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Bilingualität - Referat



Definition Bilingualismus

"Die allgemeine Definition von Biliungualismus beschreibt ganz allgemein die Tatsache, dass ein Individuum zwei Sprachen beherrscht und verwendet und zwar unabhängig vom Grad der Sprachbeherrschung sowie vom aktuellen Gebrauch der Sprachen."
(Zitat von Peter Theurl, www.formatio.li)

Man unterscheidet vor allem unter dem "natürlichen Bilingualismus" und der "additiven" und der "subtraktiver" Zweisprachigkeit.
Natürlicher Bilingualismus ist, wenn er durch bestimmte Lebensumstände (z.B. wenn Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen) entsteht.
Von subtraktiven Bilingualismus spricht man, wenn die Kompetenz in der eigenen Muttersprache durch das Erlernen einer Zweitsprache negativ beeinträchtigt wird (z.B. bei Arbeitsemigranten und deren Kindern).
Additiver Bilingualismus ist, wenn Individuen sich eine Zweitsprache aneignen und ihre ursprünglichen Fähigkeiten in ihrer Muttersprache beibehalten oder weiterentwickeln.

Es gibt zwei Strukturen der Zweisprachigkeit:

Beim Gleichgeordneten (coordinate) Typus funktionieren beiden Sprachen unabhängig voneinander. Das Kind kann sich in beiden Sprachen ausdrücken und sie verstehen. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das Kind von der einen in die andere Sprache übersetzen kann. Beide Sprachen werden völlig unabhängig voneinander in verschieden Lebenszusammenhängen erlernt.
Beim Zusammengesetzten (compound) Typus kann die Zweitsprache nur durch über-setzen in die Muttersprache angewandt und verstanden werden. Die Muttersprache er-füllt durch den ständigen Gebrauch eine Koordinationsfunktion. Dieser Typus kommt meistens bei Menschen vor, die die Zweitsprache erst in der Schule erworben haben.


Methoden zum Erlernen von Bilingualität

Betrachtet man die verschiedenen Methoden zum Erlernen von Bilingualität, muss man zuerst zwischen bilingualer Erziehung und bilingualem Unterricht unterscheiden.
Als bilinguale Erziehung wird der Doppelspracherwerb sowie der natürliche Zweitspra-cherwerb bezeichnet. Der bilinguale Unterricht hingegen beinhaltet einen gesteuerten Zweitspracherwerb in Form von Fremdsprachenunterricht.
Beim Doppelspracherwerb, der besonders häufig in bilingualen Ehen angewandt wird, lernt das Kind von Geburt auf zwei Sprachen gleichberechtigt, indem die beiden El-ternteile konsequent in ihrer Muttersprache mit dem Kind sprechen.( vgl. Interview) Diese Form des frühkindlichen Bilingualismus hat den Vorteil, dass die Kinder beide Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung vollständig und richtig lernen. Diese Entwicklung ist in drei Phasen zu unterteilen:
In der ersten Phase, die auch als Mischsprache bezeichnet wird, besitzt das Kind in bei-den Sprachen einen deutlich größeren passiven als aktiven Wortschatz, dass heißt es versteht viel mehr als es tatsächlich anwenden kann. Außerdem ist es noch nicht in der Lage die verschiedenen Sprachen dem jeweiligen Elternteil zuzuordnen. Ein Grund hierfür ist, dass das Kind noch in der Annahme ist, beide Sprachen gehörten einem Sprachsystem an. Erst am Ende dieser Phase beginnt das Kind für einen Begriff die Worte aus beiden Sprachen zu verwenden.
In der zweiten Phase beginnt das Kind, die beiden Sprachen dem jeweiligen Elternteil zuzuordnen, wobei es allerdings immer noch Worte der einen Sprache beim Benutzen der Anderen verwendet. Außerdem können in dieser Phase Doppelungen auftreten, bei denen das Kind Wörter aus beiden Sprachen hintereinander benutzt. In beiden Spachen hat sich der aktive Wortschatz des Kindes bereits vergrößert, die Entwicklung der beiden Sprachen erfolgt aber nicht parallel. Die Gründe hierfür sind die Komplexität der jeweiligen Sprachstrukturen und die Häufigkeit der Sprachbenutzung.
In der dritten Phase spricht das Kind die Eltern immer häufiger in ihrer jeweiligen Spra-che an und es gelingt ihm, in kleinen Schritten Übertragungen von der einen in die andere Sprache vorzunehmen. In dieser Entwicklungsstufe sind Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen, wie zum Beispiel die Intensitivität der Sprachförderung, die Einstellung der Umgebung auf die Zweisprachigkeit, die Funktion der jeweiligen Sprache für das Kind und die Beziehung zu dem Elternteil, der die jeweilige Sprache spricht, von enormer Bedeutung.
Von natürlichem Zweitspracherwerb spricht man, wenn ein Kind die zweite Sprache auf natürliche Weise und nicht in künstlichen Lernsituationen lernt und der Spracherweb bis zur Pubertät abgeschlossen ist. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Kind bis zum Eintritt in den Kindergarten Zuhause fast ausschließlich in der Muttersprache gespro-chen hat und nun im Kindergarten mit der Zweitsprache konfrontiert wird. ( vgl. Bei-spiel "kleine Gallier" S. 5-7.) Auch der natürliche Zweitspracherweb lässt sich in drei Entwicklungsstufen unterteilen:
In der ersten Phase verwendet das Kind einfachste Sätze, die es hauptsächlich mit dem Hilfswerb "sein" bildet, zum Beispiel "Du sein Mama." Später werden die Sätze etwas länger und anspruchsvoller.
In der zweiten Entwicklungstufe beginnt das Kind Sätze mit Voll- und Modalverben zu bilden, und bekommt somit ein Gespür für die unterschiedlichen Verbformen. Außerdem wird der Satzbau komplexer.
In der dritten Phase wird diese Entwicklung fortgesetzt, und das Kind ist nun in der Lage schwierige Sätze zu konstruieren und sich somit recht gut in der Zweitsprache zu verständigen.
Entscheidend für ein erfolgreiches Erlernen der Zweitsprache auf diesem Weg ist neben dem Entwicklungsstand der Erstsprache, der Motivation die Zweitsprache zu lernen, verbunden mit einer entsprechenden Förderung im Elternhaus auch das Alter. Untersu-chungen haben gezeigt: "Wenn der natürliche Zweitspracherwerb vor dem 11. Lebensjahr abgeschlossen ist, verläuft er besonders erfolgreich, und die betreffenden Kinder beherrschen die Zweitsprache ähnlich gut wie die Muttersprache." (Zitat: Handbuch für Interkulturelles Lernen, Seite 167)
Der bilinguale Unterricht findet keinesfalls nur in Form des klassischen Fremdspra-chenunterrichtes sondern in Form von vielen verschiedenen Methoden statt, die auf un-terschiedlichsten Motivationen bzw. Notwendigkeiten bestehen.
Bei den sogenannten Immersionsprogrammen wird der gesamte Unterricht von Anfang an in der Fremdsprache abgehalten. Vorkenntnisse der Schüler hinsichtlich der Zweitsprache sind hierbei nicht nötig. Das Ziel dieser Unterrichtsform ist der additive Bilingualismus, der keine Verdrängung der Muttersprache zur Folge hat.
Bei Spracherhaltungsprogrammen, die hauptsächlich eingesetzt werden um bedrohte Minderheitssprachen zu schützen, wird der Unterricht zu Beginn fast ausschließlich in der Muttersprache abgehalten. Diese wird erst im Laufe der Schulzeit beständig redu-ziert und durch die Zweitsprache ersetzt. So kann erreicht werden, dass die Minderhei-tensprache in die Gesellschaft integriert wird und auf eine höhere Akzeptanz trifft.
Übergangsprogramme werden hauptsächlich dann angewendet, wenn Minderheiten wie zum Beispiel Zuwanderer möglichst schnell in den regulären Unterricht eingegliedert werden sollen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Muttersprache nur so lange ein-gesetzt wird, bis grundlegende Fähigkeiten in der Zweitsprache gesichert sind. Die Muttersprache wird hierbei nur in kurzen Zeitintervallen und beschränkt auf einige Un-terrichtsfächer zu Beginn der Schulzeit angewendet.
Die sogenannten Bereicherungsprogramme, deren Ziel es ist, Kindern und Jugendlichen eine überdurchschnittliche Kompetenz in der Fremdsprache ohne Verdrängung der Muttersprache zu ermöglichen, werden durch frühe und totale oder späte und partielle Immersion (vgl. Immersionsprogramme) durchgeführt. Bei diesen Bereicherungspro-grammen, die oftmals nur eine weiter entwickelte Form des Fremdsprachenunterrichtes sind, findet meistens keine Vermittlung der kulturellen Werte statt.
Neben diesen, meistens im Lehrplan festgelegten bilingualen Modellen gibt es noch die Möglichkeit der Anwendung flexibler bilingualer Module. Diese Module können in Form von fachbezogenen Arbeitsgemeischaften und Projekten in der Fremdsprache oder dem epochalen Einsatz der Fremdsprache als Arbeitssprache im regulären Unterricht durchgeführt werden. Im Gegensatz zum klassischen bilingualem Unterricht in den Fächern Geschichte, Erdkunde und Politik zeichnen sich die flexiblen bilingualen Module dadurch aus, dass sie phasenhaft überwiegend in den nicht-sprachlichen Fächern wie Biologie und Informatik ( häufig in Form von Internetprojekten) angewendet werden. Auch bei der flexiblen bilingualen Methode werden Sprach-und Textarbeit in großem Maße miteinander verknüpft, um eine Verbesserung der fremdsprachlichen Flexibilität zu erreichen.
Auch das Grundprinzip der bilingualen Methode, dass die Fremdsprache nur Gegen-stand, keinesfalls aber Inhalt des Unterrichts ist, und nur zum Transport von Informa-tionen dient, gilt. Dies wird durch authentische Anwendungssituationen der Fremdspra-che und mitteilungsbezogene Kommunikation, die die Schüler im Gegensatz zu trocke-nen, formbezogenen Inhalten besonders anspricht verstärkt. So wird eine unbewusste Sprachverarbeitung, die der bewussten Sprachaneignung vorrangig ist, ermöglicht. Da-durch kommt die bilinguale Methode mit wenig grammatischen Erklärungen, kognitiven Hilfen und formbezogenen Übungen aus.


