Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Alfred Andersch - 2.Version - Referat



Alfred Andersch

1. Biografie und literarische Entwicklung

1.1. Kindheit und Jugend
1.2. politische Lehrjahre
1.3. Nationalsozialismus
1.4. Kriegsgefangener in den USA
1.5. Journalist, ,,Gruppe 47"
1.6. Rundfunkarbeit, Texte und Zeichen
1.7. Ein ,,ausgekochter Ästhet und Schriftsteller des Engagements"
1.8. Rückzug
1.9. Revision
1.10. Vermächtnis

2. Der ,,Ruf"

2.1. Ursprung, der US-,,Ruf"
2.2. Gründe, Ziele der Herausgebe, Entwicklungen bis zum ersten Heft
2.3. Inhalte
2.4. Probleme
2.5. Auflösung des Ruf, ,,Der Skorpion"
2.6. Gründung der ,,Gruppe 47"

3. Werke

3.1. ,,Kirschen der Freiheit"
3.2. ,,Sansibar oder der letzte Grund"
3.3. ,,Winterspelt"


Jana Sehl
22.10.2001

Einleitung

Thomas Mann
Es sind - für mich - wahre Kostbarkeiten, - Kostbarkeiten der Wahrheit -, in Ihrer Studie... Ach ja, welche Wohltat ist die Stimme des Wissens und der loyaler Intelligenz inmitten des quälenden Geschreis der Dummheit!



Brief an Andersch vom 23. März 1955


Arno Schmidt
In Ihrem Leben scheinen mir Individualismus u n d Modellfall so unnachahmlich vereinigt, daß - hinzukommt noch Ihre ausgedehnte Bekanntschaft mit allen ,,Geistern" der Epoche - an ihm (und durch es) unser ganzes Zeitalter vorbildlich demonstriert werden könnte.



Brief an Andersch vom 23. Dezember 1956


Jean Améry
Der Schriftsteller Andersch ist, so scheint es mir, ein sehr ruhiger, besonnener, und auf eine überaus verläßlich angenehme Weise fast etwas schwerfälliger Mann. Keine verkörperte literarische Success-Story, kein Hans-Dampf auf allen Fluglinien, kein Pyrotechniker wohlfeiler Konversations-Bilanz. Er ist wohl auch ,,deutscher" als man sich nach seinen Büchern vorstellt.



Züricher ,,Tages - Anzeiger" Vom 4. November 1967


Max Bense
Die Flucht, an die dieser Autor denkt, wird immer eine Flucht in die Welt, in den Bereich der anderen, in die Gesellschaft, in das Dasein, in das Leben sein.



,,Die Realitäten der Literatur", 1971


Joachim Kaiser
Dieser korrekte, herzlich hilfsbereite Mann setzte sich leidenschaftlich für Personen, Freunde und Schwierige ein, die er als Talente erkannt zu haben glaubte. Man könnte sagen, dass er nach dem Zweiten Weltkrieg jene Rolle spielte, die nach dem Ersten die raschen, instinktsicheren, unternehmungslustigen und gescheiten Juden im literarischen Leben gespielt haben...



,,Süddeutsche Zeitung" vom 4. Februar 1974


Heinrich Böll
Zweifel habe ich nur, wenn Ernst Jünger von Andersch...ein paar Gran zu viel auf die linke Waagschale gelegt werden.



,,Die Zeit" vom 1. April 1977


Max Frisch
Ich meine: jede Würdigung seines literarischen Werkes, die Alfred Andersch als einen Meister deutscher Prosa entpolitisiert, wäre ein Hohn.



Laudatio auf Alfred Andersch am 9. März 1979


Helmut Heißenbüttel
Ich verdanke ihm sehr viel, denn er hat mich bekannt gemacht, er hat mich mit der Kulturindustrie bekannt gemacht. Er hat mir Tricks, die Möglichkeiten, die Chancen, die Risiken der Industrie erklärt, und nicht abstrakt, sondern in der Praxis.



Interview mit dem Deutschlandfunk, 1983


Walter Kolbenhoff

Wer ihn länger kannte, wußte, dass er einen feinen, etwas sarkastischen Humor besaß. Andersch war geborener Bayer, liebte es aber sehr, sich englisch zu geben. Es fiel ihm schwer, zu jemanden Kontakt zu bekommen, auf manche wirkte er eher abweisend.



,,Schellingstraße 48", 1984


Wolfgang Koeppen
Er wußte, daß er nicht mehr sehr viel Zeit hatte. Da zog er sich zurück und schrieb Winterspelt, seinen großen Roman aus dem letzten Krieg, in dem er versuchte, die hohen Ansprüche, die er an sich als Schriftsteller stellte, zu erfüllen. Winterspelt ist ein großer Roman, ein gültiges Werk deutscher Erzählkunst.



,,Süddeutsche Zeitung" vom 4./5. Februar 1984


Hans Werner Richter
Gemeinsam suchten wir nach einer Konzeption des ,,Rufs", unserer Zeitschrift. Es gab Meinungsverschiedenheiten. Ich war für eine stärkere Kritik der Besatzungsmacht als er, aber wir einigten uns immer, größere Differenzen gab es nie. Er konnte schroff, ablehnend, störrisch sein, es hat mich nie irritiert.



,,Süddeutsche Zeitung" vom 8./9. Februar 1986


Alfred Andersch, verkörpert wie kaum ein anderer Schriftsteller die Nachkriegsliteratur. Sein Leben und seine Werke sind von Krieg und Faschismus geprägt. Hätte die Geschichte Deutschland anders verlaufen können? Wie? Andersch war, unter anderem, einer der Schriftsteller, die sich ein Leben lang mit dieser Frage beschäftigten. Seine Verdienste in den fünfziger Jahren hätten diesen politisch sehr engagierten Autor zu einem ,,Literaturpapst" werden lassen können. (Andersch lehnte ab auf Grund seiner tiefen Abneigung gegen den offiziellen Literaturbetrieb.)
In diesem Referat wird ein, denke ich, sehr besonderer Schriftsteller mit einem äußerst interessanten Lebensweg beschrieben.

