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Der Kaukasische Kreidekreis - 3.Version - Referat



Interview mit Olaf Paschner



[Vorstellung]

Kurze Einleitung
C: Darf ich Sie oder du sagen ?
O: „Du“.
C: Ok, „Du“.
O: Klar, Olaf heiße ich. Und du?
B: Bernwart, ich bin Charlottes Freund.


1te Frage
C: Seit wann bist du hier am Theater Lüneburg?

O: Also, ich bin hier als Gast, wir sind ja fast alles Gäste hier. Ich bin seit 11 Jahren hier glaube ich, also immer und immer mal wieder. Mal nicht ein Jahr und denn mal wieder, und so, als freier Gast. Das war hier meine erste Spielzeit als Gast. Und wir sind frei.
C: Ja, das ist doch cool.
O: Ja klar, ich bin schon 23 Jahre Schauspieler. Jaja, ich hab früh angefangen.



2te Frage
C: Wie lange hast du und deine Kollegen gebraucht um das Theaterstück, „Der kaukasische Kreidekreis“ einzustudieren und wie gehst du vor?

O: Wir haben eine reine Probezeit, das ist variiert von mindestens 4 bis 6 Wochen oder 7, wenn man Luxus hat.
Und bei diesen Stück weiß ich gar nicht mehr so genau, sagen wir mal 5 bis 6 Wochen bei reiner Probezeit.
Man hat natürlich im Vertrag stehen mit gelernten Text, da gibt es aber verschiedene Ansichten zu. Also, von der Rangehensweise her. Es kommt auch immer auf den Text drauf an, wenn du jetzt zum Beispiel ein Monolog hast, wo du quasi alleine bist, ist das natürlich gut, wenn du es vorher kannst. Da ist ja auch nicht so viel, aber wenn du mit Kollegen, so genannte Klapptexte hast, dann musst du auch viel dran arbeiten, denn dann nützt es nicht viel, wenn du viel auswendig lernst, vor allem weil du gar nicht weißt, was will der Ressisuer da überhaupt, was geben mir die Kollegen und was nicht.
Wenn du auswendig lernst, musst du das natürlich auch in Sprache umsetzten und das musst du auch irgendwie deuten oder anlegen. Und schon bist du in einer Schublade oder Ecke.
Meine Ansicht ist, wenn ich einen Text habe, dann lerne ich ihn an, dann sehe ich was da kommt, was der Ressiseur da will, und denn fange ich an daran zu arbeiten und richtig zu lernen.
Wir hatten, bei diesen Stück eben Glück mit Peter Brause, beantworte ich jetzt schon andere Fragen?
C: Nein, nein, rede ruhig weiter.
O: Der Bause, der hat Brecht noch selbst erlebt, und das Stück schon x-mal gemacht. Der wusste eben einfach was er selber will. Und das finde ich von einen Ressiseur immer sehr angenehm, weil er mir einfach sagt, was er haben will. Das versuche ich dann zu füllen.
C: Das ist gut.
O: Ich weiß nicht ob das gut ist, aber ich komme ganz gut damit zurecht. Das ist schon mal viel wert.



3te Frage
C: Gibt es für den Charakter von „Grusches Bruder“ mehr als eine Besetzung?

O: Ne. Das haben wir nicht. Wir haben immer für eine Rolle, einen Darsteller.
C: Und was ist, wenn der oder die krank ist?
O: Das gibt es nicht, beim Theater gibt es nur den eigenen Tod als Ausrede nicht zu spielen. Das klingt jetzt hart, aber das ist so. Natürlich, ich hab das noch nie erlebt, aber wenn ein Darsteller kurzfristig ins Koma fällt zum Beispiel und man keine Chance hat jemand anderes in die Rolle einzuarbeiten, dann wird vor dem Theaterstück angesagt, dass ein Darsteller verhindert ist, und das ein Anderer den Text übernehmen und „lesen“ wird.
Dann würde sich derjenige der „lesen“ wird sich die Rolle und den Text vorher anschauen und sich bei der Theatervorführung mit einem Buch hinsetzten und lesen.
S: In diesem Falle ist das hier sogar umgekehrt, dass ein Schauspieler mehrere Rollen spielt.
O: Das ist natürlich eine Geldsache aber, das wird generell auch überall gemacht.
B: Aber kommen die dann bei einen langen Dialog, und zwischen den anderen Rollen nicht durcheinander?
O: Die machen doch den ganzen Tag nichts anderes.
S: Das ist einfach wie ein Schalter den man umschaltet.
O: So wie eine Computerfestplatte. Das läuft bei mir zum Beispiel über das Körperliche. Das ist ganz witzig, wenn ich die Körperhaltung habe von der Figur, dann kommt auch der Text. Und auch grade jetzt bei Brecht, da gucke ich mir das immer vorher an, weil das so toll ist und kein Wort Zufall ist. Da kannst du nicht irgendwie improvisieren, weil das ist so toll.



4te Frage
C: Als wie wichtig würdest du die Person Lavrenti im Buch und im Theaterstück einschätzen?

