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Das Treffen in Telgte - Günther Grass - Referat



Biografie des Autors:
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 als Sohn polnisch-deutscher Eltern in Danzig geboren.
Aufgewachsen ist er als Sohn einer Kaufmannsfamilie. Im Alter von 15 Jahren meldete er sich zum Kriegsdienst des Zweiten Weltkrieges. 1944 wurde er Mitglied der Waffen-SS und in der 10. SS-Panzer-Division Frundsberg stationiert. Nach Kriegsende geriet er bis 1946 in amerikanische Gefangenschaft. Danach begann Grass eine Lehre als Steinmetz. 1948 nahm er ein Studium der Graphik und Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf auf. Nach Studienabschluss wurde er 1953 Schüler für Bildende Künste bei dem Bildhauer Karl Hartung in Berlin. Es folgten die ersten Ausstellungen seiner Plastiken und Graphiken. 1954 heiratete er Anna Schwarz.
Schriftstellerisch wurde Grass erstmals 1957 tätig. Anfangs verfasste er vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die poetischen und absurden Charakter hatten. 1958 bekam Grass für sein Manuskript "Die Blechtrommel" den Förderpreis der "Gruppe 47". Es folgten Romane wie "Katz und Maus" und "Hundejahre", in denen immer wieder seine exzessive und provokative Ausdrucksweise zu spüren ist, die ihm den Ruf eines politischen Moralisten einbrachte. Das Buch "Briefe über die Grenze" wurde 1968 veröffentlicht. Darin äußerte sich Grass zum Thema des Prager Frühlings. Weitere Werke wie "Die Plebejer proben den Aufstand", "Davor" und "örtlich betäubt" entstanden. Im Zuge der Studentenbewegung nahm seine Beteiligung an öffentlichen Protesten gegen die Notstandsgesetze zu. Im Jahr 1972 erschien die Erzählung "Aus dem Tagebuch einer Schnecke", das ist die Beschreibung des Bundestagswahlkampfes 1969. Der epische Roman "Der Butt" wurde 1977 veröffentlicht. 1978 erfolgte die Scheidung von seiner Frau Anna. 1979 heiratete er in zweiter Ehe Ute Grunert. Ebenfalls 1979 erschien die Verfilmung von "Die Blechtrommel", der sich der Regisseur Volker Schlöndorff angenommen hatte. In der Romanverfilmung spielten u.a. Mario Adorf, Katharina Thalbach, Otto Sander und Charles Aznavour. 1980 wurde "Die Blechtrommel" mit einem Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet und war somit der erste deutsche Film, dem diese Auszeichnung zuteil wurde. Von 1982 bis 1993 war Grass Mitglied der SPD. Durch seine politischen Aktivitäten fand seine literarische Arbeit immer mehr Gehör in der Öffentlichkeit. Im Jahr 1983 unterzeichnete Grass mit anderen Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern das "Heilbronner Manifest", in dem wegen der Stationierung der Pershing-2-Raketen zur Wehrdienstverweigerung aufgerufen wurde. Drei Jahre später, 1986, erschien das Buch "Die Rättin", welches einige Jahre später auch verfilmt wurde. 1987 trat Grass wieder stärker ins politische Leben ein und beteiligte sich an der SPD-Kampagne für die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein. Die Akademie der Künste verweigerte 1989 eine Solidaritätsveranstaltung für Salman Rushdie. Grass trat aus diesem Grund aus der Vereinigung aus.

Grass erhielt im April 2005 den dänischen Hans Christian Andersen Preis. Im selben Monat wurde ihm auch die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin verliehen. Im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl vom September 2005, machte Grass durch seine öffentliche Unterstützung der SPD-Regierungspartei auf sich aufmerksam, für die er auch andere Schriftstellerkollegen gewinnen konnte. Im selben Jahr, 2005, gründete er den Autorenzirkel "Lübecker Literaturtreffen". 2006 wurde Grass mit dem "Brückepreis" ausgezeichnet. Im August desselben Jahres räumte er erstmals seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS ein. In vorherigen Angaben war er in der Zeit von 1944 bis 1945 Flakhelfer der Wehrmacht. Diese Klarstellung von Günther Grass war von großem Medieninteresse begleitet.