1. Biografie und literarische Entwicklung

Am 4. Februar 1914 wird Alfred Andersch im Münchener Stadtteil Neuhausen geboren.
Das Leben in diesem Stadtteil, welches stark von Militärwesen geprägt war, galt als schäbig.
Für Andersch ergab sich von klein auf ein deprimierender Eindruck. Im Jahre 1912 ist die Familie Andersch mit ihrem damals dreijährigem Sohn, Rudolf, aus Österreich nach Deutschland gekommen. Während seine Mutter aus einer tschechischen-österreichischen Handwerksfamilie stammt, lässt sich der Stammbaum der Familie des Vaters, Alfred senior, bis zu den Hugenotten zurückführen. Der erste Weltkrieg stürzte die Familie in ein wirtschaftliches und finanzielles Desaster. Der Vater, der stark nationalistisch geprägt war, schloss sich der Thule-Gemeinschaft an, aus der später viele Mitglieder in die ,,Hitlerclique" aufstiegen. Im Jahre 1920 trat Alfreds Vater der NSDAP bei. Ein Jahr später folgte die Geburt des dritten Sohnes der Eheleute Andersch, Martin Otto. Alfred Andersch wich den nationalistisch- antisemitistischen Tiraden des Vaters aus, verkroch sich in Grübelein.
Er suchte einen Ausweg aus der Ödnis und Eintönigkeit seines familiären und städtischen Milieus durch die Bekanntschaft mit Kunst und Literatur. Das Lesen weckte in ihm den Wunsch Schriftsteller zu werden. Bereits mit neun oder zehn Jahren versuchte er sich an Königsdramen ,,im Stil" Shakespeare und an einem Stück über die hugenottische Herkunft der Familie Andersch. Er fühlte sich von der Umwelt, die ihn umgab, eingeengt. Die Schule absolvierte er mit Widerwillen. Trotzdem besuchte er das renommierte Wittelsbacher Gymnasium.
Mit demonstrativem Desinteresse reagierte er auf das autoritäre und monarchistische Klima der Schule. Am 29. April 1928 verließ er ohne Abschluss das Gymnasium. Später begann er eine Lehre als Buchhändler bei dem Münchener Wega-Verlag.
Je älter Alfred wurde, desto größer wurde die Entfernung zu seinem Vater, der keine Kritik an seiner politischen Anschauung duldete. Andersch erschien der ,,nationalistische Fanatismus" als unsinnig. Ende der zwanziger Jahre unternimmt Andersch imaginäre Ausbrüche. Er beginnt heimlich die ,,Arbeiter-Illustrierten Zeitung", die Zeitschrift der KPD, zu lesen.
Ein Fakt, den der Vater nur mit Bitterkeit ertrug. Die politisch-ökonomischen Analysen, Theorien und die Ideenwelt des Kommunismus faszinierten Andersch. Er beschäftigte sich zunehmend mit Schriften von Romain Rolland, B. Brecht, Henri Barbusse, Lion Feuchtwangers und besorgte sich Schriften der Dritten Internationalen. Weiterhin las er Texte sozialistischer Klassiker von Marx, Engels und Lenin. Ende der zwanziger Jahre erhält er Zugang zu den Kreisen der Gewerkschaftsjugend und des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV). In Folge einer schweren Erkrankung starb sein Vater 1929, im Alter von 54 Jahren. Wenig später trat Andersch dem kommunistische Jugendverband bei. Mit dem Bekenntnis zum Kommunismus wollte Andersch sich eine eigenständige politische Identität schaffen. Mit 18 Jahren wurde er Organisationsleiter und Bildungsbeauftragter des KJV Südbayerns. Er gab Schulkurse und Bildungsveranstaltungen für KJV-Mitglieder. Nebenbei verfasste er gelegentlich Artikel für das Parteiorgan ,,Neue Zeitung". Nach der Veröffentlichung der ,,Verordnung zum Schutze von Volk und Staat", begannen die Nazis mit ihren Terrormaßnahmen gegen linke Kräfte. Am 8. März 1933 wurde Alfred Andersch, in Folge der Verhaftungswelle, als Kommunist festgenommen und in des KZ Dachau interniert. Er beobachtete Erschießungen und Folterungen. Trotzdem las er ,,politisch ungefährliche" Schriften, die ihm sein Bruder ins KZ brachte. Seine Zugehörigkeit zur KPD wurde trotz der schlimmen Erlebnisse im KZ nicht gebrochen. Er hatte ,,unverschämtes" Glück als er im Mai 1933 durch die Hilfe seiner Mutter aus dem KZ entlassen wurde. Von Frühsommer bis Herbst 1933 arbeitete er im Lehmann´schen Verlag. Die Schwierigkeiten nach 1940 beschrieb Andersch in der Erzählung Die Inseln unter dem Winde. Andersch beteiligte sich weiterhin an illegalen Arbeiten für die Partei. Deshalb geriet er im Spätsommer 1933 wieder auf die Fahndungsliste der Gestapo. Er wurde zum wiederholten Male festgenommen, jedoch wenig später wieder freigelassen. Diese zweite Festnahme löste einen schweren psychischen Schock aus, der Andersch veranlasst seine Arbeit für die Partei zu unterlassen.
Im Spätsommer 1933 verlor Andersch jeglichen Kontakt zu früheren Genossen der KJV, da er unter Aufsicht der Gestapo stand und damit rechnete überwacht zu werden. Er verdrängte das traumatische Erlebnis der zweiten Verhaftung und vergrub sich in eine selbstgeschaffene Innenwelt der Stimmungen und Gefühle durch die intensive, wahllose Beschäftigung mit Musik, Architektur, Malerei und Literatur. Er schrieb Gedichte, ignorierte die Gesellschaft.
Andersch beschäftigte sich mit einer Art realitätsabgewandten Kunstjüngertums, welches ihm als Schutzschild vor weiteren Verletzungen seines angeschlagenen Selbstwertgefühls dienen sollte, als Ersatzbeschäftigung für das politische Handeln. Andersch reagierte auf den totalen Staat mit totaler Introversion. Das Fernhalten der Realität führte zu Selbstverleugnung und Selbstentfremdung. Andersch erarbeitete sich aber auch in diesen Jahren die Grundlagen seiner intensiven, weitgespannten Kenntnissen zur Kunstgeschichte. Er beschäftigte sich mit europäischen Klassikern, über den bürgerlichen Realismus bis zu den Vertretern der Moderne wie Baudelaire, Joyce, Proust. Vieles spricht dafür, dass er sich mit Romantikern, Symbolisten und Impressionisten auseinandersetze. Dies waren wichtige Orientierungspunkte bei dem Versuch, sich der Literatur zu nähern. Als seine literarischen Vorbilder sah er Rilke, Hölderlin und Stifter an. Diese Umstand galt als deutliches Zeichen der betont rückwärtsgewandten und zeitlosen Haltung. Sein wichtigster Lehrmeister war der Münchener Privatgelehrte Dr. Günther Herzfeld-Wüsthoff, der ihm riet, sich an den großen Formen zu schulen wie an Werken von Leopold von Rankes, Stendhal oder Thomas Mann. Diese Autoren hatten noch später großen Einfluss auf die Werke Andersch. Im Winter 1933/34 lernte Andersch Angelika Albert kennen. Noch vor der Bekanntgabe der ,,Rassengesetzte" heirateten Angelika Albert und Alfred Andersch. (Angelika war Halbjüdin.) Andersch gab seine Arbeit im Lehmnn´schen Verlag auf und siedelte mit Mutter, Bruder Martin und seiner Frau nach Hamburg um. Er arbeitete in der Werbeabteilung der Leonar-Werke um dem Unterhalt der Familie zu sichern. Sein eigentliches Leben fand jedoch in einer privaten Welt der Literatur statt. Er zog sich, besonders in der Zeit, in der seine Tochter Susanne geboren wurde, immer häufiger zurück, um ungestört schreiben zu können. Ende der dreißiger Jahre begann die Ehe zu zerbrechen. Andersch und Angelika blieben aber weiterhin zum Schutze der TochterAngelika verheiratet. Andersch fühlte sich mehr zur Malerin Gisela Groneur hingezogen, die seiner künstlerischen Neigung näher stand. Im Jahre 1940 wurde Giselas und Anderschs erster Sohn, Michael, geboren. Fünf Jahre später folgte ihr zweites Kind, Martin. In Anderschs Skizze zu einem jungen Mann kann man erkennen, dass Andersch den dringenden Wunsch verspürte, als Schriftsteller in Erscheinung zu treten.
Als der Krieg beginnt, wird er auf Grund seiner Sehschwäche vorerst nicht eingezogen.
Aber im Frühjahr 1940 wird er doch als Bausoldat am ,,Westwall" eingesetzt. Später wurde er, als früherer KZ-Insasse, ausgemustert. Bis Herbst 1943 arbeitete er bei einer Kosmetikfirma.
Er begann nach Veröffentlichungsmöglichkeiten für seine Manuskripte zu suchen.
Andersch fragte für die Veröffentlichung des Erzählbandes Erinnerte Gestalten beim Suhrkamp Verlag nach. Die Lektoren lehnten lobend ab. Die ,,Kölnische Zeitung" veröffentlicht
am 25. April 1944 die Erzählung Erste Ausfahrt.
Noch bevor das Jahres 1943 endete, wurde Andersch erneut einberufen. In Briefen erklärte er seiner Mutter, dass er ,,rüber gehen will". Am 6. Juni 1944 lief Andersch in Viterbo bei Rom über die Frontlinie und ließ sich von amerikanischen Truppen gefangen nehmen.
Es war seine freiwillige Entscheidung zu den Amerikanern überzulaufen. Diese Entscheidung beschreibt einen Wendepunkt in seinem Leben. Er befreite sich aus der politischen Introversion. Nach seiner Gefangennahme verbrachte er sechzehn Monate in verschieden Kriegsgefangenenlagern. Ab August 1944 befand er sich in den USA, wo die Zeit der ,,Freiheit" begann. Es war die Zeit der ,,Freiheit" unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber die Gefangenschaft ermöglichte es ihm frei von Angst und Bedrohung zu leben, zu schreiben, zu sprechen sowie nachdenken zu können. Im Gefangenenlager fand er eine Gemeinschaft politisch Gleichgesinnter. Alle waren Antifaschisten und zählten zu frühren Mitgliedern einer kommunistischen oder sozialistischen Bewegungen. Anfang Oktober 1944 wurde Andersch in ein Lager in Ruston in Louisiana interniert, wo er als Sanitätshelfer im Lagerhospital arbeitete. Seine Eindrücke und Erfahrungen aus dem Kriegsgefangenenlagern beschrieb er in der 1971 veröffentlichen Erzählung Festschrift für Captain Fleischer. Hauptperson dieses Werkes ist der liberale, tolerante und aufgeschlossene Lagerarzt Dr. Fleischer, der in einer respektvollen Haltung als Amerikaner den deutschen Kriegsgefangenen gegenübertritt. Andersch war begeistert von dem ,,Großen Plan" Roosevelts, der Utopie eine Weltzivilisation und einen Weltstaat zu schaffen. Für Andersch stellte diese Vorstellung einen hoffnungsvollen Anfang einer Synthese zwischen von Freiheit und Sozialismus in menschlicher Relation dar.
