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Die Blechtrommel - Referat




DIE BLECHTROMMEL
von Günter Grass

aus der ,,Danziger Trilogie"
(zu der ,,Die Blechtrommel", ,,Katz und Maus" und ,,Hundejahre" zählen)



Facharbeit in Deutsch zu dem Roman ,,Die Blechtrommel"



,,Der Schriftsteller Günter Grass ist am 16. Oktober 1927 in
Danzig (heute Gdansk) geboren. Nach einem Studium der Bildhauerei arbeitete er als freier Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker in Paris und dann in Berlin. Günter Grass gelang mit seinem ersten Roman "Die Blechtrommel" ein literarisches Meisterwerk, das ihn weltberühmt machte. Der Held seines
ersten Romans - Oskar Matzerath - ist ebenfalls in Danzig
zu Hause." 1

Inhaltsverzeichnis





1. Einleitung 44
2. Aufbau 44
3. Inhalt 44
3.1 Das erste Buch 44
3.2 Das zweite Buch 55
3.3 Das dritte Buch 66
4. Interpretation 77
4.1 Die Personen 77


4.1.1 Oskar 77
4.1.2 Agnes Koljaiczek 88
4.1.3 Alfred Matzerath 88
4.1.4 Jan Bronski 88
4.1.5 Bebra 99
4.1.6 Maria Truczinski 99


4.2 Die Beziehungen 1010


4.2.1 Alfred-Agnes-Jan 1010
4.2.2 Alfred-Maria-Oskar 1111
4.2.3 Bebra-Roswitha-Oskar 1111


4.3 Die Blechtrommel 1111
4.4 Das Schreien 1212
4.5 Oskars Todesverlangen 1212
4.6 Die schwarze Köchin 1313
4.7 Gesamtinterpretation 1313


4.7.1 Die Verbrechen an den Juden 1313
4.7.2 Geschichtliche Wendepunkte 1414
4.7.3 Verarbeitung des 2. Weltkrieges 1414
4.7.4 Verbindungen Oskar-Hitler 1515
4.7.5 Oskar in den Charakteren der NS-Zeit 1515


5.Schluss 1616
5.1 Frage zur Aktualität 1616
5.2 meine Meinung zum Roman ,,Die Blechtrommel" 1616
Anhang 1616
Anmerkung 1616
Bild zum Aufbau des Textes 1919
Quellen 2020


1. Einleitung

,,Die Blechtrommel" ist die Lebensgeschichte des Oskar Matzerath, welche dieser aus seiner Erinnerung, als Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt, während der Jahre 1952 bis 1954 niederschreibt.
Doch die Erinnerung Oskars beginnt früher als bei anderen Menschen.
Schon bei der Geburt, als Oskar in Danzig ,,das Licht dieser Welt in Gestalt zweier Sechzig-Watt-Glühbirnen" 2 erblickt, setzt die Erzählung ein.
Oskar selbst sagt von sich, er habe zu jenen ,,hellhörigen Säuglingen gehört" 3, deren ,,geistige Entwicklung schon bei der Geburt abgeschlossen ist und sich fortan nur bestätigen muss" 4.

2. Aufbau
Der Roman ist aus 3 Büchern aufgebaut. Das 1. Buch beschreibt die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, das 2. Buch die Zeit während des zweiten Weltkrieges und das 3. Buch die Zeit in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg. Alle Bücher sind nochmals in Kapitel unterteilt, die jeweils Überschriften tragen.
Zudem beschreibt ein Teil des Buches die Zeit als Oskar in die Irrenanstalt eingewiesen wird, dort schreibt er in 2 Jahren von 1952 bis 1954 diese Autobiographie.
Es gibt also zwei Ebenen in diesem Roman, einmal die Erzählzeit, welche die beiden Jahre des Schreibens umfasst und die Zeit der Jahre 1889 bis 1954, von der erzählt wird.

Zur Erzählform ist zu sagen, dass Oskar sowohl in der ersten Person, als auch in der dritten Person schreibt. Die Übergänge sind fließend und häufig auch in einem Satz vorzutreffen.

,,Ahnte ich es nur oder roch ich es wirklich? Oskar beugte sich leicht -, atmete das Aroma tief ein und hatte den modernen Jan Bronski augenblicklich überwunden." 5

,,So genoss Oskar mit leichter Genugtuung, im Sohn des Polizeipräsidenten einen tüchtigen
Unterführer gehabt zu haben, und ließ sich widerstandslos, die Rolle eines greinenden, von Halbwüchsigen verführten Dreijährigen spielend, in Obhut nehmen: Hochwürden Wiehnke nahm mich auf den Arm" 6

Es handelt sich bei der Person des Oskar Matzerath um einen Ich-Erzähler mit auktorialen (allwissenden) Zügen. Ein Nachweis hierfür ist die Textstelle:

,,Niemand hätte vom Strand aus sehen können, wie Greff das Fahrrad ablegte [...] Fragen sie mich nicht, woher ich das weiß. Oskar wusste damals so ziemlich alles" 7.

