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Arthur Schnitzler - Referat



Arthur Schnitzler
Lisa Klug
lisak@a-topmail.at

Biographie:
geb. am 15. Mai 1862 in Wien;
Sohn von Dr. Johann Schnitzler und Luise Markbreiter; stammt aus jüdischer Familie;
1871-1879: Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien;
1879: Beginn des Medizinstudiums an der Universität Wien;
1880: Erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift "Der freie Landesbote" ("Liebeslied der Ballerine")
1882-1883: Arbeitet als Freiwilliger am Garnisonsspital in Wien.
1885: Promotion zum Dr. med.;
1887-1894: Redakteur der, von seinem Vater gegründeten, medizinischen Wochenschrift "Internationale Klinische Rundschau";
ab 1886: publizierte er regelmäßig Gedichte, Prosaskizzen und Aphorismen in literarischen Zeitschriften ("Deutsche Wochenschrift", "An der schönen blauen Donau", "Moderne Dichtung")
1888-1893: Assistent seines Vaters an der Allgemeinen Wiener Poliklinik; er unternahm einige Studienreisen (nach London, Paris, Kopenhagen) um sich in der Medizin weiterbilden zu können; Arbeit am "Anatol-Zyklus" (1896 uraufgeführt);
ab 1890: gehörte er der Gruppe "Jung Wien" an ( weitere Mitglieder: Paul Goldmann, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten und Hugo von Hofmannsthal );
1893: Tod seines Vaters;
Er kündigt die Stelle an der Klinik und eröffnet eine Privatpraxis; allerdings beschäftigte er sich mehr mit der Schriftstellerei als mit seinem Beruf;
1895: Uraufführung des Schauspiels "Liebelei" am Hofburgtheater in Wien (Durchbruch Schnitzlers);
1896: Uraufführung des Schauspiels "Liebelei" in Berlin am Deutschen Theater, dessen Direktor Otto Brahm das dramatische Werk Schnitzlers intensiv förderte, womit Berlin als Uraufführungsstadt und als Verlagsort (S. Fischer Verlag) für ihn vorrangig blieb.
1896-1897: Arbeit am Dialogzyklus "Der Reigen"
1901: wird ihm, wegen der Veröffentlichung des "Leutnant Gustl" der Offiziersrang aberkannt (beleidigte mit dem Stück die österreichisch-ungarische Armee); Mit "Leutnant Gustl" führte Schnitzler die Form des inneren Monologs in die deutschsprachige Literatur ein;
1902: Geburt seines Sohnes Heinrich;
1903: Heirat mit Olga Gussmann;
1604: Höhepunkt seines öffentlichen Ansehens ( unter anderem durch die Veröffentlichung von "Der einsame Weg" und "Das weite Land")
1908: wird ihm der Grillparzer-Preis für die Komödie "Zwischenspiel" verliehen;
1912: Uraufführung der Komödie "Professor Bernhardi" ( von der Zensur verboten worden);
1914: Verleihung des Raimund-Preises für die Erzählung "Der Junge Medardus";
ab 1914: wurden mehrere seiner Dramen und Erzählungen, zum Teil nach seinem eigenen Drehbuch, verfilmt.
1920: Verleihung des Volkstheather-Preises für "Professor Bernhardi";
Uraufführung des "Reigen" in Berlin · Skandal wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses; Schnitzler erläßt ein Aufführungsverbot, das er jedoch wieder aufhebt, da ihn dieser Skandal wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gestellt hat.
1921: Scheidung von seiner Frau;
1926: Verleihung des Burgtheaterringes;

1928: Selbstmord seiner Tochter Lili;
Seine letzten Lebensjahre waren geprägt von psychischen (Scheidung, Selbstmord der Tochter) und physischen (Gehörleiden) Leiden; Seine Beziehungen, Leiden, Höhen, Tiefen und Einsamkeiten schildert er auch in seinen "Tagebüchern", eine zehnbändige Chronik, die er von 1879-1931 niederschrieb.
Schnitzler stirbt am 21. Oktober 1931 in Wien..

Nach seinem Tod geriet er immer mehr in Vergessenheit ( was mit dem Verbot seiner Werke durch die Nationalsozialisten, die seine Werke sogar verbrannten, noch beschleunigt wurde). Nach dem 2. Weltkrieg wurde er neu entdeckt. Vor allem in den 60er Jahren wuchs die Wertschätzung für seine Werke.

Themen seiner Werke

Schnitzler entnahm die Themen seiner literarischen Arbeiten der sozialen und politischen Realität der österreichisch-ungarischen Monarchie des ausgehenden 19. Und beginnenden 20. Jahrhunderts. Er stellte die Wiener Gesellschaft dar, wie sie langsam an ihren inneren Widersprüchen zerbrach. Weiters stellte er den Zerfall der traditionellen Werte und der bürgerlich-liberalen Ordnung vor dem 1. Weltkrieg dar.
In seinen Werken behandelte Schnitzler oft Themenbereiche der Psychologie. Ihn faszinierten psychische Erkrankungen, das Un- und Unterbewußte sowie psychotherapeutische Methoden, wie Hypnose und Suggestion. · In "Die Frage an das Schicksal" aus dem "Anatol- Zyklus" beschäftigte er sich mit der Hypnose.
Hauptsächlich wurde er von Freud beeinflußt, dessen Traumdeutung Schnitzler in sein Werk "Traumnovelle" und auch in "Leutnant Gustl" einbezog.
In seinen Texten schildert er Bewußtseinszustände, Stimmungen und die seelische Entwicklung der einzelnen Personen. Im Zentrum steht meist die existentielle Krise eines Menschen. Auffallend ist, daß es jedoch selten zur Lösung der Konflikte kommt und der Mensch in einem labilen Zustand verbleibt.
Weiters bindet er seinen Beruf in seine Werke ein. Oft wird die Figur des Arztes zum Hauptdarsteller (besonders in "Professor Bernhardi").
Auch das gesellschaftliche und kulturelle Ambiente Wiens war entscheidend für sein Schaffen. Der zur damaligen Zeit verbreitete Antisemitismus ist ebenso eines seiner Themen, wie Beziehungen, Sexualität, Einzelschicksale, geschichtliche Ereignisse und kulturelle Entwicklungen.
Schnitzler schuf in einigen seiner Werke, wie "Der Reigen", "Liebelei" oder "Fräulein Else" die Frauenfigur des "Wiener süßen Mädels". Diese Figur verkörpert ein naives, anständiges, den Erwartungen des Umfelds entsprechendes, eitles, labiles, vorurteilsloses und leicht verletzliches Mädchen.

Wichtige Werke

Romane: "Sterben" (1895)



"Therese. Chronik eines Frauenlebens"


Dramen: "Anatol" (1888-1892)



"Liebelei" (1894)
"Reigen" (1900)
"Das weite Land" (1911)
"Professor Bernhardi" (1912)


Erzählungen: "Leutnant Gustl" (1901)



"Fräulein Else" (1912)
"Casanovas Heimkehr" (1918)
"Spiel im Morgengrauen" (1926)
"Traumnovelle" (1925)
"Flucht in die Finsternis" (1931)


Einakter: "Der grüne Kakadu" (1898)



"Paracelsus" (1899)
"Anatols Größenwahn"


Die Wiener Moderne

Die Wiener Moderne ist eine der vielen Gegenströmungen zum Naturalismus. Da sich diese Gegenströmungen überschneiden, kann man keine genaue Zeitangabe geben. Aber es ist in etwa die Zeit von 1890 bis 1925.
Für die Wiener Moderne sind Wiener Cafés, sogenannte literarische Cafés, die Treffpunkte der Autoren, Dichter, Künstler, Journalisten, u.v.a. trafen sich dort um zu lesen, zu reden oder zu träumen. Das Café bot auch sämtliche Tageszeitungen, Karten-und Schachspiele sowie Wahlveranstaltungen an.
Man diskutierte dort über verschiedene Themen wie Literatur, Kunst, Politik oder Wissenschaft.
Die bedeutendsten Autoren dieser Zeit sind Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal.
Die bevorzugte literarische Form war das "Feuilleton", ein Text über jedes beliebige Thema.
Wiener Cafés sind z.B.: das Café Griensteidl, das Café Central,
Wien spielt in der Wiener Moderne eine kulturelle Rolle. Es ist durch zahlreiche Prunkbauten an der Wiener Ringstraße geprägt. Nach 1900 hatte Wien bereits 2 Mio. Einwohner, davon waren 9% Juden. Jedoch waren viele berühmte Persönlichkeiten Juden ( Schnitzler, Freud, Kraus, Mahler, Schönberg).
Die jüdischen Intellektuellen und Kaufleute sind liberal gesinnt und gut angepaßt. Sie legen auf die jüdischen Bräuche keinen großen Wert.
Das literarische Leben in Wien ist schwierig, daher veröffentlichen viele Autoren in Deutschland. Das Theater spielt eine sehr große Rolle in Wien, jedoch unterliegt es der Zensur.

Der S.Fischer-Verlag

1886 gründete der 26-jährige Samuel Fischer seinen eigenen Verlag. Die erste Publikation war 1887 Henrik Ibsens Schauspiel "Rosmersholm".
Der Verlag wird zum Forum für zeitgenössische deutsche Literatur. Ab 1890 spielt die Wiener Moderne auch eine große Rolle im Verlag.
Ab 1984 steigt das Interesse an englischsprachiger Literatur beim Verlag.
1925 tritt Gottfried Bermann, der zukünftige Schwiegersohn Fischers, in den Verlag ein, um dessen Leitung im Fall des Todes von Fischer zu übernehmen.
Während der NS-Zeit dürfen viele Bücher nicht mehr gedruckt werden.
Am 15. Oktober 1934 stirbt Fischer in Berlin.
1936 wird der Verlag geteilt. Bermann geht nach Wien und gründet dort den Bermann-Fischer-Verlag, der Verlag in Berlin wird von Peter Suhrkamp übernommen.
1938 muß Bermann jedoch aus Österreich fliehen. In Stockholm gründet er erneut den Verlag. Er arbeitet nun als reiner Exilverlag. Er darf in Deutschland keine Bücher mehr auf den Markt bringen.
1940 muß Bermann erneut fliehen. Er setzt sich in New York nieder, von wo er auch den Verlag in Stockholm weiterführt.
Der Verlag in Deutschland wurde 1942 gezwungenermaßen in "Suhrkamp Verlag vorm. S.Fischer" umbenannt.
1948 verlegt Bermann den Sitz seines Verlages von Stockholm nach Amsterdam und gründet ihn unter dem Namen "Bermann-Fischer/Querido Verlag" neu.
1950 trennen sich die Wege von Bermann und Suhrkamp endgültig.
1963 wird der Verlag an Georg von Holtzbrinck verkauft, dessen Tochter Monika Schoeller ihn 1974 übernimmt.
Seit 1976 gehört der "Wolfgang Krüger Verlag" zum S.Fischer Verlag.

Die wichtigsten Autoren des Verlages waren: Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Jakob Wassermann, Stefan Zweig, Franz Werfel, Ilse Aichinger, Franz Kafka, Carl Zuckmayer uvm.

