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An die Nachgeborenen (Bertolt Brecht) - Referat



Gedichtanalyse Bertolt Brecht – „An die Nachgeborenen“

Bei dem Gedicht „An die Nachgeborenen“, welches von Bertolt Brecht geschrieben wurde, handelt es sich um Gedankenlyrik. Es wurde zu Beginn des 2. Weltkrieges (1939) verfasst. Das Gedicht ist sowohl ein Aufruf an die folgenden Generationen, aus den Fehlern der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus lebten, zu lernen als auch eine Rechtfertigung dessen, was die Menschen zu ihrem fälschlichen Handeln getrieben hat. Außerdem bittet der Autor die folgende Generation um Nachsicht für das Verhalten der Menschen.
Das Gedicht besteht aus 12 Strophen, die in drei Abschnitte eingeteilt sind. Diesen drei Abschnitten könnten folgende Überschriften zugeordnet werden: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.
In den ersten fünf Strophen berichtet der Autor von seiner derzeitigen Situation und der Situation in Deutschland zur Zeit des 2. Weltkrieges (Gegenwart). In den folgenden drei Strophen erinnert der Autor sich zurück an die Zeit nach dem 1. Weltkrieg (Vergangenheit) und in den letzten vier Strophen appelliert der Autor an die nachfolgende Generation (Zukunft).
Das Gedicht ist in der freien Form geschrieben, denn es ist weder ein Reimschema noch ein Metrum oder Rhythmus erkennbar. Auch die 12 Strophen sind verschieden lang. Sie besitzen zwischen vier und zwölf Zeilen und weisen kein Schema auf. Es ist ein lyrisches Ich erkennbar, welches sich auf den Autor Bertolt Brecht bezieht, denn das Gedicht ist autobiographisch geprägt.
Der erste Teil des Gedichts beginnt mit dem Satz „Wirklich ich lebe in finsteren Zeiten!“ (Z.1). Dies ist ein Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus und auf den Krieg, der bevorsteht. Es zeigt auch die Ablehnung des Autors gegen die vorherrschende Gesellschaft.
„Eine glatte Stirn deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen“ (Z.3-5). In diesen Zeilen macht der Autor deutlich, dass eigentlich keiner glücklich sein sollte. Die, die noch glücklich sind, wissen nur noch nichts von dem Ausmaß des Krieges oder sie sind nicht so empfindlich, wie sie es vielleicht sein sollten. Der Autor sagt, dass „ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen“ sei (Z. 7). Der Autor weist darauf hin, dass das gewaltsame Handeln vom Staat nicht einfach verschwiegen oder durch alltägliche Gespräche in den Hintergrund gerückt werden könne.
In der dritten und vierten Strophe macht der Autor seine missliche Lage deutlich. Zwar sei er bisher verschont geblieben, was seiner Meinung nach allerdings auf einem Zufall beruhe (vgl. Z. 15). Das Überleben sei ohnehin nur dann möglich, wenn der Herrscher es gestatte. „Iß und trink du! Sei froh, daß du hast!“ (Z. 16). Obwohl der Autor weiß, dass andere es nötiger hätten, isst und trinkt er, denn er versucht sich äußerlich anzupassen, um sein „Glück“ nicht herauszufordern.
In der letzten Strophe des ersten Teils definiert der Autor das Wort Weisheit. Er „wäre auch gern weise“ (Z.21), doch er stellt fest, dass es für ihn unmöglich ist. Denn weise sein heißt „sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit ohne Furcht verbringen“ (Z. 23-24). Diese Bedingungen kann er nicht erfüllen, denn der Krieg ist schon am Laufen und er kann nicht untätig zusehen.
Der erste Teil endet mit dem Satz mit dem er begonnen hat: „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ (Z. 30). Hiermit verdeutlicht der Autor noch mal die Hoffnungslosigkeit, die in erfüllt.
Der zweite Teil des Gedichts handelt wie bereits erwähnt von der Vergangenheit. Der Autor berichtet von der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. „In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung als da Hunger herrschte. Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs und ich empörte mich mit ihnen“ (Z. 31-34). Der Autor spricht hier von der Novemberrevolution, die 1918 statt fand und die viele Demonstrationen und Aufstände mit sich brachte, an denen er sich beteiligt hat. „Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten/ Schlafen legte ich mich unter die Mörder“ (Z. 37-38). Der Autor bezieht sich hier auf die Tatsache, dass er beide Weltkriege miterleben musste und dass er während des 1. Weltkrieges noch mit Menschen zusammengelebt und gearbeitet hat, die im folgenden Krieg zu „Mördern“, zu Nationalsozialisten wurden. Der mehrmals wiederholte Satz „So verging meine Zeit die mir auf Erden gegeben war“ (Z. 35+36, 41+42, 47+48, 53+54) zeigt, wie schnell das Leben des Autors verging. Es wirkt auch ein wenig traurig oder pessimistisch, als ob der Autor nicht die Möglichkeit hatte, ein Leben in Frieden zu führen, in dem er nicht auf der Flucht ist.
In der nächsten Strophe wird deutlich, dass der Autor versucht hat sich in das Leben einzufügen, es ihm aber nicht gelang. „Die Sprache verriet mich dem Schlächter“ (Z. 44). Hiermit meint er wohl, dass Kommunisten eine andere Art haben zu reden als Nationalsozialisten, was er natürlich nicht verbergen konnte.
In der letzten Strophe des zweiten Teils erzählt der Autor, dass er gerne gegen die Nationalsozialisten angekämpft hätte, die Unterstützung aber fehlte: „Die Kräfte waren gering. Das Ziel lag in großer Ferne“ (Z.49-50). Er sagte
es wäre „deutlich sichtbar“, denn es gab viele die gegen das Nazi Regime waren, aber trotzdem „kaum zu erreichen“, weil es keiner wagte, sich dem entgegen zu setzten (Z.51-52).
Der dritte und letzte Teil des Gedichts wendet sich, wie der Titel es auch besagt, „an die Nachgeborenen“, d.h. an die nachfolgende Generation. Dieser Teil ist sowohl eine Rechtfertigung als auch ein Appell. Der Autor rechtfertigt sich für die Taten der Menschen, die in diesem Krieg lebten und bittet die Nachgeborenen um Nachsicht. „Gedenkt wenn ihr von unseren Schwächen sprecht auch der finsteren Zeit der ihr entronnen seid“ (Z. 57-60). Hier greift der Autor wieder auf die „finsteren Zeiten“ zurück, die er bereits im ersten Teil erwähnte. Er sagt außerdem, die folgende Generation solle sich glücklich schätzen, da sie nicht in diesen Zeiten gelebt haben müsse.
In der nächsten Strophe erwähnt der Autor erstmals das Exil („Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd“ (Z. 61-62)) und macht deutlich in wie viele verschiedene Länder nicht nur er, sondern auch andere Exilautoren flüchteten. Er spricht auch von der Verzweiflung, die ihn und die anderen prägte, dass keine „Empörung“ (Z. 63) vorhanden war, denn wie schon im zweiten Teil erwähnt, wagte es keiner sich dem Regime entgegen zu setzten. In der nächsten Strophe erkennt der Autor, dass es einen letztendlich nur schwächt, sich über etwas, was nicht zu ändern ist, zu ärgern. Es entsteht die traurige Einsicht, dass Gewalt nur mit Gewalt zu beenden ist. „Ach wir, die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit konnten selber nicht freundlich sein“ (Z. 68-70).
In der letzten Strophe äußert der Autor noch seinen Wunsch, dass die folgende Generation aus den Fehlern der Vorigen lernen solle, bittet aber dennoch um Nachsicht für das Verhalten seiner Generation. „Ihr aber, wenn es soweit sein wird daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist gedenkt unserer mit Nachsicht“ (Z. 71-74).
Es sind einige wenige sprachliche Auffälligkeiten vorhanden, wie zum Beispiel, dass der Autor in den ersten beiden Teilen seines Gedichts von sich selber schreibt, während er im letzten Teil die anderen Exilautoren mit einbezieht. Dies hat wohl den Grund, dass der Wunsch, den er äußert, nicht nur sein Wunsch sondern der von allen Exilautoren ist.
Ansonsten sind noch die vielen negativen Worte auffällig, die dem Gedicht eine pessimistische und negative Stimmung verleihen, zum Beispiel „finster“ (Z. 1), „furchtbar“ (Z. 4), „Verbrechen“ (Z. 7), usw..
Der Autor verwendet nicht viele Stilmittel. Im ersten Teil stellt er eine rhetorische Frage (vgl. Z. 17-19) und im zweiten Teil verwendet er Parallelismus, der vielleicht das Dahinschwinden des Lebens darstellen soll: „In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung […] Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs“ (Z. 31+33).
Ansonsten verwendet der Autor Wiederholungen, wie zum Beispiel „Wirklich, in lebe in finsteren Zeiten“ (Z. 1+30) oder „So verging meine Zeit die mir auf Erden gegeben war“ (Z. 35+36, 41+42, 47+48, 53+54). Die Wiederholungen dienen nur dazu, zu verdeutlichen, wie finster die Zeiten waren und wie schnell die Zeit auf Erden verging.
In dem letzten Teil ist noch eine Anapher erkennbar: „Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser“ (Z. 65-68). Hier wird deutlich gemacht, dass auch der Hass und der Zorn die Psyche eines Menschen verändert.
Das Gedicht „And die Nachgeborenen“ war beim ersten Lesen sehr verschlüsselt. Allein der letzte Teil war gut verständlich. Doch nach mehrfachem Lesen und der Bearbeitung des Gedichtes wurde es gut verständlich und sehr interessant. Da das Gedicht autobiographisch geprägt ist, kann man sich gut in die Lage des Autors hineinversetzten. Der Appell an die folgende Generation ist Bertolt Brecht durchaus gelungen. Die Beschreibung der Situation der Kriege macht das Gedicht sehr ergreifend und erleichtert es dem Leser Nachsicht für das Verhalten der Menschen in dieser Gesellschaft zu zeigen.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: misucki



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