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Das (un)sichtbare Auge - Referat



Michel Foucault schreibt in Überwachen und Strafen: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Panoptismus herrscht“. Er stellt somit eine Parallele zum Zustand der ständigen Überwachung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind, auf. Überwacht werden können wir von anderen Menschen, Überwachungskameras oder auch aufgrund unserer eigenen Spuren, die wir in unserem realen Umfeld oder im Internet hinterlassen. Wo auch immer wir hingehen; auch wenn es für uns nicht eindeutig sichtbar ist, werden wir stets von jemandem oder etwas beobachtet.

Überwachungskameras sind eine sehr offensichtliche Methode der Überwachung; theoretisch erzwingen sie diszipliniertes Verhalten der Menschen, in jenen Bereichen, in denen sie eingesetzt werden. Sie entsprechen dem Zentralturm im Modell des Panopticons, man weiß nicht wer dahintersteckt; wer der Wächter ist, der die im Bild Gefangenen beobachtet und wann dieser anwesend ist. Die gesamte Gesellschaft ist teil der Überwachung, nicht nur jene, die eine Gefahr für die anderen darstellen. Auch wenn zeitweise gar keine Bedrohung herrscht, wird die Kontrolle präventiv aufrechterhalten.

Was ist aber wenn wir nicht erkennen, dass wir beobachtet werden? Genau dann, wenn die Observierung nicht klar ersichtlich ist, sind wir meist vorsichtiger, disziplinierter, da die Chance, beobachtet zu werden, nie null ist.

Das Ausmaß der Überwachung über Endgeräten wie Smartphones und Computer ist den meisten Menschen nicht bewusst. Viele denken, ihre privaten Informationen können nur über Social Media Plattformen und Ähnliche ausspioniert werden, wenn sie gepostet und geteilt werden. Doch auch durch die alltägliche, normale Nutzung dieser smarten Geräte, also für jenen Gebrauch, für den sie ursprünglich bestimmt waren, macht man seine persönlichen Informationen für andere zugänglich, die dann auf die eigene Persönlichkeit oder die eigenen Handlungen schließen lassen. Wir sind der Überwachung dabei freiwillig und uneingeschränkt ausgeliefert.

Diese Beobachtung von Vielen durch Wenige geschieht von Geburt an in den meisten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Wir sind uns ihrer deshalb nicht bewusst, da uns alles ganz normal erscheint und wir es niemals hinterfragt haben. Je nachdem von wem wir uns beobachtet wissen (oder nicht wissen), ändern sich die mit einem Fehlverhalten verbundenen Folgen und dementsprechend ändert
sich unser Verhalten. Wenn also das Risiko auf eine schwere Strafe besteht, so überlegt man es sich bestimmt einmal mehr, ob man einen Verstoß begeht.

Ein weiteres Phänomen ist jenes, wo einem die Wahrscheinlichkeit einer Kontrolle bewusst ist und als Schutz vor möglichen Folgen vorbeugend handelt. Man möge hier an den Grünen Pass denken, welcher u.a. Bestätigung einer Impfung gegen das Coronavirus ist. Viele haben sich nur impfen lassen, um den Konsequenzen einer Überprüfung z.B. in einem Lokal zu entgehen. Die Angst vor den Auswirkungen eines ungewünschten und unpassenden Verhaltens treibt die Menschen dazu, sich selbst zu disziplinieren.

Allgemein ist das Ziel der Beobachtung, egal durch welche Mittel, die Verunsicherung der Gesellschaft. Das Konzept der Sicherheit durch Überwachungskameras geht oft in Kontrolle über, die Privatsphäre ist kaum mehr vorhanden bzw. wird kaum mehr respektiert. Die Beobachtenden gewinnen jeden Tag mehr Informationen über die einzelnen Individuen – und Informationen und Wissen bedeuten Macht.




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