Die Zeit der Kriegsgefangenschaft war überaus bedeutend für Andersch, nicht nur wegen des politischen Neubeginns, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass sie (die Zeit der Gefangenschaft) den Anfang seines Lebens als Schriftsteller darstellt. Eine Phase des intensiven Lebens begann. In der Lagerbibliothek entdeckte er Literatur des Antifaschismus sowie Bücher, die im Nazi-Deutschland verboten waren. Er wandte sich der amerikanischen Gegenwartsliteratur zu. Diese ,,neue" Literatur unterschied sich extrem in ihrer metapherarmen Sprache, ihrem lakonischen Ton und in ihrer Zeitbezogenheit von Anderschs bisherigen literarischen Vorbildern. Auf der Suche nach einer neuen literarischen Schreibweise dienten ihm Ernest Hemingway, Willliam Faulkner, John Steinbeck, Thomas Wolfe als Vorbilder.
Alfred Anderschs Nachholbedarf war enorm. Er besuchte Sinfonien, entdeckte die amerikanische Kultur, schrieb nachts an einem Buch und nutzte jede freie Minute für literarische oder politische Arbeiten. Um den Kriegsgefangenen zu verdeutlichen, wie Demokratie praktiziert wird, gestatteten die Amerikanern Lagerzeitschriften zu veröffentlichen. Sie dienten als Forum, wo sich die Gefangenen über ihre politischen Hoffnungen, Erwartungen und Vorstelllungen äußern konnten. In Ruston veröffentlichte Andersch mit Freund Kolbenhoff eine Lagerzeitung mit betont sozialistischer Tendenz. Wahrscheinlich setzte sich Andersch in den Werken, die er im Lager verfasste, mit seiner Dessertation auseinander. Unter anderem schrieb er ein Manuskript, welches Züge der Erzählung Flucht in Etrurien enthält. Man kann deutliche Unterschiede zwischen diesem Manuskript und der Mitte 44 veröffentlichen Erzählung Erste Ausfahrt sehen. Seine neueren Werke sind nicht mehr durch Hauptpersonen mit passivem Verhalten, der völligen Flucht, sondern durch aktives Handeln gekennzeichnet, wie Widerstand oder Entdeckerlust. Die Sprache ist durch einen sachlich-knappen Ton geprägt. Noch deutlicher treten diese Veränderungen im Stil Anderschs in dem in Ruston geschriebenen Bericht über seine Gefangennahme mit dem Titel Amerikaner - Erster Eindruck. Aufbruchstimmung wird in einem nüchternen Ton verdeutlicht. Wahrscheinlich dienten Andersch die ,,49 Depeschen" von Hemingway zum Vorbild. Anfang April 1945 wurde Andersch nach Fort Kearney gebracht, wo die ,,Ruf"- Redaktion, eine sehr weit verbreitete Lagerzeitschrift, ihren Sitz hatte. Andersch steuerte für den ,,Ruf" literarische Berichte zur amerikanischen Gegenwartsliteratur bei.
Mitte September schied Andersch aus der Redaktion des ,,Ruf" aus. Er besuchte anschließend einen zweimonatigen Verwaltungslehrgang. Teilnehmer dieser Kurse, die als privilegiert galten, wollten die Amerikaner den neu zu besetzende Stellen in Deutschland zu kommen lassen z. B. in öffentlicher Verwaltung, Politik und Publizistik. Die Erwartungen an einen demokratischen Neubeginn, die in Amerika geweckt und diskutiert wurden, waren hoch. Um so größer muss die Enttäuschung gewesen sein, als Andersch nach seiner Rückkehr feststellte, dass die Ansprüche, die im Lager gestellt wurden, sich unter der amerikanischen Besatzungspolitik kaum verwirklichen lassen würden.
Nach 500 Tagen war Anderschs Gefangenschaft zu Ende. Er wurde über Bosten und Le Havre nach Darmstadt transportiert, wo er seine Entlassungspapiere erhielt.
Der Rückkehr nach Deutschland sah Andersch mit widersprüchlichen Gefühlen entgegen.
Im Gefangenenlager fand er die erhoffte Bestätigung für sein schriftstellerisches Talent, in der Redaktion des ,,Ruf" war er als begabter Journalist aufgefallen, seine Selbstzweifel waren revidiert. Es drängte ihn immer mehr danach, seine journalistischen und literarischen Arbeit fortzusetzen. Seine näheren Angehörigen hatten den Krieg unversehrt überlebt. In Wuppertal fand er seine Lebensgefährtin Gisela Groneur wieder. Die Teilnahme an dem Verwaltungskurs in den USA ermöglichte es ihm, in der Redaktion der ,,Neuen Zeitung", offizielles Organ der US - Militärregierung in Bayern, aufgenommen zu werden. Andersch wurde dem kulturellen Teil der Zeitung zugeteilt. Er hatte endlich zu seinem Beruf gefunden. Allerdings bemerkte Andersch bereits nach kurzer Zeit, dass die offiziellen Leitlinien, die die Zeitung vertrat, nicht seinen eigen entsprachen. Andersch betrachtete die Arbeit in der Redaktion der ,,Neuen Zeitung" lediglich als Durchgangstation auf dem Weg zu seiner eigenen Zeitung. Er hielt noch während seiner Anstellung unter Erich Kästner bei der ,,Neuen Zeitung" Ausschau nach geeigneten Mitarbeitern, er begann zu planen und vorzubereiten. Der Plan, von seiner eigenen Zeitschrift, zerschlug sich bald. Im Frühjahr 1946 traf Andersch zwei seiner Mithäftlinge aus den USA wieder, Curt Vinz und Walter Kolbenhoff, die beide die Redaktion des amerikanischen ,,Ruf" geleitet hatten. Zusammen beschlossen sie, einen neuen ,,Ruf" zu herauszugeben.
Die Redaktionsmannschaft war schnell gefunden. Hans Werner Richter und Andersch sollten zusammen als Herhausgeber fungieren. Am 15. August 1946 erschien in München das erste Heft des Münchener Ruf. Neben der offenen unverholenden Kritik an der amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland, gab eine Veröffentlichung Anderschs, die ein Bekenntnis zum Sozialismus, dem Gegenstück der Amerikapolitik, enthielt, den entschieden Ausschlag, dass Hans Werner Richter und Andersch die Redaktion des Ruf nach Aufforderung der amerikanischen Aufsichtsbehörden hin, verlassen mussten. Mit ihnen verließ auch der Großteil der Redaktionsmannschaft den Ruf. Mit dem Ruf verloren die intellektuellen Wortführer der Jungen Generation ihr Sprachrohr. Andersch und Richter versuchten bereits wenige Monate später eine neue Zeitung unter dem Namen ,,Der Skorpion" zu veröffentlichen. Sie wollten sich, da ihnen die Möglichkeit zur politischen Stellungnahme genommen worden war, intensiver der Literatur zu wenden. Zur Arbeit an der Probeausgabe wurden alle Freunde und Mitarbeiter des ,,ehemaligen" Ruf eingeladen, die sich mit Richter und Andersch solidarisiert hatten. Viele erschienen bis auf Andersch selbst. Die lockere Redaktionssitzung markiert die erste Tagung der ,,Gruppe 47". Es kam nie zu einer Veröffentlichung eines Heftes von ,,Der Skorpion", da die amerikanischen Aufsichtsbehörden die Erscheinungslizenz verwehrten. Richter setzte die Treffen seines ,,Freundschaftsbundes von Schriftstellern" fort. An der zweiten Tagung nahm auch Andersch teil, der am Ende seinen programmatischen Essay Deutsche Literatur in der Entscheidung verlas. In der um 1948 entstanden Erzählung Heimatfront ist ein sehr großer Einfluss Sartres erkennbar. Andersch sah sich sehr zum Existentialismus, der von Sartres vertreten wurde, hingezogen. Die Hauptperson, Werner Rott, wird mit der Grenzsituation konfrontiert. Er erlebt die völlige Isolation und spürt die innerliche Zerstörung, die der Krieg verursacht hat.
Diese Welt ohne Rettung und Erlösung, in die Menschen hoffnungslos eingeschlossen sind,
hat ihr literarisches Vorbild in Sartres Drama ,, Huis clos". Am entschiedensten wirksam geworden ist Sartres Einfluss in dem 1952 erschienen autobiografischen Bericht Kirschen der Freiheit, mit dem Andersch erstmals richtig bekannt wurde. In dem Mittelpunkt des Werkes steht die existentielle Entscheidung zur Freiheit.
Seit August 1947 schrieb er für die ,,Frankfurter Hefte". Die Herausgeber Eugen Kogon und Walter Dirks, vertraten gleiche politischen Zielsetzungen wie Andersch und Richter. Weiterhin empfahl Kogon Andersch bei dem Sender ,,Radio Frankfurt" (aus dem später der ,,Hessische Rundfunk" hervorging). Andersch sollte nach dem Vorbild des ,,3rd programme" der BBC ein kulturell anspruchsvolles Nachtprogramm - das ,,Abendstudio" gestalten. Am 19. Oktober 1948 wurde seine erste Sendung, eine Arbeit über Ernest Hemingway, als Kulturredakteur ausgestrahlt. Andersch zog mit seiner Familie auf die Burg Kerpen in die Eifel, wo er sich in Ruhe zurückziehen konnte, um ungestört schreiben zu können. Alfred Andersch und Gisela Groneur ließen sich 1950 trauen. Mit ihnen wohnten fünf Kinder auf der Burg. Peter und Cordula (die Kinder aus Giselas erster Ehe) sowie die gemeinsamen Söhne Martin, Michael und ihre 1950 geborenen gemeinsame Tochter Annette. Bis 1952 blieben die Andersch in der Eifel wohnen. Die Rundfunkarbeit stellte für viele Schriftsteller, wie auch Andersch, eine finanzielle Grundlage dar, da der Rundfunk auf keine Verkaufs- und Umsatzzahlen angewiesen war. Gleichzeitig bot der Rundfunk genau wegen dieser ,,Unabhängigkeit" Raum für Neues und Experimentelles. Leitlinie für seine Arbeit stellt der Essay Deutsche Literatur in der Entscheidung dar. Er wollte die deutsche Literatur aus der geistigen Quarantäne befreien, in die sie währen des Krieges geraten war. Der französische Existentialismus, die Meister der amerikanischen Moderne und alles was sich an junger deutscher Literatur in Deutschland entwickelte, galten weiterhin als Leitbilder. Bereits nach kurzer Zeit galt Andersch als einer der wichtigsten Förderer und Vermittler der neuen deutschen der modernen ausländischen Literatur. Andersch sorgte neben Ernst Schnabel mit eigenen und fremden Produktionen für das Wiederaufleben des literarischem Hörspiels. Sein Debüt als Hörspielautor wurde durch die im Oktober 1950 veröffentlichte Sendung Biologie und Tennis, einem Zeitstück gegen den Antisemitismusmarkiert. Weiterhin versuchte er, die Reportage als literarische Kunstform im Rundfunk zu etablieren. Andersch entwickelte eine Zwischenstellung zwischen Hörspiel und Reportage, das Funk-Feature. In den Jahren um 1950 galt er als einer der besten Autoren dieser Sendegattung. Das erste Feature Anderschs, das im September 1951 ausgestrahlt wurde, hieß Das starke Dreieck, mit dem Thema der Montan-Union zwischen Frankreich und der Bundesrepublik. Die im Rundfunk angewendeten Montage und Collagetechniken hatten, Einfluss auf Anderschs Prosa. So zum Beispiel nahm er aus dem Erzählband Geister und Leute, zwei Stücke auf, zu denen angemerkt ist, dass eine Technik vergleichbar mit dem Cuttern eines Filmes angewandt wurde. Andersch hat in vielen Arbeiten eine Einbindung technischer Verfahrensweisen nach Brecht geprobt. In dem Roman Sansibar oder der letzte Grund, kann man sehr gut ,,filmische Qualitäten" wiedererkennen. Diese entstehen durch die konsequente Parallel- und Simultanführung der Figuren. Zum Jahresende 1952 zog Andersch mit seiner Frau sowie den fünf Kindern nach Hamburg. Der Grund war ein Angebot des Nordwestdeutschen Rundfunks, die gemeinsame Feature-Redaktion des Hamburger und Frankfurter Senders zu übernehmen. Bereits 1955 wechselte er zum Süddeutschen Rundfunk nach Stuttgart, wo er Gründer und Leiter der Abteilung ,,radio-essay" wurde. Von 1952 bis 1953 veröffentlicht er in der Frankfurter Verlagsanstalt Die Reihe Studio Frankfurt. Diese Publikation war Anderschs Antwort auf die konservative Politik der großen Verlagshäuser, die Experimente scheuten.