3. Inhalt
3.1 Das erste Buch
In dem ersten Buch stellt sich Oskar Matzerat erst einmal selbst vor. Dieser ist Patient einer Heil- und Pflegeanstalt im Sauerland, schreibt eine Autobiographie, die noch vor seiner Geburt 1924 in Danzig beginnt und bis in die Zeit des westlichen Nachkriegsdeutschlands reicht.
Aber bevor er mit dem Schreiben der Autobiographie beginnt, beschreibt er, wie in einem Tagebuch, die Situation zwischen ihm und seinem Pfleger Bruno.
In nur zwei Kapiteln erzählt Oskar von seinen Großeltern mütterlicherseits und seiner Mutter. Weiter geht es mit seiner Geburt 1924 und der an seinem 3. Geburtstag beschlossenen Wachstumseinstellung. Also auch wie er sich an jenem Tag die Kellertreppe hinunterstürzt, um den Erwachsenen einen sichtbaren Grund für das eingestellte Wachstum bei der Größe von 94 cm zu geben.
An diesem Tag erhält er die Blechtrommel, die seine Mutter ihm bei seiner Geburt versprochen hatte.
Oskar lernt das Trommeln und ist so versessen auf sein Instrument, dass er nicht gewillt ist, dieses jemals abzulegen.
Er ist in der Lage, mit seiner schrillen Stimme Glas zu zerschreien. Anfangs setzt er den schrillen Schrei nur zur Verteidigung gegen Personen ein, welche ihm seine Trommel entreißen wollen. Später verfeinert er seine Fähigkeit noch um einiges und setzt sie gezielt ein, manipuliert Leute und richtet allerlei Zerstörung damit an. Auch seine Trommelkünste lernt er gezielt einzusetzen und stiftet mit ihnen einiges an Verwirrung, z. B. auf der Maikundgebung der Nationalsozialisten.
Oskars Mutter stirbt an einer Fischvergiftung und wird beerdigt.
Im Herbst 1937 lernt Oskar den Meister Bebra und dessen Begleiterin Roswitha Raguna näher kennen, ihn hatte er früher schon einmal bei einem Zirkusbesuch getroffen.
Beide sind ebenfalls kleinwüchsig.
In dieser Zeit freundet sich Oskar auch mit dem Kellner Herbert Truzinski an.
Im Jahre 1938 wird das Spielwarengeschäft des Juden Sigismund Markus während der Reichskristallnacht 8 von Nationalsozialisten zerstört. Von dem hat Oskar bis zu jenem Zeitpunkt seine Trommeln bezogen. Markus vergiftet sich selbst.
3.2 Das zweite Buch
Das zweite Buch beginnt mit den ersten Kampfhandlungen in Danzig, also dem Sturm auf die Polnische Post, und dem nachfolgenden Beginn des 2. Weltkrieges 9
Im August 1939 wird die Polnische Post 10 in den Verteidigungszustand versetzt.
Oskars Onkel Jan Bronski, den Oskar als seinen wahren Vater ansieht, verteidigt mit vielen anderen Angestellten die Post.
Nachdem die Post von der Heimwehr gestürmt wurde, wird Jan wegen Freischärlerei 11
erschossen.
Ende 1939 taucht Maria, die jüngste Schwester von Oskars Freund Herbert im Kolonialwarengeschäft von Alfred Matzerath, auf, der Oskars angeblicher Vater ist.
Sie soll im Geschäft als Verkäuferin arbeiten.
Maria wird zu Oskars erster großer Liebe. Bei einem Badeausflug an die Ostsee kommt es zu seltsam anmutenden Szenen.
Anfang 1940 kommt heraus, dass Maria schwanger ist.
Oskar meint, er wäre der Vater des Kindes und ignoriert dabei vollkommen das Zusammensein Marias mit seinem angeblichen Vater.
Letzterer heiratet Maria, doch Oskar glaubt weiterhin, dass das Kind von ihm sei und versucht Maria zu überreden, das Kind abzutreiben.
Doch es ist vergeblich und so wird am 12. Juni1941 Kurt geboren.
Zu seinem dritten Geburtstag soll Kurt eine Blechtrommel bekommen, so verspricht es Oskar.
An Kurts zweitem Geburtstag ist Oskar nicht in Danzig, sondern trifft sich mit Bebra, dem Musikclown. Gemeinsam mit Roswitha gehen sie an die Westfront, um dort in einem Fronttheater zu spielen. So kommt Oskar auch nach Paris, hat dort Auftritte und zersingt Gläser in ihrer kunsthistorisch chronologischen Folge.
Obwohl er seine Lieben in Danzig nicht vergessen hat, schickt er ihnen keine Nachrichten. Sie haben keine Ahnung, wo Oskar geblieben ist, doch so denkt er ihnen einfach die Möglichkeit zu geben, ein Jahr ohne ihn zu leben. Im April 1944 zieht das Fronttheater an den Atlantikwall, dort stirbt Roswitha durch den Angriff der Alliierten, bei dem Versuch, sich eine Tasse Kaffee zu holen.
Bebra und Oskar kehren nach Danzig zurück, Oskars noch unversehrten Heimatstadt. Dort trennen sich ihre Wege. Oskar kehrt am Tag vor Kurts Geburtstag bei sich zuhause ein.
Die Begrüßung durch seinen Vater ist so herzlich, dass er sich von nun an ,,nicht nur [...] Oskar Bronski, sondern auch Oskar Matzerath nannte [...]" 12. Oskar schenkt Kurtchen die versprochene Trommel, doch dieser nimmt sie nicht an sondern zerstört sie sogleich.
Oskar ist zwischenzeitig Anführer einer Jugendbande, die sich die Stäuber nennt.
Die Russen fallen brandend und zerstörend in Danzig ein.
Als Matzeraths Wohnung gestürmt wird, reicht Oskar seinem Vater absichtlich sein Parteiabzeichen mit unverschlossener Sicherheitsnadel, obwohl er ihn inzwischen als seinen richtigen Vater ansieht. Herr Matzerath sieht als einziges Versteck für das Parteiabzeichen vor den Russen nur seinen Mund und will es deshalb herunterschlucken, doch er verschluckt sich und erstickt.
Oskar wirft bei der Beerdigung seines Vaters seine Blechtrommel in das Grab und beschließt wieder zu wachsen.
Oskar ist nun 21 Jahre alt und nimmt immer mehr an Größe zu, doch er wird dadurch krank.
Auf Rat einer Ärztin fahren Maria, Oskar und Kurt nach Westen. 13
Der Zug in dem sie fahren wird des Öfteren von Banden Jugendlicher oder ehemaliger Partisanen gestoppt, um die Flüchtlinge zu berauben.
Auch Marias Rucksack soll geraubt werden, doch als Oskar das Fotoalbum schnell aus ihm herauszieht, lassen die Diebe ihr den Rucksack.
Oskar meint, dass sich das Rütteln und Schütteln während der Eisenbahnfahrt positiv auf sein Wachstum ausgewirkt habe, doch leider bildete sich hierbei ein Buckel.
In Lüneburg wird der kranke Oskar in eine Klinik eingeliefert, kurz darauf nach Hannover überwiesen. In dieser Zeit sehen Maria und er sich nicht, da es keinen Wohnraum in der Nähe der Klinik für sie gibt.
Maria bekommt eine Stelle als Putzfrau in der Klinik, muss aber eine Stunde zur Arbeit fahren. So stimmen die Ärzte einer Verlegung Oskars nach Düsseldorf zu,
denn dort bekommt Maria eine Unterkunft bei ihrer Schwester.
Von August 1945 bis Mai 1946 liegt Oskar in der Klinik.
Oskar misst nun 1.23 m, somit kann er sein Erwachsenenleben beginnen.
3.3 Das dritte Buch
Maria verdient ab jetzt ihren Lebensunterhalt mit Schwarzhandel.
Oskar tritt im Frühjahr 1947 ein Praktikum in einer Steinmetze an.
Im folgenden Jahr macht Oskar Maria einen Heiratsantrag, doch sie lehnt diesen ab.
Oskar gibt seine Absicht auf, ein guter Biedermann zu werden, er gibt die Stellung in der Steinmetze auf und geht in die Kunst.
Oskar nimmt zunächst einen Job als Modell für die Studenten und Professoren einer Kunstakademie an, wird dann auch zum Aktmodell und steht nun zusammen mit einer ehemaligen Schneiderin namens Ulla als Objekt der Kunst zur Verfügung.
Maria sieht ein solches Bild von den Beiden und ist so enttäuscht, dass sie ihn überredet die Wohngemeinschaft zu kündigen, in der sie bis zu diesem Zeitpunkt lebten.
Oskar zieht als Untermieter bei der Familie Zeidler ein.
Zu den weiteren Untermietern dieser Familie gehört eine Krankenschwester mit Namen Dorothea. Als sie nicht zuhause ist, inspiziert er ihr Zimmer, verliebt sich in sie, obwohl er sie noch nie gesehen hat und wird eifersüchtig auf einen Arzt, der ihr Briefe schreibt.
Gemeinsam mit dem weiteren Untermieter, Münzer, den Oskar jedoch Klepp nennt und einem Gitarristen namens Scholle gründet er eine Kapelle. Mit dieser tritt er im ,,Zwiebelkeller" auf, einem Gasthaus, in dem nur Zwiebeln serviert werden.
Oskar ist in der Lage, die Gäste zurück in ihre Kindheit zu trommeln, lässt sie alles vergessen und macht sie so zu ,,Höschen nässenden, deshalb weinenden - ohne Zwiebel
weinenden" 14 Kindern. Diese Soloeinlage gefällt dem Wirt nicht, deshalb wird seine Kapelle aus dem Keller geworfen, bis sie wegen des Protestes einiger Gäste wieder eingestellt wird.
Der Gastwirt Schmuh verunglückt tödlich, der Keller wird geschlossen.
So unterschreibt Oskar einen Vertrag bei einem ehemaligen Gast, der bei einer Konzertagentur arbeitet.
Als Oskar sich zur Konzertagentur begibt, entdeckt er, dass sein alter Freund Bebra der Chef der Agentur ist. Bebra ist durch seine Tätigkeit zwar reich geworden, er scheint jedoch krank und angeschlagen zu sein.
Oskar unterschreibt ohne vorheriges Durchlesen einen Vertrag über eine Tournee.
Durch diese Tournee wird er zu einem reichen Mann.
Als er von der Rundreise zurückkehrt, ist sein Meister verstorben.
In seiner Trauer leiht Oskar sich einen Rottweiler und macht Spaziergänge, um sich abzulenken.
Eines Tages stöbert der Hund einen Finger in einem Feld auf und bringt ihn Oskar.
Oskar steckt diesen weiblichen Ringfinger ein, wird jedoch von einem Mann namens Gottfried Vittar beobachtet. Oskar bespricht mit ihm, er solle ihn anzeigen, damit er wie erwünscht auch einmal in die Schlagzeilen kommt.
In seine Autobiographie fügt Oskar nun den Text der Anzeige ein, bevor er seine Flucht vor der Polizei beschreibt. Oskars Erzählung von seinem Leben vor der Anstalt endet mit einer Rolltreppenfahrt in die Arme der Polizei, während dieser Fahrt erkennt er in jedem ,,das schreckliche ruhige Antlitz der Schwarzen Köchin" 15
Die geschriebene Autobiographie ist nun zu Ende und Oskar beginnt das Erlebte der letzten Tage zu erzählen, wie jedes Mal, wenn er sich erneut an das Schreiben der Biographie setzt.
So beschreibt er seinen 30. Geburtstag und wie er durch seinen Anwalt erfährt, dass sein Prozess neu aufgenommen werden soll. Oskar wurde damals vor zwei Jahren nicht für schuldig, jedoch aber für nicht voll genommen und in eine Anstalt eingewiesen.
Oskar ist nicht sehr erfreut über die Aussicht, die Anstalt wieder zu verlassen.

