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Anständiges Sonett - Ulla Hahn - Referat



Autoreninfo:
Ulla Hahn wurde am 30. April 1946 in Brachthausen geboren, das ist in Deutschland. Nach der Schule begann sie eine Bürolehre, holte aber später die Matura nach und studierte dann Germanistik, Soziologie und Geschichte.
Ein Grund dafür, dass sie als Lyrikerin so bekannt wurde, war, dass sie schon sehr früh von Marcel Reich-Ranicki gefördert wurde, der übrigens als der einflussreichste deutschsprachige Literaturkritiker der Gegenwart gilt. Und obwohl die Ulla Hahn noch sehr unbekannt war, veröffentlichte er viele ihrer Gedichte.
Als sie ihren ersten Gedichtband „Herz über Kopf“ herausbrachte, wurde es sogar Bestseller in Deutschland, was eigentlich ziemlich untypisch für lyrische Bücher ist, dass die wirklich ein Bestseller werden.
Sie hat natürlich nicht nur Lyrik geschrieben, sondern auch einige Romane, einer davon wurde sogar mit dem dt. Bücherpreis ausgezeichnet.
Heute lebt Ulla Hahn in Hamburg.

Erste Strophe genauer analysiert:
Hier beschreibt das lyrische Ich seinem Partner, wie es ihn küssen soll. Für uns persönlich ist das lyrische Ich das ganze Gedicht über eine Frau. Es gibt zwar nirgends ein Wort oder eine Tat, die einen explizit darauf hinweist, aber die Art, wie das lyrische Ich spricht, hat uns einfach das Gefühl gegeben, dass es eine Frau ist. Das lyrische Ich ist sehr passiv und befiehlt seinem Partner was dieser tun soll um sie zu befriedigen, ohne selbst etwas zurückzugeben oder beizutragen. Dies ist besonders gut an den unzähligen Imperativen zu erkennen. In dieser Strophe ist das lyrische Ich auch noch sehr aggressiv, es will, dass sich sein Partner festbeißt( das sieht man hier in der ersten Zeile „komm, beiß dich fest“) Es ist auch in Alltagssprache geschrieben, das sieht man an dem „wo’s“.

Dritte Strophe genauer analysiert:
Es fällt auf, dass es zuerst zwei kurze Sätze sind und dann ein langer. Das soll eigentlich diesen Wunsch symbolisieren, dass es wiederholt wird, wie ein „Kehrreim“, also wie ein Refrain eigentlich. Die Botschaft is eigentlich: es wird also nie langweilig, egal wie oft es geschieht. Dieser lange Satz ist einer der wenigen Sätze, die nicht im Imperativ sind, denn hier wird Handlung beschrieben.
Diesen Teil, der in Anführungszeichen gesetzt wurde, also „ganz wie ein Kehrreim schöner alter Lieder“ den haben wir gegoogelt und haben entdeckt, dass das eigentlich gar kein bekanntes Zitat ist. Also haben wir uns gedacht, es ist ja wie ein ganz normaler Satz, den sie oder er vielleicht mal gesagt hat, und dem die Autorin nun einen redensartlichen Gebrauch unterjubeln will, um diesem Satz eine gewisse Allgemeingültigkeit zu verleihen.
Diese Strophe beinhaltet einen Vergleich, eben „wie ein Kehrreim schöner alter Lieder“.
Hier wird der Imperativ auch schon weicher, nicht mehr so aggressiv wie in der ersten Strophe. Sie sagt „bleib bei mir“ und „warte“.

Interpretation:
Wenn man das Gedicht irgendwo lesen würde, könnte man eigentlich ohne Zusatzinformationen den Zeitraum, in dem es geschrieben wurde, ziemlich eingrenzen. Denn dieses sehr erotische Gedicht wird sicherlich nicht
aus dem Mittelalter stammen. Wenn wir dann weitergehen, erst um die Jahrhundertwende gab es die ersten „Tabubrüche“. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Distanz zur erotischen Literatur wieder größer, weil es zu der Zeit einfach wichtigeres gab. Das Augenmerk war nun auf die Traumata von Krieg und KZs gerichtet, außerdem war es die Zeit der Konkreten Poesie. Und dann kam Ulla Hahn, mit ihren hocherotischen Gedichten. Tatsächlich wurde das Gedicht 1981 verfasst, und passt somit ganz gut in diese Zeit, da seit den Studentenrevolten 1968 Sexualität viel offener in der Gesellschaft behandelt wurde.

Das Gedicht steht unter dem Motto „Schreib doch mal ein anständiges Sonett“, daher auch der Titel „anständiges Sonett“. Dieser Vorschlag geht auf Stephan Hermlin, einen bekannten Schriftsteller zurück, der ihr eben diesen Rat gegeben hat. Wir denken, dieses Gedicht war unter anderem zur Provokation gedacht.
Beim „anständigen Sonett“ spielt sie mit der Doppeldeutigkeit des Wortes „anständig“. In der ersten Bedeutung überträgt sie es auf die sprachliche Form des Gedichts. Ein anständiges, sprich „richtiges“ Sonett hat zuerst 2 Quartette und dann 2 Terzette, also oberflächlich betrachtet ist es anständig und richtig.… Aber wenn wir das Sonett näher betrachten, bemerken wir, dass es keinesfalls ein „anständiges Sonett“ ist. Sie setzt willkürlich Enjambements und auch die Hebungszahl in den Versen, wie es in Sonetten typisch ist, setzt sie beliebig. Aber diese scheinende Willkür, wo sie Enjambements setzt, ist eigentlich gar nicht so willkürlich wie man denkt, denn nur so stimmt eigentlich die Form mit dem Inhalt überein. Dichterin und lyrisches Ich gehen also Hand in Hand, bzw. lassen eigentlich den Dingen ihren Lauf.
Und auf der zweiten Ebene, betrachtet sie dieses Wort „anständig“ auf moralische Weise. Und ignoriert diese Bedeutung aber. Immerhin hat sie die Form ja schon „anständig“ gemacht, somit hat sie diese Aufforderung „schreib doch mal ein anständiges Sonett“ erfüllt.





Kommentare zum Referat Anständiges Sonett - Ulla Hahn: