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Desertifikation - ein globales Umweltrisiko - Referat



Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung – Was ist Desertifikation? 1
2. Definition 2
3. Das Wirkungsgefüge Desertifikation – ein globales Umweltrisiko 3
3.1. Indikatoren der Desertifikation 3
3.2. Ursachen der Desertifikation 7
4. Lösungsansätze und Bekämpfungsmaßnahmen gegen Desertifikation 8
5. Fazit - Abschließende Bewertung der vorgestellten Maßnahmen 12
6. Anhang 13
6.1 Quellen 13
6.2 Literaturverzeichnis 13
6.3 Abbildungsverzeichnis 13
6.4 Selbständigkeitserklärung 13




























1. Einleitung – Was ist Desertifikation?

Wer den Begriff „Desertifikation“ hört, dem kommen meist zunächst einmal Wüstengebiete wie die Sahara und das Sahelgebiet in Afrika und die Wüste Gobi in Asien in den Sinn. Doch tatsächlich ist Desertifikation, ins Deutsche allgemeinhin mit „Verwüstung“ oder „Versteppung“ übersetzt, ein globales Problem, das auch in Europa auftritt und jährlich fünf bis sieben Millionen Hektar fruchtbares Acker- und Weideland vernichtet. Bereits zwei Milliarden Hektar der Böden weltweit sind durch Desertifikation unterschiedlich stark degradiert, davon sind neun Millionen Hektar irreparabel zerstört.












Wie aus der Grafik ersichtlich, tritt Desertifikation vor allem in den trockenen Randgebieten von Wüsten auf. Dennoch kann man es keineswegs einfach mit der Ausbreitung der Wüste gleichsetzen. Desertifikation bedeutet nämlich vor allem eines: Die dauerhafte Schädigung von natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Vegetation durch Menschenhand. Das kann durchaus auch in relativ wüstenfernen Gegenden und in Industrieländern wie z.B. im europäischen Mittelmeerraum der Fall sein. Außerdem spielt das Klima und seine Variabilitäten bei der Entstehung von Desertifikation ein große Rolle. Erkennbar ist das bereits daran, dass sie in erster Linie in ariden und semiariden Klimazonen typisch ist. Wie aber kann der Mensch die Ursache dafür sein, dass aus fruchtbarem Land leblose Wüste wird? Wie kommt es überhaupt zu dieser Entwicklung? Und wie kann diesem Problem Einhalt geboten werden?
Diese Fragen sollen auf den folgenden Seiten beantwortet werden.


2. Definition

Wie aus der Einleitung heraus bereits erkennbar, handelt es sich bei Desertifikation um ein äußerst komplexes Ursachen-Wirkungs-Gefüge, bei dem zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel verschiedene Umwelteinflüsse und das Handeln des Menschen eine Rolle spielen. Um dem Begriff in der folgenden Arbeit eine feste Bedeutung zu verleihen, möchte ich an dieser Stelle eine Definition geben, auch um Verwechslungen mit anderen, ähnlichen Begriffen zu vermeiden.
Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde vor allem der von französischen Forschern geprägte Terminus „Desertization“ für den Vorgang der Landdegradierung verwendet.
Nach der Dürrekatastrophe in der afrikanischen Sahelzone (1969-1973) jedoch, als das Problem immer stärker in das politische und öffentliche Bewusstsein trat, setzte sich weitgehend der Begriff „Desertifikation“ durch, der vom lateinischen „desertus facere“ entlehnt ist, was soviel wie „wüst machen“ bedeutet und den menschlichen Eingriff ins natürliche Ökosystem verdeutlichen soll.
So charakterisierte der französische Botaniker Le Houérou das Phänomen Desertifikation 1976 wie folgt: „...desertization is a man-induced phenomenon, aggravated by climatic circumstances...“
Es wird deutlich, dass dem anthropogenen Faktor des Wüstwerdens die überwiegende Ursache zugewiesen wird und das Klima lediglich als Verstärker mit hineinspielt. Des weiteren ist es laut Definition der UNCOD auch wichtig, zu erwähnen, dass es sich bei den durch Desertifikation degradierten Gebieten um solche handeln muss, die ansonsten für die agrare Landnutzung geeignet gewesen wären (also z.B. Weideflächen, Ackerland, Regenfeldbaugebiete), deren Boden, Wasserhaushalt und Fruchtbarkeit aber durch die Desertifikation zerstört worden sind.
An dieser Stelle ist es ebenfalls notwendig, das Phänomen „Desertifikation“ von verwandten Vorgängen wie Dürre und Dürrekatastrophe abzugrenzen:
Die Dürre bezeichnet einen klimatischen Extremzustand, bei dem die jährliche Niederschlagsmenge weit unter dem Niederschlagsmittelwert der vergangenen Jahre liegt. Folgen sind anhaltende Wasserknappheit, niedrige oder ausbleibende Ernterträge, schlechte Trinkwasserversorgung und das Auftreten von Krankheiten bei Mensch und Tier. Die Dürre leistet oftmals einer starken Ausbreitung von Desertifikationsschäden Vorschub und verstärkt deren Auswirkungen.
Die Dürrekatastrophe ist das Ergebnis von mehreren, aufeinanderfolgenden Dürrejahren. Das Ausmaß einer solchen Katastrophe hängt von der Bevölkerungsdichte und dem Migrationsverhalten der Menschen und der Wasserverfügbarkeit im betroffenen Gebiet ab.
Das Phänomen Desertifikation hängt also eng mit Dürren und Dürrekatastrophen zusammen. Es handelt sich jedoch um ein sehr viel komplexeres Gefüge und einen in wesentlichen Punkten unterschiedlichen Vorgang. So sind die Ursachen bei Desertifikation immer auch anthropogenen Ursprungs, bei Dürre allerdings meist rein klimatisch bedingt. Sie gehört in der Regel zu den normalen Gegebenheiten in semiariden Regionen wie Steppen und Savannen. Außerdem sind Dürren reversibel, was bedeutet, dass das ausgetrocknete Land nach einigen Regenfällen seine ursprüngliche Frucht- und Nutzbarkeit zurückgewinnt. Bei Desertifikation ist dies nicht der Fall und es bedarf, sofern überhaupt möglich, komplizierter Maßnahmen um das ehemals fruchtbare Land wieder für den Menschen nutzbar zu machen.

3. Das Wirkungsgefüge Desertifikation – ein globales Umweltrisiko

Im Folgenden Abschnitt soll nun auf die einzelnen Faktoren des Wirkungsgefüges Desertifikation eingegangen werden.
Diese werden folgendermaßen gegliedert:

3.1. Indikatoren der Desertifikation
3.2. Ursachen der Desertifikation

3.1. Indikatoren der Desertifikation

Unter Indikatoren der Desertifikation verstehen wir im Folgenden alle im Ökosystem des durch Desertifikation betroffenen Gebiets sichtbaren und identifizierbaren Veränderungen, die auf die schädliche Einwirkung des Menschen z.B. im Rahmen von Landwirtschaft und Ackerbau zurückzuführen sind.
Dabei werden die schweren sozialen und sozioökonomischen Folgen, die Desertifikation mit sich bringt, in diesem Kapitel nicht behandelt, weil sie nicht immer leicht zu identifizieren sind und auch nicht immer als allgemein gültige Anzeichen für das Phänomen Desertifikation betrachtet werden können.
Nach Horst Mensching umfasst eine allgemeine Zusammenfassung der Indikatoren folgende Gruppen:
· vegetative Indikatoren (Zerstörung der Pflanzendecke)
· hydrologische Indikatoren (Veränderungen im Wasserhaushalt)
· pedologische Indikatoren (Degradation der Böden)
· morphodynamische Indikatoren (Veränderungen der morphologischen Prozesse)

Auf diese vier Indikatorengruppen soll nachfolgend im Einzelnen eingegangen werden.