Modell eines bilingualem Programms

Die kleinen Gallier - Ein deutsch-französischer Kindergarten


Der Verein "Die kleinen Gallier e.V" wurde 1996 von mehreren deutsch-französischen Eltern aus Hannover gegründet. Sie wollten auch anderen Kindern ermöglichen, mehr-sprachig und multikulturell aufzuwachsen.
Kinder, die diesen Kindergarten besuchen können nicht alle französisch und deutsch sprechen. Manche haben Eltern beider Nationen, und manche haben nur deutsche Eltern und andere nur Französische.
Die meisten Kinder haben jedoch bisher den Schwerpunkt auf der deutschen Sprache gehabt, und erst wenige Erfahrungen mit der französischen Sprache gemacht.
Sie lernen dann die französische Sprache innerhalb der Aktivitäten, die später noch vor-gestellt werden. Oder in einem der Französischkurse, die von den Erziehern des Kinder-garten angeboten werden, bei denen die Kinder, je nach Fähigkeiten in vier Gruppen geteilt werden:
1. Zweisprachige Schulkinder, gute Leser: Kinder von 8-11 J., die bereits gute Kennt-nisse in Französisch haben.
2. Zweisprachige Schulkinder, Leseanfänger: Kinder von 8-11 J., die gute Kenntnisse in Französisch haben, jedoch im Lesen noch weiter gefördert werden müssen 3. Zweisprachige Kleinkinder: Kinder von 4-6 Jahren, die bereits Erfahrungen im Fran-zösischen haben.
4. Anfängerkurs für die Jüngeren: Kinder von 4-6 Jahren, die keine bis kaum Erfahrun-gen im Französischen haben.