In dieser Reihe erschienen ohne Ausnahme nur solche Werke, die auf dem literarischen Markt kaum Chancen hatten, veröffentlicht zu werden, wie z. B. Erzählungen, Hörspiele, Reportagen, Tagebücher von Autoren, die bis dahin weitgehend unbekannt waren, wie Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Wolfgang Hildesheimer und viele anderer. Im Programm von ,,radio-essay" wurde dieser Plan weitergeführt. Auf Andersch Initiative hin wurden Stücke von Arthur Adamov, Samuel Beckett, Günter Grass, Alfred Jarry, Nelly Sachs u.a. gesendet.
Seit der Übersiedlung nach Hamburg spielte Andersch mit der Idee, eine eigene literarische Vierteljahresschrift zu veröffentlichen. Diese Zeitschrift mit dem Titel ,,Der Rabe. Nachrichten für Städtebewohner", sollte nur kritische, scharf polemische Beiträge zur Kunst, Literatur und Musik enthalten. Eine Chance der Veröffentlichung ergab sich 1954 als Andersch mit Eduard Reifferscheid, Inhaber des Luchterhand Verlags, in Kontakt kam. Am 15. Januar 1955 erschien das erste Heft von Zeichen und Schriften im Luchterhand Verlag. Diese Zeitschrift unterschied sich schon in der strengen Aufmachung. Man wollte weder den biederen Massengeschmack noch den bildungsbürgerlichen Provinzialismus bedienen. In dieser Zeitung wurden, in einer nie zuvor dagewesene Breite, ausländische Autoren vorgestellt. Texte und Zeichen wurde unter anderem durch Werke von A. Adamov, S.Beckett, J. L. Borges, E.E. Cummings, E. Vittorini bekannt. Veröffentlicht wurden Aufsätze über die zeitgenössige Literatur in Schweden, Berichte über afrikanische und lateinamerikanische Dichtung, über die Literatur der Volksrepublik China und die literarische Entwicklung der DDR. Weiterhin veröffentlichten Autoren wie W. Weyrauch,
M. Walser, H. Heißenbüttel... Auch Kunst, Zeichnungen, Abbildungen, Fotos fanden im hohen Maßen Bewunderung. Auf Grund ,,marktwirtschaftlichen Erwägungen" wurde die Zeitschrift nach 16 Ausgaben 1957 eingestellt. Sie war nicht mehr profitabel genug.
Mitte 1958 übersiedelte die Familie Andersch in die Schweiz in ein Tessiner Bergdorf. Anderschs Weggang erregte Aufsehen, da er zu den führenden Männern des literarischen Leben der BRD zählte. Als lakonische Antwort gab er an, er wolle an größeren Prosastücken arbeiten und bräuchte dafür die Ruhe wie auch die Abgeschiedenheit der Schweiz. Die ,,Emigration" kam nicht überraschend. Nach der Veröffentlichung von Kirchen der Freiheit, wurden viele Angriffe gegen ihn gerichtet, die bis hin zu Morddrohungen reichten. Immer häufiger kam es in der Zeit vor dem Weggehen zu Kontroversen mit dem Rundfunksender. Andersch wurden durch den neuen Intendanten Bausch viele Verbote auferlegt. Sein Hörspiel Die Nacht der Giraffe, das die Verwicklungen Gaulles in den Algerien-Aufstand darstellt, wurde boykottiert. Die erschwerten Arbeitsbedingungen waren der letzte Anstoß Deutschland zu verlassen. Weiterhin war er auch von der ,,Demokratie der schmutzigen Hände" (Adenauer-Staat nach Andersch) enttäuscht. Die Presse übte zu wenig oder zu oberflächige Kritik an den politischen Geschehnissen. Der Umzug in die Schweiz wurde erst nach der Veröffentlichung von Sansibar oder der letzte Grund 1957 möglich, da die Familie von dem Erlös seines ,,freien" Schriftstellerdaseins leben konnte. Sansibar oder der letzte Grund knüpft thematisch an den autobiografischen Bericht Kirschen der Freiheit an. Das Motto könnte lauten, ,,dem politischen Moment eine epische Form" zu geben. Es wird wieder das eigenverantwortliche Handeln dargestellt. Im Mittelpunkt des Buches steht der Widerstand gegen den Terror und die Selbstentfremdung. Im Dezember 1961 wurde der Roman verfilmt. Mit Sansibar wurde Andersch ein Erfolgsautor. Noch vor der Übersiedlung in die Schweiz hatte Andersch mit der Arbeit an einem zweiten Roman, der 1960 erscheinen sollte, begonnen. Das Buch Die Rote setzte dort ein, wo Sansibar geendet hatte: eine junge Frau flieht aus Deutschland. Doch diesmal ist es die Gegenwart. Andersch beschrieb die BRD am Ende der fünfziger Jahre. Andersch sah voraus, dass Die Rote nie den Erfolg von Sansibarerreichen könne, da ,,sich die Rechten in Deutschland auf die Zehen getreten" fühlen werden. Die Rechten hatten in Deutschland schon wieder mehr und mehr Einfluss gewonnen und beherrschten den größten Teil der Presse, so dass es ,,viel Geschrei geben wird". Und seine Vermutungen traten ein.
Andersch hatte mit Die Rote einen empfindlichen Nerv getroffen. Auch die Verfilmung dieses Romans wurde ein Misserfolg.
Als Andersch 1962 das sehr privat anmutende Reisebuch Wanderungen im Norden und ein Jahr später das Erzählband Ein Liebhaber des Halbschatten veröffentlichte, schien es als habe sich Andersch wiederum in den Elfenbeinturm eines privaten Schriftstellerdaseins zurückgezogen. Statt zeitkritisches Engagements zu üben, beschreibt er persönliche Erlebnisse und psychische Befindlichkeiten eines Protagonisten, fern ab von gesellschaftlichen Konflikten. Die Kritiker titulierten ihn als ,,Geschlagenen Revolutionär". Andersch hielt sich, was öffentliche Stellungnahmen anbetraf, besonders fern von gesellschaftlichen und literarischen Auseinandersetzungen. Er zeigt in dieser Zeit wenig öffentlichen Protest. Jedoch entzog er sich nicht völlig der Kritik. Wer in dieser Zeit seine Essays, Kritiken und Rezensionen las, erkannte, dass er z.B. nicht dem Streit um die Literatur auswich. (Schriftsteller sollten sich sozial nützlicheren Tätigkeiten zuwenden und die gesellschaftliche Folgenlosigkeit ihres Tuns einsehen.) Andersch lieferte am Beispiel des zeitgenössigen englischen Romans, den Gegenbeweis zum ,,Ende des Erzählens". Er bezog Gegenposition zur allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz der Enthumanisierung in dem er für die humane Literatur eintrat.
Auf dem literarischem Sektor bemerkte er die grundlegende Erneuerung des Romans. Es stand nicht mehr der ,,Mensch", sondern eine autonome Dingwelt im Mittelpunkt des erzählerischen Interesses. Im Jahre 1967 erschien Anderschs dritter Roman Efraim, in dem sich der Autor der deutschen Vergangenheit aus einer extrem subjektiven Perspektive nähert. Sein Held, der jüdische Journalist George Efraim ist auf der Suche, nach der von den Nazis ermordeten Tochter seines Chefs. Efraim wurde mit Max Frischs ,,Stiller" und Saul Bellows ,,Herzog" verglichen.
In beiden Büchern wird der Identitätskonflikt des Individuums dargestellt.
Dieser antifaschistische Roman
bracht Andersch höchste öffentliche Annerkennung.
In Jahr 1967 erhielt Alfred Andersch den Kulturpreis der Stadt Dortmund (Nelly-Sachs-Preis).
Anderschs politisches Weltbild veränderte sich grundlegend Anfang der sechziger Jahre. Er hatte geglaubt, dass der Prozess der Demokratisierung, trotz Adenauer, Fortschritte machen würde. Gestützt hatte er seine Vermutung auf das Vorbild der USA. Mit dieser Erkenntnis war es vorbei als er erkannte, mit welchen Mitteln und Folgen die USA ihre politischen Ziele in der Dritten Welt durchsetzten. Der Vietnamkrieg und der von den USA gelenkte Putsch gegen die sozialistische Allende-Regierung in Chile zerstörten endgültig Anderschs Vertrauen in die Entwicklungsmöglichkeit des Systems einer bürgerlichen Demokratie. Dieser radikale Umschlag seines politischen Weltbildes, spiegelte sich auch in seinem literarischen Schaffen wider. Andersch selbst stellte sich vor die Frage, ob er den gesellschaftlichen Anspruch, den er an seine Werke stellt, nicht selbst durch die falsche politische Zielsetzung und Hoffnung, von der er ausgegangen war, entwertete. In dem 1972 erschienen Erzählbandes Mein Verschwinden in Providence wird die Verunsicherung über den Sinn des Schreibens nach den Verlust der demokratischen Illusionen und Selbstzweifels des Autors deutlich. Mit dieser Erzählung verabschiedet sich Andersch von der politischen Leitidee, dem Vertrauen auf die amerikanische Form der Demokratie. Gleichzeitig überprüft er den gesellschaftlichen Standort des Schriftstellers. Der Text ist von vielen autobiografischen Erlebnissen gekennzeichnet. Im Herbst 1970 wurde Andersch auf eine Vortragsreise nach Nordamerika eingeladen. Mit der Erkenntnis und einen Schuss Selbstkritik Anderschs an seiner früheren