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Aufsatz über Wilhelm II und die wilhelminische Ära - Referat



Darstellung seines Charakters und seiner Außenpolitik
1) Wilhelm II war ein launischer und aufbrausender Kaiser, der keinen Widerspruch duldete und von dem eigenen Gottesgnadentum überzeugt war. Wie die alten Herrscher der Hohenzollern fühlte er sich als alleiniger Machthaber seines Reiches von Gott berufen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Wilhelm II nur Geringschätzung für die demokratischen Strukturen und die Verfassung im Kaiserreich übrig hatte. Selbst eine konstitutionelle Monarchie lehnte er strikt ab und er prahlte damit, die Verfassung nie gelesen zu haben. Seine maßlose Selbstüberschätzung wurde noch durch seine Untertanen bestärkt, welche sich nicht trauten, öffentlich Kritik zu üben. Unberechenbarkeit prägte seinen Herrschaftsstil sowie seine Persönlichkeit. Wilhelm II konnte seine Macht vor allem durch das Militär ausüben, über welches er frei verfügte. Außerdem besaß er die unumschränkte Kommandogewalt, wodurch er mehr politische Entscheidungen ohne die Zustimmung des Reichstages fällen konnte. Unter Wilhelm II gab es viele wechselnde Reichskanzler, über deren Ernennung/Entlassung er selbst bestimmte.

Problematisch an seiner Persönlichkeit war vor allem die Unberechenbarkeit und Selbstherrlichkeit. Durch seine hohe Machtstellung im Kaiserreich war niemand vor seinen Hassausbrüchen geschützt, welche auch bei den ausländischen Machthabern ihre (für das Deutsche Reich) negativen Auswirkungen entfalteten. Aufgrund der Überzeugung der gottgegeben/gottgewollten alleinigen Herrschaft bemühte sich Wilhelm II stets der vollständigen Kontrolle über das Deutsche Reich und versuchte (erfolgreich), die Demokratie zurückzudrängen. So entstand eine tiefe Spaltung zwischen dem industriellen Fortschritt mit seinen demokratischen Forderungen und dem romantischen Kaisertum mit mittelalterlichen Vorstellungen. Das Auftreten Wilhelms II sowie sein Herrschaftsverständnis trugen auch zum Ausbruch des 1. Weltkriegs bei, da durch ihn der Hass auf die anderen Länder Europas und das übermäßige Nationalgefühl der Deutschen geschürt wurde.

2) Während der wilhelminischen Ära gab es viele außenpolitische Veränderungen, welche im Gegensatz zu Bismarcks Bemühungen in diesem Bereich standen und Spannungen zwischen den Ländern Europas förderten. Wilhelm II strebte kein außenpolitisches Gleichgewicht an, sondern betrieb eine offensive „Weltpolitik“, um Deutschlands Position als Weltmacht zu gewährleisten. Dies traf bei einem Großteil der Bevölkerung auf Zustimmung. Mit der angestrebten Weltmachtstellung Deutschlands gingen koloniale Konflikte einher, welche in den Marokko Krisen mit Frankreich (1905/06 und 1911) mündeten. Deutschlands starkes Interesse an einer Kolonialmacht bewirkte den expandierenden Flottenbau. 1898 wurde der „Deutsche Flottenverein“ gegründet. Durch diese neuerlichen Maßnahmen, welche einen wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch eine finanzielle Dauerkrise des Staates hervorriefen,
fühlte sich die Seemacht Großbritannien bedroht. Zur außenpolitischen Verschärfung der Situation Deutschlands trug auch die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages (1894) bei, welche ein Bündnis zur Verteidigung von Russland und Frankreich zur Folge hatte. Ebenfalls spitzte sich die Lage auf dem Balkan zu. Die Bestrebungen des Deutschen Reiches im Vorderen Orient („Bagdad-Bahn“ 1899/1903) förderte zudem eine Missstimmung Russlands und Großbritanniens.

Die Konsequenzen dieser Außenpolitik erwiesen sich als sehr ungünstig für Deutschland: Großbritannien, Russland und Frankreich (der langjährige Feind Deutschlands) befriedeten ihre kolonialen Auseinandersetzungen und schlossen sich 1907 zu dem Bündnis „Triple Entente“ zusammen. Dadurch war Deutschland isoliert und fühlte sich von Feinden umringt. Die Kriegsgefahr stieg aufgrund von geschürten Ängsten und der Bildung der zwei konkurrierenden „Machtblöcke“: Die „Triple Entente“ und die „Mittelmächte“ (Deutschland und Österreich- Ungarn). Ein Rüstungswettlauf der Großmächte begann, welcher 1914 im 1. Weltkrieg mündete.

Die Grundlage der Außenpolitik Wilhelms II war der Sozialdarwinismus, welcher sich durch den „Kampf ums Dasein“ und das „Recht des Stärkeren“ auszeichnet. Man wollte lieber „Hammer“ als „Amboss“ sein, um die Welt aktiv und zu den eigenen Gunsten mitgestalten zu können, und riskierte damit heftige Auseinandersetzungen mit den Großmächten Europas.



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