck der erhöhten Stellung im
Staat, in der Gerichtgemeinde oder in der Familie.“ (Adalbert Erler)
2) Sitzen war Ausdruck des Ranges, der Repräsentation und des Anspruches von Rechten, z.B. Recht auf Mitgliedschaft, auf Hausrecht und auf Herrschaft.
„Mit-Sitzen“ bedeutete Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, „Vor-Sitzen“ oder alleiniges Sitzen die Herrschaftsbefugnis.

Die Sitzordnung war oftmals heftig umstritten und wurde zu einem Mittel der Politik gemacht. Die Rangfolge spiegelte sich in der Sitzordnung wider, womit diese als Symbol für die Weltordnung galt.


V. Das Basler Konzil (1431-1449): Teilnehmer, Sitzordnung, Rangstreit

1) Teilnehmer:
Insgesamt etwa 3300 inkorporierte Teilnehmer; besonders der hohe Klerus lässt sich durch Prokuratoren vertreten. Darüber hinaus: Kardinäle; (Erz-)Bischöfe und Äbte (Prälaten) und Vertreter der Kirchenprovinzen und Einzeldiözesen; Ordensvertreter; Theologen, Juristen und Kanoniker der bedeutenden Universitäten und andere humanistische Gelehrte; Städtevertreter (bes. Basel, aber oft ohne Inkorporation); Gesandte europäischer Fürsten und Herrscher.

2) Sitzordnung:
Sitzungsort: Längsschiff des Basler Münsters, beidseitig sechs gestufte Bankreihen.
Grundregeln für ständische Sitzordnung (H. Heimpel):
1) Oben ist besser als unten.
2) Rechts ist besser als links.
3) Vorn ist besser als hinten.
Notwendigkeit von Kompromissen zwischen Diplomatie und Hierarchie in der Sitzordnung.

3) Rangstreit:
Beispiel 1: Kastilien gegen England
Beispiel 2: Frankreich gegen England
Beispiel 3: Burgund gegen Kurfürsten



Literatur:

Goetz, Hans-Werner: Der „rechte“ Sitz. Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung. In: Symbole des Alltags – Alltag der Symbole; G. Blaschitz, H. Hundsbichler, G. Jaritz, E. Vavra (Hrsg.), Graz 1992

Heimpel, Hermann: Sitzordnung und Rangstreit auf dem Baseler Konzil. In: Studien zum 15. Jahrhundert (Bd.I); J. Helmrath, H. Müller (Hrsg.), 1994 München

Helmrath, Johannes: Das Basler Konzil. Köln 1987

Hlavacek, Ivan, Patschovsky, Alexander (Hrsg.): Reform von Kirche und Reich. Konstanz 1996

Horst, Ulrich: Autorität und Immunität des Papstes. Paderborn 1991



Dieses Referat wurde eingesandt vom User: RobertDudley



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