Diese Kurse finden jedoch immer Nachmittags statt, und werden nur von der "Die Klei-nen Gallier e.V." organisiert. Wie die Altersangaben zeigen richtet sich dieses Angebot nicht nur an Kinder, die den Kindergarten besuchen, und es ist auch keine Pflicht für die Kindergartenkinder von vier bis sechs Jahren einen solchen Kurs zu besuchen.

Für die Kinder, die bereits Französisch und Deutsch sprechen können, ist die Haupt-sprache Französisch. Die Kinder sprechen grundsätzlich Französisch, wenn sie mit ei-nem Erzieher sprechen, oder wenn sie bei einer Aktivität teilnehmen, die von einem Erzieher geleitet wird.
Untereinander sprechen die Kinder jedoch deutsch, doch ist es eine ungeschriebene Re-gel, dass wenn immer ein Erwachsener die Kinder anspricht, das Kind auf Französisch antwortet.


Wie sieht ein Tag in dem Kindergarten aus?

* Singkreis am morgen: Die Kinder singen französische und auch deutsche Lieder. Die Kinder, die das Lied noch nicht kennen, oder die Sprache noch nicht beherrschen, in der das Lied geschrieben ist, hören erstmal nur den Erziehern und den Kindern zu, die das Lied schon kennen. Wie schnell die Kinder ein Lied erlernen ist von Kind zu Kind verschieden, doch meistens prägt sich ihnen die Melodie und schliesslich auch der Text ziemlich schnell ein.
*Spielen und Basteln: Es werden den Kindern Aktivitäten und/oder Spiele angeboten, die sie auf Französisch erklärt bekommen. Kinder die nicht verstehen, was sie tun sollen gucken einfach, was die anderen machen, oder bekommen es von einem anderen Kind übersetzt.
*Spaziergänge und sonstige Ausflüge im Freien: Hier wird den Kindern die Natur und der Strassenverkehr auf französisch erklärt.
*Mittagessen: Die Kinder lernen, sich beim Essen auf Französisch zu verständigen. Sie lernen zum Beispiel jemanden zu bitten, ihnen etwas zu geben, oder guten Appetit zu wünschen.
*Schlafen und Ausruhen: Die jüngsten Kinder gehen schlafen und die größeren haben eine Pause mit Musik. Sie hören dann ruhige französische Lieder, während sie sich aus-ruhen und entspannen.
*Spielen, Schlussphase: Während die Jüngeren noch schlafen dürfen die anderen spielen was sie möchten. Zum Schluss räumen alle zusammen auf und warten auf ihre Eltern.

Nach ihrer Kindergartenzeit sollen die "kleinen Gallier" nicht perfekt Französisch spre-chen können, das Ziel des Kindergartens ist es viel mehr, dass den Kindern auch eine andere Kultur gezeigt wird, so eine der Erzieherinnen. Doch die meisten Kinder, die den Kindergarten besucht haben, können sich recht gut auf Französisch verständigen, wenn sie den Kindergarten verlassen, oder sind zumindestens fähig in täglichen Situationen auf Französisch zu kommunizieren.
Ausserdem soll den Kindern durch den Besuch im "kleine Gallier e.V." das Erlernen der französischen Sprache in der Schule, und von Sprachen im Allgemeinen, erleichtert werden.


Vor- und Nachteile der bilingualen Erziehung

Vorteile der bilingualen Erziehung

Der erste Vorteil, und wohl auch der wichtigste Beweggrund für viele Eltern ihre Kinder bilingual zu erziehen ist, dass die Kinder so mit Familienangehörigen kommunizieren können, die zum Beispiel Deutsch nicht können. Ausserdem können ausländische Familien, oder Familien mit Elternteilen aus zwei verschiedenen Nationen , so ihren Kindern eine kulturelle Identität vermitteln. (Nach dem Motto: "Du bist zwar hier gebo-ren und aufgewachsen, aber ein Teil von dir gehört zu einer anderen Kultur.")
Viele Eltern möchten, durch eine bilinguale Erziehung, es ihren Kindern erleichtern die Sprache später in der Schule zu lernen. Allgemein sagen auch viele Elternpaare, dass Kinder durch eine bilinguale Erziehung das Erlernen von Sprachen später als einfach empfinden, doch dieses Argument ist nicht wissenschaftlich bewiesen.
Für die mehrsprachige Erziehung spricht auch, dass die Welt sowieso immer multikul-tureller wird, und das die Kinder besser früher als später darauf vorbereitet werden sol-len, eine bilinguale Schulform zu besuchen, oder ein bilinguales Studium zu beginnen.


Nachteile der bilingualen Erziehung

Das wohl häufigste
Argument gegen eine bilinguale Erziehung ist, dass die Kinder damit überfordert sein könnten. Das sie, als Folge der Überforderung, in der Schule nicht mehr mitkommen könnten, und hinterher mangelnde Kompetenzen in beiden Sprachen haben könnten.
Ein weiteres Gegenargument sind die sozialen Probleme die auftreten können. Wenn zum Beispiel die Freunde eines bilingual erzogenem Jungen hören, wie dieser mit seiner Mutter auf einer fremden Sprache spricht, könnten die Freunde das als seltsam empfin-den, und ihn versuchen in Zukunft zu meiden.
Auch die Verwandtschaft könnte etwas dagegen haben, dass ihr Neffe, Enkel etc. in zwei Sprachen, und damit anders als "normale Kinder" erzogen wird.


Vor- und Nachteile des bilingualem Unterrichts

Vorteile des bilingualem Unterrichts

Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder im Bezug auf das Erlernen von Sprachen, im Alter von 0-11 Jahren am Merkfähigsten sind. Diese Chance wird im übli-chen und etablierten Schulsystem weitgehend vertan. Ein bilingualer Unterricht von und vielleicht auch vor der Grundschule, würde das gesamt Potential eines Schülers erfassen.
Wenn also Schüler auch in Fächern wie Erdkunde, Biologie und Politik bilingual unterrichtet würde, so würden die Schüler wesentlich intensiver lernen, die zweite Sprache auch zu sprechen, und sie nicht nur in Klausuren und in begrenzten Fremdsprachen-stunden anzuwenden.


Nachteile des bilingualem Unterrichts

Kritiker des bilingualem Unterrichts sagen, dass durch die zweisprachige Konversation des Fachunterrichts in Fächern wie Erdkunde, Politik und Biologie an Niveau verlieren würde, da die Konzentration mehr auf die sprachliche Ausdrucksweise, als auf den sachlichen Inhalt gerichtet wäre.
Manche Schüler haben sowieso schon Schwierigkeiten, Probleme im Unterricht auf Deutsch zu diskutieren. Sie aufzufordern dies in einer Fremdsprache zu tun wäre eine weitere Hürde für solche Schüler
Ausserdem ist die Umsetzbarkeit nicht gegeben, denn nicht jeder Lehrer ist dafür aus-gebildet und fähig, seinen Unterricht zweisprachig zu halten.


Interview einer Betroffenen

Die Frau die wir interviewten ist 42 Jahre alt, und ist in Deutschland geboren und auf-gewachsen. Sie heiratete einen griechischen Mann. Bevor sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte hatte sie schon einen Griechischkurs gemacht. Ihr Mann konnte aufgrund eines Studiums in Deutschland auch Deutsch sprechen.
Nach der Hochzeit gründeten sie in Athen eine Familie mit 2 Kindern. Ein Junge
(4 Jahre) und ein Mädchen (7 Jahre).

Warum hast du deine Kinder bilingual erzogen?
" Sie haben beide Nationalitäten und sollen möglichst in beiden Sprachen zu
Hause sein, damit sie sich in beiden Ländern verständigen können.
Griechisch war eh klar, weil wir in Griechenland leben. Deutsch, um eben mit
den Verwandten dort zu kommunizieren und ein Verhältnis auch zu diesem
zu Land bekommen. Außerdem war es für mich unvorstellbar, mit den Kindern
von Anfang an nur griechisch zu sprechen, mir hätten in jeder Hinsicht die
Worte gefehlt. Wir haben es auch als Chance gesehen, unseren Kindern auf einfache Art zwei Sprachen beizubringen."

