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Die Krise der Kirche als Auslöser der Reformation - Referat



Das Ende vom Weltherrschaftsanspruch der Päpste:
Im Hochmittelalter war die Situation zwischen dem Papst und dem Kaiser des Heiligen-römischen Reichs schon überaus angespannt. Im Spätmittelalter setzte sich der Papst gegenüber dem römisch-deutschen Kaiser durch, doch forderte dasselbe in weiterer Folge dann auch noch vom französischen König Philipp IV. Um dies durchzuführen fehlten ihm jedoch die weltlichen Mittel, da sich seine Macht auf den Kirchenstaat beschränkte. Der französische König verlegte daraufhin den Sitz des Papst von Rom in die Stadt Avignon, welche im Süden Frankreichs liegt, was zur sogenannten „Babylonischen Gefangenschaft“ führte.

Die „Babylonische Gefangenschaft“ (1309-1377):
1309 begann mit der Versetzung von Papst Clemens V. nach Avignon die „Babylonische Gefangenschaft“, welches auch „Babylonisches Exil“ genannt wurde. Somit hatte die französische Krone sehr viel Einfluss auf das Papsttum, was dazu führte, dass viele hohe, geistliche Ämter von französischen Kandidaten eingenommen wurden. Über die Jahre verweilten somit insgesamt 7 Päpste in Avignon, bis im Jahr 1377 Papst Gregor XI durch Druck des Kaisers und der Bevölkerung Roms wieder in den Kirchenstaat verlegt wurde. Dadurch endete die babylonische Gefangenschaft.

Das große Schisma:
Das große Schisma, auch abendländisches Schisma genannt, war eine zeitweilige Kirchenspaltung: Papst Urban VI, der Nachfolger von Gregor XI. führte grundlegende Reformen durch, wie zum Beispiel die Erweiterung des Kardinalkollegiums von 16 auf 45, was die bisherige Besetzung ablehnte. Das Kollegium erklärte Urban VI für ungeeignet und es wurde von den „Franzosen“ ein Gegenpapst, Clemens VII., gewählt. Dieser Gegenpapst verweilte bis 1414 in Avignon. Durch diese Spaltung der Kirche entstand in Europa eine römische und eine „avignonesische“ Partei.

Viele Geistliche in Europa gaben dem Papstamt die Schuld und forderten, dass ein Konzil, also eine Bischofsversammlung, einberufen wird, das über die Situation entscheiden und der Spaltung ein Ende setzen sollte. Während des sogenannten „Konzil von Pisa“ wurden beide Päpste abgesetzt, woraufhin ein neues kirchliches Oberhaupt aufgestellt wurde. Der Ausgang der Bischofsversammlung war den amtierenden Päpsten jedoch egal und so endete das „Konzil von Pisa“ mit 3 Oberhirten in der katholischen Kirche.

Das Konzil von Konstanz:
Das große Schisma fand sein Ende auf dem Konzil von Konstanz, welches von 1414-1418 stattfand und von Gegenpapst Johannes XXIII. einberufen wurde. Die drei amtierenden Päpste (Gregor XII., Benedikt XIII., Johannes XXIII.) wurden abgesetzt und das Konzil berief ein neues kirchliches Oberhaupt ein – Papst Martin V. „Die Konzilsväter wollten aber auch die Kirche reformieren und die ketzerischen „Irrlehren“ (= Häresien) endgültig austilgen. Diese Reformen aber gelang weder in Konstanz noch in darauffolgenden Konzilien.“

Missstände in der Kirche:
1. Simonie: Kirchenämter konnten gegen Bargeld gekauft werden wie z. B. das Bischofsamt oder die Position eines Abtes, um Adelige zu versorgen.
2. Pfründe, das sind Einkünfte, die mit einem Kirchenamt verbunden sind , wurden an den Meistbietenden vergeben.
3. Der Großteil dieser Einnahmen floss in die Kriegskasse der Kirche, weitere Teile wurden für prachtvolle Bauten ausgegeben.
4. Die Seelsorge versagte: Ungebildete und arme, niedrige Geistliche erfüllten ihre geistlichen Aufgaben sehr schlecht, denn sie konnten teilweise nicht lesen und schon gar nicht Latein, sodass sie die Heilige Schrift nicht verstanden oder kannten.
5. Viele der Geistlichen hielten sich weder an die Ehelosigkeit, noch an die christlichen Gebote, sondern versuchten möglichst viel Profit aus ihrem Amt zu ziehen. So wurden z. B. Sakramente verkauft.
6. Der Ablasshandel blühte: Statt der Auferlegung von Bußstrafen in Form von Gebeten, Wallfahrten oder Fasten wurden Geldbußen angeordnet. So verkaufte Anfang des 16. Jahrhunderts der Dominikanermönch Johann Tetzel in Jüterbog erfolgreich Ablassbriefe für den Bau des Petersdomes in Rom.