Forderungen der Bindungslosigkeit eines Schriftstellers, beginnt Andersch eine neue Phase des politischen und literarischen Engagements. Die in dem Sammelband Mein Verschwinden in Providence enthaltenen Erzählungen lassen erkennen, dass sich Andersch in der Zeit zwischen 1968 und 1971 in einer Umbruchphase befunden hat. Ein Thema zieht sich, wie ein roter Faden, durch fast alle Erzählungen des Bandes: Der Abschied vom bisherigen Leben. In der Erzählung Tochter zum Beispiel erfährt der Arzt, Richard Wagner, durch das Gefühl des Alterns und der Trennung, dass er nun eine entscheidende Lebensphase abgeschlossen hat. Eine besonders große Bedeutung kommt den in diesem Band enthaltenen Franz-Kien-Geschichten Brüder, Festschrift für Captain Fleischer und Die Inseln unter dem Winde zu. Franz Kien stellt unter allen literarischen Figuren, die Andersch mit autobiografischen Zügen ausgestattet hat, die dar, die Andersch am nächsten steht. In diesen Franz-Kien-Geschichten unterzog Andersch seine eigene Jugend einer Revision. In diesen Geschichten fand er zu seinen Anfangen zurück, zu den lebensgeschichtlichen Stadien, die für seine spätere Entwicklung wichtig waren. Die erster dieser Geschichten, Alte Peripherie, entstand 1962. In ihr kehrt die Erinnerung an die Jahre um 1930 wieder, als Andersch, damals Lehrling, versuchte aus dem erdrückend empfundenen Milieu seines Elternhauses und seines Stadtviertels auszubrechen. In dem Erzählband Mein Verschwinden in Providence werden die lebensgeschichtliche wichtigste Perioden seines Lebens umgrenzt: der Beginn der nationalistischen Diktatur und die Lagerhaft in Dachau in Die Inseln unter dem Winde, den Kriegsbeginn in Brüder und die Kriegsgefangenschaft in Festschrift für Captain Fleischer. Bedeutsam sind diese Geschichten nicht nur, weil sie Erinnerung an die eigene Geschichte sind, sondern auch weil eine Überprüfung und Neubewertung der Vergangenheit stattfindet. Es handelt sich um ein Analysieren der Zusammenhänge zwischen politischer und persönlicher Geschichte. Nach seiner Desillusionierung hatte Andersch sich immer mehr dem Faschismus in Deutschland zugewandt. Ihm wurde bewusst, dass nach 1945 kein endgültiger Bruch mit der nationalistischen Vergangenheit stattgefunden hat. Das bürgerliche System der Demokratie verhinderte nicht das Aufkommen des Faschismus, z.B. wurde in Krisensituationen auf die autoritären und obrigkeitsstaatlichen Mittel zurückgegriffen. Bestimmte undemokratische Traditionen bestanden nach 1945 weiter z. B. Arbeitsverbot. Andersch unterzog der Geschichte nicht nur eine Revision, er überlegte gleichzeitig wie die Geschichte hätte anders verlaufen können. Seiner Meinung nach beraubt sich derjenige, der darauf verzichtet, sich vorzustellen wie Etwas hätte anders ablaufen können, der das Gegebene als Unabdinglich darstellt, die Möglichkeit verändernd in die Gegenwart einzugreifend. In seinem letzten Roman, dem 1947 erschienen Winterspelt , spielt Andersch einen Versuch durch, wie die Geschichte hätte anders verlaufen können.
Andersch beschäftigte sich bis zu seinem Tod mit der Frage, ob man die Geschichte so hinnehmen muss, wie sie verlaufen ist. Die Überprüfung der Vergangenheit, das Durchspielen möglicher Haltungen und Handlungen vor dem geschichtlichen Erfahrungshorizonts ist eine notwendige Voraussetzung, um in einer neuen ,,Lage" nicht noch einmal in alte Fehler zu verfallen. Nach der Beendigung von Winterspelt arbeitete er an einem Hörspiel, welches sich die Frage, ob und wie der Faschismus hätte verhindert werden können, zum Thema macht. Es sollte ein Stück über den kommunistischen und Reichstagsabgeordneten Hans Beimler werden.
Der hatte vor dem Faschismus nicht kapituliert, ist aber einfach gescheitert. Die Erinnerungen Anderschs an Beimlers Tod, stimmten Andersch selbstkritisch, ob der Faschismus unvermeidlich gewesen ist oder wie weit die Linken durch ihr zögerndes Verhalten und ihre eigenen Fehler dazu beigetragen hatten. Das Beimler Hörspiel blieb ein Fragment. Andersch musste seine Arbeit für längere Zeit auf Grund einer schweren Erkrankung unterbrechen. Die Enttäuschung über die Art und Weise der ,,Demokratisierung" hatte ihn dazu gebracht, seine Zurückhaltung bei politischen Auseinandersetzung aufzugeben und in öffentlichen Diskussionen wieder Partei zu ergreifen. Andersch bezeichnete die 70iger Jahre als eine ,,Wiedergefundene Zeit", als eine ,,Zeit des Wiederfindens der Linken". Er hatte auch zu seiner früheren sozialistischen Position zurückgefunden, für die er nun offensiv eintrat. Sichtbarer Beleg sollte der 1975 verfasste Öffentliche Brief an einen sowjetischen Schriftsteller, das Überholte betreffend darstellen. Anlass zu diesen Brief an Konstantin Simonow, den Vorsitzenden des sowjetischen Schriftstellerverbandes, bot eine Einladung zu einer internationalen Autorenkonferenz in Moskau, an der Andersch im Oktober 1975 teilnahm. Im Öffentlich Brief bekennt sich Andersch zu seiner politischen und literarischen Biografie. Weiterhin gibt er seine erneute Parteinahme für die sozialistische Gesellschaft bekannt. Zur gleichen, Zeit 1976, entstand ein thematisch ähnlicher Artikel, in welchen er den ,,Öffentlich Auftrag" eines Schriftstellers definiert.
Mehr Aufsehen als mit seinen Aufrufen und öffentlichen Bekenntnissen erlangte Andersch mit einem Gedicht ,,artikel 3". Es handelt von der Praxis des im Februar 1972 verabschiedeten ,,Radikalenerlasses". Mit diesem Gedicht wagte er es, staatliche Maßnahmen mit den Praktiken der Nazis zu vergleichen. Die Presse antwortete auf das Gedicht mit Attacken. Andersch wurde von den bürgerlichen Zeitungen boykottiert und konnte nun nur noch in linken Zeitschriften wie ,,konkret", ,,Kürbiskern" oder der ,,Deutsche Volkszeitung" veröffentlichen. In seinen politischen Gedichten und Artikeln rief er immer wieder zur Gegenwehr auf.
Zu Beginn seines siebten Lebensjahrzehnt erkrankte Andersch an Gürtelrose. Für mehr als ein Vierteljahr war er fast bewegungsunfähig. Bedingt durch diese Erkrankung verschlimmerte sich auch sein Diabetes, an der schon von Geburt an litt. Mit einer Insulinbehandlung und strengem Diätplan, stabilisierte sich sein Gesundheitszustand wieder. Der Erfolg der Behandlung hielt allerdings nur für kurze Zeit. Im Oktober 1977 wurde er nach einer anstrengenden Lesetournee in eine Klinik eingeliefert. Die Diagnose hieß chronische Niereninsuffizienz. Andersch lebte vom Frühjahr 1974an mit dem Gefühl ihm bliebe nicht mehr viel Zeit. Bereits unmittelbar nach seiner Genesung begann er eine literarische Bilanz seines Lebens zu ziehen. Er nahm den Plan, den er bis jetzt immer abgelehnt hatte in Angriff, eine Autobiografie zu schreiben. Der erste Teil davon erschien 1977 unter dem Titel Der Seesack. Dann wurde die Arbeit durch eine zweieinhalbe Jahre dauernde Erkrankung unterbrochen. Noch in der Klinik setzte er im Dezember 1978 die autobiografische Arbeit fort. Im Jahre 1977 veröffentlichte er, wie eine abschließende Erklärung zu seinem Werk, eine poetologische Überlegungen Aus der grauen Kladde, in denen er noch einmal die Maxime und Prinzipien seiner literarischen Praxis darlegte. Auch das Gedichtband empört euch der himmel ist blau mit den gesammelten Gedichten und Nachdichtungen aus 30 Jahren, der ebenfalls 1977 erschien, enthält eine abschließende Bilanz Anderschs zu seinem Schaffen. Helmut Heißenbütel bezeichnete das Werk als ,,ein quasi vorgezogenes Testament". Bilanz zieht er auch in dem 1978 zusammengestelltem Band Mein Lesebuch oder Lehrbuch der Beschreibungen. Andersch beschreibt seine Lektüreerfahrungen und vollzieht eine Sichtung der Literatur, mit der er gelebt hatte. Da seine Nieren versagten, begann er ,,an einer nicht aufhörenden Blutvergiftung zu leiden." Seit Herbst 1977 war Andersch auf eine künstliche Niere angewiesen. Am 13. August 1978 wurde die Transplantation vorgenommen. Vorerst auch mit dem gewünschten Erfolg. Andersch entwickelte sofort neue Plane. Er wollte autobiografische Werke zu Ende führen. Nichts wurde mehr in Angriff genommen. Zu seinem 65. Geburtstag wird ihm eine große öffentliche Aufmerksamkeit zu Teile. Die Stadt Zürich veranstaltete zu seinen und seiner Frau Ehren eine Feier. Es kommen mehr als hundert Gäste, Freunde, Bekannte des Ehepaars Andersch, darunter auch Elias Canetti, Max Bill, Martin Walser, Max Frisch. Zum Jubiläumsanlass veröffentlicht der Diogenes Verlag eine fünfzehnbändige Studienausgabe der Werke von Andersch mit erstmals neuen Hörspielen. In Frankfurt erscheint zur gleichen Zeit ein Reprint der Zeitschrift Texte und Zeichen. Im Sommer 1979 übergab er seinen Nachlass dem Deutschen Literatur-Archiv in Marbach. Im Mai 1979 hatte Andersch mit der Arbeit an einer neuen Kien Reihe begonnen: Die Schulgeschichte Der Vater eines Mörders. Von allen Franz-Kien-Geschichten reicht diese besonders weit in die Vergangenheit zurück. Sie spielt im Frühjahr 1928. Andersch stellt darin eine Griechisch Stunde dar. Andersch wollte die Verbindung zwischen dem Lehrer und Direktor Gerhard Himmler und dem Massenmörder Heinrich Himmler herausarbeiten, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der humanistischen Bildungsattitüde des Vaters und der entmenschten Grausamkeit des Sohnes. Während er das Nachwort für den Leser schrieb, verschlimmerte sich sein Diabetes rapide; es folgte eine fortschreitende Netzhautentzündung. Bei normalen Tageslicht war er nahezu blind. Mit letzter Anstrengung schrieb er in den ersten Festtagen das Manuskript zu Ende, welches er Arno Schmidt widmete. Am 20. Februar 1980, stirbt Alfred Andersch in seinem Haus in Berzona in Folge von Nierenversagen.