4. Interpretation
4.1 Die Personen
4.1.1 Oskar
Bei diesem Roman handelt es sich um den Lebenslauf Oskars.
Oskar muss jedoch in seiner Charakterisierung in zwei verschiedenen Entwicklungsformen betrachtet werden, zum einen in der des dreijährigen Oskar und zum anderen in der des erwachsenen Oskar.

Der dreijährige, 94 cm große Oskar hat kobaltblaue Augen, in denen sich der Wille zu einer Macht spiegelt 16, Haare, die er selbst in ihrem Aussehen wie eine ,,putzsüchtige Bürste" 17 beschreibt. Er ist selbstbewusst und entschlossen, so sieht er sich selbst als Doppelgänger des Jesuskindes. (Diese Beschreibung wird von Oskar selbst mit Hilfe von Fotos vorgenommen.)

Der erwachsene Oskar ist 123cm groß, hat einen Kopf, der selbst für Normalgewachsene zu groß wäre, dieser Kopf sitzt auf einem nahezu verkümmerten Hals.
Der Buckel und Brustkorb Oskars treten hervor. Seine Arme sind kräftig, er hat nun leichtgewelltes dunkelbraunes Haar und stark leuchtende, bewegliche Augen.
(Diese Beschreibung macht sein Pfleger Bruno von Oskar, als dieser nicht schreiben kann und Bruno für ihn einen Teil des Schreibens übernimmt.)

Oskar darf nicht als wirklicher Mensch gesehen werden, denn vieles in seinem Leben und seinem Können ist nicht real. Er ist eine von Günter Grass erzeugte Kunstfigur, die durch das eingestellte Wachstum die Maske eines Kindes behält, dadurch unberechenbar wird und in seiner Gewieftheit den anderen Menschen die Maske herunter reißt. Nur diese Maske des Kindes und seine Trommel ermöglichen es ihm während der Vorkriegs- und Kriegszeit zu überleben. Nach Ende des Krieges beschließt Oskar sein Wachstum wieder zu beginnen, er wird hässlich durch den Buckel, der ihm wächst. Die Blechtrommel denkt er nicht mehr zu brauchen, doch schnell bemerkt Oskar, dass die Welt der Nachkriegszeit um keinen Deut besser ist. Er beginnt wieder zu trommeln und somit die Menschen wieder zu beeinflussen.
Nachdem sein Meister gestorben ist, kommt ihm die Welt noch schlimmer vor.
Mit Zunahme an Größe verliert Oskar anscheinend auch die Fähigkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Mit dem Verlust von Bebra ist es Oskar nicht mehr möglich, die Menschen zu durchschauen. Zunächst flieht sich Oskar in Spaziergänge mit einem Hund.
Als er einen Finger findet, dabei beobachtet wird, flieht er.
Letztendlich bekommt er Angst vor der nun ungewissen Zukunft (siehe 4.6 Die Schwarze Köchin). Der Rückzug in die Anstalt wird zur letzten Konsequenz, doch dieser scheinbar sichere Ort soll ihm nun auch genommen werden. Oskar ist keineswegs erfreut, die Anstalt verlassen zu müssen.
Da Oskar keine eigenen Sichtweisen vertreten darf und sein Handeln mannigfaltig ist, sollte er nicht charakterisiert werden.