O: Die kann man auch weglassen. Ne Scherz.
Weiß ich nicht, bei Brecht ist ja nichts Zufall. Es gibt da eben welche mit Masken, die Funktionalen und Austauschbaren, und welche ohne Masken, die drei Seelen, das sind Grusche, ihr Verlobter Simon und eben der Azdak. Die Drei Figuren sind
die Seelenwesen, die anderen stellen ein System oder eine Personengruppen dar.
S: Und Grusche geht ja einen bestimmten Weg, und das sind dann immer so Stationen, die sie weiterbringt.
O: Genau und der Bruder bringt Grusche Hoffnung, so wie das eben ist, das sagt auch vorher der Erzähler, das sie denkt, er springt auf und heißt sie Willkommen, wenn sie ankommt und das passiert ja überhaupt nicht. Sie kommt dahin, und bei ihm fällt erst einmal die Kinnlade runter: „Wo kommst du denn her?“. Krass oder?
C: Das stimmt.
O: Ich weiß ja nicht genau, er ist vielleicht grade wichtig für den Weg die Grusche, der die Familie darstellt. Den Rückhalt, die Hoffnung, als wenn man ein Auffangbecken hat. Er steht auch vielleicht für die Brüderliche Liebe oder für Familie.
S: Als Zeichen für die Hoffnung, finde ich ganz gut, nur dass es hier eine enttäuschte Hoffnung wäre. [...]
O: Ja, das stimmt. Ich denke wirklich Lavrenti steht eben für die Hoffnung.
Eigentlich ist er ja ganz wichtig. Nein eigentlich sau wichtig.



6te Frage
C: Wie würdest du den Charakter von Lavrenti kurz beschreiben?

O: Naja ich glaube, der Lavrenti ist eigentlich ein ganz Guter und ein ganz Lieber, der auch irgendwelchen Schicksalsgründen in das Kaff gekommen ist. Einer, der dann aus irgendwelchen Gründen diese Frau geheiratet hat, die wahrscheinlich den Hof und das Geld hat. Und wie das dann eben immer so ist, Gegensätze ziehen sich an oder wie auch immer...
S: Ja Sie ist ja auch sehr dominant und er sehr gutmütig...
O: ...und tut was sie sagt und hat kein Rückgrad. Auf der anderen Seite hat er eine „Bauernschläue“ und schafft es durch seine Nettigkeit durchzusetzen, dass seine Schwester wohnen darf. Und er schafft es sich ernste Gedanken über seine Schwester zu machen und über ihre Zukunft.
Früher waren auch die Meinungen der anderen sehr wichtig, immer dieses, ja Leute reden über alles, und was sagen die dann zu einen ledigen Kind? Diese Geschichten, nur ich weiß nicht ob es jetzt etwas über sein Charakter aussagt.
Außerdem hat Lavrenti auch eine Weichheit und tüftelt eben unauffällig was aus für seine Schwester.
C: Mir ist aufgefallen, dass er irgendwie Angst hatte?
O: ja genau.
C: Vor seiner Frau oder dessen Meinung.
O: Ja, weil er auch nicht immer so mit Geld ist und Angst hat, ja Angst.
C: Das habe ich mir nämlich so gedacht.
O: Davon wird sein Leben bestimmt.



7te Frage
C: Wie ist das Verhältnis zwischen Lavrenti und Aniko und zwischen Lavrenti und Grusche?
O: Zu Aniko: Zwei Formen von Liebe liegen vor, denke ich. Eigentlich mag er sie auch irgendwie ist er aber manchmal auch schlecht drauf. Diese Heirat, vielleicht war es mal eine große Liebe und Leidenschaft, oder auch zweckgebunden, und es hat sich so entwickelt, sie wurde dominanter und stärker und er weicher. Da gibt es eine Art von Liebe und Achtung.
S: Vielleicht ist es auch Liebe aus Gewohnheit.
O: Das ist ja auch eine Form von Liebe und es heißt doch immer „Lieber Leiden ertragen, die man kennt, als zu Neuen zu fliehen“. Und dann kommt die Schwester, die das in Frage stellt, und die die grade laufende Bahn durcheinander bringt. Für seine Schwester, er lügt für sie, und er hilft, empfindet er eher eine Brüderliche Liebe. Er will auch beide schonen mit der Notlüge. Geschwisterliebe. Zu Beiden ist es eine Art von Liebe. Zu Grusche und auch zu Aniko.



8te Frage:
C: Macht es Ihnen Spaß, die Rolle von Grusches Bruder zu spielen?

O: Ja. Super. Total. Ja sehr. Sehr, total, weil es eben bei Brecht ist. Bei den Stück habe ich gemerkt, was das für einen toller Mensch ist. Ich hatte auch Angst oder Respekt davor, weil es so schwer ist und kein Wort Zufall ist. Das baut alles aufeinander auf und da kannst du mit Alltagsprache nicht variieren. Im Fall Brecht, ist das kaum möglich. Ich habe auch versucht mit der Sprache zu spielen, aber da war auch immer eine gewisse Grundspannung und Konzentration nötig.

Nebeninformation:
Mitschnitte und grober Inhalt des Interviews.
Komplettes Interview liegt auf der CD „Interview am 09.02.2007 mit Olaf Paschner“ vor.

Referat von Charlotte ST.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Honeygirl89



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