Die Einakter

"Der Grüne Kakadu"

= dramatische Groteske
1899 erschienen;
Uraufgeführt am 1.3. 1899 am Burgtheater in Wien;

Inhalt: Prospère, ein ehemaliger Direktor einer Theatertruppe, läßt in seinem Gasthaus "Der Grüne Kakadu" Schauspieler als Verbrecher auftreten. Henri, der beste Schauspieler im Gasthof, hat Léocadie, eine bekannte Schauspielerin, geheiratet. Er ist sehr eifersüchtig.
Grain, ein echter Mörder, der bei Prospère auftritt, hat Léocadie mit dem Herzog von Cadignan zusammen gesehen. Während das aufregende Schauspiel viele Adelige anlockt wird die Bastille gestürmt. Henri erzählt er habe den Herzog ermordet. Alle glauben ihm. Der Wirt glaubt es auch und erzählt ihm vom Verhältnis seiner Frau mit dem Herzog. Doch dann stürmen Menschen ins Gasthaus, die den Fall der Bastille ausrufen. Einige Adelige wurden schon enthauptet. Auch der Herzog tritt ein, denn Henri hat alles nur gespielt. Er stürzt auf den Herzog und ersticht ihn. Henri wird vom Volk gefeiert, weil er einen Adeligen getötet hat.

Kommentar: "Der Grüne Kakadu" ist ein Spiel im Spiel, in dem Realität und Theaterspiel ineinander fließen. Das Spiel in diesem Stück wird am Schluß Wirklichkeit, die Wirklichkeit zum Spiel. Die Groteske basiert auf historischem Hintergrund. Schnitzler beschreibt in diesem Einakter die Stunden vor dem Sturm auf die Bastille bis zur wirklichen Stürmung. Liebe und Tod sind die zwei Pole, um die sich dieses Stück dreht.

Anatols Größenwahn

= Einakter, der ursprünglich als Abschluß des "Anatol-Zyklus" gedacht war, dann jedoch durch "Anatols Hochzeitsmorgen" ersetzt wurde.
1932 am Deutschen Volkstheater in Wien uraufgeführt;

Inhalt: Anatol und sein Freund Max sitzen in einem Gasthof und unterhalten sich über sein Leben. Da er bereits alt geworden ist, scheint er etwas melancholisch zu sein, wenn er daran zurückdenkt. Doch dann trifft er eine alte Freundin, Annette, die mit Baron Diebl zusammen ist. Sie plaudern über alte Geschichten. Anatol bemerkt dabei, daß Annette in Wirklichkeit anders ist, als sie vorgibt zu sein. Sie ist hinterlistig, falsch und untreu, da sie Baron Diebl vortäuscht ihn zu lieben, obwohl sie eigentlich unzufrieden mit ihm ist.

Kommentar: Dieses Stück macht einen selbst etwas depressiv. Anatol ist sehr melancholisch und trauert seinem Leben nach. Er will nicht alt sein. Die Rückblenden seines Lebens zeigen, wie glücklich er früher war und was aus ihm und seinen Spielereien mit den Frauen geworden ist. "Anatols Größenwahn" zeigt den letzten Versuch einer Selbsttäuschung. Das Alter hat Anatol schon längst überholt, ohne daß er es wahrnimmt.

Die Dramen

"Anatol"

= Zyklus bestehend aus fünf Einaktern
1888-1892 entstanden;
1893 Uraufführung des Einakters "Abschiedssouper";
1896 Uraufführung des Einakters "Die Frage an das Schicksal";
1898 Uraufführung des Einakters "Weihnachtseinkäufe";



Uraufführung des Einakters "Episode";


1901 Uraufführung des Einakters "Anatols Hochzeitsmorgen";
1910 Uraufführung des Anatol-Zyklus, ohne die Einakter "Denksteine" und "Agonie";
1916 Uraufführung des Einakters "Denksteine";

Inhalt: Anatol ist ein Frauenheld, der nicht treu sein kann. So gerät er von einer Beziehung in die andere. Daß er die Frauen ausnutzt und sie des öfteren enttäuscht scheint ihn kaum zu kümmern. Aber Annie, Bianca und Else lassen sich von ihm nicht ausnutzen, sondern spielen selbst mit ihm. Da er es nicht ertragen kann, ausgenutzt worden zu sein, dreht er am Schluß immer wieder alles um, so daß es aussieht, als hätte er die Frau verlassen. Cora, Emilie und Ilona dagegen merken nicht, was für ein Spiel er mit ihnen treibt. Sie werden am Ende der Beziehung von ihm enttäuscht. Mit Ilona verbringt er auch seine letzte Nacht vor seiner Hochzeit mit einer Anderen. Jedoch weiß sie nicht, daß er heiratet. Im Streit gehen sie auseinander und er heiratet.

Kommentar: Stimmungen, Stimmungswechsel und die psychische Verfassung der einzelnen Figuren werden genau geschildert. Jeder der fünf Einakter erzählt eine andere Episode aus dem Leben von Anatol. Sie hängen jedoch inhaltlich kaum zusammen. Schnitzler baut auch sein Interesse für Hypnose in das Stück ein.
Anatol handelt aus seinen Stimmungsmomenten heraus und lebt von Tag zu Tag. Er plant nicht voraus und denkt nicht an die Vergangenheit. Für ihn zählt nur das Jetzt und seine Lust am Leben. Hauptsache ist, er ist zufrieden und glücklich. Anatol wirkt egoistisch und arrogant, obwohl er nur sein Leben zu genießen versucht.

