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Deutscher Pavillon Barcelona - Ludwig Mies van der Rohe - Referat



Deutscher Pavillon Barcelona-Ludwig Mies van der Rohe
Der Deutsche Pavillon wurde von Mies van der Rohe für die Weltausstellung 1929 in Barcelona entworfen. Es war das einzig moderne Gebäude des gesamten Ausstellungsgeländes und fiel damit deutlich aus dem allgemein prunkvollen geschichtlichen Rahmen. Nach Beendigung der Weltausstellung wurde er wie viele andere temporäre Ausstellungsarchitekturen abgerissen. 56 Jahre lang existierte das Gebäude nur noch auf einer Fotoserie. Doch man hatte schon gleich nach der Fertigstellung seine Aufsehen erregende Neuartigkeit erkannt und mit der Zeit wurde klar, dass Mies van der Rohe damit einen richtungsweisenden Bau für die moderne Architektur geschaffen hat. Deshalb wurde der Pavillon nach Originalplänen an der gleichen Stelle rekonstruiert und 1986, zum 100. Geburtstag von Mies van der Rohe, wiedereröffnet. 1929 wählte Van der Rohe als Standort für den Pavillon das Ende einer Querachse des Ausstellungsgeländes. Es sollte eine „Durchgangsarchitektur“ werden, also ein Bau, der durchschritten werden sollte auf dem Weg ins „Spanische Dorf“. Dadurch wurde der deutsche Pavillon von vielen Besuchern durchquert und gesehen.
Der Baukomplex liegt flach auf einem Sockel, der das leicht ansteigende Gelände überbrückt und den Pavillon ins Blickfeld rückt (Abb.5.2). Auf der Plattform sind 2 Baukörper verteilt (Abb. 5.1b): Rechts auf der nördlichen Hälfte steht der Hauptbau, eine eingeschossige Flachdachkonstruktion und an der Südwestecke ein kleiner Nebenbau, der über das eigentliche Sockelrechteck hinausgeschoben ist.
Es gibt keinen definierten Raum, Innen und Außen gehen fließend ineinander über, bestehend aus offenen, halb offenen und geschlossenen Räumen. Der Hauptbau fügt sich aus dem Zusammenspiel frei gesetzter geschlossener und gläserner Wände. Keine Wand sitzt in Fortsetzung zu einer anderen, kaum eine endet oder beginnt in exakt gleicher Höhe. Alle Wände sind gegeneinander verschoben und versetzt.
Der Bau ist eine Skelettkonstruktion. 8 regelmäßig aufgestellte Stahlstützen, die Mies sichtbar stehen lässt, (kleine Kreuze im Grundriss) tragen die Dachplatte (punktierte Linie). So können die nichttragenden Wände frei im Raum stehen und dienen nur noch als Raumteiler. Dies ermöglicht dem Architekten das Verbinden von Innen und Außen; Wandscheiben reichen bis in den Außenraum, eingefügte Glaswände verknüpfen optisch das Innen und Außen und überdeckte Freiräume schaffen Übergangszonen vom offenen zum geschlossenen Raum.
Unter der Dachplatte bildet sich ein Raum von unregelmäßiger Gestalt; eine zweischalige Milchglaswand grenzt den Innenraum vom Außenbereich ab. Der Hohlraum der Wand enthält künstliche Lichtquellen, sodass die Wand den Raum beleuchtet. Der nördliche Raumabschluss ist rechteckig und symmetrisch gegliedert (Abb. 5). Links und rechts der mittig sitzenden Glaswand kommt man zu einem kleinen Wasserbecken, das von einer Wand rechteckig ummantelt ist. Das Flachdach endet genau über der Kante des Beckens.

Seitlich werden die Wände verschieden lang vorgezogen und bilden die seitlichen Grenzen des Innenraums. In diesem asymmetrischen Innenraum steht eine teure Onyxwand, die den Raum in verschieden große Teilräume gliedert (Abb.5.8).
Der Raum umfließt quasi die Wand, die wie ein Gemälde zur Betrachtung aufgestellt ist und auch als Schmuckstück fungiert.
Eine lange Wand, begleitet von einer Bank, verbindet die Flachdächer von Haupt-und Nebenbau (Abb. 5.4). Der Nebenbau birgt kleine Räume für Verwaltung, Organisation und Information.
Die Südwand schließt die Gesamtanlage seitlich ab und begrenzt ein großes Wasserbecken.
Der Architekt verzichtete auf Baudekoration, spielt aber mit dem Gegensatz von Alt und Neu: die verchromten Stahlstützen heben sich vor dem Hintergrund aus Marmor oder Travertin ab. Der polierte Marmor der Wände trägt zum glanzvollen Gesamtbild des Pavillons bei. Der Glanz wird aufgegriffen von den Wasserbecken, die randvoll gefüllt sind und wie eine spiegelnde Fortsetzung des Bodens erscheinen. Das kleine Wasserbecken ist mit schwarzen Fließen ausgelegt, was den Spiegeleffekt verstärkt. Eine Bronzeplastik ist im kleinen Wasserbecken aufgestellt und ist der einzige plastische Schmuck des Baus.
Die ebenfalls von Mies entworfenen Barcelona-Sessel im Pavillon wurden Klassiker des Möbeldesigns. Ergänzt wird die Inneneinrichtung neben den Sesseln durch einen schwarzen Wollteppich, rote Seidenvorhänge und Tischgestelle.
Obwohl er zu seiner Zeit kaum beachtet wurde, gilt der deutsche Pavillon heute als Wallfahrtsort für Architekturstudenten aus aller Welt und als Meisterwerk der modernen Architektur. Es war stilbildend für die moderne Architektur mit klaren Linien und Formen.

Die Reduktion auf wenige Elemente, der Verzicht auf viel Dekoration und die Sichtbarmachung der baulichen Struktur sind Merkmale, die später international aufgegriffen werden.

Der fließende Raum, die Verknüpfung von Innen und Außen (und der Dialog mit der Natur) sind Prinzipien moderner Architektur. Möglich wurde das vor allem dadurch, das der Pavillon funktionslos konzipiert wurde und sich als autonome Architektur selbst darstellt.






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