2. Der ,,Ruf"

Während der amerikanischen Kriegsgefangenschaft sah Andersch die Chance sich klar zu werden über den politischen Wandel und den radikalen Neubeginn Deutschlands. Die für die Kriegsgefangenenlager zuständigen amerikanischen Behörden wollten den Gefangenen demonstrieren, wie die Demokratie in Amerika praktiziert wird. Aus diesem Grund tolerierten sie nicht nur politische Diskussionen unter den Gefangenen, sondern auch Lagerzeitschriften. Diese Lagerzeitschriften sollten ein Forum darstellen, in dem sich die Gefangenen über ihre politischen Vorstellungen, Hoffnungen und Erwartungen äußern konnten. Insgesamt existierten mehr als hundert solcher Zeitschriften, die meist vierzehntätig erschienen, einfach aufgemacht waren und von den Gefangenen selbst hergestellt wurden. Andersch hatte schon bevor er nach Ruston gekommen war, erste journalistische und redaktionelle Erfahrungen in einer konfessionellen ausgerichteten Zeitung, namens ,,Michael", sammeln können. Andersch wollte nun zusammen mit Kolbenhoff, der vor 1933 für das KPD-Zentralorgan ,,Rote Fahne" gearbeitet hat, eine eigene Lagerzeitschrift mit einer betont sozialistischen Tendenz erscheinen lassen. Neben der Bücherreihe ,,Neue Welt", die von Ernest Hemingway, und den Kriegsgefangenen Curt Vinzund Captain Walter Schönstedt herausgegeben wurde und dazu dienen sollte, die Gefangenen zu weltoffenen Denken anzuregen, Verständnis für andere Völker zu erwecken und politisch aufzuklären, unterstützte das Kriegsministerium, die Gefangenen mit den Prinzipien einer Demokratie vertraut zu machen, mit einer Zeitung namens ,,Ruf. Zeitschrift deutscher Kriegsgefangener in den USA". Diese Zeitung sollte von deutschen Kriegsgefangen herausgegeben werden und durch amerikanische Stellen kontrolliert werden. Der ,,Ruf" sollte das Programm der Umerziehung also journalistisch fördern, die Friedensarbeit unterstützen, über die politische und militärische Lage informieren und kulturelle Aufklärung betreiben.
Das gesamte politische Spektrum von Katholizismus bis zum Kommunismus, Nazis ausgeschlossen, sollten die Zeitschrift leiten. Die erste Redaktionsmannschaft leiteten Cut Vinz, als Herausgeber und Gustav René Hocke als Chefredakteur. Am 1. März 1945 erschien das erste Heft dieser Zeitung mit einer Auflage von 11.000 Stück. Vermutlich veranlasste Curt Vinz, den Andersch in Ruston kenngelernt hatte, dass Andersch Anfang April 1945 nach Fort Kearney, wo die ,,Ruf"-Redaktion ihren Sitz hatte, gebracht wurde. Andersch übernahm daraufhin ab Mitte April 1945 den literarischen Teil dieser Zeitung. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym Thomas Gardinger und den Initialen F.A. viele Artikel, die sich mit der amerikanischen Gegenwartsliteratur auseinander setzten. Zu den wenigen eigner Veröffentlichungen zählten sein erster Beitrag Die neuen Dichter und die Kurzgeschichte Fräulein Christine. Mitte September sollten Curt Vinz und René Hocke nach Deutschland zurückkehren. Andersch schied aus diesem Grund aus der Redaktion des ,,Ruf" aus. Die Leitung der Zeitung übernahmen Walter Mannzen, der bereits vorher sehr viele Beiträge beisteuerte, und Hans Werner Richter, der durch seine Artikel in anderen Lagerzeitungen aufgefallen war.
Nach der Entlassung und Überfahrt nach Deutschland Anderschs, drängte es ihn, die journalistische und literarische Arbeit fortzusetzen. Als Teilnehmer des Verwaltungslehrgangs wird er in München in den Redaktionsstab der ,,Neuen Zeitung" aufgenommen. Jedoch diente Andersch die Arbeit bei der ,,Neuen Zeitung" nur als Vorbereitung für seine eigenen Zeitschrift. Noch während er in Erich Kästners Feuilleton arbeitete, hielt er Ausschau nach geeigneten Mitarbeitern, begann mit der Planung und Vorbereitung. Andersch wollte eine ganz andere Zeitung mit dem Titel ,,Verlorene Generation. Kritische Blätter für junge Menschen" machen. Sie sollte die geistige Nähe und Gefühlsverwandtschaft zur ,,lost generation", der amerikanischen Literatur veranschaulichen. Zuerst dachte Andersch einen Partner für dieses Projekt in Nicolaus Sombart, dem Sohn des Nationalökonomen Werner Sombart, gefunden zu haben. Dieser Plan zerschlug sich allerdings in Folge von Zufällen, die dieses Projekt in eine andere Richtung lenkten. Im Frühjahr 1946 fand ein Wiedertreffen Anderschs mit den beiden ehemaligen Mithäftlingen aus Ruston und Redaktionskollegen aus dem ,,Ruf", Curt Vinz und Walter Kolbenhoff statt. Über die Vermittlung Sombarts lernte Andersch Erich Kuby kennen, der von der Aufsichtsbehörde der US-Militärregierung beauftragt wurde, einen neuen Verlag aufzubauen, die Nymphenburger Verlagshandlung. Bei einem Treffen beschlossen Vinz, Andersch und Kuby, dass sie statt der ,,Verlorenen Generation" einen neuen Ruf herausgeben, der in der Nymphenburger Verlagshandlung erscheinen sollte. Die Redaktionsmannschaft wurde schneller, als erwartet, gefunden. Als Hans Werner Richter nach München kam, unterbreitete Curt Vinz den Vorschlag, dass Andersch und Richter als Herausgeber fungieren sollten. In Krailling bei München wurde das passende Büro gefunden und so erschien am 15. August 1946 Heft 1 des Münchener Ruf, der im Unterschied zu dem amerikanischen ,,Ruf" den Untertitel Unabhängige Blätter der jungen Generationtrug.
Anders als in der Presse der ersten Nachkriegsjahre kamen Herausgeber und Mitarbeiter des Ruf nicht aus konträren politischen Richtungen, sondern bildeten eine geschlossenen Redaktionsmannschaft mit wesentlichen gemeinsamen politisch-publizistischer Zielstellung.
Wie Andersch, Richter und Kolbenhoff, verstanden sich auch ständige Mitarbeiter wie Walter M. Guggenheimer, Friedrich Minnssen, Walter Mannzen, Carl A. Weber sowie Walter Heist als Sozialisten. Der in Partein und Institutionen organisierten Politik misstrauten sie gründlich.
In der Zeitschrift versuchte man eine Synthese von Freiheit, Demokratie und dem Sozialismus herzustellen. Mit der programmatischen Zielsetzung von den politischen, moralischen und ideologischen Bevormundungen loszulassen, wollte man für die Generation der heimkehrenden Soldaten, die betrogen, enttäuscht waren und genug hatten von Staat sowie von den Partein, ein Sprachrohr darstellen. Bereits im Leitartikel mit der zuversichtlichen Überschrift Das junge Europa formt sein Gesicht ruft Andersch die junge Generation, die seiner Meinung nach der Hoffnungsträger besserer Zeiten darstellt, auf, für ein demokratisches und vereinigtes Europa einzutreten.
Probleme entstanden bereits als deutlich wurde, dass die Vorstellungen der Herausgeber über das zukünftige Deutschland von falschen Vorraussetzungen ausgingen. Für Andersch und Richter stellte das neu zu schaffende, unabhängige Deutschland ein Mittler zwischen dem kapitalistischen System der USA und dem kommunistischen der Sowjet-Union dar. In Wirklichkeit spielte Deutschland die Rolle einer politischen und strategischen Manövriermasse im Spiel der Siegermächte. Die Wunschvorstellung des Ruf, dass Deutschland seine politische und soziale Existenz selbstbestimmend sowie in eigener Verantwortung wiederherstellen könne, entsprach in keiner Weise den tatsächlichen Realitäten. Weiterhin entwickelte sich der Ruf aus Sicht der amerikanischen Kontrollbehörden immer mehr zu einem Störfaktor, weil die Zeitschrift die, von Präsident Truman eingeleitete Wende von Antifaschismus zum Antikommunismus, nicht mitvollzog. Andersch und Richter scheuten sich auch weiterhin nicht, die Besatzungspolitik an ihren eigenen Ansprüchen zu messen und zum Teil heftige Kritik an den Maßnahmen der Besatzungsmächte, auch der Sowjet-Union, zu üben. Diese Tatsache führte zu Ermahnungen durch regierungsamtliche Stellen. Gleichzeitig trug es dazu bei, dass der Ruf eine breite öffentliche Resonanz erzielte und als eine der wichtigsten sowie wirklich ,,unabhängigen" Zeitschriften galt. In allen vier Zonen zählte der Ruf mehr als 100.000 Abonnenten, wobei die tatsächliche Leserzahl ein Vielfaches davon betragen hat. Andersch kritisierte das amerikanische Umerziehungsprogramm, da er die Meinung vertritt, dass die Demokratisierung des deutschen Volkes durch Einsicht und nicht durch verordnetes Lernen erfolgen sollte. Diese Meinung widerstrebte den amerikanischen Verantwortlichen genauso, wie der Vorwurf des Ruf, die amerikanische Demokratisierungspolitik sei von Heuchelei und Widersprüchen durchsetzt. Einschütterungsversuche der amtlichen Stellen beirrten die Herausgeber nicht. Nur wenige Tage nach der berühmten Rede des amerikanischen Präsidenten, den Kommunismus in allen Teilen der Welt einzudämmen, veröffentlichte Andersch ein Bekenntnis zum Sozialismus. Besonders störend empfanden dabei die amerikanischen Behörden, dass sich seine Thesen auf den Marxismus stützten, allen bürgerlich-reformistischen Vorstellungen eine klare Absage erteilt wurden und sogar die Reformmodelle der SPD kategorisch abgelehnt wurden. Ein solches Bekenntnis konnten die auf Antikommunismus eingeschworenen Zensur-Verantwortlichen nicht hinnehmen. Andersch und Richter waren einfach nicht zu disziplinieren. Am 2. April 1947 gelang es den amerikanischen Aufsichtsbehörden nach sechzehn Nummern des Ruf, die Herhausgeber mit Hilfe eines formalrechtlichen Tricks auszuschalten. Der offizielle Kündigungsgrund lautete, sie hätten im Rufnationalistische Tendenzen Vorschub geleistet, da sie die Politik der Alliierten kritisierten und nihilistische Parolen verbreitet. Erich Kuby führte die Zeitschrift als provisorischer Leiter weiter, bis er bald von Walter von Cube abgelöst wurde. Walter von Cube steuerte den Ruf auf Antikommunismus und unterstützte die Amerikaner propagandistisch im Kalten Krieg. Zusammen mit Andersch und Richter verließ fast die gesamte Redaktionsmannschaft den Ruf.
Mit dem Ruf hatten die intellektuellen Wortführer ihr Sprachrohr verloren, doch Andersch und Richter wollten nicht aufgeben. Schon wenige Monate später wollten sie eine neue Zeitung mit dem Namen ,,Der Skorpion" gründen. Sie glaubten durch die stärkere Zuwendung zur Literatur die ihnen, mit dem Ruf, genommene Möglichkeit politischer Stellungnahme ausgleichen zu können. ,,Der Skorpion" sollte eine Zeitung mit literarischem Schwerpunkt werden, durch die man indirekt politisch wirken wollte. Um an der ersten Probenummer zu arbeiten, lud Richter im August 1947 diejenigen Freunde und Mitarbeiter des Ruf ein, die sich mit ihm und Andersch solidarisiert hatten. Zu dieser locker verfassten Redaktionssitzung erschienen neben den wichtigsten früheren Mietarbeitern des Ruf, Kolbenhoff, Guggenheimer, Sombart,
auch Wolfgang Bächler, Wolfdietrich Schnurre, Heinz Friedrich sowie zehn weitere Redaktionskollegen. Die dreitägige Zusammenkunft im Haus der Schriftstellerin Ilse Schneider-Lengyel in Bannwaldsee bei Füssen, gilt als erste Tagung der ,,Gruppe 47". Auch als bereits feststand, das die amerikanischen Behörden die Erscheinungslizenz für ,,Der Skorpion" verweigerten, obwohl sich vier Verlage um die Lizenz beworben hatten, setzte Richter die Treffen seines ,,Freundschaftsbundes von Schriftstellern" fort.