4.1.2 Agnes Koljaiczek
Agnes Koljaiczek, verehelichte Agnes Matzerath.
mit 23 bis 37 Jahren: eine junge Frau, die einen runden Kopf auf straff fleischigem Hals trägt, ein gewöhnliches Augenpaar mit mehr grauen als blauen Augen. Sie besitzt einen angeborenen Geschäftssinn, hat Witz und Schlagfertigkeit. Agnes kommt mit dem anstrengenden Oskar häufig nicht klar, bemüht sich jedoch, allen gerecht zu werden.
Als größer werdende Spannungen in der unten beschriebenen Dreiecksbeziehung auftreten und die Nationalsozialisten an die Macht kommen, bringt sie sich um.

4.1.3 Alfred Matzerath
Alfred Matzerath ist Agnes Ehemann, kommt von Geburt her aus dem Rheinland, hat einen blonden Krauskopf, ist angeberisch, kann aber auch elegant bis intellektuell aussehen.
Er ist im allgemeinem aber von ,,rheinischer Fröhlichkeit" und ein passionierter Koch.
Alfred ist ein ordentlicher, unsensibler, einfach gestrickter Mensch, der seinen Gefühlen keinen Ausdruck geben kann. So stürzt er sich schon früh in die gefühlslose Welt der Nationalsozialisten, weil er sich als ungebraucht ansieht.

4.1.4 Jan Bronski
Jan der Pole ist Agnes′ Vetter und ihr Geliebter.
Mit 20 Jahren wurde er schon viermal gemustert, dennoch wegen seines kümmerlichen
Brustkorbs und seiner Schmächtigkeit nie eingezogen.
Er ist bis zu seinem Tode 1939 mit 42 Jahren immer noch zierlich.
Jan ist im Gegensatz zu Matzerath sehr sensibel und kann seinen Gefühlen freien Lauf lassen.

4.1.5 Bebra
Bebra ist ein Musikclown, der gleich Oskar ein Liliputaner ist und ihm erstmals bei einem Zirkusbesuch 1934 begegnet.
Schon bei dieser Begegnung sagt er die Zukunft voraus:

,,Sie kommen! Sie werden die Festplätze besetzen! Sie werden Fackelzüge veranstalten! Sie werden Tribünen bauen, Tribünen bevölkern und von Tribünen herunter unseren Untergang predigen. Geben Sie Acht, junger Freund, was sich auf den Tribünen ereignen wird! Versuchen Sie, immer auf der Tribüne zu sitzen und niemals vor der Tribüne zu stehen!" 18

Die Aussage von Bebra klingt wie eine unwirkliche Geschichte, ein böses Märchen, das sich jedoch bewahrheiten wird. Günther Grass verleiht der Geschichte damit etwas Fantastisches.

Nach dem 2. Weltkrieg wird Bebra Leiter einer erfolgreichen Konzertagentur.
Obwohl er im Krieg für das Propagandaministerium gearbeitet hat, wird er nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern beginnt eine neue Kariere. In Dieser beeinflusst er die Menschen auch. So stellt er Oskar ein, um die Menschen manipulieren zu können.
Wie Bebra, wurden viele Verbrecher des Krieges nicht bestraft, sondern machten schnell wieder Karrieren in hohen Positionen. Wie auch der Obergefreite Lankes, der während des Krieges auf Befehl seines Vorgesetzten drei Nonnen am Strand der Normandie erschießt. Auch dieser ist somit ein Verbrecher des Krieges, wird dafür jedoch nicht bestraft und nach dem Krieg zu einem angesehenen Künstler.
Bebra kann als sehr anpassungsfähig bezeichnet werden, denn ihm geht es sowohl während dem Krieg als auch nach dem Krieg in einer leitenden Position sehr gut.
Er verwendet seine Vorahnung, um das an die Macht kommen der Nationalsozialisten zu seinem Vorteil auszunutzen. Auch unter den neuen Gegebenheiten der Nachkriegszeit kommt er gut zurecht. Er stellt Oskar bei seiner Konzertagentur ein und macht ihn so zu einem reichen Mann.

4.1.6 Maria Truczinski
(16 bis 24 Jahre), Maria ist Dienstmädchen bei Matzerath und Oskars erste große Liebe.
Der um einiges ältere Matzerath heiratet sie, als sie schwanger wurde
Oskar ist der Meinung, dass das Kind von ihm sei und will sie zwingen es abzutreiben.
Doch sie weigert sich. Das Kind wird geboren und Kurtchen genannt.
Später stirbt Matzerath und Maria wird Witwe. Oskar macht ihr einen Heiratsantrag, den sie ablehnt.

4.2 Die Beziehungen



In der Blechtrommel kommt es immer wieder zu komplizierten Dreiecksbeziehungen.
Oskar selbst glaubt vor allem im Hinblick auf die Beziehung zwischen Jan, Alfred und Agnes nicht an
die Zweierbeziehung.
Diese Beziehungen sind nicht nur auf sexueller Ebene und können sowohl zerstörerisch als auch sensibilisierend wirken.
So gibt es vor allem drei hervorzuhebende Dreiecksbeziehungen:




4.2.1 Alfred-Agnes-Jan
Als erstes ist da die ,,klassische" Dreiecksbeziehung auf sexueller Ebene. Agnes steht zwischen dem ,,Reichsdeutschen Matzerath" 19, der ihr Sicherheit bietet und dem polnischen Jan Bronski, ihrem sensiblen Geliebten, der ihr Zärtlichkeit und Liebe verheißt.
Doch zeigt diese Dreiecksbeziehung neben den privaten, auch eine politische Ausdehnung auf, genau auf dieses Problem weist Grass durch Sigismund Markus hin 20.
Agnes bildet in dieser Beziehung die Basis des Dreiecks, weil sich Agnes seinem Gegenspieler Matzerath zugewandt hat, tritt Jan in den Dienst der Polnischen Post.
Da Agnes aber auch nicht von Jan ablässt, kommt Matzerath sich oft überflüssig vor und verfällt mehr und mehr der Nazipartei. Er ist politisch völlig uninteressiert. ,,Aber das war so seine Angewohnheit, immer zu winken, wenn andere winkten, immer zu schreien, zu lachen und zu klatschen, wenn andere schrien, lachten oder klatschten. Deshalb ist er auch verhältnismäßig früh in die Partei eingetreten, als das noch gar nicht nötig war, nichts einbrachte und nur seine Sonntagvormittage beanspruchte." 21
Matzerath steht für das Kleinbürgertum und so sind viele seiner Gedanken und Handlungen auf den Großteil des Kleinbürgertums zu projizieren. Aufgrund dieser Menschen kamen die Nationalsozialisten nur auf die hinter ihnen stehenden Massen. Also trug jeder dieser Mitschuld an der so großen Macht der Nationalsozialisten.
Nur das gemeinsame Skatspiel ist ,,ihre Zuflucht, ihr Hafen" 22, in den sie immer vor den Problemen fliehen. Doch als Agnes nicht mehr will und ,,nicht nur vom Aal, auch vom Leben, besonders von Männern" 23 genug hat und stirbt, löst sich diese Zuflucht nach und nach auf, weil Matzerath auf die Partei und Jan auf seine Anstellung bei der Polnischen-Post Rücksicht nehmen muss. Im gleichen Maße verschlimmern sich die politischen Konflikte zwischen Deutschen und Polen.
4.2.2 Alfred-Maria-Oskar
Als zweites gibt es eine Dreiecksbeziehung in Form eines Vater-Sohn-Konfliktes, in ihm kämpfen Alfred und Oskar als sexuelle Rivalen um Maria, doch obwohl sie bei Alfred sexuell unbefriedigt scheint, bleibt sie bei ihm. Auch nach seinem Tod will sie Oskar nicht als Ehemann.
4.2.3 Bebra-Roswitha-Oskar
Zuletzt gibt es noch eine Dreiecksbeziehung der Kleinwüchsigen Bebra, Roswitha und Oskar, die sich in der Welt der ,,Großen" als Anhänger der Verweigerung zusammenschließen. Die Kleinwüchsigen sind, im Gegensatz zu den Erwachsenen, in der Lage hinter die Fassaden zu blicken. So erkennt Bebra schon 1934, dass die Nationalsozialisten aufmarschieren werden.

4.3 Die Blechtrommel

Die Blechtrommel trägt die Nationalfarben Polens, also rot und weiß.
Häufig wird eine Personifizierung dieser vorgenommen und es geschieht, dass sie ein Eigenleben entwickelt.

Die Trommel als Mittel zum Durchsetzen:
Oskar lernt seine Trommelkünste gezielt einzusetzen und löst eine nationalsozialistische Parteiversammlung auf.
Oskar verwandelt auf der Maikundgebung der Nationalsozialisten einen Marsch in einen Walzer, indem er unter der Bühne sitzt und die Musiker mit seinem Trommeln beeinflusst.

Das Zurücktrommeln:
Oskar ist in der Lage, andere Personen in ihre Kindheit zurück zu trommeln und kann sie so alles vergessen lassen. Diese Fähigkeit setzt er bei den Gästen des Zwiebelkellers ein.

Die Trommel spielt auch in der Erzählzeit, für Oskar als Insasse einer Irrenanstalt, eine wichtige Rolle, da er sich durch sie genauer an die Vergangenheit zu erinnern vermag.
Je mehr er trommelt, desto mehr Einzelheiten fallen ihm ein.
Aufgrund dieser Erinnerungen gesteht sich Oskar ein, dass seine Trommel und auch er selbst seiner Mutter, seinem ,,Onkel und Vater" 24 Jan, sowie seinem mutmaßlichem Vater den Tod gebracht haben.

Die Mutter, welcher Oskar schon genug Probleme bereitet, ist schwanger. Aus diesem Grund wird sie verrückt und verschlingt Unmengen an Fischen. Dabei vergiftet sie sich.
Seinen mutmaßlichen Vater führt er zur polnischen Post, um seine Trommel durch deren Hausmeister reparieren zu lassen. So wird Jan auch gegen seinen eigentlichen Willen zum Verteidiger des Gebäudes. Als dieses von der Heimwehr der Deutschen gestürmt wird, nehmen sie ihn als Gefangenen. Oskar lässt die Männer der Heimwehr glauben, dass Jan
,,ein unschuldiges Kind in die Polnische Post geschleppt hatte, um es auf polnisch
unmenschliche Weise als Kugelfang zu benutzen." 25
Jan wird mit den anderen Verteidigern wegen Freischärlerei 26 erschossen.
Oskar bringt Matzerath um, indem er, als die Russen das Haus der Familie Matzerath stürmen, ihm sein Parteiabzeichen mit unverschlossener Sicherheitsnadel reicht. Dieser sieht als einziges Versteck vor den Russen nur seinen Mund. Er will das Abzeichen deshalb herunterschlucken, doch er verschluckt sich und erstickt daran.
4.4 Das Schreien

Oskar kann mit seiner Stimme Glas zerschreien. Dieses nutzt er nicht nur um sich zu verteidigen, wenn ihm seine Blechtrommel genommen wird. Er zersingt nach Verbesserung seiner Kunst Gläser von Schaufenstern und manipuliert damit die Menschen dahin gehend, etwas zu klauen.
Oskar gelingt es jedoch nicht, die Scheiben von Kirchen zu zersingen. Dieses soll die Geschütztheit der Kirche vor den Nationalsozialisten darstellen, die Taten dieser zwar nicht unterstützt, jedoch geduldet hat.
Während seiner Zeit beim Frontheater setzt Oskar seine Gabe dazu ein, die Westfrontsoldaten zu unterhalten. Als Wunderwaffe benennt Oskar seine Stimme, als er als Bandenführer bei den Stäubern fungiert. Eine ,,Wunderwaffe" 27, die die Nationalsozialisten sich wünschten, um den Krieg zu gewinnen.

4.5 Oskars Todesverlangen

Oskar hat von Anfang an ein Todesverlangen und betont immer wieder, dass er in die embryonale Kopflage zurück will.
So erzählt er von seiner Geburt:
,,Einsam und unverstanden lag Oskar unter den Glühbirnen, folgerte, daß das so bleibe,
bis sechzig, siebenzig Jahre später ein endgültiger Kurzschluß aller Lichtquellen Strom unterbrechen werde, verlor deshalb die Lust, bevor dieses Leben unter den Glühbirnen anfing; und nur die in Aussicht gestellte Blechtrommel hinderte mich damals, dem Wunsch nach Rückkehr in meine embryonale Kopflage, stärkeren Ausdruck zu geben.
Zudem hatte die Hebamme mich schon abgenabelt; es war nichts mehr zu machen." 28
,,Als Embryo [...] verhieß mir das Spiel mit meiner Nabelschnur nacheinander die Trommelstöcke, Herberts Narben, die gelegentlich aufbrechenden Krater jüngerer und älterer Frauen, schließlich den Ringfinger und immer wieder, vom Gießkännchen des Jesusknaben an, mein eigenes Geschlecht [...] Heute bin ich wieder bei den Trommelstöcken angelangt.
Sie werden es erraten haben: Oskars Ziel ist die Rückkehr zur Nabelschnur [...]" 29

Mit gewissen Objekten assoziiert er den Tod. Sie haben deshalb etwas Anziehendes für ihn.
Zu diesen Gegenständen gehören Särge, Friedhöfe, Krankenschwestern, sowie die Röcke seiner Großmutter, die Aale und der abgehackte Finger im Glas.