Vegetative Indikatoren

Die Degradierung und Zerstörung der Vegetation in einem Trockengebiet gehören zu den einfachsten und deutlichsten Anzeichen für Desertifikation.
Zu erkennen sind sie an der zunächst vereinzelt, später flächendeckend zerstörten Pflanzendecke, was z.B. von Überweidung herrührt. Als Folge derselben kommt es oftmals zu einer starken Zunahme der nicht fressbaren Pflanzen und zum völligen Verschwinden aller Pflanzenarten, von denen sich Weidetiere ernähren.
Zunächst sind bei einer durch Degradation gefährdeten Pflanzendecke die anspruchsvolleren und damit weniger konkurrenzfähigen Arten betroffen. Sie werden von trockenresistenteren, extrem widerstandsfähigen Arten verdrängt.
Allerdings stammen diese „neuen“, sehr konkurrenzfähigen Arten nicht aus den degradierten Gebieten, sondern aus einer benachbarten, trockeneren Zone.
Ursprünglich gab es auch in Trockengebieten eine Bodenbedeckung von 20-40% durch Vegetation. Durch landwirtschaftliches Eingreifen des Menschen wurde dieser Deckungsgrad allerdings erheblich herabgesetzt. So wurde in der afrikanischen Sahel-Zone der Baumbestand durch Brandrodung und Desertifikationsprozesse auf nahezu eine einzige Art beschränkt, nämlich den feuerresistenten und äußerst widerstandsfähigen Baobab (Affenbrotbaum).

Hydrologische Indikatoren

Ein sehr typisches Anzeichen für Desertifikationsprozesse ist außerdem die schnelle und nachhaltige Austrocknung der Bodendecke, welche als hydrologische Degradation bezeichnet wird. In der Folge der bereits beschriebenen Zerstörung der Vegetation bewirkt die erhöhte Verdunstung eine solche Aridifizierung der Böden.
Ebenfalls ein Indikator für verstärkte Aridifizierung ist die kurzzeitige oder permanente Absenkung des Grundwasserspiegels. Das Grundwasser in ariden Zonen stammt in der Regel aus quartären Feuchtzeiten , unter dem heutigen Trockenklima wird in solchen Gebieten nur in sehr beschränktem Umfang neues Grundwasser gebildet. Eine Übernutzung des Grundwassers, z.B. während Dürrezeiten oder durch den Betrieb von Tiefbrunnen, denen täglich hohe Wassermengen entnommen werden, führt langfristig zu einer dauerhaften Absenkung des Grundwasserspiegels.
Weitere hydrologische Indikatoren sind verminderte Abflussmengen z.B. in Wadis , das Ausbleiben von Flutereignissen und die zunehmende Versalzung der Böden, was als hydrologisch-pedologischer Indikator bezeichnet werden kann und oftmals von falscher Bewässerung herrührt. Äußerlich lässt sich dies an Salzkrusten an der Bodenoberfläche erkennen.

Pedologische Indikatoren

Da die Beschaffenheit des Bodens von großer Wichtigkeit für die ertragreiche landwirtschaftliche Nutzung eines Gebiets ist, hängen die Indikatoren seiner Degradierung durch Desertifikation fest mit dem Ausmaß der Versteppung und den direkten Auswirkungen auf den Menschen zusammen.
Hauptanzeichen für die Einwirkung von Desertifikation ist die verstärkte Erosion der Böden durch Wind und Wasser, was ebenfalls Folge der Zerstörung der Pflanzenschicht ist.
Da der Wurzelraum der Pflanzen verringert wurde, und dem Boden so keine Stabilität mehr verleihen kann, wird durch Wind- und Niederschlagseinwirkung immer wieder der oberste Schicht des Bodens abgetragen.
Anzeichen für Bodenerosion in Trockengebieten sind des weiteren die Freilegung von Bodenkrusten und die bereits erwähnte zunehmende Versalzung der Böden. Diese beiden Faktoren tragen maßgeblich zur Unfruchtbarkeit desertifikationsgeschädigter Bereiche bei. Gleichzeitig mit der Abtragung von feinkörnigen Bodenpartikeln durch Wind und Wasser sinkt auch der Nährstoffgehalt des Bodens, so dass eine landwirtschaftliche Nutzung des betroffenen Gebiets kaum noch möglich ist.