Wann hast du damit angefangen?"Von Geburt an. Außerdem haben mir die Theorien eingeleuchtet, die behaup - ten, möglichst von Anfang an ganz konsequent in einer Sprache zu bleiben."

Welche Probleme gab/gibt es dabei?
"Ich glaube, wir haben großes Glück gehabt. Beide Kinder sind recht gut damit
zurechtgekommen. Vielleicht haben sie auch eine Sprachbegabung mitgebracht.
Sie haben ziemlich früh angefangen, zu sprechen (hatten also keine
Verzögerung, wie das ja manchmal der Fall sein kann).
Mein Sohn hatte noch bis vor kurzem die deutsche Priorität, und ich bekam
Panik, dass er nicht genug Griechisch kann. Mein Mann ist da ganz ruhig
geblieben, auch aus der Erfahrung heraus, dass er ja noch mit 25 Jahren die andere Sprache gelernt hat und wir hier in Griechenland leben und überhaupt keine
Gefahr sieht, dass er da nicht Griechisch lernt. Die Erzieherin im Kindergarten
war aber zufrieden mit ihm, sein Wortschatz entsprach seinem Alter.
Ich erinnere mich, dass ich gerade am Anfang bei meiner Tochter ganz hektisch war, ob sie genug Deutsch mitkriegt. Dabei geht es ja nicht nur um die Sprache, sondern
auch um eine ganze Kultur, die vermittelt wird über die Sprache, das war mir
sehr wichtig, hätte ich früher nie gedacht. Ich weiss, dass es ein Problem sein
kann, dass die Kinder mischen und dann keine Sprache richtig sprechen. Das
machen unsere manchmal auch mit einzelnen Wörtern, wenn es ihnen gerade
nicht in der passenden Sprache einfällt. Für uns ist es sicher hilfreich, dass
mein Mann Deutsch kann, so können alle alles verstehen. Ich habe in manchen
bilingualen Familien erlebt, dass es zu erheblichen Spannungen kommt, wenn
z.B. der Vater die Frau mit den Kindern nicht versteht, er fühlt sich leicht
ausgeschlossen, was manchmal dann eben zu Schwierigkeiten führt."

Welche Vor- und Nachteile gibt es?
"Ich sehe bei uns eigentlich nur Vorteile: Die Kinder können zwei Sprachen und
ich halte viel von der Theorie, dass sie so leichter noch weitere lernen können.
Die Gehirnhälften sind anders aktiviert. Sie lernen ja nicht: Tisch bedeutet
trapesi, also sie übersetzen nicht, sondern kennen automatisch die Worte in
der jeweiligen Sprache. Ich weiss von der Theorie, dass sie sich später in
keiner Sprache zu Hause fühlen und keine richtig beherrschen. Ich kann das
bei unseren Kindern bisher nicht sehen, hoffe auch nicht, dass das passiert.
Ich glaube, sie werden eine Hauptsprache haben, das ist bei meiner Tochter, glaub ich,
z.Zt. Griechisch durch die Schule sicherlich. Aber das ist ja auch okay so.
Ich habe schon immer Angst, dass sie in der Landessprache Lücken haben,
aber ihre Lehrerin war zufrieden. Manchmal fehlen ihr Vokabeln, aber nicht
so, dass es ein Problem wäre. Ich weiss allerdings, dass das anders sein
kann. Ich sehe das an der Schule, an der ich arbeite. Dort sind viele
SchuelerInnen aus bilingualen Familien, die keine Sprache richtig können.
Sie springen auch untereinander immer in den Sprachen hin und her, das ist
sicherlich ein Problem und muss von zu Hause mit unterstützt werden, sonst
können sie wirklich keine Sprache richtig."