Die Aale haben die Bedeutung des Todes für Oskar, da diese Mitschuld am Tod seiner Mutter tragen.

Die vier weiten Röcke der Großmutter haben eine große Bedeutung für ihn, da seine Mutter unter diesen gezeugt wurde.
Oskar verkriecht sich öfter unter den Röcken seiner Großmutter, um der embryonalen Kopflage näher zu sein.
In den Krankenschwestern sieht Oskar sowohl die Geburt als auch den Tod.
So wird der Mensch vom Anfang seines Lebens bis zum Ende von ihnen begleitet.
Oskar fühlt sich von Krankenschwestern angezogen, durch das ganze Buch hindurch und er ,,besuchte [] immer wieder die ihm bekannten Krankenschwestern und fühlte sich, auch wenn die Pflegerinnen keine Zeit für ihn hatten, in der Nähe weißer, eiliger, Genesung oder Tod verheißender Stoffe wohl und fast glücklich." 30
Oskar meint ,,die Krankenschwester [...] verführt den Patienten zur Genesung oder zum Tode, den sie leicht erotisiert und schmackhaft macht." 31
So hat der Tod für Oskar auch etwas Erotisches. Dieses Gefühl merkt man an Oskar auch, als er den Ringfinger der Krankenschwester Dorothea, den er beim Feldspaziergang findet, mit nach hause nimmt, ihn konserviert und anbetet.

4.6 Die schwarze Köchin

Oskar hat keine Angst vor dem Tod und wartet sogar auf ihn, doch er hat Angst vor der schwarzen Köchin, die eine ungewisse Zukunft symbolisiert und deren Farbe den Tod verheißt. Sie tritt schon auf, als seine Mutter anfängt Unmengen an Fisch zu essen, doch da er von ihr nicht direkt getroffen ist, bekommt er erst bei der Fahrt auf der Rolltreppe Angst vor ihr, kurz vor seiner Festnahme.

4.7 Gesamtinterpretation
4.7.1 Die Verbrechen an den Juden
Grass will mit seinem Roman ,,Die Blechtrommel" aus der ,,Danziger Trilogie" verdeutlichen, was den Juden damals angetan worden ist. Ziel des Romans soll sein, über die Geschichte aufzuklären und zu warnen.
,,Ein ganzes leichtgläubiges Volk glaubte an den Weihnachtsmann. Aber der Weihnachtsmann war in Wirklichkeit der Gasmann." 32
Schon dieser Satz in der Blechtrommel warnt davor, die Eigenverantwortung nicht zu unterschätzen. Denn wie wir es am Beispiel der Judenvernichtung zugeben müssen, zumindest heutzutage, trug jeder Wissende eine Mitschuld.
Denn auszumalen was mit den Juden geschieht, hat sich damals niemand getraut.
Nach dem Krieg wurde der größte Teil der Verantwortlichen nicht bestraft, für die Morde an Tausenden.
Oskar kommt erst einmal während der Reichskristallnacht mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in Berührung. An diesem Tag wird ihm sein Blechtrommellieferant, der Spielzeughändler Markus, von den Nationalsozialisten genommen, denn er ,,war ihrem Zorn ausgewichen." 33
Am Ende des 2. Weltkrieges bekommt er erst die weiteren Verbrechen mit, welche den Juden angetan wurden, durch Herrn Fajngold, der selbst Jude ist.
,,Seine ganze Familie, [...] Luba, Lew, Jakub, Berek, Leon, Mendel und Zonja, [...]" 34,
so erzählte er, die ,,in die Öfen von Treblinka kamen, dazu noch seine Schwägerin und der Schwägerin Schwestermann, der fünf Kinderchen hatte [...],nur er, der Herr Fajngold, [...]nicht" 35 seien durch die Nationalsozialisten gestorben.
4.7.2 Geschichtliche Wendepunkte
Die Erzählung verläuft nah an der Geschichte der Vorkriegs- bis zur Nachkriegszeit. Diese Nähe kommt dadurch zustande, dass Günther Grass seine Hauptperson Oskar, an vielen bedeutenden Orten dieser Zeit erscheinen lässt. Er ist jeweils beteiligt oder betroffen. So stirbt an allen Wendepunkten eine wichtige Person seines Lebens, daneben ist jeder Wendepunkt im kleinbürgerlichen Leben von ihm auch ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte

1. Wendepunkt:



Vor dem Krieg stirbt seine Mutter, die sich aufgrund der Konflikte in ihrer Dreierbeziehungen vergiftet. Dieses spiegelt, die immer größer werdende Macht der Nationalsozialisten wieder, zusammen mit dem Tod des jüdischen Spielwarenhändlers Siggimund Markus. 36


2. Wendepunkt:



Am Anfang des 2. Buches stirbt Oskars Onkel Jan, der bei den ersten Kriegshandlungen in der Polnischen Post dabei ist. Mit diesem Wendepunkt beginnt der 2. Weltkrieg. 37


3. Wendepunkt:



Während des Krieges reist Oskar mit einem Fronttheater in die Normandie.
Dort wird seine Freundin durch eine Granate der Alliierten getötet, die ebenfalls Liliputanerin und vom Frontheater ist. Dieses ist auch ein wichtiger Punkt in der Geschichte, denn die Amerikaner treten nun mit in den Krieg ein. 38


4. Wendepunkt:



Vor dem Ende des Krieges stirbt Oskars Vater, als die Russen in Danzig einfallen. Mit diesem typischen mitlaufenden Nationalsozialisten stirbt auch das Dritte Reich. 39


4.7.3 Verarbeitung des 2. Weltkrieges
Die einzigartige Perspektive des Oskar Matzerath zwingt den Leser, sich kritisch mit der Geschichte Deutschlands auseinander zu setzen. Durch sie erhält der Leser auch eine distanzierte Betrachtungsweise, da Oskar sich nicht in die Gesellschaft der Erwachsenen eingliedern und sozialisieren lassen will, sondern diese durchschaut.
Mit der Heranführung an diese Ereignisse macht Günther Grass dem Leser die Geschichte begreiflicher. Günther Grass verlangt von dem Leser, sich selbst eine Meinung zu bilden.
Er weist nur auf die Missstände im Kleinbürgertum hin und fordert, nicht der Gesellschaft die Schuld zu geben, sondern nach ihm ist jeder Nicht-Handelnde mit schuldig und jeder Handelnde zählt und ist dafür zur Rechenschaft zu ziehen.
Zum anderen soll die Blechtrommel dem Leser helfen den Krieg zu verarbeiten und nicht zu verdrängen. Dieses versuchten nach dem Krieg viele, da sie nur an ihr Überleben denken konnten, in der schweren von Hunger und Not gesäumten Nachkriegszeit. So ist auch in der Blechtrommel beschrieben, dass die Menschen das Geschehene nicht verarbeiten können und ,,genau aus diesem tränenlosen Grunde" 40 in Schmuhs Zwiebelkeller gehen, um ,,die runde menschliche Träne" 41 durch Zwiebeln zu erzwingen. Grass selber ist der Meinung, ,,die Einflüsse von Hitler und der Nazizeit saßen auch in der Nachkriegszeit noch tief, sie waren nicht einfach wegzuwischen, man musste sie wegarbeiten" 42. Auch ihm half das Schreiben seiner Bücher bei dem Verarbeitungsvorgang.
4.7.4 Verbindungen Oskar-Hitler
Oskar kann durchaus mit Hitler in Verbindung gebracht werden, denn Hitler selbst stammt auch aus einer kleinbürgerlichen Umgebung. Hitler wurde öfters als ,,Trommler" tituliert, da er ein Redetalent entwickelte, mit dem er zu einem Erlebnis wurde. (,,Die rhetorische Wirkung wurde durch eine Gestik unterstrichen, die sich Hitler von Dramaturgen einstudieren ließ. Hitler begann meist ruhig und gleichförmig im Ton, fast flüsternd, stets Unheil beschwörend,
steigerte sich bis in hysterisches Geschrei." 43)
Die Reden von Hitlers hatten genau die gleichen Wirkungen auf die Menschen, wie es die Trommelkünste Oskars haben. Beide manipulieren die Massen so, dass sie ihrem Willen unterlegen ist und nicht mehr nachdenken.
4.7.5 Oskar in den Charakteren der NS-Zeit
Zudem tritt Oskar in allen typischen Charakteren der Zeit des Krieges auf.

1. Opfer



Als er von den Kindern seiner Nachbarschaft gezwungen wird, die von ihnen gekochte Ziegelsuppe zu essen, ist Oskar ein Opfer wie es z. B. die Juden durch die nationalsozialistischen Rassenlehren waren.
Diese Szene, in der Oskar gepeinigt wird, stellt auch dar, dass die Kinder den Erwachsenen nacheifern und sich schließlich so verhalten, wie ihre Eltern. Sie schließen Oskar aus und quälen ihn auf das Stärkste, also genauso, wie man es damals mit den Juden tat.


2. Beobachter



Während des Krieges tritt Oskar als Beobachter auf, er schaut nichts handelnd zu, wie am Strand der Westfront Frankreichs drei Nonnen durch den Obergefreiten Lankes erschossen werden.


3. Täter



Als Mittäter kann man Oskar bezeichnen, weil er Mitglied des Fronttheaters ist, also für das Propagandaministerium arbeitet.


4. Widerstandskämpfer



Jedoch ist Oskar auch Widerstandskämpfer, denn er löst eine Maikundgebung der Nationalsozialisten auf, ist indirekt bei der Verteidigung der Polnischen Post dabei und lehnt sich als Führer der Stäuberbande auch gegen die Hitlerjugend auf.


5.Schluss
5.1 Frage zur Aktualität
Mit der Blechtrommel warnt Grass die Menschheit und insbesondere die Deutschen vor der Verführbarkeit, der Selbstherrlichkeit, der Arroganz und Brutalität eines Volkes.
Das Buch mahnt davor, die eigene Geschichte nicht zu verdrängen oder leichtfertig zu vergessen. So darf man sie auch nicht leugnen und behaupten, sie hätten nicht stattgefunden.
Zudem sollte jeder Bürger über die schrecklichen Vorgänge des 2. Weltkrieges aufgeklärt werden. Alle sollten dazu beitragen, dass Situationen wie in dieser Zeit, nie wieder auftreten. Grass übergibt durch die Blechtrommel vieles an Geschichtswissen so, dass ein jeder, der sie liest, sich auch gedanklich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Somit half er auch dem Nachkriegsdeutschland bei dem Prozess der so wichtigen Verarbeitung jener Geschehnisse.
Die distanzierte und mitunter deftige Sprache des Romans mag eine Vielzahl der Leser erschrecken und zu Widerspruch und Empörung reizen. Insbesondere dadurch hebt sich der Roman ab, von den moralisierenden, literarischen und historischen Veröffentlichungen zum Thema Nationalsozialismus und 3. Reich. Trotz der Fülle der Bucherscheinungen, die nach dem Kriege zu den oben genannten Themen erschienen sind, konnte die Wiederaufnahme des faschistischen Gedankengutes nach den Schrecklichkeiten der Jahre 1939-1945 nicht verhindert werden.
5.2 meine Meinung zum Roman ,,Die Blechtrommel"
Durch den eigenwilligen Stil, in dem Günther Grass seinen Roman schreibt, war es anfangs für mich nicht leicht, dem Text zu folgen. Doch ich gewöhnte mich schnell an den Schreibstil, so war es später für mich auch leichter das Buch zu lesen.
Der letzte Teil erscheint etwas zu langatmig. So kam es mir fast so vor als ob Grass keine Lust mehr hatte zu schreiben, doch ich denke eher, ich hatte keine mehr zum Lesen.
Jedenfalls war das 3. Buch nicht so spannend wie die zwei Bücher zuvor.
Im Ganzen fand ich es nicht leicht vor allem Oskar zu begreifen, da er einen permanenten Wandel durchmacht. Es war interessant mich mit der ,,Blechtrommel" zu befassen, denn in dem Roman wird an die Eigenverantwortung eines jeden appelliert, was ein ständig aktuelles Thema bleibt. Von der Übernahme der Eigenverantwortung hängt letztendlich unsere Zukunft ab.

Anhang
Anmerkung

1 o.V.( o.J.): Inter Nationes - Landeskunde,



http://www.inter-nationes.de/d/frames/gaz/didak1959.html


2 Günter Grass, Die Blechtrommel, München 11 2001, Seite 52.

3 ebenda. S.52.

4 ebenda. S.52.

5 ebenda. S.347.

6 ebenda. S.500.

7 ebenda. S.383.

