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Arnold Böcklin: ein Vertreter der Neuromantik - Referat



Autor: Jens Smetten
Arnold Böcklin: ein Vertreter der Neuromantik

,, Wie es die Aufgabe der Dichtung ist, Gedanken in uns zu erzeugen, die der Musik, Gefühle auszudrücken oder hervorzurufen, so soll die Malerei erheben! Ein Bildwerk soll etwas erzählen und dem Beschauer zu denken geben, so gut wie eine Dichtung, und ihm einen Eindruck machen wie ein Tonstück." Arnold Böcklin

Arnold Böcklin war ein Schweizer, der aber fast sein ganzes Leben in Italien verbrachte, was ihn entscheidend prägte. Seinen Platz hat er trotzdem in der deutschen Kunstgeschichte- als Böcklin der Gründerzeit.
Der Inhalt seiner Bilder wurde stark durch die gesellschaftliche Situation in Deutschland
(u.a. Revolutionen) und das Jahr 1848 beeinflusst. Zu dieser Zeit hielt sich Böcklin in Paris auf, wurde mit der harten Realität des Klassenkampes konfrontiert und war Zeuge der revolutionären Ereignisse im Februar und Juni. Er empfand Abscheu, Unverständnis und verlor die positive Einstellung zur Realität, aufgrund dessen er sich immer mehr abgrenzte.
Dies führte schließlich dazu, dass er 1850 nach Italien übersiedelte. Der Kapitalismus war dort kaum entwickelt; die gesellschaftlichen Widersprüche nicht so stark wie in Deutschland und Frankreich. Der Schweizer hatte Sehnsucht nach ruhigeren, von revolutionären Erschütterungen freieren gesellschaftlichen Zuständen. Natürlich hatte der Umzug nach Italien auch künstlerische Gründe: das helle Licht und die Schönheit der Landschaft, denn immer wieder ist es die von der Zivilisation unberührte Landschaft, die einem in Bildern mit ihrer für die Frühzeit des Malers typischen Tätigkeit begegnet. Wenn Lebewesen in diese Landschaften treten sind es Gestalten aus der antiken Mythologie, vor allem Pan. Das Hauptwerk dieser Schaffensphase ist der ,,Pan im Schilf" (1857).
Im weiteren Verlauf seines Schaffens fällt auf, dass sein Gesamtwerk als der allmähliche Übergang von einer lockeren, die Farben und Formen verbindenden Tonigkeit zu einem klaren Akzentuieren mit Hilfe in sich kaum differenzierter, farbig intensiver Flächen darstellt.

Ein sehr tiefgreifendes Erlebnis waren die antiken Malereien von Pompeji und Nepal, die Böcklin 1862 kennen lernte. In technischer Hinsicht ist er hier mit seiner Tempera-Wachs
-Malerei antiken Vorbildern gefolgt.
In den siebziger und frühen achtziger Jahren liegt der Höhepunkt in Böcklins Schaffen. Das beherrschende Thema dieser Zeit ist die menschliche Figur, die nun groß und bestimmend in das Bild tritt und die Landschaft nur noch als Hintergrund und farbige Folie, die das Figürliche schmückt und umrahmt, gelten lässt. Vorher entstanden hauptsächlich Landschaftsbilder zunächst in dumpfen Tönen, später unter Eindruck der Italienaufenthalte in hellen, leuchtenden Farben.
In seinen Landschaften sieht man häufig Ruinen, einsame Häuser sowie Gestalten der antiken Mythologie. Deshalb wirken seine Bilder oft märchenhaft, geheimnisvoll, oder auch albtraumhaft und melancholisch düster, so das Gemälde ,,Toteninsel" (1880). Die antiken Götter, Halbgötter und Helden, die er auch in Figurenbildern darstellte, waren für Böcklin Sinnbilder der in der Natur wirkenden Kräfte. Er versuchte auch die allgemeinen Lebensgesetzte damit darzustellen.

Seit Beginn der siebziger Jahre traten in Böcklins Bildern neben den leuchtenden Farben auch starke Kontraste (Komplementärfarben, Hell vor Dunkel, Dunkel vor Hell) auf. Zurückzuführen ist dies auf das Gründerzeitideal vom Willens- und Tatmensch. Im Zusammenhang damit ist auch die starke Formbetontheit zu sehen. Durch die ungebrochene Kraft seine Farben ebnet Böcklin den Weg zum Expressionismus.
Die achtziger waren von einem Gesinnungswechsel gekennzeichnet: die mythologischen Themen gingen allmählich zurück und nun malte er vor allem Meeresbilder, auf denen eine fröhliche Gesellschaft merkwürdiger Fabelwesen ihren Schabernack treibt. Es entstanden mehr humorvolle und heitere Werke, aber auch solche, die von Resignation zeugen, worin viel unmittelbar Persönliches seinen Ausdruck gefunden hat. Doch darüber hinaus waren sie klassenbedingte Reaktionen auf gesellschaftliche Prozesse und Kräfte, die das Fortbestehen der bürgerlichen Ordnung beabsichtigten.

Es scheint als ob alles auf den Betrachter bezogen und nur dazu gemacht ist, Aufmerksamkeit zu erregen. Böcklin empfand einen Drang nach Öffentlichkeit und stellte seine Bilder zur Demonstration. Anerkennung bekam er erst im Alter nach vielen Jahren heftigster Kritik und materieller Not.

Lebenslauf Arnold Böcklin

1827 in Basel als Sohn eines Kaufmanns geboren.
Besuch des Humanistischen Gymnasiums
1841 erster Zeichenunterricht, gegen den Willen des Vaters
1845 Aufnahme in die Kunstakademie Düsseldorf, abermals gegen den Willen des Vaters wurde vor allem im Bereich der Landschaftsmalerei unterrichtet
1847 nach gutem Abgangszeugnis unternahm er Reisen und ließ sich weiter zum Landschaftsmaler ausbilden
1848 Reise nach Paris, studiert im Louvre, besucht die Académie Suisse, macht sich mit der zeitgenössischen Malerei bekannt, Zeuge der revolutionären Ereignisse im Februar und Juni
1849 Militärdienst; Italienaufenthalt; Verlöbnis (Verlobte stirbt 1850)
1850 Übersiedlung nach Rom, dort Studium der römischen Kunststätten und der Landschaft
1855 malt aus materieller Not Portraits nach Vorlagen; große Flugleidenschaft erster Bau eines Flugapparates
1858 Wandmalereien; Familie siedelt nach München über, wo Böcklin an Typhus erkrankt
1859 Heyse (Dichter) macht Böcklin mit Grafen Adolf von Schack (Kunstsammler)
bekannt, der für die nächsten 15 Jahre sein wichtigster Sammler wird
1860 Berufung an die neugegründete Kunstschule in Weimar (als Landschaftsmaler)
1862 Rückkehr nach Rom; Studium der antiken Wandmalereien in Pompeji und Nepal und der Fresken Raffaels im Vatikan (Freske= auf nassem Putz gemaltes Wandgemälde)
1863 erster Besuch in Pompeji; Begegnung mit der antiken Kunst; Farbexperimente
1866 Rückkehr nach Basel wegen des Krieges zwischen Österreich und Italien
1871 Erfolg an der Weltausstellung Wien (z.B. mit ,,Kentaurenkampf" und ,,Pietà"); zeitweilige Übersiedlung nach München
1872 Ehrenmitglied der Akademie
1874 fluchtartige Abreise nach Florenz wegen der Cholera
1877 Berliner Kunsthändler F. Gurlitt macht ihn in Berlin bekannt und ändert damit die schwierige Finanzlage; Bild ,,Gefilde der Seligen" vom Publikum stark kritisiert
1879 Vesuvbesteigung
1884 Mitglied der königlichen Akademie Berlin
1889 Ehrendoktor der Universität Zürich
1892 Schlaganfall · Erholung
1897 große Ausstellungen in Basel, Berlin, Hamburg
1901 stirbt in seiner Villa in Italien



wichtigste Werke

,,Die Toteninsel"
,,Pan im Schilf"
,,Kentaurenkampf"
,,Pietà"
,,Villa am Meer"
,,Triton und Nereide"
,,Gefilde der Seligen"

Ausstellungen

- Basel, öffentliche Kunstsammlung
- München, Bayrische Staatsgemäldesammlungen
- Berlin, Staatliche Museen
- Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
- Bremen, Kunsthalle
- Leipzig, Museum der bildenden Künste
- Dresden, Staatlich Kunstsammlungen, Galerie Neue Meister
- Budapest, Museum der bildenden Künste


Quellen: Maler und Werk Böcklin, VEB Verlag der Kunst, Dresden 1975

Microsoft®Encarta®97 Enzyklopädie ©1993-1996 Microsoft Corporation
SchülerDuden Kunst, Dudenverlag 1983
,, Arnold Böcklin, Giorgio de Chiroco, Max Ernst- Eine Reise ins Ungewisse" von

Guido Magnaguagno und Juri Steiner
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Arnold Böcklin
,,Die Pest"


In den letzten Jahrhunderten lies die Pest die Menschen immer wieder erzittern. Was für uns heute eine wissenschaftlich zu erklärende Seuche ist, war damals ein gefürchteter Begriff, von dem man ganz unterschiedliche Vorstellungen hatte.

Böcklins Gemälde lässt mich erschaudern beim Anblick der Gestalt, die er der Pest gab. Ich habe mich deshalb für dieses Bild entschieden, da es sehr aussagekräftig ist und bei mir Interesse geweckt hat, mehr über den Künstler und sein Schaffen herauszufinden.

Bildanalyse:

Böcklin stellt die Pest als ein ungeheures senseschwingendes Skelett, welches auf einem fliegenden Drachen reitet, dar. Es befindet sich im Mittelpunkt des Gemäldes und die fledermausartigen Flügel des Ungeheuers überspannen die gesamte Bildbreite. Das Gerippe ist schmutzig grau, trägt einen kurzen schwarzen Fetzen als Gewand und sitzt mit gespreizten Beinen auf dem Drachen. Es besitzt keine Augen, sondern nur schwarze Augenhöhlen und hält den Kopf energisch seitlich nach oben, als würde es seinen Blick auf etwas richten. Die blitzende Sense hält es mit beiden Händen fest umklammert rechts neben sich hoch.
Das Ungeheuer hat zwei Köpfe, die beide weiss-grauen Rauch speien. Das spitze Maul am Ende des mit schwarzen Haarbüscheln besetzten Schwanzes ist weit aufgerissen und die lange, schlangenartige Zunge schaut hervor. Die Pest scheint mit einer hohen Geschwindigkeit durch die Strassen zu fliegen. Das Ungeheuer wirft einen dunklen Schatten unter sich und über ihm hat sich eine dichte, undurchsichtige Rauchwolke gebildet.
Im Vordergrund liegen zwei Frauenleichen. Die eine trägt ein weisses Gewand mit einem weissen Schleier. Über ihr liegt die zweite ein rotes Kleid tragende Frau. An der Hauswand lehnt ein toter Mann mit roter Zipfelmütze, einem Rucksack und einem Stock. Die Steine im Vordergrund sind heller als die Strasse im Hintergrund. Es stehen zwei Eimer auf der Strasse und eine Frauengestalt verschwindet gerade, an die Wand gestützt, in einem Hauseingang. Gegenüber liegt eine weitere Person auf dem Boden. Am Ende der Strasse stürzen mehrere Menschen in ihre Häuser, in denen alle Türen und Fenster weit offen stehen.
Besonders auffällig ist auch die Farbkomposition des Bildes. Rot, zwischen Dunkel (Schwarz-Grau) und Hell (Weiss) bildet für den Betrachter einen geradezu symbolischen Kontrast.

Bildinterpretation:

Die Pest ist für Böcklin die Inkarnation eines grausamen Todes. Das senseschwingende Skelett auf dem Drachen ist eine dreckige, abscheuliche Gestalt, die den Betrachter entsetzen lässt. Es verkörpert die schrecklichen Eigenschaften der Seuche und zeigt die Furcht der Menschen vor ihr.
Das Gerippe hat statt Augen nur leere, schwarze Augenhöhlen, da die Pest blind und willkürlich wütet, ohne Rücksicht auf bestimmte Personen zu nehmen. Es hält die Sense fest umklammert, denn niemand kann sie ihm entreißen und damit die Pest besiegen. Es scheint, als würde das Skelett in blindem Zorn die Sense wild hin und her schwingen, um jedem den Kopf abzuschlagen.
Das Ungeheuer fliegt sehr schnell, genauso wie sich die Pest plötzlich und rasant ausbreiten kann. Die Menschen waren nicht darauf vorbereitet und stürzen nun in Panik in ihre Häuser. Die Frau, die sich an der Wand gestützt in ihr Haus schleppt, war vielleicht gerade noch Wasser holen, denn die Eimer stehen vor der Tür. Doch auch die Häuser werden den Menschen keinen Schutz bieten, denn die Pest kam so abrupt, dass keine Zeit blieb, die Fenster und Türen rechtzeitig zu schliessen.
Der Rauch, den die beiden Köpfe des Ungeheuers speien, wirkt wie eine undurchdringbare, erdrückende, erstickende Masse. Er kann durch die offenen Fenster in jedem Haus die den Tod verbreiten.
Die Fledermausflügel überspannen die gesamte Strasse, da dort niemand der Pest entrinnen kann. Wo sie vorbei gezogen ist, bekommt alles eine Totenblässe. Das Gesicht der toten Frau in Weiss ist genauso bleich wie die Steine der Strasse. Wen der Schatten der Pest, der Hauch des Todes, erreicht, der bricht zusammen und stirbt.
Einen sehr deutlichen Kontrast bilden die beiden toten Frauen im Vordergrund. Die blonde Frau könnte eine Braut im weissen Kleid gewesen sein, die zweite mit schwarzem Haar und leuchtend rotem Gewand ist über ihr zusammengebrochen.
Der Mann an der Wand könnte ein Wandergeselle sein, da er die typische Handwerkskleidung, einen Rucksack und einen Stock trägt.
Der Baustil der relativ flachen Häuser lässt auf ein südeuropäisches Land (z.B. Italien) schliessen.
Zusammen mit der Gestalt der Pest bilden die zwei Frauen die Signalfarben in diesem Bild: schwarz, rot, weiss. Schwarz steht für ,,schwarzer Tod", wie die Pest auch genannt wurde. Rot wie das Blut drückt die Grausamkeit der einhergehenden Seuche aus. Weiss ist die Totenblässe, die zurückbleibt, wenn die Pest vorbei ist. Weiss ist aber auch Symbol für die Unschuld der Seuchenopfersein, da der Tod sie willkürlich aussucht.

Obwohl Arnold Böcklin einmal gesagt haben soll: ,,Die Malerei sollte stets nur Erhebendes und Schönes oder doch unbefangene Heiterkeit darstellen wollen, nie Elend.", zeigt das Bild das Entsetzen des Todes.
,,Die Pest" entstand 1898 in Italien, aber Böcklin erinnerte sich vermutlich an seine eigen Erfahrungen mit Seuchen zurück. 1854 starb sein erster Sohn an Cholera während einer Epidemie in Rom. Wahrscheinlich wählte Böcklin deshalb Italien mit der typisch südländischen Architektur als Schauplatz seines Gemäldes. 1858 erlag ein weiterer Sohn dem Typhus und Böcklin erkrankte schließlich selbst daran. 1873 musste die Familie ein weiteres Mal vor der Cholera fliehen. 1876 entstand daraufhin das Bild ,,Die Cholera", in dem die Gestalt der Cholera der Pest sehr stark ähnelt.

Das Bild entstand in der späten Schaffungsphase des Künstlers und ist gezeichnet von klaren Formen, Hell-Dunkel-Kontrasten (z.B. die schwarze Pest vor der weissen Rauchwolke) und leuchtenden Farben (Signalfarbe Rot auf Weiss) . Der Farbauftrag des Bildes ist flächig.
,,Die Pest" ist ein Werk des Symbolismus. Böcklin hat die Pest personifiziert und seine Gestalt als Verkörperung des abscheulichen Todes dargestellt. Die Pest ist für ihn nicht nur eine Krankheit, sondern ein blind wütendes Monstrum. Mit der Figur des Ungeheuers mit Fledermausflügeln und des Skeletts mit der Sense greift er auf mittelalterliche Ideen zurück.




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