"Liebelei"

= Schauspiel in 3 Akten;
1894 entstanden;
1895: Uraufführung am Burgtheater in Wien;
erster großer Erfolg Schnitzlers;

Inhalt: Theodor Kaiser ladet Christine und ihre Freundin Mizi zu einem Abendessen ein, um seinen Freund Fritz von einer alten Liebe abzulenken. Christine mag Fritz sehr gern. Während des Abendessens taucht der Ehemann der ehemaligen Geliebten von Fritz auf und zeigt ihm seine Liebesbriefe an seine Frau. Er fordert von Fritz die Liebesbriefe seiner Gattin, doch Fritz gibt sie ihm nicht. Er sagt ihm jedoch, daß er jederzeit zu einem Duell bereit wäre.
Theodor, Christine und Mizi merken nicht, was vorgegangen ist. Fritz verabredet sich auch für den nächsten Tag mit Christine.
Katharina möchte Christine mit dem Herrn Binder verkuppeln, für den sie jedoch keinerlei Interesse zeigt. Als Christine, Mizi, Katharina und ihr Vater, Hans Weiringer, sich unterhalten, gibt Christine vor, Kopfschmerzen zu haben. Nachdem sie mit Mizi allein ist, gesteht sie, daß Fritz sie sitzen gelassen hat. Fritz kommt aber doch noch zu ihr und erklärt ihr, daß er sie liebt. Zu diesem Zeitpunkt kommt Theodor dazu und gibt vor, daß er mit Fritz auf das Landgut dessen Eltern für einige Tage fahren muß. Mit einem "Lebe wohl" verabschiedet sich Fritz von Christine.
Christine bittet Mizi bei Theodor vorbeizuschauen, ob die beiden schon zurück seien. Ihr Vater versucht Christine von Fritz abzulenken, da er erfahren hat, daß er bei einem Duell ums Leben gekommen ist. Als Christine auf Theodor trifft, erfährt sie, daß Fritz bei einem Duell um eine andere Frau gestorben ist, und stürzt sich danach aus dem Fenster.

Kommentar: Für Fritz, der labiler und sensibler als Theodor ist, ist Christine nur eine kleine "Liebelei", mit der er versucht seine Affäre mit einer verheirateten Frau zu vergessen. Jedoch kann er diese nicht vergessen, da er immer wieder mit ihr konfrontiert wird. Als er die Herausforderung zum Duell annimmt, weiß er genau, daß er sterben wird. Für Mizi und Katharina zählen nur materielle Dinge. Katharina möchte Christine mit ihrem Cousin verkuppeln, da er ein schönes Gehalt hat und Mizi mag die schöne, prachtvoll eingerichtete Wohnung von Fritz. Christines Vater lehnt das Angebot von Katharina ab, da er seine Tochter ihr Leben genießen lassen möchte und diese Heirat nur ein Leben ohne Glück und Liebe bedeuten würde. Als Christine jedoch vom Tod von Fritz erfährt, weiß sie, daß sie für ihn nur ein Zeitvertreib gewesen ist. Sie ist verzweifelt und ratlos, so daß sie sich sogar umbringt. "Liebelei" behandelt das Thema Liebe ohne Bedürfnis nach Treue, welches zum Tode führt.
Christine wird als "süßes Mädel" dargestellt. Sie ist naiv, leicht verletzbar und anständig.

"Professor Bernhardi"

= Drama in fünf Akten;
1912 in Berlin am "Kleinen Theater" uraufgeführt;
In Österreich von der Zensur verboten worden;
1920: Verleihung des Volkstheaterpreises;

Inhalt: Professor Bernhardi ist Leiter eines Privatkrankenhauses, dem Wiener Elisabethinum. Dort liegt ein Mädchen, nach einer nicht gesetzlichen Abtreibung im Sterben. Sie weiß es jedoch nicht und glaubt, daß sie sich auf dem Weg der Besserung befindet. Schwester Ludmilla läßt ohne Bernhardis Wissen einen Pfarrer rufen, um dem Mädchen die letzte Ölung zu geben. Als dieser im Krankenhaus erscheint, läßt Professor Bernhardi ihn nicht ins Zimmer des Mädchens, denn es weiß nicht, daß es sterben wird. Das Mädchen stirbt ohne letzte Ölung. Dieser Fall kommt an die Öffentlichkeit und erregt große Empörung bei der Bevölkerung. Als der Fall in den Abendzeitungen verfälscht erscheint, legt Professor Bernhardi sein Amt als Direktor zurück. Bernhardi wird angeklagt und beschuldigt, das Christentum beleidigt zu haben. Bei der Gerichtsverhandlung machen die meisten Zeugen eine falsche Aussage. Nur der Pfarrer und einige Freunde, ebenfalls Juden wie Bernhardi, sagen die Wahrheit. Er wird zu zwei Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis wird er von Studenten als Märtyrer empfangen. Er findet viele Briefe vor, in denen steht, daß er richtig gehandelt hat. Er erfährt auch, daß Schwester Ludmilla zugegeben hat, eine falsche Aussage abgelegt zu haben. Bernhardi wird aufgefordert einen zweiten Prozeß anzustreben, um einen Widerruf des Urteils zu erreichen. Er lehnt jedoch ab, da er glaubt, die Betroffenen haben auch vorher schon gewußt, daß er im Recht ist.

Kommentar: Mit diesem Drama zeigte Schnitzler die damalige antisemitische Stimmung in Österreich. Bernhardi wollte dem Mädchen nur schöne letzte Stunden ermöglichen und wurde als Religionsstörer verurteilt. Auch seine Kollegen würden am liebsten eine Suspendierung sehen, damit sie an die Stelle
des Direktors herankommen. Bernhardis Gegnern gefiel es nicht, daß ein Jude durch harte Arbeit und Können eine hohe Position im Krankenhaus hatte und sich durch seine Leistung und Ansehen schon längst in die Gesellschaft integriert hatte. Sie machten aus einer Kleinigkeit eine große Sache und verschlechterten seinen Ruf, so daß er am Ende sein Ansehen verloren hatte.

