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Das Urteil Franz Kafka - Referat



Das Urteil
von Franz Kafka
Kurzbiographie:
 3.7.1883 in Prag geboren
 hat 3 Schwestern, seine Brüder sterben als Kleinkind
 ist die meiste Zeit seines kurzen Lebens in Prag
 führt nach Studienabschluss ein trostloses Leben bei seinen Eltern als Angestellter und Junggeselle
 arbeitet bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt
 versteht sich selbst als Schriftsteller  kann sich beim Schreiben ausleben
 3.6.1924 stirbt er und wird in Prag begraben
Zum Werk „Das Urteil“:
 ist ein besonderes Werk (nimmt eine Sonderstellung seiner Werke ein)
 entstand in einer Nacht (22./23. September 1912) ( dies hat er immer wieder versucht anzustreben  wirkliche Literatur könne nur auf diesem Wege entstehen)
 zum andern steht das Werk am Anfang einer ersten produktiven Phase, die bis 1913 andauerte (arbeitete viel intensiver)
 erster abgeschlossener Text mit Kafkas „reifem“ Stil (schlichte Sprache, Details funktional aufeinander Bezogen, die für Kafka typische Erzählstrategie: den Leser in die Selbsttäuschungen des Protagonisten hineinzuziehen)
 bei dem Werk handelt es sich um einen literarischen „Drehbruch“  erkannte Kafka selbst und sein erster Leser und Kritiker
 erst ab diesem Werk bezeichnete er sich ernsthaft als Schriftsteller
 durch dieses Werk wurde er schon zu Lebzeiten dem Expressionismus zugezählt
 Machtkampf zwischen Vätern und Söhnen (typisch Expressionistisches Thema)

Inhalt:
 Georg Bendemann schreibt einen Brief an seinen Jugendfreund in Russland
 er betreibt ein Geschäft in Petersburg, dass aber schon seit längerem nicht mehr so gut läuft
 er hat in Russland keinen Kontakt zu einheimischen und ist noch Junggeselle
 Georg denkt, dass er auch in der Heimat keinen Erfolg haben wird
 sein Freund war schon seit über drei Jahren nicht mehr zu Hause gewesen  angeblich aufgrund der politischen Verhältnisse in Russland, so dass er nicht ausreisen darf
 In den drei Jahren gab es für Georg einige Veränderungen:
 Tod seiner Mutter (vor zwei Jahren)
 lebt seit dem mit seinem Vater zusammen
 er ist sehr fleißig im Geschäft  Geschäft hat sich positiv entwickelt
 Personal verdoppelt
 Umsatz verfünffacht
 „ein weiterer Fortschritt steht zweifelslos bevor“ denkt Georg
 sein Freund wollte ihn auch überreden nach Russland zu gehen mehr Umsatz bei Geschäften
 er hat ihm nie wichtiges erzählt, nur Unwichtigkeiten
 berichtet ihm auch nichts von seiner Verlobung mit Frieda Brandenfeld
 Georg erzählt seinem Freund auf Wunsch Friedas von der Verlobung
 er erzählt dann auch seinem Vater vom Brief
 sein Vater kann sich aber nicht mehr an einen Freund aus Petersburg erinnern
 Aufgrund des Zustandes seines Vaters geht er nicht weiter darauf ein, sondern möchte, dass er sich mehr schont (er ist unentbehrlich für das Geschäft)
 sein Vater fragt ihn erneut ob er wirklich einen Freund in Petersburg habe
 er versucht seinem Vater bei der Erinnerung an den Freund zu helfen und beschreibt dessen Besuche (z.B. dass er ihn nicht leiden konnte aber sich dann doch mit ihm verstanden hat)
 Vater sagt plötzlich er kenne den Freund in Petersburg sehr wohl
 sein Vater hat ihn durchschaut, dass er nur „falsche Briefchen“ nach Russland schreibt und sich deswegen auch im Büro währenddessen einsperrt
 sein Freund weis von allem Bescheid auch von der Verlobung  weis laut Vater sogar alles besser als Georg  deshalb kommt er schon seit so langer Zeit nicht mehr zu Besuch
 er sagt zu Georg, dass er ein unschuldiges Kind gewesen sei aber noch mehr ein „teuflischer Mensch“
 der Vater verurteilt seinen Sohn zum Tode durch Ertrinken
 Er rennt aus dem Haus und springt ins Wasser hinter der Straße, dass durch einen Zaun gesichert ist, den er als guter Turner leicht überqueren konnte
 Sein Abschiedssatz vorm Springen ins Wasser lautet „Liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt“
Charakteristiken:
Georg Bendemann:
 junger Kaufmann
 wohnt mit seinem Vater zusammen und führt mit diesem ein Geschäft (Mittagessen zusammen, abends nach Belieben)
 verlobt mit Frieda Brandenfeld
/>  gewissenhaft („Beim Anblick der nicht besonders reinen Wäsche macht er sich Vorwürfe, den Vater vernachlässigt zu haben“)
 hat vor zwei Jahren seine Mutter verloren  leidet nicht offensichtlich unter ihrem Verlust
 manchmal ist er etwas zu nachdenklich
 wenn es um seinen Vater geht ist er stur
 er will sich nicht den bürgerlichen Normen und Wertevorstellungen anpassen und ein erfolgreicher Geschäftsmann wie sein Vater werden (wirtschaftlicher Aufstieg ist nicht wichtig für ihn)
 sein Vater hält ihn für dumm egal was er tut
Vater von Georg:
 wohlhabender, gutsituierter Geschäftsmann
 nur geschäftlicher Erfolg zählt für ihn  Georg Versager
 für ihn führt Georgs Lebensweise in eine falsche Richtung
 materieller Besitz an höchster Stelle in seiner Werteskala
 hoffte auf eine kleinbürgerliche Karriere seines Sohnes als Trost im Alter  muss sich aber wegen seiner Faulheit, Dummheit und Verschwendung ärgern
 zieht sich seit dem Tod seiner Frau immer mehr zurück  sie hat ihm sehr viel bedeutet
 sein Gedächtnis ist schlechter geworden  ihm entgehen manche Sachen im Geschäft
 behandelt seinen Sohn wie ein unmündiges Kind  verletzt und verurteilt ihn