Wie erziehst du deine Kinder bilingual? Gibt es spezielle Methoden?
"Wir haben es von Anfang an ganz konsequent gemacht: Mein Mann sprach nur
griechisch, ich nur deutsch, aber wirklich konsequent. Auch wenn sie in anderen
Sprachen geantwortet haben, sind wir bei unserer geblieben, hilfreich war hier, dass wir beide beides verstehen. Die Kinder haben ganz lange nicht gewusst, dass mein Mann Deutsch kann. Er hat dann auch so Spielchen gemacht mit ihnen, dass sie anfingen, ihm die Worte zu erklären und zu übersetzen, sie wollten ihm Deutsch beibringen, er tat unwissend und fragte, was sie gerade mit mir besprochen haben und oft haben sie es ihm erklärt. Mein Sohn macht das immer noch, meine Tochter weiss natürlich Bescheid. Mit ihr spreche ich jetzt auch manchmal Griechisch (sie verbessert mich dann).Sie hat beide Sprachen gelernt. Im Deutschen fehlen ihr manchmal Vokabeln. Wenn die beiden mischen, versuchen wir ,das Gleiche jeweils in der einen Sprache zu wiederholen, damit sie es hören. Meine Tochter fordere ich auch manchmal direkt auf, die Mischform noch einmal in ganz Deutsch zu sagen."

Gibt es Hilfsmittel?
"Ich habe ihnen auch immer Bücher auf Deutsch vorgelesen, Filme auf Deutsch gezeigt, Lieder, Geschichten, mit anderen deutschen Kindern zusammengebracht
(Mutter-Kind-Gruppe in der ev. Kirche). Beide Kinder waren am Anfang mehr deutsch-sprachig, weil sie einfach viel mehr Zeit mit mir verbracht haben. Durch Kinderfrau, Kindergarten und Schule veränderte sich das langsam. Meinem Sohn habe ich dann auch mal griechische Filme ausgeliehen, sofort merkte ich eine Veränderung. Außerdem haben die beiden jetzt auch angefangen, Griechisch miteinander zu sprechen. Und wenn mein Mann mehr Zeit mit unserem Sohn verbringt, spricht er auch sofort mehr Griechisch. Ich glaube, die Konsequenz, in der einen Sprache zu bleiben bei dem jeweiligen Elternteil, ist am wichtigsten. Am Anfang zumindest, wenn sie die Sprache erlernt haben, kann man auch mit ihnen in der anderen Sprache sprechen. Aber nicht mischen!. Bei einer Sprache bleiben!
Ich glaube, wichtig ist die Präsenz beider Elternteile. Das war bei uns manchmal schwierig, weil mein Mann so viel arbeiten musste. Aber wir leben ja in Griechenland und durch das sonstige Umfeld (Kinderfrau, Kinderfreundschaften, Verwandte, Kinder-garten, Schule) war Griechisch sowieso präsent. Das kann bei Familien, wo das anders-herum ist, vielleicht manchmal zu Schwierigkeiten führen."


Sind Schule und Kindergarten auch bilingual?
"Ja, aber mit Schwerpunkt Griechisch. Das wollten wir bewusst so, weil wir in Grie-chenland leben und sie zu Beginn ja auch mehr deutschsprachig waren.
Im Kindergarten haben sie jeweils eine griechische und eine deutsche Erzieherin und lernen so aus beiden Kulturen Traditionen, Lieder, Geschichten usw. Einmal bzw. zweimal haben sie "Deutschunterricht", sie treffen sich in kleinen Gruppen, und lernen bewusst Deutsch, ihrem Alter angemessen natürlich. Unser Sohn hat viele zweisprachige Freunde im Kindergarten. Sie sprechen viel Deutsch, aber er hat wohl auch griechische Freunde dort.
Unsere Tochter hat in ihrer Schule von Anfang an sieben Stunden Deutsch in der Wo-che. Zusätzlich teilen sie die Kinder dort in Gruppen auf: Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Fremdsprache. Das ist natürlich ideal für sie gewesen und jetzt im zweiten Schuljahr kann sie neben Griechisch sowieso auch Deutsch lesen und schreiben. Gerade hat sie am Vorlesewettbewerb der Deutschen Schule (Deutsche Grundschule) teilgenommen und recht gut abgeschnitten. Griechisch ist für sie natürlich leichter, logisch, das macht sie hauptsächlich an der Schule. Deutsch ist allerdings mit ihr Lieblingsfach, es sind natürlich auch nur fünf Kinder in der Gruppe."