Die epischen Werke

"Traumnovelle"

in sieben Kapitel unterteilt;
1925 entstanden;
Im selben Jahr in mehreren Ausgaben der Berliner Zeitschrift "Dame" erschienen;
1926 wurde die Traumnovelle in Form eines Buches herausgebracht;

Inhalt: Der Arzt Fridolin lebt mit seiner Frau Albertine und mit seiner Tochter in Wien. Fridolin und Albertine gestehen sich gegenseitig, daß sie sich schon des öfteren zu anderen Personen hingezogen gefühlt haben. An diesem Abend wird Fridolin zu einem Notfall gerufen. Zuerst muß er den Tod eines Patienten feststellen, daraufhin gesteht ihm die Tochter des Verstorbenen ihre Liebe. Doch Fridolin erwidert ihre Gefühle nicht. Fridolin möchte noch nicht nach hause gehen und geht spazieren, wobei der auf eine junge Prostituierte trifft. Sie schlafen jedoch nicht miteinander. Danach trifft er in einer Kneipe einen alten polnischen Freund, der ein guter Pianist ist, wieder. Dieser erzählt ihm von geheimen Veranstaltungen, wo er engagiert wird. Fridolin interessiert sich dafür. Er leiht sich ein Kostüm aus und geht zu einem dieser Treffen. Dort trifft er auf eine verschleierte Frau, die ihn vor den Konsequenzen, wenn jemand erfährt, daß er ein Eindringling ist, warnt. Er bleibt trotzdem. Doch man entlarvt ihn und will ihn dafür bestrafen. Doch die geheimnisvolle Frau läßt sich an seiner Stelle bestrafen. Er kehrt nach hause zurück, wo er seine Gattin aus einem Traum aufweckt. Im Traum hat sie ihren Mann betrogen, der sich aus Liebe zu ihr foltern und töten ließ.
Am nächsten Tag sucht Fridolin wieder alle Personen auf, die er in der Nacht getroffen hatte, um das Rätsel der geheimen Gesellschaft zu lösen. Es gelingt ihm nicht. Später liest er in einer Zeitung vom Tod einer jungen Baronin. Als Arzt hat er die Möglichkeit die Leiche der Frau zu sehen, doch er weiß nicht genau, ob es seine Retterin ist oder nicht. Er beschließt Albertine von den Ereignissen zu erzählen. Durch diese Aussprache kommen sie sich wieder näher und wagen einen Neuanfang.

Kommentar: In der Traumnovelle verarbeitet Schnitzler sein Interesse an und Wissen über die Psychoanalyse. Diese sieht er als wesentlich für seine Arbeit an., denn mit ihrer Hilfe kann er Menschen analysieren und sie in ihrer Beziehung zu anderen Menschen darstellen. Der Traum ist weiters sehr wichtig für ihn, da man in ihm verborgene Empfindungen spürt. Albertine erkennt im Traum, daß ihre Beziehung zu Fridolin, aufgrund der erotischen Vorstellungen, gefährdet ist. Beide stellen sich Liebesszenen mit anderen Personen vor. Diese gedankliche Untreue führt zu einer Entfremdung der beiden voneinander.

"Leutnant Gustl"

=Erzählung in Form eines inneren Monologes;
1900 in der Weihnachtsbeilage der "Neuen Freien Presse" erschienen;
1901 in Buchform erschienen;
Aufgrund der Novelle verlor Schnitzler 1901 den Offiziersrang, da er angeblich in dem Stück die Ehre und das Ansehen der österreichisch-ungarischen Armee geschädigt und herabgesetzt hatte.

Inhalt: Nach einer Theatervorstellung wird der junge Leutnant Gustl vom Bäckermeister "dummer Bub" genannt und er hält den Säbel des Leutnants so in seiner Hand, daß er ihn jeden Moment aus seiner Scheide ziehen kann. Gustl verkraftet diese Beleidigung nicht. Da er sich auf diese Beleidigung hin vor Sprachlosigkeit nicht gewehrt hat, glaubt er, er müsse sich umbringen, weil er diese Schande nicht ertragen kann. Das will er auch am nächsten Morgen tun. Er irrt nun durch Wien und denkt über alles Mögliche nach. Er kommt auch in den Prater, wo er einschläft und im Morgengrauen erst wieder aufwacht. Er will jetzt noch ein letztes Mal in seinem Kaffeehaus frühstücken. Im Kaffee erfährt er, daß der Bäckermeister im Theater an einem Herzinfarkt gestorben ist. Das bedeutet, daß niemand von der Beleidigung wissen kann und daß er weiter leben kann.

Kommentar: Durch den inneren Monolog, den Gustl führt, muß der Leser seine Gedankenfetzen erst zu einem Bild machen. Gustl ist jemand, der für seine Ehre sogar sterben würde. Er ist nicht daran interessiert eine längere Beziehung mit einer Frau zu führen und auf Juden ist er nicht gut zu sprechen. Er glaubt er habe in seinem Leben schon alles erreicht, was er wollte. Das Einzige, was er noch gerne machen würde, bevor er stirbt, ist in den Krieg ziehen. Gustl muß leicht zu reizen sein, denn mit dem Doktor mußte er auch noch ein Duell ausfechten und den Bäckermeister hat auch er zuerst verbal angegriffen.

"Fräulein Else"

= Erzählung in Form eines inneren Monologs;
erscheint 1924 in der "Neuen Rundschau";

Inhalt: Die 19jährige Else, Tochter eines jüdischen Advokaten, macht Urlaub in San Martino. Es ist der 3. September 1896. Doch gleich zu Beginn des Urlaubs erreicht sie ein Eilbrief ihrer Mutter aus Wien. Ihre Mutter schreibt ihr, daß ihr Vater Mündelgelder veruntreut hat und deshalb in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Sie bittet Else sich Geld von dem Kunsthändler Dorsday, der im selben Hotel abgestiegen ist, wie Else, auszuborgen. Die Summe beträgt 30.000 Gulden. Andernfalls müsse der Vater ins Gefängnis. Else geht mit Dorsday spazieren. Während des Spaziergangs erzählt sie ihm vom Problem ihres Vaters und bittet ihn um das Geld. Er ist bereit, das Geld zu überweisen. Aber nur unter einer Bedingung: Er will eine viertel Stunde lang ihren nackten Körper betrachten dürfen.
Else ist daraufhin verstört, schockiert und angewidert. Sie bittet um Bedenkzeit, die sie auch bekommt. Sie erhält einen weiteren Brief ihrer Mutter, in dem steht, daß sich die erforderliche Summe auf 50.000 Gulden erhöht hat. Sie ist verzweifelt, da sie Dorsday haßt, jedoch würde sie sich aus Liebe zu ihrem Vater opfern. Sie denkt nun daran sich mit Veronal, einem Schlafmittel, umzubringen. Sie richtet sich auch schon ein Glas mit zehn Tabletten zurecht.
Schließlich zieht sie sich aus und geht nur mit einem Mantel bekleidet in die Hotelhalle. Dort entblößt sie sich und bricht ohnmächtig zusammen. Obwohl sie ohnmächtig ist, hört sie die Stimmen der Leute. Als sie wieder auf ihrem Zimmer ist und ihr Cousin Paul kurz den Raum verläßt, trinkt sie das Glas mit Veronal aus. Zuerst ist sie zufrieden, denn die Schande wäre für sie zu groß, wenn sie weiterleben müßte. Jedoch kommen ihr dann Zweifel, daß Dorsday das Geld überweist. Sie will Paul, der Arzt ist, bitten, sie zu retten, doch sie kann nicht mehr sprechen.

Kommentar: In der Novelle erfährt man nur das, was im Kopf von Else vorgeht. Wie in vielen Werken Schnitzlers steht auch hier die existentielle Krise eines Menschen im Mittelpunkt, welche am Ende in einem labilen, ungeklärten Zustand verbleibt. Man erfährt nicht, was aus Elses Familie wird. Bei Schnitzler kümmern sich die Väter eigentlich recht wenig um ihre Töchter. Auch Elses Vater weiß nicht viel von ihr. Er hat nie ein persönliches, intimes, inniges Gespräch mit ihr geführt. Aufgrund seiner finanziellen Notlage hätte er sie sogar mit einem erheblich älteren Mann verheiratet. Nur wegen dem Geld. Jedoch macht sich er Vater nicht die Hände schmutzig. Er läßt die Mutter den Brief schreiben. Sie tut es auch, unter anderem, weil sie weiß, daß sie und Else selbst ruiniert wären, wenn ihr Mann ins Gefängnis müßte. Sowohl finanziell, als auch gesellschaftlich.

Der innere Monolog

Der innere Monolog ist eine in der Erzählkunst um die Jahrhundertwende neu entwickelte Technik der direkten Wiedergabe der stummen Gedanken- und Gefühlsprozesse in der 1. Person Singular und der Gegenwart unter totaler Vernichtung eines Erzählers.
Er entwickelte sich parallel zur aufkommenden Psychoanalyse in der Medizin. Er beschäftigt sich mit dem Inneren, dem Seelenleben des Menschen.
Als eines der ersten Beispiele für den inneren Monolog gilt "Les Lauriers sont coupes" von Durjadin, der auch diesen literaturwissenschaftlichen Begriff eingeführt hat.
Der innere Monolog ist nach keinem geregelten Organisationsprinzip geordnet. Die Bewußtseinsabläufe werden nach freier Assoziation dargestellt. In der Extremform des inneren Monologes gibt es keine Satzzeichen mehr. Alles, was sich im Bewußtsein abspielt, soll ohne grammatische Einschnitte wiedergegeben werden.
Das Ziel des inneren Monologes ist, beim Leser ein Einfühlen in das Seelenleben der Monologfigur zu erreichen. Im Mittelpunkt steht die Romanfigur. Durch das Verschwinden des Autors im inneren Monolog kann sich der Leser mit der Hauptperson identifizieren. Natürlich ist der Leser nicht immer mit der moralischen Haltung der Figur einverstanden und er wird immer wieder mit dem Unterschied zwischen Realität und fiktiver Welt konfrontiert.
Treten fremde Stimmen auf, so erscheinen diese in der Form einer direkten Rede.

"Der Reigen"

= Drama, bestehend aus zehn Dialogen;
1986/1987 entstanden;
1900 erstmals veröffentlicht;
Anfangs verschenkte Schnitzler 200 Exemplare an seine Freunde, doch bereits 1903 wurden 40 000 Exemplare gedruckt.
1920 in Berlin uraufgeführt;

Inhalt: Die Dirne bietet sich dem Soldaten kostenlos an. Nach dem Geschlechtsakt verlangt sie aber doch Geld, das der Soldat ihr jedoch nicht gibt. Am nächsten Tag geht der Soldat mit dem Stubenmädchen spazieren. Er drängt sie mit ihm zu schlafen, was sie auch tut.
Das Stubenmädchen ist nun mit dem jungen Herrn alleine zu hause, der dieses in sein Zimmer bittet und mit ihm schläft.
Nach dem vollzogenen Akt begibt sich der junge Herr ins Kaffeehaus, wo er sich mit einer jungen, verheirateten Frau trifft, mit der er eine längere Affäre möchte.
Als die junge Frau nach hause kommt, hat sie Schuldgefühle ihrem Mann gegenüber und schläft mit ihm.
Am darauffolgenden Tag trifft sich der Ehemann mit dem süßen Mädel. Auch sie schlafen miteinander.
Das süße Mädel verbringt danach einen Tag mit dem Dichter. Er möchte eine Beziehung mit ihr, jedoch fühlt sie sich in seiner Gegenwart nicht besonders wohl. Dennoch schlafen sie miteinander.
Der Dichter scheint besser zur Schauspielerin zu passen. Nach dem Geschlechtsakt findet er jedoch heraus, daß sie ihn zu sehr herumkommandiert und ihn wie Abschaum behandelt.
Der Graf hingegen hat viel bessere Chancen bei der Schauspielerin. Er himmelt sie an und sie überredet ihn sogar, mit ihr zu schlafen. Sie planen auch weitere Treffen.
Doch der Graf trifft am nächsten Tag auf die Dirne und bezahlt sie für ihre Liebesdienste.

Kommentar: Die Personen in diesem Drama haben keine Namen, sie spielen nur Rollen. Sie haben nur Standes- oder Berufsbezeichnungen, denn es sollen keine individuellen Charaktere dargestellt, sondern typische Verhaltensweisen demonstriert werden. Auch der Geschlechtsakt wird nie richtig dargestellt, nur durch Gedankenstriche merkt man, daß die Personen miteinander schlafen. Schnitzler spiegelt den Zustand der Gesellschaft im Innenleben der Personen. Keine dieser Personen ist ehrlich. Jede versucht der anderen etwas vorzutäuschen und eine Illusion der Einzigartigkeit zu erwecken. In Wirklichkeit ist jedoch keiner dem anderen treu, nicht einmal das Ehepaar ist sich treu. In der Gesellschaft herrscht eine Doppelmoral. Mann und Frau werden unterschiedlich erzogen. Der Mann hat ein Anrecht auf Abenteuer und sexuelle Erfahrungen, die Frau jedoch muß auf sexuelle Selbstverwirklichung verzichten. Liebe und Lust scheinen getrennt zu sein und die gesamte Gesellschaft ist damit einverstanden.

Die Veröffentlichung

Seit dem 23. November 1896 arbeitete Schnitzler am "Liebesreigen", den er selbst als "unpublizierbar" bezeichnete. Am 24. Februar 1897 hatte er das Werk beendet. Anfänglich versuchte Schnitzler das Werk bei S. Fischer zu publizieren, der jedoch große Bedenken hatte und eine Publikation ablehnte. Alfred Kerr, dem Schnitzler ebenfalls das Manuskript übersandt hatte, trat für eine Veröffentlichung ein, schlug jedoch eine Änderung des Titels von "Liebesreigen" in "Reigen" vor. Der Reigen erschien im Jahr 1900 in Wien als Privatdruck. Schnitzler verschenkte die ersten 200 Exemplare des Reigen an seine Freunde.
Obwohl der Reigen damit noch nicht öffentlich zugänglich war, wurde er rezensiert - unter anderem von Alfred Kerr in der "Neuen deutschen Rundschau"- und galt als sehr interessantes Buch.
Schließlich wurde der Reigen 1903 doch veröffentlicht. Die erste öffentliche Ausgabe erschien im Wiener Verlag, dessen Ziel war, seinen Büchern zum größtmöglichen Erfolg zu verhelfen. Es wurden dann bereits 40.000 Exemplare gedruckt. Jedoch wurde das Buch 1904 erstmals beschlagnahmt. Mit der zunehmenden und heimlich nach Deutschland erweiterten Verbreitung des Buches kamen sogar Parodien auf den Reigen auf , aber auch Entrüstung brach aus. Samuel Fischer wagte es auch 1908 noch nicht in Deutschland zu verlegen, weil hier die Zensurbestimmungen schärfer waren als in Österreich. Erst 1931 übernahm Schnitzlers Verleger S. Fischer den Reigen. Der Reigen war unterdessen im Wiener Benjamin-Harz-Verlag publiziert worden.

Erste Aufführungsversuche in Österreich

Am 25. Juni 1903 führte der Akademisch-dramatische Verein in München die Szenen vier, fünf und sechs auf. Um vor Polizei und Zensur geschützt zu sein, ließ man vor geschlossener Gesellschaft spielen. Im Juli 1903 äußerte Hermann Bahr die Absicht, den Reigen öffentlich zu lesen. Die Lesung wurde jedoch von der Polizeidirektion, die die Aufführungsbewilligungen für die einzelnen Stücke vergab, verboten.
1918 fiel die Zensur mit der Einrichtung der Republiken in Deutschland und Österreich.

Erste Aufführungsversuche im Ausland

Bereits im November 1903 wurde der Reigen in Breslau und Berlin gelesen. Außerdem wurden einige Dialoge vom Münchner Kabarett "Elf Scharfrichter" aufgeführt. Schnitzler wurde jedoch nicht um Erlaubnis gefragt. In Ungarn fand im Oktober 1912 die Premiere des Reigen statt. Die zweite Aufführung wurde jedoch polizeilich verboten. Sechs Jahre später erfuhr Schnitzler von Aufführungen in Rußland, wo der Reigen bereits 1907 als Buch am Markt war. Schnitzler mißfielen die Aufführungen jedoch, da er den Reigen als "unaufführbar" ansah und ihn keineswegs auf der Bühne sehen wollte.

Schnitzler änderte jedoch seine Meinung über das Aufführungsverbot des Reigen, als ihn Max Reinhardt danach fragte. Vor allem die Seriosität und Berühmtheit Reinhardts, den er als einen großen Regisseur schätzte, bewogen ihn zum Umdenken.
Bevor das Stück 1920 aufgeführt wurde, verhandelte Schnitzler zwei Jahre lang mit Alfred Bernau, dem Direktor des deutschen Volkstheaters. Regisseur wurde Heinz Schublaur. Als Aufführungsort wählte Bernau die kleinen Kammerspiele, an Stelle des großen Hauses. Das Volkstheater , gleich wie das Burgtheater, hatte den Auftrag, mit dem Theater ein Programm sittlicher Erneuerung zu erfüllen. Der Reigen hätte gegenüber dieser traditionell verstandenen Erziehungsaufgabe eine zu große Provokation bedeutet, die auch Bernau nicht riskieren wollte. Das Besondere an der Aufführung in den Kammerspielen lag darin, daß es sich bei ihr um eine vom Autor betreute Fassung handelte, da Schnitzler bei den Sprech- und Stellproben anwesend war. Es war jedoch noch nicht geklärt, ob der Reigen in Wien überhaupt aufgeführt werden konnte. Die Polizeidirektion stellte sich zB. gegen eine öffentliche Darbietung und die Landesbehörde bestellte den Zensurbeirat, um das Ansuchen des Volkstheaters prüfen zu lassen. Die drei Theaterbeiräte teilten jedoch nicht die Meinung der Polizeidirektion. Sie verfügten jedoch, daß "bei der Aufführung die Regie mit ganz besonders künstlerischem Takt vorgehe, namentlich jene Szenen, die im Textbuch mit Gedankenstrichen ausgefüllt sind, in solchen Grenzen zu halten, daß dem Zuschauer die Wahrnehmung des sinnlichen Vorganges erspart bleibe, alles vermeide, was geeignet wäre, das gesellschaftlich als anstößig Empfundene etwa noch zu unterstreichen und schließlich bei den Ent -und Ankleidungsszenen den Anstand so viel als möglich wahren".
Zur Kontrolle, ob diese Bestimmungen eingehalten würden, wurde eine Probeaufführung in Anwesenheit der Zensurbeiräte angesetzt.

Die Premiere

Am 1. Februar 1921 ging die offizielle Premiere in den Kammerspielen des deutschen Volkstheaters über die Bühnen.
Danach eröffneten die Zeitungen mit ihren Kritiken eine Debatte. Die liberalen Blätter waren sich einig, daß die Regie die Stoffgeschichte mit besonderer Vorsicht umgesetzt hat. Die Kritik richtete sich nicht gegen das Stück, sondern gegen die Zuschauer. Es heißt "die Zuschauer könnten nur durch obszöne Spekulationen, Sensationshascherei oder Voyourismus ins Theater getrieben worden sein".
Dem Publikum wurde unterstellt, nicht das literarische Werk zu schätzen, sondern sich ausschließlich auf das "Sex-Tabu" zu konzentrieren.

Streit um die Reigen-Aufführung

Alle konservativen deutschnationalen und katholischen Gruppierungen waren gegen eine Aufführung des Reigen gewesen. Nach der Premiere wurde auch eine "Kampagne zur Absetzung des Reigen" gegründet. Die "Reichspost", das Blatt des österreichischen Katholizismus, druckte einen Artikel, in dem sie die Aufführung stark attackierte.
Der Wiener Polizeipräsident wurde vom christlich-sozialen Minister Egon Glanz aufgefordert, den Reigen aus "Gründen der Ruhe, Ordnung und Sittlichkeit" zu verbieten. Er lehnte jedoch ab. Das Stück wurde auch "Bordellstück" genannt.
Am 13. Februar rief der katholische Volksbund für Österreich zu einer Anti-Reigen-Versammlung auf. Am 16. Februar versammelten sich ca. 600 Leute vor dem Theater und stürmten dieses. Das Aufführungsverbot folgte am nächsten Tag "aus Gründen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit". Die "Reichspost" nannte die Aktion "christliche Selbsthilfe". Am 22. Februar 1921 störte die Polizei in Berlin die Reigen-Aufführung und verhaftete die Direktion des "Kleinen Schauspielhauses", den Regisseur sowie die Schauspieler wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses". Die Künstler wurden mit einer Rüge wieder freigelassen, jedoch führten sie den Reigen erneut auf. Diesmal wurden die Künstler angeklagt, dann aber freigesprochen, da sich nichts Ärgerniserregendes zugetragen hatte.

Erst am 7. März 1922 wurde der Reigen unter Polizeischutz wiederaufgenommen, am 30. Juni 1922 fand die letzte Vorstellung statt. Schnitzler untersagte 1922 alle weiteren Aufführungen, da das Stück den antisemitischen Haß auf ihn gelenkt hatte und es mißverstanden wurde. Erst am 1. Jänner 1982 war das Stück den Bühnen wieder verfügbar.

Arthur Schnitzler

Gliederung: "Biographie"



"Themen seiner Werke"
"Die Wiener Moderne"
"Wichtige Werke"
"Der S. Fischer Verlag"

"Die Einakter"




"Der grüne Kakadu"
"Anatols Größenwahn"




"Die Dramen"


"Anatol"
"Liebelei"
"Professor Bernhardi"


"Die epischen Werke"


"Traumnovelle"
"Leutnant Gustl"
"Fräulein Else"




"Der innere Monolog"




"Der Reigen"


"Die Veröffentlichung"
"Erste Aufführungsversuche in Österreich"
"Erste Aufführungsversuche im Ausland"
"Die Premiere"
"Streit um die Reigen-Aufführung"



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