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Atrappen - Referat



Attrappenversuchen

= Versuch mit künstlichen Nachbildungen und Reizmustern, die natürliche Reize imitieren sollen.
Sie dienen in der Ethologie und der Identifizierung von Schlüsselreizen. Oft werden stark vereinfachte Attrappen verwendet, um festzustellen, welches Merkmal aus der Fülle natürlicher Reizkombinationen der Schlüsselreiz für eine bestimmte Instinkthandlung ist. Der eigentliche Schlüsselreiz besteht meist nur aus einem Teil der Merkmale des natürlichen auslösenden Reizes.

Versuche zu Silbermöwen von Nikolaas Tinbergen:
Versuch I
Wenn man drei Eier sichtbar 30 cm neben das Nest legt, kehrt der Vogel zum leeren Nest zurück. Teils rollt er die Eier ins Nest, normalerweise beachtet er sie aber gar nicht. Er sieht vielleicht einmal hin oder rollt sogar eines ein, doch häufig beachtet er die Eier bei diesem Abstand überhaupt nicht."
Versuch II:
Setzt man das leere Nest woanders hin und füllt die Mulde mit Sand auf, so setzt sich der Vogel auf den Sand.
Versuch III:
Ist alles wie im ersten Versuch, aber um die beiseite gelegten Eier ein künstliches Nest, so fliegt der Vogel dorthin.
Bei der Analyse der Versuchsreihe wird deutlich, dass es sich bei den drei Versuchen jeweils um andere ausschlaggebende Schlüsselreize handelt, welche die Silbermöwe veranlasst ihr Nest zu finden.
Bei dem ersten Versuch zeigt Tinbergen, dass das Nest der Silbermöwe den größeren Schlüsselreiz als die Eier, welche unbeachtet bleiben, darstellt. Somit liegt dieses in der Hierarchie über den Eiern.
Entfernt man nun im zweiten Versuch auch das Nest von seinem Ursprungsort und ersetzt dieses durch eine Attrappe aus Sand, wird deutlich, dass das Nest im Gegensatz zum ersten Versuch einen niederen Schlüsselreiz bezüglich des Ortes darstellt. Deshalb ist der Ort hier ausschlaggebend für das wiederfinden ihres Nestes.
Im dritten Versuch baut man um die 30cm weit entfernten Eier aus Versuch1 ein künstliches Nest. Die heimkehrende Möwe lässt sich daraufhin auf diesem nieder, ohne Beachtung des Ortes. Dies lässt erkennen, dass das künstliche Nest zusammen mit den Eiern einen größeren Schlüsselreiz als der Ort darstellt.
Diese drei Versuche zeigen, dass sowohl der Ort, als auch das Nest und die Eier eine Reaktion unterschiedlicher Stärke bei der Silbermöwe hervorrufen. Der Ort hat im Bezug zum Nest ein größerer Schlüsselreiz. Verbindet man das Nest aber mit den Eiern rufen diese einen höheren Schlüsselreiz als der entsprechende Ort hervor.
Durch diese Festlegung der ausschlaggebenden Schlüsselreize ergibt sich eine hierarchische Ordnung von der Instinkthandlungen abhängig sind:
-) Nest und Eier
-) 3 Ort
-) 2 Nest
-) 1 Eier

Versuche zu Rhesusaffen:
Gleich nach der Geburt wurden die Babys Ihren Müttern weggenommen. Sie hatten jedoch zwei Mutterattrappen zur Wahl, von denen die eine aus einem Drahtgestell mit hölzernem Gesicht bestand, während die andere Attrappe zu¬sätzlich mit einem weichen Tuch überzogen war. In Brusthöhe besaß die Drahtattrappe eine Flasche mit Schnuller, aus der die Jungen Milch saugen konnten.
Die Ergebnisse belegten eine deutliche Vorliebe für die Tuchmutter, an der sich
die Jungen festklam¬merten und die ihnen offenbar ein „Gefühl der Geborgenheit und Behaglichkeit“ ver¬mittelte. Demge¬genüber wurde die Drahtmutter nur bei Bedarf zur Nahrungsaufnahme aufgesucht. Entscheidend für die Bindung an die Mutter und das Wohlbefinden der Affenkinder war demnach der körperliche Kontakt. Daneben gab die Tuchmutter den Jungen als Rückzugsbasis das „Gefühl“ der Sicherheit. Als MAN einen trommelnden mechanischen Teddybären in den Käfig setzte, flohen die Affenkinder so¬fort zu ihrer Tuchmutter und „kuschelten“ sich in ihr Fell.
Doch im Verlauf der Monate machten die Forscher mit zunehmendem Alter uner¬wartete Beobach¬tungen im Verhalten. Die Tiere zeigten Angstzustände und ein stark gestörtes Sozialverhalten: Über¬ängstlichkeit, verstärkte Aggressivität, sie waren unfähig zu spielen. Manchmal saßen sie entweder teil¬nahmslos in ihren Käfigen und starrten ins Leere oder sie liefen im Kreis herum oder sie umklammerten ihren Kopf mit Händen und Armen und wippten stundenlang hin und her. Immer häu¬figer neigten die Tiere zu Zwangshandlungen wie ständiges Knei¬fen an bestimmten Körperstellen. - Nach der Geschlechtsreife wurden die Versuchstiere zur Paarung zusammen¬gebracht. Statt sich zärtlich einander zu nähern, kam es zu blutigen Beiße¬reien zwischen den Tieren.
In einem weiteren Experiment wurden Rhesusäffchens, die ein Jahr isoliert großgezogen worden wa¬ren, anschließend wieder mit ihren Müttern in die Gemeinschaft zusammengebracht. Diese Jungtiere rea¬gierten mit starken Merkmalen von Dauerangst. Auch auf Kontaktaufnahmever¬suche von ihren Müt¬tern oder Aufforderungen zum Spielen von Gleichaltrigen reagierten sie mit Angstzuständen. So leb¬ten sie in der Affengruppe im Abseits, - Nach etwa einem Jahr än¬derte sich jedoch ihr Verhal¬ten. Ohne äußeren Anlass zeigten die Schüchternen plötzlich ag¬gressive Wutausbrüche mit blind¬wütiger Rase¬rei. Wie aus heiterem Himmel griffen sie nicht nur schwächere Artgenossen, sondern ihre Mütter, körperlich überlegenere Tiere und sogar den Hordenführer an. Sie misshandelten Schwächere und versuchten die Stärkeren durch heimtü¬ckische Überraschungsangriffe zu beißen und ernsthaft zu verletzen. Zwischenzeitlich zeigten sich aber immer wieder die schweren Angstzu¬stände der seelisch verkrüppelten Rhesusaffen.
Von Astrid Atteneder 6A




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