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Charakterisierung Cipollas (Mario und der Zauberer) - Referat



Im folgenden soll der Charakter Cipollas, eines der Hauptdarsteller in Thomas Manns Novelle „Mario und der Zauberer“ analysiert werden. Grundlage sind die Rede Cipollas (46ff) sowie die Beobachtungen und Kommentare des Erzählers in den angrenzenden Textabschnitten.

Der Erzähler leitet die Textstelle ein mit einer Beschreibung körperlicher Merkmale Cipollas, insbesondere die asthmatisch, metallende Stimme (Seite43) und die stechenden Augen (Seite 44). Schon vor der Rede wird Cipollas Charakter als unangenehm und abstoßend beschrieben.

Die Rede selbst gibt über mehrere weitere Charaktermerkmale Cipollas Auskunft:

Cipolla will den Eindruck von Selbstsicherheit und Unabhängigkeit vermitteln. Er sieht sich als dominant und ist sehr von sich überzeugt. So behauptet er, dass das Wohl des Publikums an das seinige gekoppelt ist (vgl. Z. 10-12). Außerdem verweist er wiederholt auf seine Erfolge wie zum Beispiel, dass er bisher fast immer nur gute Abende gehabt habe. Er betont, dass er trotz seiner schlechten Gesundheit, die ihn unteranderem daran hinderte, seinem Nationalstolz gerecht zu werden und für sein Land in den Krieg zu ziehen, durch seine überaus großen seelischen sowie geistigen Kräfte diesen „Leibesschaden“ (Z. 19) ausgleichen könne. Dass er sich nicht von seinem Publikum beeinflussen lässt, beweist die Ablehnung der Belehrung, die ein junger, gesunder Mann, beliebt bei den Frauen, geäußert hatte. Cipolla legt also Wert darauf, über die Gunst des Publikums zu entscheiden. Außerdem fordert er das Publikum auf, ihn so zu respektieren, wie er ist. Er erwähnt zum Beispiel, dass er viel Eigenliebe besitze, das Publikum dies aber in Kauf nehmen müsse (vgl. Z. 4-5). Diese Aussage lässt darauf schließen, dass Cipolla großen Wert darauf legt, vom Publikum geachtet und wegen seiner seelischen und geistigen Stärke bewundert zu werden.

Tatsächlich ist Cipolla jedoch keineswegs so selbstsicher und unabhängig wie er sich in seiner Rede darstellt. Dies zeigt zum einen der häufige Rückgriff auf Stärkungsmittel wie Alkohol und Tabak, die auf einem „Stärkungstischchen“ (S. 46) ständig bereit gehalten werden.
Darüber hinaus ist er abhängig von der „achtungsvolle[n] Anteilnahme der gebildeten Öffentlichkeit“(Z. 25-26). Ohne die Presse zum Beispiel, die ihn ein Phänomen nennt, und den prominenten Besuch des Bruders vom Duce in einer seiner Abendvorstellungen hätte er nicht den Rückhalt und die Bestätigung für seine Arbeit, die er selbst als schwer
bezeichnet.
Auch die ständigen Sticheleien gegen den Jungen schwächen den Eindruck des großen Selbstwertgefühls, das er dem Publikum vermitteln möchte.

Auffällige sprachliche Mittel Cipollas sind zum Beispiel die Alliteration „achtungsvolle Anteilnahme“ (Z. 25-26). Hierdurch wird seine Abhängigkeit vom Wohlwollen des Publikums deutlich. Sein eigenes als hoch eingestuftes Bildungsniveau soll durch komplizierten Satzbau „mir erteilen zu sollen glaubte“ (Z. 4), belegt werden.

Im dritten Abschnitt kommentiert der Erzähler nach der Rede das Verhalten Cipollas. Cipolla, der sich seiner Erfolge und seiner Erfahrung rühmt, sollte eigentlich, so der Erzähler auf Seite 48, gelassener mit der Situation umgehen können. Der Erzähler betont, dass Cipollas Verhalten in „auffälligem Missverhältnis“ (Seite 48) zu seinen Erfolgen und seinem Selbstgefühl steht, wie auch oben bereits erläutert. Als wichtiges Merkmal nennt der Erzähler die „Gehässigkeit“ (S. 48), die er auf einen Neid Cipollas auf die körperliche Unversehrtheit des Jungen und dessen Erfolg bei den Frauen zurückführt.

Zusammenfassend steht das Bild Cipollas, so wie es der Erzähler vermittelt, in einem auffälligen Gegensatz zu Cipollas Selbstdarstellungen. Während Cipolla auf seine positiven Charaktermerkmale verweist, betont der Erzähler eher die negativen Seiten.




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