Inhaltsangabe:
1647, in den letzten Jahren des 30jährigen Krieges, treffen sich 23 deutsche Dichter, eingeladen von Simon Dach, im Wallfahrtsort Telgte. Sie wollen eine Bitte schreiben, der alle kriegsbeteiligten Parteien zum Frieden aufruft. Sie sind im Wirtshaus der Libuschka und ihrer drei Mägde untergebracht. Man liest sich gegenseitig Werke vor, kritisiert und oft kommt es deswegen zu Streit.
Skandale wie Leichenfunde, Plünderungen Erzählungen über schlechte Vergangenheit und Prostitution geschehen.
Der Höhepunkt ist ein Festmahl: Gelnhausen taucht mit Essen und edlem Besteck auf, das aber, wie später herausgefunden wird, gestohlen ist.
Der Brief wird verfasst und von allen unterschrieben.
Beim letzten Mahl bricht ein Feuer aus, man findet den Täter der Brandstiftung jedoch nicht.


Personenbeschreibungen:
Libuschka: Sie ist die Wirtin des Gasthauses „Brückenhof“ mit drei weiteren Mägden. Die Libuschka ist eine Figur aus dem Roman Ausführliche und wundersame Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche von Grimmelshausen, die Bertolt Brecht für sein Stück Mutter Courage und ihre Kinder ebenfalls übernommen hat.

Simon Dach: Er ist der Dichter, der die übrigen 22 zu einem Treffen eingeladen hat. Das hat er auch schon im Vorjahr, zum Poetentreffen in Oesede bei Osnabrück, um über die deutsche Sprache und den Friedenshandel zu „philosophieren“. Er ist der „Tonangebende“ bei diesem Treffen, denn er leitet die Gespräche, gibt Anweisungen, schlichtet Streite und versucht, seine Gäste im Zaum zu halten, da sie sich aufgrund der Meinungsverschiedenheiten und kritisierenden Bemerkungen immer wieder „in die Haare geraten“. Er wirkt sehr beruhigend und bedacht. Er hat auch das Ziel des Treffens gesetzt: Ein bittender Brief um Frieden an alle am Krieg beteiligten Parteien.

Christoffel Gelnhausen ist der Anführer des kaiserlichen Reitertrupps aus Nürnberg und Regimentsschreiber, mit Mitte Zwanzig jung, auffällig mit seinem roten Bart, grünem Wams und Federbuschhut: Er reist mit Birken, Harsdörffer und seinem Verleger Endter an. Er ist es auch, der es trotz des großen Misstrauens vieler protestantischen Poeten schafft, das Unterkunftsproblem durch Lügen und Drohungen zu lösen. Er organisiert ein Festmahl, um es den Mitgliedern des Poetentreffens schmackhaft zu machen. Dies ist ihm aber nur aufgrund von Plünderungen und den damaligen Umständen möglich gewesen, er lügt also die Literaten an.Erst bei einer direkten Konfrontation, gesteht er die Art und Weise, wie er an die Reichtümer gekommen ist. Beim Abgang gesteht er alle Lügen, erklärt sein Verhalten und gibt eine spöttische Danksagung. Die Reaktion der Poeten ist unterdrücktes Gelächter, aber auch Verschlossenheit und Nachdenklichkeit. Er meint, das einfache Volk, das es in dieser Runde nicht gibt, würde die Wahrheit sprechen.

Historischer Hintergrund:
Die Erzählung spielt in den Endphasen des Dreißigjährigen Krieges. Dieser begann aus religiösen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Katholiken und Protestanten, wurde aber sehr schnell ein Krieg um Macht zu gewinnen. Das vorherrschende Thema des Buches ist die Verwirrung des Krieges, wer mit wem Krieg führt oder gerade einen Friedensvertrag geschlossen hat, der aber wahrscheinlich bald wieder gebrochen wird. Der Krieg war eigentlich eine Aneinanderreihung vieler, verschiedener Kriege zwischen den Ländern Deutschland, Spanien, Österreich, Frankreich, Niederlande, Dänemark und Schweden. Dieser spielte sich vor allem auch innerhalb Deutschlands zwischen den Fürstentümern und zwischen den Religionen ab.
Interessenskonflikte in religiöser und machtpolitischer Hinsicht gab es genügend. Folgende
Parteien standen sich gegenüber: die Protestantische Union, die Katholische Liga, die Dynastien,
Habsburgischer- Französischer Gegensatz.



Es sind außerdem Parallelen zwischen dem 30-jährigen Krieg und dem 2.Weltkrieg zu erkennen.

30-jähriger Krieg 2. Weltkrieg
Auslöser: Machthunger d. Großmächte Auslöser: Hitler
/> Armut, Hunger Arbeitslosigkeit
Religiöse Konflikte (Katholiken/Protestanten) Judenverfolgung
Folgen: Zerstörung Deutschlands Folgen: Zerstörung Deutschlands
Keine Liberalisierung (alles wie früher) Demokratie
3-4 Mio. Tote 10-11 Mio. Tote
Aufschwung der deutschen Literatur (Antkriegsliteratur) (z.B.: Grimmelshausen „Simplicissimus“) Nachkriegsliteratur (Gruppe 47); bedeutende Schriftsteller: Günter Grass, Max Frisch, Berthold Brecht



Wirkung auf die Zeit:
„Das Treffen in Telgte“ wurde oft diskutiert, rezensiert und es wurden viele Vermutungen zur Identifikation der Person angestellt. Simo Dach stellt höchstwahrscheinlich Hans Werner Richter da, dem das Buch auch gewidmet wurde. In August Buchner könnte Marcel Reich-Ranicki zu erkennen sein und in Andreas Gryphius spiegelt sich Heinrich Böll wider. Die Libuschka wurde mit Bertolt Brechts Mutter Courage in Verbindung gebracht.
Marcel Reich–Ranicki schrieb über das Buch:
„Grass erzählt das Märchen von den einträchtigen deutschen Dichtern stets in bester Laune,mit zarter Ironie und robustem Humor- und mit einer Kunst, die in der deutschen Literatur dieser Tage ihresgleichen nicht hat.“ Und: „Was
ist also diese Erzählung? Eine Inside-Story über die Gruppe 47? Nein, das nun wieder nicht, wohl aber ein Stück Literatur über Literatur, geschrieben von einem Literaten vor allem für Literaten.“
Allgemein kann man sagen, dass die meisten Kritiken und Rezensionen das Buch in einem positiven Licht dastehen lassen. Häufigste Kritikpunkte sind, dass das Werk als langatmig empfunden wird und sich gewollt in die Länge zieht.
Das Treffen in Telgte ist 1979 als Geschenk für Hans- Werner Richter, den spiritus rector der „Gruppe 47“, zum 70. Geburtstag entstanden. Sie richtet sich vielleicht stärker an Grass' Schriftstellerkollegen als an eine breite Öffentlichkeit.
Der Komponist Eckehard Mayer und der Librettist Wolfgang Willaschek schrieben eine Oper, die nach Vorlage des Buches entstanden ist. Ihre Uraufführung war 2005 in Dortmund.
Auch im Ausland wurde „Das Treffen in Telgte“ gelesen. Es gibt eine englische Übersetzungen, die von Ralph Manheim verfasst wurde. Kritisiert wird hierbei, dass die erste Seite des Buches geändert wurde. Die Widmung an Hans Werner Richter wird weggelassen und die Sprache wurde teilweise ungenügend übersetzt.


Interpretation:
Die Distel kommt immer wieder vor und steht für die Unzerstörbarkeit Deutschland. Als Gryphius in einem Streit eine Vase hinunterwirft, in der eine Distel ist, und diese heil bleibt, will man nochmal die Unversehrtheit deutlich machen. (S. 165 oben: „…Worauf Gryphius das distelwüchsige Deutschland fallen und zwischen uns zerscherben ließ. … Sinnfälliger war uns das Vaterland nie bewiesen worden. … Zudem war die Distel inmitten Scherben und verstreutem Erdreich heil geblieben. Man sehe, rief Zesen, wie unbeschadet das Vaterland den tiefsten Sturz überstehe!“)
Das Simon Dach genau diesen Nachnamen hat, lässt sich darauf zurückzuführen, dass er der Veranstalter dieses Treffens ist und den Eingeladenen sozusagen ein „Dach über dem Kopf“ bietet.


Man arbeitet hart an der Verfassung eines Bittbriefes, auch wenn man sich der vielleicht mangelnden Wirkung durchaus bewusst ist. (S. 162: „… Wieder einmal war den Poeten nichts gewisser als ihre Ohnmacht und ihre mangelnde Kenntnis der politischen Kräfte…“)
Auch kommen immer wieder Metaphern vor. (S. 11: „…Der Kerl spreche zwar närrisch wie ein reisender Sterndeuter daher – er hatte sich der Versammlung als Jupiters Liebling vorgestellt, dem Venus, wie man sehe, im Welschland heimgezahlt habe-…“) Er ist also der Liebling der obersten Herrscher, dem es die Liebesgöttin Venus im Welschland (so wurde früher Italien und Frankreich und romanische Völker bezeichnet) heimgezahlt hat; ein paar Zeilen darüber meint man, man hätte ihn „im Vorüberreiten gezeugt“.
Für die Dichter sind ihre Werke das Wichtigste. Auch dem Brandstifter war das bewusst, man wollte eine Veröffentlichung des Briefes und ein Friedensmanifest verhindern. (S.173: „Gegen jede Vernunft wollte Logau zurück in die Wirtsstube: Retten den Schrieb! Czepko musste ihn halten. So blieb ungesagt, was doch nicht gehört worden wäre.“)

Gattung / Aufbau:
„Das Treffen in Telgte“ ist eine Erzählung von Günter Grass, die Hans Werner Richter gewidmet ist. Das Buch ist in 23 Kapitel gegliedert und spielt sich an wenigen Tagen ab. Am Schluss sind noch „Dreiundvierzig Gedichte aus dem Barock“ angefügt.
Es gibt viele Absätze. (Auf S. 17 sind es 3: „…besonders gerne mit ihrem Fieberatem.
Als sich die Herren eine schriftliche Begründung ihrer Ausweisung erbaten … beim Mars und seinen scharfen Hunden.
Nach dieser Ansprache … suchte man die geräumten Kammern und noch warmen Betten auf.)
Außerdem werden viele Aufzählungen gemacht und sehr lange Sätze geschrieben, wie von S.20 oben bis zu S.21 Mitte: „Sein anfangs verzweifelter… -wie grob… -wie Gelnhausen… - wie man… -wie unterwegs… -wie aber… -wie die meisten… -wie man… und das Treffen nochmals gefährden können.“
Es gibt auch Metaphern, wie auf S.11 unten (bei Interpretation erläutert).

Sprache / Stil:
Teils wird in Umgangssprache und mit Schimpfwörtern geschrieben, wie auf S.8 oben „Arsch“; S.21 unten „Hurenhirt“; S.22 oben „Luder“; S.141 Mitte „Hurenkloster“.
Durchgehend kommt das Vanitas-Motiv und memento mori zum Vorschein, also die Vergänglichkeit des Lebens und die andauernde Gefahr des Todes, vor Allem in der Zeit des Krieges.
Man benutzt auch alte Rechtschreibung, also die Sprache des Barock, wie bei dem Brief auf S.25 „…Wo laß ich, Deutschland, dich? Du bist durch Beut vnd morden bald dreissig Jahr her nun dein Hencker selbst geworden…“, auch öfters wird „v“ statt „u“ verwendet. In diesem Satz wird außerdem s/ss/ß und ck/k anders als heute verwendet.





Eigene Meinung:
Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen. In meiner Freizeit lese ich sehr gerne, aber bei dem Buch war es sehr schwierig, es auszulesen. Es passiert keine spannende Handlung; der Höhepunkt, die Brandstiftung eines Unbekannten, ist das einzige Spannende, geschieht aber erst auf der letzten Seite. Ansonsten waren noch die geschichtlichen Parallelen vom 2.Weltkrieg und dem 30 jährigen Krieg interessant.
Auch Günther Grass war mir als Autor unbekannt, sein Name ist mir in letzter Zeit in den Nachrichten aufgefallen, als er sein umstrittenes Gedicht „Was gesagt werden muss“ veröffentlichte. Er äußert sich darin kritisch zur politischen Lage in Israel. Eine der auffallendsten Textzeilen ist „Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden“.





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