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Analyse zu „Rastlose Liebe“ von Goethe - Referat



Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!

Wie - soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

Johann Wolfgang von Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt a. Main, wuchs zusammen mit seiner Schwester in einem repräsentativen Haus auf. Beide Elternteile stammten aus wohlhabenden Verhältnissen, der Vater war Jurist und besaß eine reich bestückte Bibliothek und so sorgten die Eltern für eine umfassende Ausbildung ihres Sohnes. Auch wenn der Vater das Jurastudium für den Sohn wünschte, besuchte dieser nebenbei literaturwissenschaftliche Vorlesungen. Dort gab es aufgeschlossene und moderne Professoren und vor allem Christian Fürchtegott Gellert gilt als Wegbegleiter der Epoche Sturm und Drang. In dieser Zeit begann Goethe seine ersten, leidenschaftlichen Gedichte zu schreiben. 1768 musste Goethe auf Grund einer schweren Tuberkulose-Erkrankung sein Studium in Leipzig abrechen, führt es aber später in Straßburg fort. 1775 wird Goethe Minister in Weimar und 1782 in den Adelsstand erhoben. 1786, während einer Identitätskrise, reist er verstohlen und überstürzt nach Italien. Die Freundschaft mit Friedrich Schiller prägt Goethe wesentlich.

Einführung

Die Beschäftigung mit der Thematik Liebe in der Lyrik begann schon im Mittelalter mit dem Minnesang, das er erste Mal in Gedichten von Walther von der Vogelweide. Im Sturm und Drang nehmen Liebesgedichte autobiografische Züge an, mit denen sich Dichter, wie Goethe, selbst beschreiben. Viele Liebesbeziehungen begleiten Goethe bis ins hohe Alter, diese eigenen Erfahrungen regen immer wieder seinen Schaffensprozess an.

Das Gedicht „Rastlose Liebe, mit dem Untertitel: „Liebe als Krone des Lebens“, wurde 1776 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es gehört zu der Gedichtsammlung, die Goethe an seine Geliebte, Charlotte von Stein, geschrieben hat, ein Liebesgedicht, der sogenannten „Lida Lyrik“. Es entstand in der Epoche Sturm und Drang. Das Gedicht vermittelt im ersten Eindruck Ruhelosigkeit und wirkt eher düster, aber auch leidenschaftlich. Am Ende des Gedichts wird die Liebe „als Krone des Lebens“ betitelt, dennoch wird die Liebe in dem Gedicht nicht nur positiv dargestellt. Das ist sehr passend für die Zeit des Sturm und Drang, die direkt nach der Epoche der Aufklärung folgte. Der Vernunft wurde keine Beachtung mehr geschenkt, Emotionen und Naturverbundenheit traten in den Mittelpunkt. Auch die Sprache war rebellisch, versetzt mit Kraftausdrücken, nur halb gesprochenen Sätzen und Ausrufen.

Inhaltsangabe und Analyse

Insgesamt teilt sich das Gedicht in drei Strophen auf. Die erste und die letzte Strophe sind beide im Paarreim gehalten und bestehen aus sechs Versen. Die mittlere Strophe ist dagegen im Kreuzreim geschrieben, mit gesamt acht Versen. Das Ungestüme der Epoche Sturm und Drang wird sehr klar durch die Unregelmäßigkeiten im Reimschema ausgedrückt.

Erste Strophe

Die Rastlosigkeit aus dem Titel des Gedichts wird schon in der ersten Strophe durch die Paarreime zum Ausdruck gebracht. Der hetzende Rhythmus entsteht durch zweihebig Jamben und Wiederholungen, alle Sätze sind Ausrufe, ohne Verben. In den ersten vier Versen werden ausschließlich Metaphern verwendet und sie beschreiben die Macht der Natur mit Schnee, Regen, Wind, Dampf und Nebel. Das kann als das schwierige Vorankommen in den Naturgewalten
verstanden werden, es geht aber immer weiter und wird nicht unterbrochen. Das Lyrische Ich kann dem „Dampf der Klüfte“ und den „Nebeldüften“ nicht entkommen, dennoch will es vorankommen, gönnt sich keine Pause. Die Alliteration „Rast und Ruh“ im sechsten Vers verstärkt dieses Empfinden noch. In Vers 5 wird mit der Wiederholung und den Ausrufezeichen die Wichtigkeit betont. Die Verse eins bis fünf enden nicht mit einem Satzende, auch diese Enjambements veranschaulichen sie einen Weg, der zurückgelegt werden muss. Die Metaphern in den Versen eins bis vier stellen den für die Epoche Sturm und Drang typischen Bezug zur Natur her.

Zweite Strophe

Formal stellt diese Strophe einen Bruch dar, sie ist achtzeilig und Goethe wechselt zu Kreuzreimen. Dabei handelt es sich um reine Reime, mit einer einzigen Ausnahme: „Leiden – Freuden“. Mit diesem Vergleich von etwas, das eigentlich nicht zueinander passt, will der Dichter lieber leiden, als so viel Freude empfinden. Vers sechs verrät aber, dass das Lyrische Ich verstanden hat, dass Liebe mit Schmerzen verbunden ist. Da auch die Rhythmik sich zu Unbeschwertheit ändert, könnte das darauf schließen lassen, dass sich das Lyrische Ich bewusst gemacht hat, dass Liebeskummer unvermeidlich ist und angenommen werden muss. Zudem findet man in jedem Vers zwei Daktylen oder einen Daktylus und einen Trochäus. Die Alliteration und das Ausrufezeichen von „schaffet das Schmerzen“ unterstreichen die Aussage noch einmal, dass die Schmerzen unabänderlich auf die Liebe folgen. Bekräftigt wird dies durch die Enjambements, die sich nur in Strophe zwei finden. Das Lyrische Ich spricht in dieser Strophe zum ersten Mal selbst, verdeutlicht durch das Personalpronomen.

Dritte Strophe

In der dritten Strophe werden formale Elemente aus den ersten beiden Strophen kombiniert. Sechs Verse mit Paarreimen und einem Ausruf und teilweise elliptische Sätze (ein typisches Stilmittel der Epoche Sturm und Drang), wie Goethe es bereits in Strophe eins verwendet hat. In jedem Vers steht ein Daktylus, der die Unbeschwertheit betont. Das Lyrische Ich wird wie in Strophe 2 wieder direkt benannt. Die Naturverbundenheit zeigt sich mit dem Ausdruck „wälderwärts“ wieder wie in Strophe eins. Der mögliche Ausweg aus dem Liebesleid – die Flucht, dargestellt durch eine rhetorische Frage, wird sofort durch „Alles vergeblich!“ als unmöglich beschrieben. Damit ist die Liebe „die Krone des Lebens“.

Häufige Fragen:

  • Von welchem Dichter stammt „Rastlose Liebe“?

  • Das Gedicht hat Johann Wolfgang von Goethe 1776 verfasst.

  • Wer war Johann Wolfgang von Goethe?

  • Goethe war einer der bedeutendsten Dichter und auch Naturforscher, sein wohl berühmtestes Werk ist „Faust“.

  • Welche weiteren Werke aus der Epoche Sturm und Drang gibt es?

  • Johann Wolfgang von Goethe: „Götz von Berlichingen“, „Die Leiden des jungen Werthers“, „Prometheus“

    Friedrich von Schiller: Das Drama „Die Räuber“, „Kabale und Liebe“

    Friedrich Maximilian Klinger: „Sturm und Drang“ – dieser Titel gab der literarischen Bewegung den Namen.

    Heinrich Leopold Wagner: „Die Kindermörderin“

    Johann Gottfried Herder: „Volkslieder“

  • Wer sind weitere Vertreter der Epoche Sturm und Drang?

  • Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich von Schiller, Johann Gottfried Herder, Friedrich Maximilian Klinger, Gottfried August Bürger, Jakob Michael Reinhold Lenz

  • Wodurch ist die Epoche Sturm und Drang geprägt?

  • Das Drama war die verbreitetste Literaturform diese Zeit und der Geniegedanke herrschte vor. Es handelt sich bei dieser Epoche um ein ausschließlich deutsches Phänomen und betrifft hauptsächlich den literarischen Bereich.

  • Welche typischen Merkmale der Epoche Sturm und Drang erkennt man im Gedicht?

  • Vorrangig steht die Parallele zur Natur und dem emotionalen Zustand des Lyrischen Ich.





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