Morphodynamische Indikatoren

Die morphodynamischen Indikatoren umfassen Änderungen z.B. in äolischen und fluvialen Prozessen. So nimmt die Wirksamkeit der äolischen Kräfte zu, die Erosion durch Wind wird durch Vegetationszerstörung und Austrocknung des Bodens stark begünstigt. In agrarisch genutzten Regionen wird dieser Effekt zusätzlich dadurch verstärkt, dass die oberen Bodenschichten durch Pflügen aufgelockert werden und so vom Wind leichter abgetragen werden können. Die oft jahrzehntelang durch die Pflanzenschicht fixierten Trockengebiete können nun wieder zu Dünensystemen (Wanderdünen) werden, die sich mit der Windrichtung voranbewegen und andere, noch intakte Anbaugebiete zerstören können. Sie gefährden Brunnen, Oasen, Weide- und Anbaufläche und blockieren teilweise ganze Wadisysteme, wodurch fruchtbarer Boden im Unterlaufbereich der Wadis entwertet wird. Weitere morphodynamische Indikatoren sind der Staubgehalt der Luft und die Häufigkeit der Staubstürme. Dazu kommt die Akzentuierung fluvialer Systeme, das bedeutet, dass die Intensität von Flutereignissen zunimmt, so dass das Wasser vielmehr schädlich als nützlich wirkt und es zum Teil sogar zu Überschwemmungen kommt, weil der erodierte Boden das Wasser nach Regenfällen nicht aufnehmen kann.

3.2. Ursachen der Desertifikation

Entsprechend der Definition muss man sich bei der Untersuchung der Ursachen der Desertifikation darüber im Klaren sein, dass es sich dabei um einen Ursachenkomplex und nicht nur um einzige Ursache handelt, auf die die Erscheinung von Desertifikationsprozessen zurückzuführen ist.
Generell kann man die Auswirkungen der Desertifikation in klimatisch und anthropogen Verursachte gliedern. Letztere sind dabei deutlich gravierender und meist ausschlaggebend für den Grad der Schädigungen.
Dennoch hat natürlich das herrschende Klima in den Regionen, die von Desertifikation betroffen sind, entscheidenden Einfluss, vor allem auf die Verstärkung von Desertifikationsprozessen. In den am meisten durch Desertifikation gefährdeten Klimazonen, nämlich in den ariden, semiariden und subhumiden Zonen der Erde spielen die Aridität und die Verdunstung des Wassers im Boden eine besonders wichtige Rolle.
Dürreperioden können, wie bereits erwähnt, der Desertifikation Vorschub leisten, oder aber auch der Anfang einer lang anhaltenden Desertifkationseinwirkung sein.
In Zeiten der globalen Erwärmung muss man aber auch sehen, dass die insgesamte Erwärmung und Aridifizierung des Klimas auf der Erde maßgeblich am vermehrten Auftreten von Desertifikation beteiligt ist.
Doch neben dem wichtigen Faktor Klima ist vor Allem der menschliche Eingriff ins natürliche Ökosystem für die Entstehung verantwortlich. In erster Linie handelt es sich dabei um falsche bzw. nicht angemessene Anbau- und Viehhaltungsmethoden. Zu den anthropogenen Ursachen zählen außerdem ungünstige soziale und sozioökonomische Vorraussetzungen, welche u.A. im folgenden Abschnitt erläutert werden.
Die falsche landwirtschaftliche Nutzung von ohnehin ariden
Gebieten ist dabei eine der Hauptverursacher von Desertifikationsschäden. Dazu zählen z.B. die Überbeanspruchung von Ackerland, was den Nährstoffverlust der Böden nach sich zieht. Falsche Bewässerungs- und Anbaumethoden, wie z.B. Monokulturen, die Anwendung von Pestiziden und nicht angepasste Landmaschinen verstärken die Auswirkungen zusätzlich. Bei der Viehhaltung liegt das Problem vor allem bei der Überweidung der Flächen, was auf zu große Herden zurückzuführen ist.
Die verstärkte Abholzung und Brandrodung, welche die Pflanzenschicht schon im Voraus zerstört, wird vor allem zur Land- und Brennholzgewinnung betrieben, erhöht aber natürlich die Erosionsanfälligkeit der Böden und damit die Bedrohung durch Desertifikation ungemein.
Zu den bereits erwähnten sozialen und sozioökonomischen Ursachen zählen das stetige Bevölkerungswachstum und der damit verbundene steigende Bedarf an Nahrungsmitteln sowie Acker- und Weideland.
Negative Auswirkungen haben des weiteren das ungünstige Landrecht, vor allem in afrikanischen Ländern, die Armut, welche den Menschen keine Alternativen zur Selbstversorgung durch Landwirtschaft lässt, sowie auch die Auswirkungen der freien Marktwirtschaft und der Globalisierung.