8



Reichskristallnacht
Auf Veranlassung von Joseph Goebbels zurückgehender Pogrom in der Nacht von 9. zum 10.11.1938, in dessen Verlauf 91 Juden ermordet, fast alle Synagogen sowie mehr als 7.000 in jüdischem Besitz befindliche Geschäfte im Gebiet des Deutschen Reiches zerstört oder schwer beschädigt wurden. Jüdische Wohnungen wurden gestürmt. Etwa 30.000, vor allem einflußreiche und wohlhabende Juden wurden festgenommen und in Konzentrationslager gebracht. Die Bezeichnung "Reichskristallnacht", oft als verharmlosend und den Ereignissen nicht angemessen kritisiert, bezieht sich auf die vielen zerschlagenen Schaufenster jüdischer Läden. Heutzutage werden die Geschehnisse vom 9./10. November als "Novemberpogrom" bezeichnet. Anlaß für diese antisemitischen Ausschreitungen war die Ermordung eines Mitglieds der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch Herschel Grünszpan am 7.11.1938. Umstritten ist bis heute, ob die Reichskristallnacht improvisiert oder geplant war. Auf jeden Fall markiert sie einen Wendepunkt. Sie öffnete den Weg zur vollständigen Erschütterung der Juden in Deutschland und war der erste Schritt zur Endlösung. (Bettina Brenner (o.J.):Reichskristallnacht,
http://shoanet.iuk.hdm-stuttgart.de/glossar/R.htm#Reichskristallnacht, Stand: 03.02.2002)


9



1.9.1939 - Der erste Schuss
04:45 MEZ Danzig, Westerplatte: ,,Seit 5 Uhr 45 wird nunmehr zurückgeschossen." wie Hitler wenige Stunden später vor dem Reichstag behauptet. Das deutsche Linienschiff ,,Schleswig-Holstein" hat allerdings schon eine Stunde früher das Feuer auf die Danziger Westerplatte eröffnet, auf der sich eine polnische Festung befindet. Mit dem deutschen Überfall auf Polen hat der Zweite Weltkrieg begonnen
(o.V.( o.J.): Seegeschichte 20.Jahrhundert Weltkrieg, http://www.themamundi.de/lesebuch/schiff04.htm, Stand: Februar 2002
(© themamundi)).


10



Polnische Post am Helveliusplatz
Das Gebäude wurde deshalb berühmt, weil die Polnische Post eine eigene Posthoheit in Danzig hatte und es der Ort des bittersten Widerstandes gegen die Besetzung Danzigs durch Nazideutschland im Jahre 1939 war. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges hielten hier 51 Mitarbeiter der Polnischen Post das Haus 14 Stunden gegen eine große deutsche Übermacht. Zwölf der Verteidiger kamen ums Leben, fast alle anderen wurden kurze Zeit später von den Nazis getötet. Das Denkmal vor dem Gebäude wurde zu Ehren der Verteidiger der Polnischen Post errichtet
( o.V.( o.J.): Die Altstadt von Gdansk / Danzig,
http://www.ostsee-urlaub-polen.de/gdansk/gdansk_altstadt.htm, Stand: 21.05.02).


11 Begriff der illegalen Kriegsteilnahme.

12 Günter Grass, Die Blechtrommel, München 11 2001, Seite 455.

13



An dieser Stelle ändert sich der Erzählstil, da Oskar aufgrund geschwollener Hände nicht in der Lage ist, seine Geschichte weiter auf Papier zu bringen. Aus diesem Grund bittet er seinen Pfleger Bruno Münsterberg, nach seinen Erzählungen weiter zu schreiben.
Der autobiographische Stil ändert sich in eine Erzählform der 3. Person.
Auch Oskar schreibt seine Autobiographie zum Teil aus der 3. Person, doch ist der von Oskar geschriebene Teil nicht so objektiv geschrieben und gibt dem Leser nicht die gute bildliche Vorstellung von Oskar, wie es der Part Brunos tut.
Zwar lässt Günter Grass Oskar sich selbst von Fotos beschreiben und gibt auch Hinweise zu seinem Aussehen, doch ist diese direkte und so bildliche Beschreibung durch ihn selbst nicht im Text enthalten. (ebenda. von S.551 bis S.564)


14 Günter Grass, Die Blechtrommel, München 11 2001, Seite 707.

15 ebenda. S.777.

16 ebenda. vgl. S.70.

17 ebenda. S.70.

18 ebenda. S.144.

19 ebenda. S.48.

20 ebenda. vgl. S.133.

21 ebenda. S.195.

22 ebenda. S.67.

23 ebenda. S.652.

24 ebenda. S.288.

25 ebenda. S.318.

26 Begriff der illegalen Kriegsteilnahme

27 ebenda. S.487.

28 ebenda. S.54.

29 ebenda. S.229.

30 ebenda. S.562.

31 ebenda. S.634.

32 ebenda. S.261.

33 ebenda. S.260.

34 ebenda. S.524.

35 ebenda. S.524.

36 ebenda. siehe Tod der Mutter S.207 und Tod von Markus Textstelle S.260.

37 ebenda. siehe Tod von Jan S.321.

38 ebenda. siehe Tod von Roswitha S.452.

39 ebenda. siehe Tod von Alfred Matzerath S.518.

40 + 41 ebenda. S.639.

42 o.V.( o.J.): Telekolleg Deutsch Literaturkompetenz -Folge3,



http://www.br-online.de/bildung/tk-deutsch/literatur/folge_3/,
(© 2001 Bayerischer Rundfunk)


43 o.V.( o.J.): Hitler als Redner, http://www.inidia.de/hitler_192_x_als_redner.htm






Quellen



1. Günter Grass - Die Blechtrommel
11. Aufl. Juli 2001 : Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,
München © 1993 Steidl Verlag, Göttingen


2. digitalisierte Version Günter Grass - Die Blechtrommel
Fischer Bücherei KG, Frankfurt am Main und Hamburg :
6. Aufl. August 1960 : Hanseatische Druckanstalt GmbH, Hamburg
© 1960 by Hermann Luchterhand Verlag GmbH,
Darmstadt-Berlin-Spandau-Neuwied am Rhein


3. Volker Neuhaus, Günter Grass - Die Blechtrommel: Oldenbourg-Interpretationen
(Bd.16) 4., überarb. Aufl. 2000 : Oldenbourg - München
© Oldenbourg Schulbuch Verlag GmbH, München




4. Dr. Rainer Lorenz ,Günter Grass - Die Blechtrommel : Inhalt, Hintergrund,
Interpretation; 1. Aufl. 2000 : Druckhaus Langenscheidt, Berlin
© 2000 Mentor Verlag Dr. Ramdohr KG, München

5. Edgar Neis, Günter Grass - Die Blechtrommel : Königs Erläuterungen und Materialien
(Bd.159); 6. Aufl. 1992 : Beyer-Druck, Hollenfeld
©1981 C. Bange Verlag, Hollfeld


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