Reformversuche:
Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Personen, die versuchten, von der Kirche Reformen zu erzwingen. Solch wagemutige Taten endeten meist mit der Hinrichtung dieser Leute, die von der Kirche als „Ketzer“ bezeichnet wurden:

Der englische Theologe John Wyclif, der im 14. Jahrhundert lebte, war auch einer dieser Reformer. Er weigerte sich, den Papst als Oberhaupt der Kirche anzuerkennen und lehnte unter anderem auch die Kirchenhierarchie, die Beichte, Ablass, Wallfahrten und Heiligenverehrung ab. Deswegen, und weil Wyclif die Bibel in seine Muttersprache (Englisch) übersetzte, wurden seine Lehren von der Kirche verworfen. „Obwohl er den König darin unterstützte, keine Steuern nach Rom zu bezahlen, ließ ihn auch die weltliche Obrigkeit fallen.“ Und auch nach dem Tod von John Wyclif wurden seine Anhänger noch immer verfolgt.

Auch der tschechische Theologe Jan Hus, der von 1370-1415 lebte, wurde auf dem Konzil von Konstanz zum Ketzer erklärt, da er ähnliche Kirchenreformen wie John Wyclif verlangte. Nachdem er verweigerte, seine Lehre zu widerrufen, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Hus hatte viele Anhänger in Tschechien, die Hussiten genannt wurden, da er auch Vertreter des Widerstandes gegen die deutsche Oberschicht in Böhmen war. Seine Hinrichtung führte zu großem Aufruhr und Gewalttaten der Anhänger von Jan Hus in Böhmen. Aus diesem Grund rief der Kaiser zum Reichskrieg und der Papst zum Kreuzzug gegen die Hussiten auf. Dieser Krieg dauerte von 1419-1433, wobei die hussitischen Truppen sogar einige Siege davontragen konnten. Doch der Krieg endete schließlich zugunsten des Kaisers und des Papstes; die soziale Ungerechtigkeit in Böhmen blieb erhalten und es gab auch keine Reformen.

Ausgangsvoraussetzungen und Auslöser für die Reformation
Neben den Missständen in der Kirche gab es noch andere Rahmenbedingungen, die die Reformbewegung begünstigte und das Wirken von Martin Luther ermöglichten.
Dazu zählten, dass
- ein Großteil der Bevölkerung aufgrund der Missstände für Reformen bereit war und
- viele hohe Adelige und Fürsten die Reformbewegung unterstützen und
- der Kaiser aufgrund der
außenpolitischen Lage mit der drohenden Gefahr durch die Türken und dem Krieg gegen die Franzosen geschwächt war.
Trotz der großen Missstände hatte die Kirche jedoch den Anspruch
- alles zu bestimmen,
- der einzige Weg zum ewigen Leben zu sein und
- dass es nur eine katholische Kirche gibt

Martin Luther und sein Kampf gegen den Ablasshandel
Martin Luther(1483-1546), begann 1501 an der Universität Erfurt ein Jurastudium. Auf einer Reise geriet der Student in ein schweres Gewitter, sodass er in Todesangst gelobte, Mönch zu werden. Zwei Wochen später schloss er sich dem Bettlerorden der Augustiner im Erfurter Kloster an. Luther wurde 1507 zum Priester geweiht und begann im selben Jahr ein Theologiestudium in Erfurt. 1512 erhielt Luther eine Bibelprofessur an der Wittenberger Universität und besticht als Bibelexperte: kaum jemand scheint das wichtigste Buch der Christen besser zu kennen als er.

Luther beschäftigt sich mit der Interpretation der Bibel sowie den Zuständen in der katholischen Kirche.