Aufbau und Erzählweise:
 autokratischer Erzähler
 Ort und Zeit nicht näher bestimmt
 Zeitraum: wenige Stunden
 geprägt von einer realistisch-grotesken Erzählweise (typisch für Kafka)
Epoche:
 Expressionismus (Motiv des Vater-Sohn Konflikts)
Themen:
 gestörtes Verhältnis zwischen dem Einzelnen und dem Ganzen - äußerlich angepasst durch Verlobung, Beruf und Freundschaften, lebt Georg emotional eher autistisch
 Isolation und Deformation eines Menschen durch die ihn umgebende Umwelt - Georg beugt sich zwar den persönlichen (erfolgreich im Geschäft des Vaters) und gesellschaftlichen (Verlobung) Zwängen, seine Persönlichkeit verkümmert jedoch, weil er sich nie den eigenen Wünschen stellt (wie der Freund es getan hat)
 Vergeblichkeit jeder Sinn- und Erkenntnissuche - Georg vergisst seine eigenen Gedanken sofort, nachdem er sie gedacht hat; Kafka selbst bezeichnet die Vorgänge um Georg in Briefen als „sinnlos und unerklärbar“
 Verzweiflung am fremdbestimmten Leben, die zum Todeswunsch wird - als Georg seine Situation bewusst wird, wählt er den Freitod (die Verurteilung durch den Vater ist vermutlich nur der Anlass)
Hat das Werk einen Bezug zu Kafkas Leben?
 Ja!
 lässt Parallelen aus seinem Leben einfließen
 Georg: Wesenszüge und Selbstzweifel erinnern an Kafka selbst
 Vater: mürrisch, verbittert  erinnert an seinen Vater Hermann
 Georg und sein Vater haben sich distanziert einzige Gemeinsamkeit der Brieffreund in Petersburg (Kafka und sein Vater hatten ein schwieriges angespanntes Verhältnis)
 Widmung: (»Eine Geschichte für Felice B.«)  Verdeutlichung des persönlichen Bezugs (Georgs Verlobte hat die gleichen Initialen wie Kafkas Verlobte Felice Bauer)

Versucht durch dieses Werk eigene Erfahrungen zu verarbeiten

Was zeigt in diesem Werk seinen Stil?
 kurze, eindeutige Aussagen
 sparsamen setzen von Adjektiven und geradlinige Erzählform  Fokus wird auf die wesentlichen Fakten gelenkt
 innere Monologe und Gedanken (dienen als Rückblende)
 rhetorische Fragen
Sprache:
 sein Stil vermischt Wirklichkeit und Phantasie  führt zu einer beängstigenden Atmosphäre
 schmucklose Sprache (wenig stilistische Mittel)
 trotz der Einfachheit entsteht ein eindeutiges nicht falsch verständliches Bild vom Geschehen
 symbolhafte Sprache (Vergleich: helles Zimmer Georgs/ dunkles Zimmer seines Vaters) (Wohnsituation des Sohnes wird mit Freiheit assoziiert die des Vaters mit Tod und Gefangen sein)
 Überlegenheit des Vaters wird durch Redegewandtheit dargestellt (Georg fällt nichts ein zu erwiedern)





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