Wie reagieren die Kinder darauf?
"Die Kinder sind stolz, weil natürlich das Umfeld bewundernd reagiert. Bei unserer Tochter ist das noch mehr so, unser Sohn nimmt das jetzt erst so langsam wahr. Als sie klein waren, wollten sie manchmal, dass ich meinem Mann Dinge sage oder frage, weil es ihnen wohl zu anstrengend war. Das ist bei unserer Tochter ganz vorbei, im Gegenteil, sie hat mit ihm jetzt ihr eigenes Verhältnis in Griechisch. Zum Beispiel im griechischen Tanz, was sie ja macht, zeigen sie sich gegenseitig Schritte und reden darüber. Bei unserem Sohn geht das jetzt langsam los. Mein Mann liest ja auch die griechischen Bücher vor. Zum Beispiel Herakles, das findet er toll, da reden sie dann darüber.
Er fragt mich manchmal nach griechischen Worten, wenn er seinem Vater was sagen will und es ihm nicht einfällt, weil er ja für ihn kein Deutsch kann."




Hat die bilinguale Erziehung Auswirkungen auf die Kinder oder das Umfeld?
"Manchmal reagierten hier die Kinder im unmittelbaren Umfeld etwas komisch, weil unsere Tochter mit mir eine andere Sprache spricht die die anderen Kinder nicht verste-hen, darum versuche ich es dann vor ihnen oft auf Griechisch. Manchmal ist es auch Neid. Aber meistens Bewunderung und Erstaunen, weil sie doch noch so klein sind. Und dann wird uns oft gesagt, dass wir viel Geld sparen können (hier lernen die meisten die Fremdsprachen in privaten Nachhilfeschulen). Ich glaube nicht, dass unsere Tochter sich irgendwie ausgeschlossen fühlt (es ist ja nicht nur die Sprache, sondern manch andere Lebensgewohnheit und Lebensauffassung, die ich ihnen ganz automatisch vermittle), darum ist es aber sehr wichtig, dass sie gut Griechisch können, um sich in ihrem Umfeld gut verständigen zu können. Bei unserer Tochter ist das der Fall, unser Sohn ist auf dem Wege dahin."


Resumé

Im Nachhinein können wir sagen, dass die Bilingualität viele Vorteile so wie auch Nachteile hat. Bilingual erzogen zu werden, und ein gutes "Ergebnis" zu erhalten hängt immer von der Erziehungsweise der Eltern ab, und wie gut das Umfeld der Kinder ko-operiert.
Jedoch ist das Thema Bilingualität ziemlich wichtig. Vor allem für ausländische Familien, die ihren Kindern nicht nur die Umgangssprache Deutsch sondern auch die Sprache und Kultur ihres Herkunftslandes vermitteln wollen. Allgemein lässt sich sagen, dass, zumindestens in unserer Region, Einrichtungen wie bilinguale Schulen und Kindergärten oder einfach nur Kursangebote kaum bis gar nicht vorhanden sind. So wäre es doch zum Beispiel für eine türkische Mutter auch wichtig die Sprache zu sprechen, die ihre Tochter in der Schule lernt und spricht, um ihre Tochter im Sprechen der neuen Sprache zu unterstützen.
Wir haben uns vorgenommen, zu diesem Thema eine Grundschullehrerin zu befragen, und die Ergebnisse nach den Ferien innerhalb unserer Präsentation vorzustellen.

Quelle(n) für dieses Referat: http://www.sonderpaed-online.de (4.-9.03.04) http://www.formatio.li (4.-9.03.04) http://www.rwth-aachen.de/lfed/Ww/einfuehrung-bm.html ( 8.03.04) http://www.uni-koeln.de/~ame76/frameset/bili-unterricht.htm http://www.schle.bremen.de/schulen/IEF/FMF-HB/BM2-03/module.pdf (8.03.04) http://www.kleine-gallier.de (9.03.04) http://www.katrinchen-web.de/12_02_Teil%201.htm (13.03.04) http://lernen.bildung.hessen.de/bilingual/Magazin/Magazin/material_zeit/ (15.03.04) Handbuch für Interkulturelles Lernen, Dietmar Böhm/Regine Böhm/Birgit Deiss-Niethammer, Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1999



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