Ein besonderer Dorn im Auge war Luther der Ablasshandel. Der Ablass als solches hat in der Christenheit eine lange Tradition und die Idee, dass die Sündenstrafen – nicht aber die Sünde selbst – durch bestimmte Werke des Gläubigen gemildert oder ausgesetzt werden können, war schon in der Spätantike verbreitet. Jedoch begann im 15. Jahrhundert eine breit angelegte Kapitalisierung des Ablass. In einer Verbindung aus Seelsorge und moderner Finanztechnik verkaufte die Kirche das verbriefte Heil.

Das Ergebnis seiner Arbeit mit der Bibel fasste Luther 1517 in 95 Thesen zusammen, wobei sie als Diskussionspapier für Theologen gedacht waren und auf dringende Reformen innerhalb der Kirche abzielten.

„Luther hatte die Thesen außer den Bischöfen nur wenigen Freunden gesandt. Somit erwartet und erhält er auch nicht sofort eine Reaktion. Jedoch bereits Ende 1517 sind Drucke der Thesen in Leipzig, Nürnberg und Basel im Umlauf. Es gibt sowohl stürmische Zustimmung seitens einiger humanistischer Gelehrter und auch einiger Fürsten, als auch völlige Ablehnung aus vielen Teilen der römischen Kirche. So vor allem von dem am meisten kritisierten Ablassprediger Tetzel, der sogar Todesdrohungen gegen Luther ausgesprochen haben soll…“

Die Kritik Luthers wurde immer heftiger und öffentlicher, sodass Papst Leo X. mit Bann drohte, wenn Luther seine Thesen nicht widerrief: "Weil die genannten Irrtümer und viele andere in den Büchlein oder Schriften eines gewissen Martin Luther enthalten sind, verdammen, verwerfen und verstoßen wir zugleich die genannten Bücher und alle Schriften und Predigten, ob sie in lateinischer oder deutscher Sprache geschrieben sind." Luther verbrannte als Reaktion die Bannbulle ("Exsurge Domine"), die der Papst im Juni 1520 erlassen hatte, vor den Toren Wittenbergs in Anwesenheit von Professoren-Kollegen, Studierenden und BürgerInnen und hielt eine Brandrede gegen den Papst.

Sieben Monate später folgte die Bulle „Decet Romanum Pontificem“, in der die Exkommunikation vollzogen und Luther samt Anhängern zu Ketzern erklärt wurde.

Luther verfasste neben den Thesen auch andere Schriften und sprach sich in diesen u.a. gegen die Ehelosigkeit der Priester und auch die Verehrung von Reliquien aus.

Der Reichstag zu Worm
Kaiser Karl V wollte dem Ganzen ein Ende zu bereiten und berief einen Reichstag in Worms ein, den er am 27. Jänner 1521 eröffnete. Über vier Monate wurden verschiedene Themen des Reiches gesprochen. Im April erschien Luther vor dem Reichstag, wobei ihm freies Geleit zugesichert wurde und tätigte folgende Aussage: „Ich kann und will nicht widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun. Es sei denn, dass ich mit Zeugnissen der Heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen widerlegt werde, denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, weil es offensichtlich ist, dass sie oft geirrt und sich selbst widersprochen haben. Gott helfe mir. Amen.“

Kaiser Karl V. soll folgendes geantwortet haben: „Denn es ist sicher, dass ein einzelner Mönch in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die der ganzen Christenheit, wie sie seit mehr als tausend Jahren gelehrt wird, steht. Deshalb bin ich fest entschlossen, an diese Sache meine Reiche und Herrschaften, mein Leib, mein Blut und meine Seele zu setzen.”

Am 26. April 1521 verließ Luther Worms und am 8. Mai 1521 erließ Kaiser Karl V. das „Wormser Edikt“. Der Inhalt war:
• Über Luther wurde die Reichsacht ausgesprochen,
• Niemand durfte Luther beherbergen und unterstützen
• Es wurde verboten, Luthers Schriften zu lesen oder zu drucken
• Luther festzunehmen und dem Kaiser zu übergeben
• Wer das Edikt missachtete, hatte mit dem Verlust von Eigentum und Freiheit zu rechnen
In der Nacht auf den 5. Mai 1521 wurde Luther von Bewaffneten auf die Wartburg gebracht und eingesperrt. Dort übersetzte er in den folgenden Monaten das Deutsche Testament ins Deutsche.



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