4. Lösungsansätze und Bekämpfungsmaßnahmen gegen Desertifikation

Schon die Desertifikationskonferenz, die 1977 in Nairobi stattfand, legte einen umfangreichen Plan mit Strategien zur Bekämpfung der Desertifikation vor. Mehr als bei bisherigen Klimaproblemen mussten dabei verstärkt auch ethnologische und soziologische Faktoren beim Finden von Lösungsanätzen beachtet werden.
Ohne die Mitarbeit und Unterstützung der in den betroffenen Regionen lebenden Menschen kann die Versteppung nämlich nicht erfolgreich bekämpft werden.
Der folgende Teil dieser Arbeit beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit den Bekämpfungsmethoden, die im Rahmen des Erosionsschutzes, der Bewässerungstechnik und einer angepassten Landbewirtschaftung liegen. Maßnahmen im sozioökonomischen Bereich wie z.B. der Siedlungsplanung sind natürlich ebenfalls von großer Wichtigkeit, auf sie soll in dieser Arbeit allerdings nicht näher eingegangen werden.

Einer der Lösungsansätze von der größten Bedeutung ist der Erosionsschutz, der in von Desertifikation betroffenen Gebieten ja meist nur noch sehr wenig bis gar nicht mehr vorhanden ist.
Schutz vor der Abtragung der Bodenkrume bietet, wie bereits öfter erwähnt, vor allem die Vegetation, also der Baum- und Strauchbestand im fraglichen Gebiet.
Außerdem ermöglicht die Durchwurzelung des Bodens das Eindringen des Regenwassers in die Erde, wo es oberflächennah festgehalten wird. Würden die Wurzeln das Wasser nicht speichern, würde es schnell versiegen, der Boden würde weiter austrocknen und unfruchtbar werden. Nun ist aber einer der Hauptschäden bei Desertifikation die schwindende Pflanzenschicht. Wie kann dem entgegengewirkt werden? Ist es überhaupt möglich, durch Desertifikation degradierte Gebiete wieder zu bepflanzen, wenn sie doch per Definition als irreversibel beschrieben wird?
In der Tat ist die Aufforstung von desertifikationsgeschädigten Gebieten sehr schwierig, sogar nahezu unmöglich. Dennoch gibt es einige Methoden, die trotz der schwierigen Vorraussetzungen zum Erfolg führen können. Der in den Medien in diesem Zusammenhang oft propagierte Slogan „Die Wüste wird wieder grün!“ kann man aber trotzdem auf keinen Fall als zutreffend bezeichnen. Die Rekultivierung der Wüstengebiete ist immer eine langwierige und aufwändige Angelegenheit.
Bewährt hat sich auf diesem Gebiet die Aufforstung mithilfe von Pflanzlöchern, die schon seit langer Zeit von Bauern angewandt wird und sich selbst zu Regeneration von völlig vegetationslosen und verhärteten Krustenböden eignet.
Dazu werden im Abstand von 80 cm Löcher mit einem Durchmesser von ca. 30 cm ausgehoben. Der Aushub wird mit Mist und Kompost vermischt und beim Einpflanzen wieder in die Löcher gefüllt. Mit der restlichen Erde werden hangabwärts kleine, halbrunde Wälle um die Pflanzlöcher aufgehäufelt, um den Wasserabfluss zu mindern. So kommt das Regenwasser voll der Pflanze zugute.
Die neu gewonnen Waldstücke müssen aktiv vor Übernutzung und der Gefährdung durch die Bevölkerung geschützt werden. Durch diese Methode können nicht nur Wälder wiederaufgeforstet werden, sondern auch neues Ackerland gewonnen und desertifizierte Flächen wieder rekultiviert werden.

Eine weitere Möglichkeit des Erosionsschutzes bietet sich in der Anlage von Dämmen und Wällen, die, meist aus Erde oder Steinen gefertigt, parallel zum Hang
errichtet werden und die Abtragung von Bodenmaterial durch abfließendes Regenwasser verhindern sollen. Im Staubereich dieser kleinen Dämme kann sich fruchtbares Material ansammeln, auf dem Kulturpflanzen angebaut werden.

Ein anderer Ansatz, der aus dem Iran stammt, ist die Berieselung von stark erodierten Flächen, wie z.B. Wanderdünen, mit Schweröl. Das Öl, das aus Raffinerierückständen stammt, wird dazu auf mindestens 40 °C erwärmt. Es dringt nur ca. 2 cm in den Sand ein und bindet ihn an der Oberfläche zu einer Schicht, die wasserdurchlässig ist, aber verhindert, dass die Bodenoberfläche weiter erodiert und austrocknet, weil sie unter Anderem die Verdunstung reduziert.
Unter der Ölschicht können Gräser, Sträucher und Baumsetzlinge, die zuvor gesät und gepflanzt wurden, Wurzeln schlagen, welche den Sand fixieren, den Wasserhaushalt im Boden regulieren und sich allmählich zu einer neuen Vegetationsschicht entwickeln können. Das Öl, das vollkommen organisch ist, wird langsam abgebaut und ist nach wenigen Jahren vollständig zersetzt. Pro Hektar werden bei dieser Methode bis zu 2500 Liter Schweröl benötigt.

Die Sicherstellung der Wasserversorgung für Mensch, Tier und den Anbau von Lebensmitteln ist eine der wichtigsten Aufgaben in desertifikationsgefährdeten Gebieten. Doch gerade in diesem Bereich werden viele gravierende Fehler gemacht. Falsche Bewässerungsmethoden können unter Anderem dazu führen, dass die Böden versalzen oder versumpfen und so für den Menschen nicht mehr nutzbar sind. Die meisten Desertifikationsschäden entstehen durch falsche Wasserverteilung, die den beschränkten Vorräten nicht angepasst ist.
Große Probleme treten dann bei der optimalen Ausnutzung der großen Regenwassermengen auf, weil die Niederschlag oft schlagartig einsetzt, das Wasser aber eben so schnell ungenutzt wieder anfließt. Die Möglichkeiten der Wasserspeicherung durch Vegetation und Dämme wurden bereits behandelt, eine weitere Methode ist die Anlage von Wasserstauanlagen, also Staubecken und Zisternen verschiedener Bauart. Sie dienen sowohl der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung als auch der Verbesserung der hydrologischen Verhältnisse im Boden.
In der Nähe der Stauanlage kann Landwirtschaft betrieben werden und Siedlungsfläche entstehen. So bilden sich im ehe malsunfruchtbaren kleine Oasen, die sich mit der Zeit weiter ausdehnen und das geschädigte Land wiederbeleben können.