3. Werke

Alfred Andersch trat im Jahre 1952 erstmals mit seinem ersten Roman Kirschen der Freiheit in die breite Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt dieses Werkes steht die existentielle Entscheidung zur Freiheit. Andersch beschreibt ausschnitthaft die ersten 30 Jahre seines Lebens. Dabei lässt er seine Desertion an der italienischen Front münden. Die Desertion als Modellfall der existentiellen Entscheidung resultiert dabei aus den langen Jahren des Wartens auf Freiheit und Selbstverwirklichung in einer Umwelt von Zwang und Bevormundung. Nach Andersch selbst sollte das Buch die einzige Aufgabe haben, einen ,,Augenblick der Freiheit" zu beschreiben. Mehr als dieser kurze Augenblick ist, nach dem Autor, nicht zu verwirklichen, da der Mensch in einem Spannungsfeld zwischen Mut und Angst, Vernunft und Leidenschaft lebt, von der Umwelt eingeschlossen. Im Moment der Entscheidung zwischen Mut und Angst, vor die der Autor in der Grenzsituation gestellt wird, liegt die Möglichkeit zur Freiheit. Anderschs Freiheitsbegriff meint die extrem individualistische Freiheit, die der Mensch in augenblickhaften Zuständen erfährt und die ihn für kurze Zeit aus dem Schicksal der Massen löst.
Das Aufsehen, das Die Kirschen der Freiheit in Deutschland erregten, rührte von der bis zur Selbstkritik reichende Offenheit, mit der Andersch seine Lebensgeschichte als typischer Fall einer ganzen Generation, die politisch versagt hatte. In der Aufbau-Euphorie wurde das Werk als Erinnerung an die schuldhafte Vergangenheit mehr als störend empfunden. Andersch bekannte sich zu seinem persönlichen Teil der Verantwortung, keinen Widerstand geleistet zu haben als es von Nöten gewesen war. Er bestritt die bindende Kraft des soldatischen Eides. Damit mussten sich all jene angegriffen gefühlt haben, die ihr Gewissen mit der Rechtfertigung, man habe nur nach Befehl gehandelt, beruhigt haben.
Kurt W. Marek, der Chefredakteur des Rowohlt Verlages, dem Andersch das Manuskript vorgelegt hatte, meinte in einem verlagsinternen Gutachten, dass er davon ausginge, dass dieses Buch nicht mehr als siebzig mal verkauft werden würde. Die Verhandlungen mit dem Rowohltverlag endeten erfolglos. Das Buch erschien im Eugen Kogons Frankfurter Verlagsanstalt mit einer Auflage von 4000 Exemplaren, von der die Hälfte, bis zum Konkurs des Verlag im Oktober 1954, verkauft wurden.
Ein großer Teil der literarischen Kritik war positiv bis neutral. Aber es gab auch eine Menge wütender bis aggressiver Angriffe gegen den Autor. Im ,,Mannheimer Morgen" wurde er beschuldigt, verantwortungslos gegenüber der Gesellschaft gehandelt zu haben, da weil er, wie die Fahnenflucht zeigte, sich nur um seine eigenes Wohl gekümmert habe. Der konservative Literaturkritiker Hans Eugen Holthuse unterstellte ihm mangelnde gedankliche Schärfe, im Düsseldorfer ,,Fortschritt" wurde er als ,,Deutschland-Feind" betitelt, die Stuttgarter ,,Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung" bezeichnete Andersch als ,,Abfall vom Volk" und die ,,Deutsche Soldatenzeitschrift" schmähte ihn einen Feigling, der er seine Kameraden im Stich gelassen hat. Auch das Ausland zeigte Interesse für das Buch. So wurde Die Freiheit der Kirschen in Frankreich überwiegend positiv beurteilt und seine Bedeutung ohne Zögern als Anti-Kriegsbuch anerkannt.

