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Das Porträt - Kunst - Referat



Die Erfindung des Porträts
Glaubt man der antiken Legende, stand am Anfang der gesamten abendländischen Kunstentwicklung ein Porträt: Die Tochter des griechischen Töpfers Butades aus Sikyon wollte unbedingt ein Abbild ihres Geliebten behalten, als der in die Fremde ging. Beim Schein des Feuers zog sie den Schatten seines Gesichtprofils mit Linien an die Wand. Ihr Vater füllte den Schattenriss mit Ton aus und brannte die Tonmaske für seine Tochter. So schilderte Gaius Plinius Secundus d. Ä. 77 den Ursprung der Malerei und damit auch die bedeutende Funktion des Porträts an sich: Memoria, die Erinnerung an einen bestimmten Menschen. Nach dieser Legende war nicht etwa ein Herrscherbildnis für den Gründungsmythos der Porträtmalerei vorgegeben, sondern die Liebe galt nach Plinius als der eigentliche Beweggrund für deren Entstehung: die Liebessehnsucht verlangte nach einem stellvertretenden Abbild des Fortgegangenen. So wurde das Porträt zum Abbild des Abwesenden. Es überbrückte die zeitliche und räumliche Distanz und übernahm damit eine Stellvertreterfunktion.

Der vorliegende Band Porträtmalerei zeigt an exemplarisch ausgewählten Beispielen die Entwicklung des Porträts auf, ohne eine lückenlose Darstellung beanspruchen zu wollen. Auch soll nicht behauptet werden, es gebe eine kontinuierliche Entwicklung der Porträtmalerei. Es gab Zeiten, da hätte das Porträt als Bildgattung Hochkonjunktur und dann wieder wurde es als künstlerische Leistung gering geschätzt. Mit dem Gebrauch der Fotografie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schien die Porträtmalerei gar überflüssig geworden zu sein: keine langwierigen Porträtsitzungen mehr für das Modell, schnell herstellbare und technische genaue Reproduktionen des Dargestellten bei geringen Kosten - das machte dieses neue Reproduktionsmedium bequem und modern. Heute kann jeder mit seiner Digitalkamera noch leichter Bilder von dich und anderen machen, jeder kann do selbst zum Porträtisten werden - aber Kunst entsteht dabei noch nicht.

Begriffsbestimmung
Porträt - nach dem lat. protrahere = hervorziehen und dem frz. portrait = Bild(nis), Ebenbild - ist der ältere, bedeutungsgleiche Begriff für das deutsche Wort Bildnis, vom althochdeutschen bilidi. Aus stilistischen Gründen wird auch der Begriff Bildnis im Arbeitsheft verwendet. Der Begriff Porträt beschreibt die Absicht der Porträtisten am ehesten, da es für die Maler immer auch ein Ziel war, das eigentlich
Unsichtbare, das Wesen des Dargestellten sichtbar zu machen, es „hervorzuziehen“, im Bild zu zeigen.
Seit der Verwendung der Fotografie entstand die Meinung, dass mit dem Begriff Porträt nur das authentische Abbild einer Persönlichkeit angesprochen werde, dass die modellgetreue Ähnlichkeit eines bestimmten Menschen beim Porträt das Entscheidende sei. Allerdings lässt sich diese Forderung als durchgängiges Prinzip historisch nicht belegen. Wie weit ein Abbild der Forderung nach Naturnähe nachzukommen hatte, welchen Grad an Ähnlichkeit ein Porträt besitzen musste, ob es naturalistisch-illusionistisch, idealistisch überhöhend oder kritisch-realistisch gestaltet wurde oder inwieweit sogar eine psychologische Studie vorliegt, ist immer den wechselnden Bild- und Persönlichkeitsauffassungen der verschiedenen Kunstepochen unterworfen gewesen. Für die Frage, ob ein Porträt vorliegt, bleibt letztlich die erkennbare Absicht bestimmend, ob die Vorstellung von einer konkreten Persönlichkeit geschaffen werden soll, ob eine ganz bestimmte Person gemeint ist. Durch diese Bestätigung des Menschlichen in der Malerei kam dem Bildnis innerhalb der Kunst schon immer eine bemerkenswerte gesellschaftliche Aufgabe zu.



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