Um der Desertifikation erfolgreich und über längeren Zeitraum Einhalt zu gebieten, ist es außer der Anwendung der bereits erwähnten Methoden zu Aufforstung und Bewässerung auch äußerst wichtig, dass die Anbautechniken in der Landwirtschaft den besonderen Bedingungen in desertifizierten Gebieten angepasst werden.
So sollte der Anbau von Monokulturen unbedingt vermieden werden, weil das den Boden auslaugt, ihm Nährstoffe entzieht und so das Land unfruchtbar macht.
Eine Alternative wäre z.B., die Aussaat einer Grasschicht nach der Haupternte, damit sich der Boden regenerieren kann.
Die übermäßige Beanspruchung des Ackerlandes, bei dem die Bracheperiode oftmals ganz wegfällt sollte ebenfalls aufgegeben werden und einer umweltverträglichen, schonenden Bewirtschaftung weichen, die die regelmäßige Regeneration des Bodens vorsieht und den Menschen so dauerhaft Nahrung liefern kann.
Die Überweidung großer Flächen als Ursache der Desertifikation ist dagegen nur durch die Reduzierung der Viehherden zu beheben. Das gestaltet sich vor allem in Regionen schwierig, in denen die Bevölkerung von Landwirtschaft und Viehzucht lebt. Die Tiere sind für die Bauern wichtiger als die Erhaltung bzw. Regeneration der Böden. So werden die Weideflächen immer vegetationsärmer und sind schließlich völlig desertifiziert. Umstritten ist die Rolle des Nomadentum bei der Desertifikation. Während viele den Nomaden vorwerfen, durch ihre oft riesigen Herden weite Flächen zu zerstören, stufen einige Forscher den Nomadentum als sehr umweltfreundlich ein, weil die Tiere nie dauerhaft an einem Ort weiden und sich die Vegetation so regelmäßig erholen kann. Anhand dieser Erkenntnis wäre zu überlegen, ob auch die sesshaften Bauern ihre Weiden im Rotationsprinzip bewirtschaften sollten, um sie so schonen und vor Desertifikation zu schützen.

Als letzte Gegenmaßnahme wäre die Methode des sogenannten Monitoring zu nennen. Dabei handelt es sich um eine präventive Fernerkundungstechnik, bei der in regelmäßigen Abständen Schäden, verursachende Effekte der Desertifikation, aber auch bereits Gefährdungen oder Ressourcen zur Bekämpfung kontrolliert werden.
Nach Mensching sollte ein solches Monitoring folgende Faktoren erfassen:
· Zustand der Vegetation(-sdecke)
· Staubtransport (äolische Aktivität)
· Dünenbewegungen
· Wanderungsverhalten und Verteilungsmuster von Wild- und Viehherden
· Aussagen über den Anbau und Ernten
· Aussagen über hydrologische Gegebenheiten und Veränderungen (auch Bewässerungsfeldbau)
· gesamtökologische Zustandsbeschreibungen, Festlegung eines Desertifikationsgrades

Durch das Monitoring könnte man die Desertifikation und ihr Auswirkungen auf das Genaueste beobachten und überwachen. Spezialisten könnten bereits bei den ersten Anzeichen einer Landdegradierung geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Desertifikation an der Ausbreitung zu hindern.



5. Fazit - Abschließende Bewertung der vorgestellten Maßnahmen

Unter den geschilderten Maßnahmen halte ich das Monitoring für den zukunftsorientiertesten und interessantesten Ansatz. Durch die konstante Überwachung der gefährdeten Gebiete kann man bereits in einem Stadium eingreifen, im dem das Land möglicherweise noch nicht degradiert ist. So kann auf viele komplizierte Maßnahmen zur Wüstenkultivierung verzichtet werden.
Allerdings stellt die Technik Monitoring hohe Ansprüche sowohl an das Fachwissen der Forscher, die die Gebiete beobachten, als auch an die betroffenen Länder, die oft verarmt sind und diese noch in den Kinderschuhen steckende Technik oft nicht allein finanzieren können. Auf jeden Fall benötigen sie an dieser Stelle die wissenschaftliche und finanzielle Unterstützung der Industrienationen.
Der Mangel an finanziellen Möglichkeiten und Know-how hat über dies hinaus schon viele neue Ideen und Strategien zur Desertifikationsbekämpfung zum Scheitern verurteilt. Oft wurden diese Pläne als Strategie zur Steigerung der agraren Produktivität anstatt zur Regenerierung des Landes ausgelegt.
An dieser Stelle wäre es wichtig, die Bevölkerung über die Problematik der Desertifikation und ihrer Bekämpfungsmöglichkeiten in vollem Ausmaß aufzuklären.
Nicht selten werden gerade die betroffenen Menschen nämlich von den überforderten Regierungen eher ausgegrenzt als eingegliedert, was zwangsläufig das Scheitern der Desertifikationsbekämpfung nach sich zieht.
Viele Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass es bis heute nicht gelungen ist, erfolgreich gegen Desertifikation vorzugehen. Im Gegenteil: Die Desertifikationserscheinungen werden immer gravierender, immer mehr Land wird degradiert.
Auf der anderen Seite wird oft von erfolgreichen Projekten im Bereich der Bekämpfung berichtet. Besonders betonen sollte man dabei jedoch den lokalen Charakter solcher Maßnahmen ("Global denken - lokal handeln"), die fast immer unter Berücksichtigung der spezifischen Bedingungen vor Ort und der dort lebenden Menschen geplant und durchgeführt wurden.
Abschließend kann man sagen: Eine allgemeingültige Methode, die Desertifikation erfolgreich bekämpfen oder sogar verhindern könnte, gibt es nicht.
Dennoch kann viel dagegen getan werden, wenn die Bevölkerung aufgeklärt ist und fachliche Unterstützung erhält. In Zeiten den Klimawandels und der globalen Erwärmung/Aridifizierung kann dieses Phänomen mit Sicherheit nie endgültig verschwinden. Eine positive Entwicklung wäre es dennoch, wenn das Problem Desertifikation noch weiter in das Bewusstsein von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft tritt und gemeinschaftlich angegangen wird.
6. Anhang

6.1 Quellen

· http://de.wikipedia.org/wiki/Desertifikation
· http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCste
· http://www.scinexx.de/index.php?cmd=focus_detail&f_id=67&rang=1
· http://www.geographie-diplom.de
· http://www.gtz.de/de/themen/umwelt-infrastruktur/11720.htm
· http://www.iydd2006.de/desertifikation.html

Stand der Websites: 10. Juni 2007

6.2 Literaturverzeichnis

· MENSCHING, Horst (1990): Desertifikation. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
· GEO MAGAZIN (02/2007): Bis hierher und nicht weiter. Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg (S. 140 f.)
· SALAU, Kayode [Hrsg.] (2005): Bildkorrekturen. Der Desertifikation auf der Spur. Wie der Entwicklung der Boden entzogen wird. Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt)

6.3 Abbildungsverzeichnis

· Abbildung 1, S. 1: Weltkarte zur Verbreitung der Desertifikation. www.klett.de
· Abbildung 2, S. 5: Erosionsfolgen durch Vernichtung der Vegetation. Aus H. Mensching: Desertifikation (S. 42)
· Abbildung 3, S. 6: Wanderdüne. www.wikipedia.de
· Abbildung 4, S. 9: Aufforstung als Bekämpfungsmethode. www.wikipedia.de

6.4 Selbständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit eigenständig und nur unter der Verwendung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel verfasst habe.

xxx, den 12. Juni 2007 Unterschrift: ...........................




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