Das Werk Sansibar oder der letzte Grund war nicht als Fortsetzung des Romans Freiheit der Kirschen gedacht. Dieses Werk schließt an das Thema des autobiografischen Werkes an, allerdings mit dem Unterschied, dass dieser Roman an mehr sozialer Perspektive gewonnen hat. Sowohl in dem Werk Kirschen der Freiheit als auch in dem Roman Sansibar oder der letzte Grund steht die Frage des eigenverantwortlichen Handelns im Widerstand gegen Terror und Selbstentfremdung im Mittelpunkt. Im Zentrum von Sansibar oder der letzte Grund steht das Problem solidarisch, für den Mitmenschen verantwortlichen, zu handeln.
Die Handlung spielt im Oktober 1937 in einer deutschen Kleinstadt an der Osteseeküste. Wichtig ist hierbei zu nennen, dass nicht das historische Bestimmte des deutschen Faschismus, sondern das existentiell Allgemeine, den Hintergrund liefert. Die fünf Personen, die Andersch zusammentreffen lässt, werden mit einer ,,äußeren" Situation konfrontiert, in der ihr Verhalten sowohl über die physische Existenz als auch über ihr moralisches Weiterleben entscheidet. Sie stehen vor einer Grenze in mehrfachen Sinne: der Grenze zwischen Freiheit und Unfreiheit, zwischen Solidarität und Selbstschutz, zwischen Determination und Eigenverantwortung, zwischen ästhetischer und politischer Existenz.
An einem Tag im Spätherbst 1937 besucht Gregor, ein Kurier und Instrukteur des Zentralkomitees der verbotenen Kommunistischen Partei, Rerik, ein mecklenburgisches Hafenstädtchen. Er wurde beauftragt, dem Küstenfischer Knudsen, der als einziger im Ort noch der Partei angehört, die neuen Richtlinien des Zentralkomitees zu überbringen. Ihre geheime Zusammenkunft findet in einer Kirche statt. Der Pfarrer dieser Kirche, Helander, versucht Knudsen zu überreden, die Holzplastik ,,Der Klosterschüler", die die Nazis als ,,entartete" Kunst bezeichnen und beschlagnahmen wollen, mit dem Schiff nach Schweden zu überbringen. Gleichzeitig versucht ein jüdisches Mädchen, Judith, von Rerik ins Ausland zu flüchten. Als fünfte Person tritt der vaterlose Schiffsjunge Knudsen, der von Fernweh und Abenteuerlust getrieben ist, in die Handlung ein. Knudsen sucht eine Möglichkeit um aus dem bedrückenden Öde, die in Rerik herrscht, zu entkommen. Die Handlungsfäden kreuzen und verschlingen sich bis sie schließlich in eine gemeinsame Aktion münden. Gregor bringt Knudsen dazu, das Mädchen und die Holzplastik mit dem Schiff nach Schweden zu fahren. Er selbst bleibt allein zurück. Der Pfarrer opfert sich und wird von den ,,Anderen", den Nazis, erschossen.
In diesem Roman werden politische Konflikte, als individuell erlebte, ausgetragen. Die Gruppe der Fünf (die Plastik, als ,,Person" inbegriffen) hat über die unmittelbare Handlung keinen Bestand. Durch die Besinnung des Individuums auf eigne Entscheidungsfreiheit in der sich moralische Integrität bewahrt, losgelöst von Ideologien und Befehlen, folglich aus reinem humanen Denken, helfen (retten) sie einander. Andersch untermalt die Wichtigkeit des HANDELNS. Dieser Roman stellt eine Parabel zu den Verhältnissen im Adenauer-Staat dar. Diese hochpolitische Bedeutung hat Arno Schmidt in einer Rezension herausgearbeitet. ,,Er meint Deutschland!" Arno Schmidt spielt damit unter anderem auf des Verbot der KPD an und die Schändung jüdischer Friedhöfe an.
Sansibar wurde ein großer Publikumserfolg, gehörte bereits nach wenigen Jahren zur Schullektüre nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch im Ausland. Eine Verfilmung für das Fernsehen, gesendet im Dezember 1961, wurde von der Kritik gespalten aufgenommen.

Der Roman Winterspelt ist der großangelegte Versuch, die in der Geschichte angelegten, aber nicht realisierten Möglichkeiten aufzubewahren. Andersch beschäftigte sich wieder mit der Frage, wie die Geschichte hätte anders verlaufen können. Er will verdeutlichen, dass man die Geschichte nie hinnehmen darf, wie sie gekommen ist. Der Roman beansprucht die Freiheit der Literatur, das Nicht-Geschehene vorstellbar werden zu lassen, ohne dabei unrealistisch zu sein. In diesem Roman wird die verpasste Chance der Wehrmachtoffiziere in Winterspelt durchgespielt, durch planvollen Widerstand den Zweiten Weltkrieg zu verkürzen und das Hitler-Regime zu beseitigen.
Die Handlung spielt in dem Dorf Winterspelt, einem winzigen Frontabschnitt in der Eifel zwischen dem 2. und 12. Oktober 1944. Während im Hinterland die letzte großen Offensive, vorbereitet wird, stehen sich in der Eifel nahezu unbeweglich amerikanische und deutsche Verbände gegenüber. Es herrscht die Ruhe vor dem Sturm. In Winterspelt ist das Bataillon von Major Dincklage stationiert, der mit dem Gedanken spielt sein Bataillon kampflos den Amerikanern zu übergeben, da der Krieg aus seiner Sicht sowie der objektiven militärischen Lage bereits verloren ist und er weitere Tote vermeiden will. Andersch interessiert in diesen Roman das Zusammenwirken der fünf Hauptpersonen, die direkt an der Umsetzung Dincklages Plan beteiligt sind. Neben Dincklage selbst sind das: die Lehrerin Käthe Lenk, die auf der Flucht vor dem Bombenkrieg und der Zwangsverpflichtung in Winterspelt Unterschlupf gefunden hat. Bevor sie mit Dincklage eine Liebesbeziehung unterhält, war sie mit einem ehemaligen KZ-Häftling Hainstock, der sich als Kommunist versteht, zusammen. Unregelmäßiger Besucher bei Hainstock ist der Kunsthistoriker Schefold, ,,ein radikaler Stendhalien", der als harmloser Grenzgänger und Informant von den Amerikanern angesehen wird. Auf Grund dieser Tatsache steht er im direkten Kontakt mit Captain Kimbrough, der mit seiner Truppe Dincklage genau gegenüber liegt. Diese fünf Personen repräsentieren auf individueller Weise die ,,Anti-Hitler-Koalition". Andersch stützt sich bei diesem Werk auf eine historisch gesicherte und dokumentarisch belegten Begebenheit, die sich nördlich von Winerspelt, bei Aachen, zwischen dem 12. und 19. September zugetragen hat. Dabei hatte der Generalleutnant Gerhard Graf von Schwerin den gleichen Plan wie der fiktive Major Dincklage. Wie der historisch reale Plan des Schwerins scheiterte auch der fiktive Plan Dincklages. Der Roman verzichtet auf eine entgültige Antwort. Er ist mit einer Versuchsanordnung vergleichbar, in der unter festgelegten Bedingungen erprobt wird, welche Handlungsmöglichkeiten bestanden.

Andererseits

zwar schreibe ich jetzt nicht mehr
nur noch
für mich

andererseits schreibe ich nur was
mir
spaß
macht

ausgeschlossen
sagen viele moral und
vergnügen
schließen sich aus

ich aber schreib´s in
eine Zeile
empört euch der himmel ist blau



Anlagen



Zeittafel


1914



Alfred Hellmuth Andersch wird am 4. Februar in München geboren. Der Vater, Alfred Andersch senior, geb.1875, im Ersten Weltkrieg Offizier, entstammt der nach Ostpreußen ausgewanderten Hugenottenfamilie. Die Mutter, Hedwig Andersch, geb. 1884, ist österreich-tscheschischer Herkunft. Alfreds Brüder: Rudolf, geb. 1909; Otto Wolfgang Martin, geb. 1921


1920- 1928



Volkschule in München-Neuhausen, von 1924 am Wittelsbacher Gymnasium. Direktor ist Gerhard Schulmann, der Vater von Heinrich Himmler. Andersch muss wegen schlechten Noten das Gymnasium verlassen.


Etwa 1924



Erste literarische Versuche: Dramen im ,,Stil" Shakespeares, ein Stück über die hugenottische Abstammung der Familie


1928- 1931



Kaufmännische Lehre im Wega-Verlag, München. Andersch beschäftigt sich mit sozialkritischer Literatur und liest die sozialistischen Klassiker


1929



Der Vater stirbt an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen


1930-1933



Politische Aktivitäten im Kommunistischen Jugendverband (KJV). Vermutlich Anfang Juni Reportage über Augsburger Textilarbeiterstreik in der ,,Neuen Zeitung" (Organ der KPD Südbayern). Januar 1932 bis Herbst arbeitslos. Von 1932 an Organisationsleiter und Bildungsbeau



Kommentare zum Referat Alfred Andersch - 2.Version: